Unsere Rezension

 

Das Ende der streitenden Reiche

 

ZhanGuo

 

Vereinigung in Schrift, Geld und Gesetz

 

ZhanGuo führt uns in die Zeit der streitenden Reiche (= Zhanguo), in die Jahre 230 bis 221 v.Chr. Ein junger Kaiser hat die streitenden Reiche erobert und will sie in einem großen Reich vereinen. Einem Zusammengehörigkeitsgefühl stehen aber die unterschiedlichen Traditionen und Gesetze der Reiche im Wege. Die Spieler unterstützen den Kaiser dabei, einheitliche Schrift, Währung und Gesetz in den Reichen zu verbreiten, um so in der Gunst des Kaisers zu steigen. Nebenbei soll noch eines der ambitioniertesten Bauprojekte der Menschheitsgeschichte verwirklicht werden, die Chinesische Mauer.

 

5 Runden werden gespielt. Die Spieler bekommen zu Beginn jeder Runde sechs Spielkarten, und zwar je zwei der „Vereinigungsaspekte“ Schrift, Währung und Gesetz.

Neben dem Vereinigungsaspekt haben die Karten noch zwei weitere Eigenschaften: die Aktivierungszahl und die Fähigkeit.

Reihum müssen die Spieler je eine Karte spielen bis alle sechs Karten gespielt sind, was das Ende einer Runde einleitet. Das Spielen einer Karte bewirkt eine von zwei Aktionen: eine Vereinigungsaktion oder eine Hofaktion.

 

Vereinigungsaktion

Jeder Spieler hat ein Tableau mit den fünf Regionen des künftigen Imperiums. Mit der Vereinigungsaktion wird eine Karte einem dieser Regionen zugeordnet. Jeder Region können maximal drei Karten zugeordnet werden. Die Bevölkerung der Region ist aber nicht glücklich darüber mit ihren Traditionen zu brechen, weshalb die Unruhe in der Region steigt. Übersteigt die Unruhe bestimmte Schwellen, können Fähigkeiten der Region nicht mehr genutzt werden und keine Paläste in der Region gebaut werden; was das bedeutet, wird später beschrieben.

Als Belohnung für das Bestreben der Vereinigung erhält der Spieler Oktagone (achteckige Holzscheiben) in der Farbe des Vereinigungsaspekts der Karte. Außerdem erhält die Region die auf der Karte abgebildete Fähigkeit. Solch eine Fähigkeit hat immer eine Bedingung und einen Effekt. Die Bedingung ist immer, dass eine bestimmte Hofaktion ausgeführt wird. Der Effekt kann sehr unterschiedlich sein, z.B. dass ein Beamter in die Region kommt, oder die Unruhe in einer beliebigen Region reduziert wird.

 

Hofaktion

Wer eine Hofaktion macht, legt eine Handkarte auf den Ablagestapel und wählt eine von sechs Aktionen aus. Außerdem wird die Aktivierungszahl der gespielten Karte mit der letzten Karte am Ablagestapel verglichen. Wird die Aktion Mauer errichten, Palast errichten, oder Arbeiter anwerben gewählt muss die gespielte Aktivierungszahl höher sein um Boni zu erhalten. Wählt man die Aktion Beamte einstellen oder Gouverneur einsetzen, muss die Aktivierungszahl niedriger sein.

Für die 6. Aktion Beamte versetzen gibt es keine Boni.

Wer Boni erhält, kann nach der gewählten Hauptaktion alle seine in Regionen ausgespielten Vereinigungskarten aktivieren, deren Bedingung der gewählten Aktion entspricht und in deren Region keine zu große Unruhe herrscht.

Die sechs wählbaren Aktionen im Detail:

Beamte in Dienst stellen:

Es gibt drei verschiedene Typen von Beamten (dargestellt durch kleine Holzwürfel in drei verschiedenen Farben). Mit der Aktion kann nun ein beliebiger Beamter in eine beliebige Region gelegt werden.

Beamte versetzen
Mit der Aktion können bis zu drei Bewegungen mit Beamten des Spielers gemacht werden, also meist in Nachbarregionen verschoben werden.

Gouverneur einsetzen
Wer in einer Region alle drei verschiedenen Beamten hat kann diese abgeben, um einen Gouverneur in dieser Region einzusetzen. Die Gouverneure werden im zentralen Spielplan eingesetzt. Jede Region hat eine Leiste mit drei verschiedenen Bonusfeldern. Die ersten drei in der Region eingesetzten Gouverneure können auf eines der Bonusfelder gesetzt werden um den Bonus zu erhalten (neuer Beamter, bis zu vier Beamte versetzten oder vier Gunstpunkte). Ist die Leiste voll, können trotzdem Gouverneure eingesetzt werden. Das Einsetzen eines Gouverneurs bewirkt dass die Unruhe in der Region auf 0 reduziert wird. Außerdem gibt es am Ende des Spiels in jeder Region eine Mehrheitswertung. Der Spieler mit den meisten Gouverneuren bekommt Gunstpunkte.

Arbeiter einstellen
Mit dieser Aktion wählt man eine Region aus um dort einen oder zwei Beamte abzustellen um Arbeiter anzuwerben. Für jeden abgestellten Beamten legt man ein Arbeiterplättchen in die Provinz. Leider steigt dadurch auch die Unruhe in der entsprechenden Region.

Palast erreichten
Mit dieser Aktion wird in einer Region ein neuer Palast errichtet, was Gunstpunkte bringt. Dazu müssen zwei Arbeiterplättchen aus dieser Region und ein Arbeiterplättchen aus einer beliebigen anderen Region abgegeben werden. Allerdings darf die Unruhe in der gewählten Region nicht zu hoch sein und in der Region noch nicht mehr Paläste stehen als Spieler mitspielen.

