UNSERE REZENSION

 

Infrastruktur, Umwelt und Industrie

 

Prosperity

                           

Ein Stadtentwicklungsspiel

 

Der französische Verlag „Ystari“ hat eine Vorliebe für Spieletitel welche ein „y“ beinhalten. Seit dem Jahre 2004, der Gründung des Verlags gibt es an die 15 Spiele, die dies Markenzeichen beinhalten. Zum Beispiel Olympus, Myrmes, Spyrium und vor allem Caylus um nur einige zu nennen. Letzteres zählt noch immer zu den Top Ten meiner persönlichen Bestenliste obwohl es heuer bereits 10 jähriges Jubiläum feiert.

 

Für „Prosperity“ zeichnet ein namhaftes Autorenduo – nämlich Sebastian  Bleasdale den wir von „Keyflower“ und „Black Fleet“ kennen und „last not least“ kein Geringerer als Dr. Reiner Knizia - verantwortlich. Ich darf in Erinnerung rufen, dass er an die 600 Spiele im Wert von 10 Millionen € auf den Markt gebracht hat und allein in den Jahren1990 -2008 16 mal  in den Top Ten des Deutschen Spielepreises war, den er auch vier Mal gewonnen hat. Fünf Mal Sieger in Österreich beim Spiel der Spiele, 2008 Spiel des Jahres Preisträger war und unzählige internationale Auszeichnungen eingeheimst hat. Da kann man schon einiges erwarten und mit dieser Hoffnung bin ich auch in dieses Rezension gestartet.

 

Der Titel „prosperity“ leitet sich von „to prosper“ ab, was so viel wie wachsen, gedeihen und Erfolg haben, sowie blühen und florieren und steht als Substantiv für Erfolg und Wohlstand. Dies ist auch das Ziel der geplanten Stadtentwicklung.

In 6 Dekaden, nämlich von 1970 bis 2030 versuchen 2-4 Spieler in 36 Schritten das beste Ergebnis sprich Wohlstand zu erzielen. Und zwar unter Berücksichtigung von Energie, Ökologie, Forschung und Kapital.

 

Kommen wir zum Cover. Eine Hochbahn steuert über einer Öko-Landschaft  auf eine futuristische Stadt in der Ferne zu. Das verkörpert das Spielziel, nämlich die Balance zwischen Technik und Ökologie.

Der Inhalt besteht aus einem großen Forschungstableau, 4 individuellen zweiseitigen Spielertableaus, dazu je 5 Holzwürfel in den Spielerfarben, 35 winzige sprich unpraktische Banknoten im Format 8 mal 4,5 cm. Die Ursache liegt darin, dass man Euro als Zahlungsmittel vorgesehen hat und diese um Missbrauch zu vermeiden extrem verkleinert hat. Geld in DKT-Größe zu nehmen wäre besser gewesen.

64 schwarze Scheiben, welche die Umweltbelastung verkörpern sowie als wesentliches Element 64 Plättchen, von denen 24 in der Grundaufstellung vorgesehen sind. Die restlichen 36 werden auf die 6 Dekaden aufgeteilt – jeweils 5  bis auf die letzte die 6 beinhaltet. Die einzelnen Plättchen unterscheiden sich abgesehen von der Jahresangabe dadurch, dass sie eine verschiedene Anzahl der 7 vorgesehenen  Symbole aufweisen. Die Symbole gliedern sich in positive und negative Energie, positive und negative Ökologie, Kapitalertrag, Forschungsleistung und Wohlstandpunkte, die letztlich über den Sieg entscheiden.

Die Spielertableaus weisen eine Energie- und eine Ökologieleiste auf sowie 12 Platzierungsfelder für Plättchen wobei je nach Schwierigkeitsstufe (Vorder -oder Rückseite) bereits einige Felder mit Anlagen, Erfindungen oder Projekten vorgegeben sind. Diese bestimmen auch die Ausgangsstufe, welche eine ausgeglichene bzw. leicht positive Energiebilanz und eine leicht negative Ökosituation anzeigt. 8 Umweltverschmutzungsscheiben zeigen drastisch den momentanen Stand.

Das Haupttableau zeigt je eine Forschungsleiste für Energie und Ökologie  in 6 Abschnitten auf, die noch in verschiedene Stufen unterteilt sind. Links und rechts davon werden die Startplättchen platziert und zwar nach ihrer aufgedruckten Nummer von der ersten bis zur letzten (6ten). Diese sind im Spielverlauf käuflich zu erwerben um sie an einem seiner 12 Felder zu platzieren und um sein Ergebnis zu verbessern. Die Kosten variieren je nach Stand der Forschung. Plättchen die neben der erreichten Forschungsstufe liegen kosten 100 €, Stufen oberhalb erhöht sich der Preis pro Stufe um weitere 100 €, während unterhalb nur 50 € zu Buche schlagen. Oberhalb dieser Leisten gibt es noch eine Zählleiste pro Spielerfarbe für den Wohlstand.

