Jäger gegen Schatten

 

Shadow Hunters

 

Im Pulk gegen Vampire und Werwölfe

 

Kid                       

Family                  

Friends                 

Expert                   ein    

 

Alter                    

Spezial         vi      

 

Eher zufällig stieß ich in Essen auf der Spiel 2008 am letzten Tag beim Stand von Z-Man-Games auf Shadow Hunters. Das Spiel dürfte offensichtlich bereits 2005 auf japanisch erschienen sein und wie üblich bei Z-Man-Games werden gute Spiele auf englisch ins eigene Programm aufgenommen. Es handelt sich um eine Mischung aus Inkognito, Cluedo und Die Kutschfahrt zur Teufelsburg in einer Fantasywelt mit Vampiren, Werwölfen, Vampirjägern und ein paar normalen Sterblichen. Genau das Richtige für mich. Die Guten gegen die Bösen und dazwischen ein paar unschuldige Menschlein.

 

Die 5 Seiten englischsprachige Anleitung waren Dank der professionellen Erklärung eines „Erklärbären“ auch kein Problem. Er spielte auch gleich mit, damit wir zumindest die Minimalbesetzung von 4 Spielern ereichten. Weniger Spieler geht nicht. Damit sind wir auch schon beim einzigen Problem dieses Spiels, je mehr desto besser. Ab 6 Spielern aufwärts macht es erst richtig Spaß. Maximal 8 Spieler können teilnehmen, dann dauert es aber auch entsprechend länger. Da alle Kartentexte in Englisch gehalten sind, sind gute Englischkenntnisse unumgänglich, da die sog. „Hermits (Einsiedler)-Karten“, wenn sie vom verdeckten Stapel gezogen werden immer nur von genau 2 Spielern gelesen werden dürfen. Einen Mitspieler zu fragen, was genau denn diese oder jene Karte auf deutsch bedeutet ist in diesem Spiel schlichtweg nicht möglich.

 

Nach dem Öffnen der „edlen“ in schwarz gehalten Schachtel erwartet uns ein Spielplan, ebenfalls schwarz mit Ablageflächen für die 6 Ortskarten, die in Dreiecksform, jeweils 2 Karten an einer Seite des Dreiecks zufällig gelegt werden. Auf jeder Ortskarte ist entweder ein oder zwei Zahlwert(e) im Bereich von 2 bis 10 aufgedruckt Weiters eine Zählleiste in Schneckenhausform zum Markieren der Damage-Punkte eines jeden Charakters, beginnend mit „No Damage“ hinauf bis zum 14. Feld. Vom 8. bis zum 14. Feld verteilt sind Markierungen der Anfangsbuchstaben der 10 Charaktere zu sehen. Wenn der entsprechende Charakter mit seinem Gesundheitspunktemarker seine Markierung erreicht oder überschreitet hat er sein Lebenslicht ausgehaucht, aber deswegen evtl. noch lange nicht das Spiel verloren. Dazu etwas später mehr. Außerdem sind auf dem Spielplan am Rand noch Ablageflächen für die „weißen“, die „schwarzen“ Ausrüstungs-/Waffen-Karten und die bereits erwähnten grünen Hermitkarten abgedruckt. Damit man nicht vergisst, die Hermitkarten auch wirklich verdeckt abzulegen, ist das netterweise dort auch noch vermerkt.

 

Das wichtigste sind natürlich die Charakterkarten. Drei Hunter (die Guten, Vampirjäger, ect.), drei Shadows (die Bösen, Vampir, Werwolf, Unknown) und 4 neutrale Charaktere werden je nach Spielerzahl entsprechend zusammengestellt und zufällig an alle Spieler verteilt. Die nicht benutzten Karten kommen ungesehen in die Schachtel. Die Anzahl der Hunter und Shadows ist mit jeweils 2 bzw. 3 (nur bei 8 Spielern) immer gleich. Neutrale Charaktere gibt es entweder gar keine – bei 4 Spielern – bzw. max. 3 bei 7 Spielern. Die Siegbedingungen der neutralen Charaktere sind ganz unterschiedlich. So gewinnt z.B. Allie, wenn sie noch lebt, wenn das Spiel aus welchen Gründen auch immer zu Ende ist. Sie gewinnt sozusagen mit anderen Spielern gemeinsam. Daniel hingegen gewinnt, wenn er als erster stirbt, mal was Neues als erster tot sein zu müssen. Das Ziel der Hunter ist natürlich, alle Shadows zu vernichten, genau das Gegenteil ist die Siegbedingung für die Shadows. Außerdem gewinnen die Shadows auch dann, wenn sie 3 neutrale Charaktere in Jenseits schicken; dies dürfte allerdings nur bei 7 Spielern erlaubt sein, da nur dann 3 Neutrale mitspielen. Jede Karte hat noch eine spezielle Sonderfähigkeit, die großteils dann zum Tragen kommt, wenn sich ein Spieler offenbart und seine Charakterkarte umdreht. So gibt es z.B. einmalige Angriffe mit dem 6 bzw. dem 4-seitigen Würfel oder auch volle Heilung der Lebenspunkte, aber auch sofortige Gegenangriffe bzw. besondere Bewegungsmöglichkeiten. Die interessanteste aber auch am schwersten zu spielende Sonderfähigkeit hat der Shadow „Unknown“. Der darf nämlich im Spielverlauf lügen, was zu einiger Verwirrung bei den Mitspielern führen wird, oder aber auch nicht, da ja niemand weiß ob dieser Shadow (außer bei 8 Spielern) überhaupt mitspielt. Jeder Spieler erhält noch 2 Spielsteine seiner Farbe, einen für die Ortskarten für seinen aktuellen Aufenthaltsort und einen für die Damageleiste und eine Ablagefläche in seiner Farbe, um seine Charakterkarte darauf abzulegen.

