Teppiche als Brautwerbung

 

Suleika

 

Omar sucht die schönsten Teppiche

 

Suleika, was für ein wunderschöner Name … Basar der fliegenden Teppiche … Tausendundeine Nacht? … Ohhh, ich liebe diese Märchen … O.K., ich fliege mit! …Nein Teppichhändler bin ich keiner … wieso fliegen hier nur Teppichhändler? Das muss ich unbedingt herausfinden, ich will doch auch fliegen! …

 

Beim Rundgang durch den Basar höre ich dann sogleich, was Sache ist: Omar, der Wesir des Sultans, ist auf der Suche nach einem Bräutigamkandidaten für seine bezaubernde Tochter Suleika. Nur wer es schafft, möglichst viele Teppiche zu bringen, wird Suleika möglicherweise zur Frau nehmen dürfen. Na ja, und außerdem tuschelt man noch, dass es gilt, Omar zu bestechen oder anders gesagt, ihn auf die eigenen Teppiche zu locken … Das wäre ja gelacht, wenn ich das nicht … Suleika, entschuldige Omar, ich, der Teppichhändler mit den schönsten und wundervollsten Teppichen dieser Erde, ich komme!

 

Omar erwartet mich und drei weitere Teppichhändler in der Mitte des 7x7 Felder großen Spielplans, der am äußeren Rand von kleinen Balkonen begrenzt ist. Schon erklärt man uns, dass diese nicht zum Verweilen gedacht sind, man würde sie nach dem Betreten unverzüglich wieder verlassen. Neugierig wie ich bin, probiere ich das natürlich gleich aus. Vorsichtig betrete ich einen Balkon vom letzten davor befindlichen Feld, und tatsächlich: Schon finde ich mich auf dem benachbarten Spielplanfeld wieder. Ich sehe schon, weder für mich noch für die 3 anderen Teppichhändler gibt es ein Entrinnen von diesem Spielplan, solange Omar sich nicht entschieden hat, wer dem Sultan als möglicher Bräutigam vorgestellt wird.

 

Omar steht noch immer wie angewurzelt in der Mitte des Spielplans. Jeder von uns Teppichhändlern hat 12 Teppiche mitgebracht. Zugegebenermaßen sind die roten, gelben und orangen Teppiche der anderen auch sehr hübsch, aber meine … diese türkisblauen … da kann doch Omar nur schwach werden! Die geforderten 30 Piaster Startkapital haben auch alle mitgebracht, noch wissen wir nicht, wofür wir sie brauchen. Aber wer fliegen und Suleika zur Frau haben will, der muss eben alle Spielchen mitmachen.

 

Da ich zuletzt am Basar war, na zum Glück, sonst hätte ich von Suleika nie erfahren, bekomme ich den Würfel und darf beginnen. Da sind ja Pantoffel drauf! Je nach Seite 1x1 Pantoffel, 2x2, 2x3 und einmal sogar vier. „Halt, halt“, brummt Omar, „zuerst musst du mir sagen, in welche Richtung ich gehen soll, geradeaus weiter oder 90 Grad nach rechts oder links, umdrehen darfst du mich aber nicht!“ Da der ganze Spielplan leer ist, spielt es eigentlich keine Rolle, also lasse ich ihn in meine Richtung kommen, wer weiß, wofür es gut ist. Jetzt wird gewürfelt. Kaum bleibt der Würfel mit 3 Pantoffeln oben liegen, rast Omar auch schon 3 Schritte in meine Richtung, nicht 1, nicht 2, sondern ganz genau 3. So weit, so gut. Im nächsten Schritt fordert Omar mich auf einen Teppich, er nennt das jetzt 2 Teppichhälften, zu seinen Füßen aufzulegen. Ja, genau so wollte ich es … Der Teppich muss so neben Omar gelegt werden, dass mindestens eine Hälfte an das Feld, auf dem er zum Stehen gekommen ist, bedeckt wird, diagonal ist nicht erlaubt. Da alle Felder frei sind, lege ich den Teppich rechts neben Omar auf 2 leere Felder. Der Teppichhändler mit den gelben Teppichen zappelt schon etwas unruhig, er möchte wissen, was wäre, wenn dort aber schon ein Teppich liegen würde? Omar erklärt, dass es dann schon auch passieren kann, dass Teppiche von anderen Teppichen überdeckt werden. Wie bitte? Völlig? Nein zum Glück nicht ganz. Einen neuen Teppich, und jeder Spieler, sprich Teppichhändler, darf am Ende des Zuges einen Teppich legen, legt man immer entweder auf 2 leere Felder oder auf ein leeres Feld und eine Teppichhälfte egal welcher Farbe oder auf 2 Teppichhälften von 2 verschiedenen Teppichen egal welcher Farbe. Einzige Bedingung: Omar muss neben einer Teppichhälfte des neuen Teppichs stehen. Na, das kann ja lustig werden! Teppich auf Teppich und oben auf wieder ein Teppich, ich lasse mir meine Nervosität nicht anmerken. Mein Zug ist ohnehin jetzt zu Ende, der Teppichhändler mit den roten Teppichen ist an der Reihe.