 

Der Spielablauf gestaltet sich folgendermaßen. Man startet mit 100 € Startkapital. Das erste der verdeckten Plättchen der Dekade, also zu Beginn 1970, wird aufgedeckt und löst eine der 5 Wertungen jeder Dekade aus. Dies wird durch ein weiß umrandetes Symbol angezeigt. Pro Dekade kommt jedes der verschiedenen Symbole einmal zum Tragen. Das Plättchen wird entsprechend seiner aufgedruckten Nummer links oder rechts der Forschungsleisten platziert. Nun  hat der Spieler am Zug 2 von 4 Aktionsmöglichkeiten.

1. Einkommen - Aufbessern durch Entnahme von 100 € von der Bank.

2. Umweltsanierung durch Entfernen einer Verschmutzungsscheibe.

3. Forschungsinvestition durch Vorrücken auf einer der Forschungsleisten

4. Kauf eines der Plättchen um es auf dem eigenem Tableau zu platzieren. Dazu muss beachtet werden, dass die Hintergrundfarbe  mit dem Feld auf dem eigenem Tableau überein stimmen muss.

Anschließend wird sofort eine eventuelle Veränderung der eigenen Energieleisten vorgenommen und der nächste Spieler ist am Zug.

 

Sobald das letzte der 36 Plättchen abgearbeitet ist kommt es zur Schlusswertung. Hier werden Energie und Ökologie noch 2 Mal gewertet. Je 300 € ergeben einen Wohlstandspunkt. Erster und zweiter der Forschungsleiste erhalten 3 bzw. 1 Wohlstandspunkte zusätzlich. Nun sollte das Endergebnis feststehen.

 

Worauf ist zu achten? Der Energiehaushalt sollte womöglich immer positiv sein damit Geld herein kommt. Dieses benötigt man um weitere Plättchen einzukaufen bzw. um Forschung zu betreiben, damit man sowohl die Projekte billiger erwerben kann,  als auch um zumindest erster oder zweiter bei der Schlusswertung zu sein. Nur dann gibt es gewinnträchtige Wohlstandspunkte. Gleichzeitig darf man die Ausgewogenheit zwischen Energie und Ökologie nicht außeracht lassen. Fährt man die Umwelt an die Wand gibt es überhaupt keinen Wohlstand. So gesehen ist durchaus Realität und Gegenwartsbezug gegeben. Der Umweltschutzgedanke wird hier großgeschrieben. Die Planbarkeit ist allerdings gering. Die Wertungen pro Dekade sind dem Zufallsprinzip unterworfen – ich kann also erst nach 3 erledigten Wertungen sicher sein welche beiden noch ausständig sind. Pech wenn ich aber bereits am Zug war und in dieser Runde keinen Einfluss mehr nehmen kann.

Das Spiel funktioniert reibungslos, wie bei diesem Autorenduo auch nicht anders zu erwarten war. Auch die Spielanleitung ist klar aufgebaut und mit guten Beispielen ausgestattet.

 Nun komme ich leider zu den negativen Punkten. Ich finde die Altersangabe mit 13 Jahren zu hoch. Auch einem 10jähigen kann ich heute sicher vermitteln, dass rücksichtsloses Investieren ohne Rücksicht auf Umweltschutz keine Chance auf Gewinn einräumt  Über den Namen des Grafikers möchte ich den Mantel des Schweigens breiten, denn mir ist bisher kein Spiel untergekommen bei denen die Plättchen derart lieblos, ja sogar hässlich gestaltet sind. Welche Projekte sie darstellen sollen findet man leider nicht auf den Plättchen beschriftet sondern nur in der Spielregel angeführt. So orientiert man sich während des Spiels nur anhand der Symbole ohne  zu wissen womit man seine Stadt „beglückt“. Überflüssig sind auch die 4 Zählleisten für die Spieler – da hätte eine Spalte neben den Forschungsleisten durchaus genügt. Schade man hat den Eindruck, dass man in der Spielredaktion keinen Wert auf  eine überzeugende Optik gelegt hat. Für mich ist der Spruch „man isst auch mit den Augen“ durchaus auch auf die Präsentation eines Spiels anwendbar.

Um zu einem versöhnlichen Abschluss zu kommen, darf ich sagen, dass das Spiel in meiner Spielrunde trotz oben angeführter Mängel wohlwollend beurteilt wurde. Wenn man also auf das Aussehen weniger Wert legt ist es durchaus zu empfehlen.

 

Rudolf Ammer

 

Spieler: 2-4

Alter: 13+

Dauer: 60+

Autor: Reiner Knizia/Sebastian Bleasdale

Grafik: Arnaud Demaegd, Neriac

Preis: ca. 20 Euro

Verlag: Ystari 2013

Web: www.ystari.com

Genre: Stadtbau

Zielgruppe: Für Freunde

Version: multi

Regeln: de en + fr

Text im Spiel: nein

 

Kommentar:

Gute Mischung aus Technik und Ökologie

Funktioniert gut

Grafik nicht gelungen

 

Vergleichbar:

Andere Stadtbauspiele

 

Andere Ausgaben:

Französische Ausgabe, Ystari

 

Meine Einschätzung: 5

 

Rudolf Ammer:

Eine ausgewogene, gut funktionierende Stadtentwicklung mit ausgewogener Balance von Technik und Ökologie, die schlechte Grafik verhindert eine bessere Bewertung.

 

Zufall (rosa): 1

Taktik (türkis): 2

Strategie (blau): 1

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 0

Kommunikation (rot): 0

Interaktion (braun): 1

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0