 

Und los geht’s. Ein Spielzug besteht ganz simpel aus Würfeln mit dem 6 und 4-Seiter, summieren, und anschließendem Bewegen auf die entsprechende Ortskarte entsprechend dem summierten Wert. Bei 7 kann man auf eine beliebige Ortskarte ziehen. Man muss aber immer wegziehen. Verweilen am selben Ort ist nicht erlaubt, ggf. muss so lange würfeln bis man einen Ortszahlenwert hat, auf dem man nicht selbst steht.

 

Zweiter Teil des Spielzuges ist das freiwillige Durchführen der entsprechenden Ortskartenaktion. Je nach Ortskarte sind das sind z.B. das Ziehen der bereits erwähnten weißen oder schwarzen Ausrüstungskarten, das Austeilen von 2 Schadenspunkten bzw. Heilen 1 Punktes eines beliebigen Spielers (auch sich selbst) bzw. das Stehlen einer Ausrüstungskarte eines anderen Spielers. Das Beste ist natürlich das Ziehen einer grünen Hermit-Karte, das beim Würfelsummenergebnis 2, 3, 4, 5 und 7, also recht häufig, möglich ist.

 

Das ist auch gut so, denn das ist der Motor des Spiels. Der aktive Spieler zieht eine Karte vom verdeckten Hermitkartenstapel, liest sich den Text genau durch und gibt die Karten dann an einen Mitspieler seiner Wahl weiter. Auf der Karte steht z.B. „I bet you are a Shadow. If so, you receive 2 damage!“. Die entsprechende Reaktion ist immer vom Spieler durchzuführen, an den die Karte weitergereicht wurde. Wenn ich nun das Glück habe, auch wirklich einen Shadow erwischt zu haben, entweder völlig zufällig oder weil ich schon einen Verdacht hatte, und der Spieler dann 2 Damagepunkte vorwärts zieht, ist das dann die endgültige Bestätigung; einen Shadow habe ich somit. So könnte ich z.B. meinen Partner finden, falls ich selbst ein Shadow bin. Falls ich ein Hunter bin, wäre schon mal ein Gegner lokalisiert. Wenn ich in diesem Fall aber als Antwort bekomme „Nichts passiert“ (also keine 2 Damagepunkte werden kassiert), dann weiß ich wiederum nicht, ob es sich um einen Hunter oder einen Neutralen handelt. Die Hermitkartentexte gibt es in den unterschiedlichsten Variationen. „I bet you are either a Neutral or Hunter!“ Wenn dann eine entsprechende Reaktion erfolgt, dann weiß ich allerdings jetzt auch nicht, ob es sich nun um einen Neutralen oder einen Hunter handelt. Wenn die Antwort allerdings „Nichts passiert“ ist, dann hätten wir mal wieder einen Shadow gefunden. Man sollte sich natürlich keine Notizen machen dürfen, so dass man schon mal vergisst, wen man denn schon „Was“ gefragt hat, und wie der derjenige reagiert hat. Ganz besonders fies ist, wie schon erwähnt, der Charakter „Unknown“, der als einziger auf eine ihm gezeigte Hermitkarte mit einer beliebigen Reaktion reagieren darf, also auch genau die entgegengesetzte Aktion durchführen darf als die, die er eigentlich laut Kartentext machen müsste. Alle anderen Charaktere müssen immer mit der richtigen Reaktion reagieren. Man sollte sich bemühen, hier nichts versehentlich falsch zu machen.