Mauer errichten
Die Chinesische Mauer hat 18 Bauabschnitte. Mit dieser Aktion können ein bis drei Arbeiterplättchen aus verschiedenen aber sonst beliebigen Regionen abgegeben werden um einen Abschnitt zu bauen. Dafür bekommt man Gunstpunkte, die aber je nach Bauabschnitt und Anzahl der eingesetzten Arbeiter unterschiedlich und einzigartig sind. Ist ein Abschnitt gebaut wird die Auswahl entsprechend kleiner.

 

Rundenende

Sind die sechs Handkarten aller Spieler gespielt, wird für jeden Vereinigungsaspekt geprüft, wer am die meisten Oktagone in der entsprechenden Farbe gesammelt hat. Dieser Spieler erhält dann einen kleinen Bonus, muss dafür aber alle Oktagone der Farbe abgeben. Man kann darauf auch verzichten um nicht abzugeben, dann wird der Spieler mit den zweitmeisten Oktagonen gefragt. Außerdem wird die Spielreihenfolge für die nächste Runde festgelegt.

 

Spielende

Nach fünf Runden endet das Spiel mit einer großen Schlusswertung, deren Details den Umfang dieser Rezension sprengen würden. Gewonnen hat, wer die meisten Gunstpunkte gesammelt hat.

 

Fazit

ZhanGuo wird von What’s Your Game? verlegt, einem Verlag, der sich in den letzten Jahren einen Ruf für sehr gute, aber sehr komplexe Spiele erarbeitet hat. ZhanGuo passt da hervorragend in dieses Portfolio. Ich halte ZhanGuo zwar für etwas zugänglicher als beispielsweise Vinhos oder Madeira, es ist aber definitiv auch am oberen Ende der Komplexitätsskala einzuordnen. Die zahlreichen verschiedenen Aktionen und Fähigkeiten und vor allem deren Interaktion müssen erst mal verarbeitet und verstanden werden. Ich rate Erstspielern, also eine Kennenlernpartie einzuplanen.

Das italienische Autorenduo Marco Canetta und Stefania Niccolini war mir bisher unbekannt, in Spieledatenbanken findet man aber mit The Doge Ship und African Park, beide bei giochix.it verlegt, schon zwei veröffentlichte Werke des Duos. Mit ZhanGuo haben sie die Welt nicht neu erfunden. Das Spiel wartet nicht mit großen neuen Mechanismen auf, es ist aber eine hervorragend gelungene Komposition von bekannten Mechanismen.

Spielmaterialen und Grafiken von Mariano Iannelli sind von sehr guter Qualität, funktional, übersichtlich und nett anzusehen. Auch die Spielanleitung, die genreüblich etwas länglich ist, ist sehr gut gestaltet und lässt keine Fragen offen.

 

Ich mag komplexe Spiele! Für mich kann es kaum zu komplex sein, jedenfalls im Rahmen, in dem sich aktuelle Brettspiele bewegen. Somit ist auch ZhanGuo wie für mich gemacht. Ich liebe es wie die verschiedenen Mechanismen, Aktionen und Fähigkeiten ineinandergreifen. Mir gefällt dass man beim Auslegen der Vereinigungskarten schon überlegen kann, wie die Fähigkeiten zusammenspielen, wenngleich man auf das Ziehen passender Karten angewiesen ist. Ich mag den kleinen Aspekt des Handkartenmanagements, denn man will zur richtigen Zeit die richtige Karte ausspielen können um die wichtige Aktion machen zu können ohne auf den Bonus verzichten zu müssen. Und stets muss ein Auge aufpassen dass die angestrebten Bauvorhaben nicht von den Mitspielern weggeschnappt werden.

 

Kleine Abzüge bei der Gesamtwertung gibt es, und daher auch nicht die volle Punktzahl, weil ZhanGuo nicht mit einem weltverändernden neuen Mechanismus aufwarten kann (und nicht viel weniger erwarte ich von einem Spiel, das von mir die Höchstpunktezahl bekommt) und weil es schwierig ist mitzuverfolgen welche Kombinationen die Mitspieler auslegen und so eine leichtes Gefühl von Multi-Solospiel aufkommt. Wohlgemerkt, nur ein leichter Ansatz vom bösen Wort Multi-Solospiel, denn dafür bietet ZhanGuo zu viel Interaktion beim Rennen um die Gunstpunkte, etwa beim Mauerbauen, oder beim Gouverneursbonus abgreifen.

 

Markus Wawra

 

Spieler: 2-4

Alter: 12+

Dauer: 90+

Autor: Marco Canetta, Stefania Niccolini

Grafiker: Mariano Iannelli

Preis: ca. 47 Euro

Verlag: What’s Your Game? 2014

Web: www.whatsyourgame.eu

Genre: Aufbauspiel

Zielgruppe: Für Experten

Version: de

Regeln: de en it pl

Text im Spiel: nein

 

Kommentar:

Komplexe Komposition bekannter Mechanismen

Sehr gute Gestaltung und Ausstattung

Gut strukturierte, lange Spielanleitung

 

Vergleichbar:

Race for the Galaxy, Vinhos, Madeira

 

Andere Ausgaben:

Ghenos Games, Hobbity.eu

 

Meine Einschätzung: 6

 

Markus Wawra:

Das Spiel wartet nicht mit großen neuen Mechanismen auf, es ist aber eine hervorragend gelungene Komposition von bekannten Mechanismen.

 

Zufall (rosa): 1

Taktik (türkis): 2

Strategie (blau): 3

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 1

Kommunikation (rot): 0

Interaktion (braun): 1

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0