Ulysses

 

 

Ulysses

Von Andrea Angiolino und Piergiorgio Paglia

Ein Spiel von Winning Moves

Ab 8 Jahren, 30-45 Minuten für 3-5 Spieler

 

WIN Wertung:  W S II D U AA o 4-5 (3-5) m

 

 

Als ich erfahren hatte, dass das neue Spiel von Winning Moves Ulysses heißt, war ich im ersten Moment schockiert. Bei Ulysses fiel mir außer der Raumsonde nur der Roman von James Joyce ein und ich versuchte mir vorzustellen wie jemand dieses Buch in ein Spiel umwandelt. Um es in den Worten eines berühmten Schauspielers zu halten, „Derjenige der es gelesen hat und behauptet er würde niemanden brauchen der es ihm erklärt, der hat es nicht gelesen.“ Beim genaueren Betrachten konnte ich mit Erleichterung feststellen, dass man das Odysseusthema herangezogen hatte, Ulysses ist die englische Übersetzung von Odysseus und Irrfahrten in einem Spiel unterzubringen sollte nicht so schwierig sein.

 

Der Spielplan zeigt uns das Mittelmeer mit den sagenumwobenen Orten, an denen sich Odysseus aufgehalten hatte oder besser gesagt die Götter ihn hingelenkt hatten. Der Ausgangspunkt ist Troja und von gehen die Schiffsrouten zuerst in die lila färbigen Orte wie Zypern, Minotauros oder Lybien. Folgt man den Linien weiter, findet man gelbe, rote und blaue Orte. Dadurch ergibt sich ein Schiffsroutennetz wo jeder Ort aus drei, vier, fünf oder sechs Richtungen zu erreichen ist. Für alle diese Orte gibt es die dazupassenden färbigen Karten, die nach Farben getrennt und gut gemischt bereitgelegt werden. Die 132 Aktionskarten bestehen aus 50 Einspruchkarten, 23 Tempelkarten, 23 Windkarten, 16 Plagekarten, 11 Zeuskarten ( das sind die Joker) und 9 Pandorakarten. Das Schiff des Odysseus, ein roter, ein schwarzer, ein blauer, sechs violette Holzchips und 23 Tempel, alle aus Holz gefertigt, runden den Schachtelinhalt ab.

 

Jeder Spieler nimmt sich je eine der färbigen Zielkarten, die er nacheinander erreichen muss, und erhält einen Tempel. Das Schiff wird in Troja platziert und die Aktionskarten verteilt. Der Startspieler erhält 5 Karten, sein linker Nachbar 6, der nächste 7 und alle anderen immer um eine mehr als der Vorgänger. Nun versuchen alle Spieler das Schiff zu steuern um ihre vier Ziele zu erreichen und das Spiel zu gewinnen.

 

Immer wenn ein Spieler an die Reihe kommt, nehmen sich alle so viele neue Aktionskarten auf die Hand wie Tempel vor dem jeweiligen Spieler stehen. Danach kann der aktive Spieler seine Position dadurch stärken dass er beliebig viele Aktionen durchführt. Durch das Ausspielen einer Pandorakarte darf man zwei weitere Karten ziehen. Dies sollte man immer tun - so man die Möglichkeit hat - da die Pandorakarte keine andere Funktion hat und es besser ist, möglichst viele Karten zu haben. Man kann auch eine oder mehrere Plagekarten ausspielen und legt dafür einen violetten Chip auf einen beliebigen Ort. Dort darf dann das Schiff nicht mehr anlegen. Sind alle 6 Chips bereits platziert, muss zuerst einer entfernt werden. Für diejenigen unter uns die Weitblick besitzen, ist es durchaus möglich frühzeitig diese Karten ins Spiel zu bringen, denn das Entfernen der Chips ist relativ teuer, denn dafür muss man so viele beliebige Karten abwerfen wie man Tempel besitzt und speziell in einem bereits fortgeschrittenen Spiel können sich dadurch Probleme für den einen oder anderen ergeben.