 

Dritte und letzte Zugmöglichkeit ist einen Mitspieler, der sich entweder auf derselben Ortskarte bzw. auf der zweiten Ortskarte auf derselben Dreiecksseite befindet, anzugreifen. Dazu würfelt man mit dem 6 und 4-Seiter und verursacht die Differenz an Damagepunkten, also zwischen 0 und 5 Punkten. Wobei man natürlich nur angreifen sollte, wenn man zumindest seinen/seine Partner kennt, sofern man ein Hunter oder Shadow ist, denn dem eigenen Partner evtl. Schaden zuzufügen ist keine gute Idee, schließlich könnte er mir, falls ich sterbe, doch noch zum Sieg verhelfen, falls die gemeinsame Siegbedingung noch von ihm erfüllt wird. Wer einen Schaden beim Gegner verursacht, darf dem betroffenen Spieler eine Ausrüstungskarte stehlen. Da auch Ausrüstungskarten sammeln eine Siegbedingung für einen Neutralen ist, werden auch gerne Spieler nur deswegen angegriffen, weil sie Ausrüstungskarten vor sich liegen haben.

 

Dann ist der nächste Spieler an der Reihe. Das geht so lange weiter bis ein neutraler Spieler oder die Jägergruppe bzw. die Huntergruppe ihr Spielziel erreicht haben.

 

Resümee: Endlich mal wieder ein Spiel, das auch mit 6 oder mehr Spielern in akzeptabler Spielzeit zu Ende zu bringen ist. Eine Partie dauert selten länger als eine Stunde, die Erklärung nicht mit eingerechnet. Ich empfehle die Ausrüstungskarte „Disenchant Mirror“ und die Hermitkarte „Hermit’s Prediction“ evtl. vorab aus dem Spiel zu nehmen, da die beide Karten unter Umständen eine Enttarnung eines Charakters gegenüber dem fragenden Spieler oder auch allen Spielern ermöglichen würden. Wenn dies zu früh im Spiel passiert, dann macht es dem betroffenen Spieler keinen richtigen Spaß mehr. Viel besser ist es doch alle im Unklaren zu lassen wer man selbst ist und selbst doch schon so einiges über die anderen zu wissen. Die schwarzen und weißen Karten, auf die ich nicht näher eingegangen bin, bringen einige Würze ins Spiel, so gibt es z.B. diverse Waffen, die den verursachten Schaden entsprechend erhöhen oder bei mehreren Charakteren auf einmal einen Schaden verursachen. Auf japanisch gibt es noch eine Erweiterung für Shadow Hunters mit 10 neuen Charakterkarten. Ob diese allerdings jemals auf englisch erscheinen wird ist fraglich. Z-Man-Games hat sich bis jetzt dazu eher negativ geäußert. Wer japanisch kann ist also klar im Vorteil. Aber was soll’s. Das Spiel macht auch ohne Erweiterung ein Menge Spaß. Und wegen der kurzen Spielzeit folgt meist sofort eine zweite Partie. Schließlich möchte man ja auch als Neutraler einmal gewinnen.

 

So, nun aber „Möge die Jagd beginnen“.

 

gert.stoeckl@spielen.at

 

Spieler         : 4-8

Alter            : ab 10 Jahren

Dauer           : ca. 60 min

 

Autor           : Yasutaka Ikeda

Grafik          : nicht genannt

Vertrieb A.   : Pegasus

Preis            : ca. 25,00 Euro

Verlag          : Z-Man Games 2008

  www.zmangames.com

 

Genre                    : Fantasy Abenteuerspiel

Zielgruppe             : Mit Freunden

Mechanismen         : Bewegen, Karten ausführen, Siegbedingung erfüllen

 

Zufall                     : 5

Wissen                  : 3

Planung                 : 2

Kreativität              :

Kommunikation      : 6

Geschicklichkeit      :

Action                   :

 

Kommentar:

Ursprünglich in Japan erschienen

Neue, sehr gelungene Details wie gewinnen, wenn man als Erster stirbt

Gut für größere Gruppen

Erfordert fehlerfreie Reaktionen der Spieler

 

Vergleichbar:

Schatten über Camelot für unbekannte Rolle, Inkognito für Partnersuche, Mastermind für korrekte Reaktionen, ansonsten andere Fantasy-Abenteuerspiele.

 

Atmosphäre           : 6

 

Kommentar des Rezensenten:

Ein überaus gelungenes Spiel für eine größere Gruppe, und noch dazu mit tollem Mechanismus und akzeptabler Spieldauer.