 

Zuerst dreht er Omar um 90 Grad, dann würfelt er 1 Pantoffel. Omar kommt auf einem leeren Feld zu stehen. Was soll das? Der rote Teppich, den er jetzt mit viel Getue und unzähligen Verbeugungen neben Omar ausbreitet, verdeckt die eine Hälfte meines blauen Teppichs! Man sieht jetzt 1 blaue und 2 rote Teppichhälften … ich verstehe, langsam wird mir klar, was und wie hier gespielt wird …

 

Der gelbe Teppichhändler ist an der Reihe. Wieder wird Omar um 90 Grad gedreht und auf Grund des Würfels 1 Feld weiter bewegt. Jetzt steht Omar auf meinem Teppich? Ich bekomme von diesem Teppichhändler 1 Piaster, weil der Teppich nur 1 Feld groß ist. Würden an das Feld meines Teppichs noch weitere Teppiche von mir grenzen (diagonal zählt nicht), so würde ich für jedes Feld 1 Piaster bekommen. Jetzt verstehe ich auch, was es heißt, man muss versuchen Omar auf die eigenen Teppiche zu locken!

 

So spielen wir Runde für Runde weiter. Omar wandert brav von Feld zu Feld, manchmal betritt er am Ende der Reihe einen Balkon, den er aber, ohne ihn als Feld mitzuzählen, auch sofort wieder verlässt. Das Spielfeld wird mit jedem Teppich, der ausgelegt wird, bunter, an manchen Stellen auch mitunter schon recht hoch, nämlich dann, wenn zum 5. Mal eine andere Teppichhälfte auf das gleiche Feld gebreitet wird. Man muss das aber auch tun, denn man kann es doch einfach nicht zulassen, dass manche Teppichhändler riesige einfärbige Teppichfelder ausbreiten. Der gelbe Teppichhändler ist schon fast pleite, weil er dem roten schon 2x 10 Piaster zahlen musste, nur weil dieser es geschafft hatte, 10 Felder angrenzend zu belegen und außerdem noch Omar anlocken konnte.

 

Jetzt wird es langsam spannend, jeder hat noch genau 1 Teppich. Die letzte Runde beginnt. Noch genau 4x wird Omar in die gewünschte Richtung gedreht, genau 4x  wird er dem Würfelwurf, sprich dem Pantoffelwurf entsprechend bewegt, dann wird 4x (oder auch weniger oft) an einen anderen Mitspieler bezahlt, und zum Schluss wird von jeder Farbe noch ein Teppich gelegt.

 

Omar beginnt zu zählen. Alle offen auf liegenden Teppichhälften eines Mitspielers und die in seinem Besitz befindlichen Piaster werden zusammengezählt. Ja hallo, was ist nun passiert? Ich habe nur die zweit meisten Punkte bekommen, der orange Teppichhändler wird von Omar zum Sultan geführt … als möglicher Kandidat für die hübsche Suleika.

 

Tja, was soll´s, aber so schnell gebe ich nicht auf! Morgen wird Omar sicher wieder nach Kandidaten suchen, und ich werde wieder mitspielen, denn im Grunde hat es ja wirklich Spaß gemacht. Das Spiel ist leicht zu verstehen, meine, aber auch die Teppiche der anderen Spieler, sind sehr schön anzusehen, sie sind sogar aus echtem Stoff! Omar hat sich ein sehr leicht zu verstehendes Spiel ausgedacht, weshalb die Regeln auch wunderbar auf nur 2 Seiten passen. Wäre ja fad, wenn man statt zu spielen stundenlang Regeln studieren müsste, das würde gar nicht zu diesem Spiel, das allen Familienmitgliedern gleichermaßen Spaß machen wird, passen.

 

Ich rufe alle Teppichhändler und potentielle Teppichhändlerwerdenwollende oder am besten gleich alle auf, dieses gut gelungene Spiel auch einmal auszuprobieren. Noch hat jeder die Chance, einmal auf dem Teppich zum Sultan geflogen zu werden, denn die Entscheidung, wer Suleika zur Frau bekommt, ist noch lange nicht gefallen. Ach ja, und das mit den Balkonen, die zwar sehr einladend wirken, auf denen man aber nicht verweilen darf, das werde ich bestimmt noch mal hinterfragen, spätestens morgen, wenn ich wieder dabei bin …

 

 

Spieler         :  2-4

Alter            :  ab 8

Dauer          :  ca. 30 Minuten

 

Autor           : Dominique Ehrhard

Grafik          : Victor Boden

Vertrieb        : Piatnik

Preis            : ca. € 30,00

Verlag          : Zoch 2008

                    www.zoch-verlag.at

 

Genre                    : Lauf- und Legespiel

Zielgruppe             : Familien

Mechanismen         : würfeln, ziehen, Teppich legen

 

Strategie                : *

Taktik                    : ***

Glück                    : ***

Interaktion             : *****

Kommunikation      : **

Atmosphäre           : *******

 

Kommentar            : 

Wunderschöne, stimmige Ausstattung

Einfache Regeln

Gelungenes Familienspiel

Hoher Wiederspielreiz

 

Martina Nowak:

Ein Spiel mit entzückende Ausstattung, einfach zu lernen, ein Märchen für die ganze Familie