 

Um neue Tempel zu erwerben, legt man so viele Tempelkarten und gleich viele beliebige Karten ab wie man Tempel besitzt. Für den Kauf des dritten Tempels benötigt man 2 Tempelkarten und 2 beliebige. Natürlich hat man auch die Möglichkeit seine Zielkarten zu tauschen. Dabei ist zu beachten, dass die Farbe auf der man sich befindet nicht tauschbar ist und man so viele Karten abwirft wie man Tempel besitzt, d.h. man bezahlt zuerst den Tausch. Danach legt man die nicht gewünschte Karte ab und nimmt sich von dem gleichfarbigen Stapel eine neue Karte. Die Aktionen unterliegen keiner Reihenfolge. Wenn ein Spieler alle Aktionen ausgeführt hat legt er ein Ziel fest, das vom derzeitigen Aufenthaltsort des Schiffes mit einer Linie verbunden ist, und platziert dort den blauen Spielstein. Alle werden reihum befragt ob dieses Ziel entspricht. Sollte ein Spieler anderer Meinung sein, darf er Einspruch erheben, indem er den roten Spielstein auf einen anderen Ort legt, dieser muss natürlich eine Verbindung zum Schiff haben, und eine Einspruchkarte ausspielt. Reihum müssen sich alle entscheiden ob sie passen, damit scheiden sie für diese Runde aus, oder eines der Ziele unterstützen, in diesem Fall nennen sie das Ziel und spielen ebenfalls eine Einspruchkarte. Alle Karten der jeweiligen Parteien werden gemeinsam gewertet, wobei die verteidigende Partei immer nur gleichziehen und die angreifende um eine mehr spielen muss. Die Karten werden wieder reihum abgelegt, jeder spielt mindestens eine oder so viele Karten für seine Partei um wieder das Rennen zu machen.

 

Sollte sich an dieser Stelle das Kuriosum einstellen, dass ein Spieler mit beiden Vorschlägen nicht einverstanden ist, legt er abermals Einspruch ein und platziert den schwarzen Spielstein auf einen dritten Ort und legt natürlich eine Einspruchkarte vor sich. In diesem Falle gilt bei Gleichstand die Reihenfolge blau, rot und schwarz.

 

Wenn sich einer der Spieler durchgesetzt hat, wird das Schiff auf den neuen Ort gezogen. Sollte der aktive Spieler erfolgreich gewesen sein, darf er, so er eine Windkarte ausspielen kann, noch mal einen ganzen Zug durchspielen ohne jedoch neue Karten zu ziehen. Dies kann der Spieler beliebig oft wiederholen, so er sein Ziel durchsetzt und eine Windkarte spielen kann. Jedesmal wenn das Schiff des Odysseus einen Ort erreicht und einer der Spieler die dazupassende Karte besitzt, kann er diese umdrehen. Derjenige, dem es zuerst gelingt alle 4 Ziele zu erreichen, der hat das Spiel gewonnen.

 

Wenn man sich die Spielregel durchliest und das Spiel eingehend betrachtet, ist man der Meinung ein leicht spielbares und verständliches Spiel vor sich zu haben, zumindest hatte ich diesen Eindruck. Die Regel zeichnet sich durch ihre Kürze und Einfachheit aus, ich habe allerdings schon lange nicht mehr dermaßen viele Ungereimtheiten und Schwächen in einem Spiel gesehen. Das markanteste ist sicherlich, das der Plan unübersichtlich und schlecht vernetzt ist. Es gibt Orte die sind schwerer zu erreichen als andere und wenn es der Mehrheit an Spielern gelungen ist, die erste Farbe (violett) und damit einen Teil des Spielplans zu absolvieren, haben die anderen Mitspieler keine Chance mehr an die Ziele dieser Farbe heranzukommen. Sollte sich ein Spieler entschlossen haben in der Einspruchphase zu passen und der letzte möchte als 3. Spieler Einspruch erheben, so kann der, welcher gepasst hat, sich nicht mehr in das Spiel einschalten.

 

Des weiteren wäre es gut zu definieren ob man sich für eine Partei zu entscheiden hat oder wechseln kann. Auch Absprachen und Bündnisse sollten möglich sein. Ich bin es bei diesem Spielejahrgang schon gewohnt, dass sehr viele Spiele zu wünschen übrig lassen. Bei Ulysses ist es sicherlich gelungen, dem sinnlosen Herumziehen einen neuen Namen zu geben. Damit bin ich wieder am Anfang meiner Beschreibung und sehe jetzt die Übereinstimmung mit dem Roman von James Joyce, auch dort geht es um die wirren geistigen Irrfahrten eines Menschen.