Im Reich des weißen Bären

 

Im Reich des weißen Bären

Charles Lerue

Schmidt-Spiele

2-4 Spieler

 

"Das Reich des weißen Bären, das ist das weite Gebiet rund um den Nordpol, die Arktis. Dort lebt der Eisbär oder "Nanuk", wie ihn die Eskimos nennen. Er ist das stärkste und gefährlichste Lebewesen weit und breit, gleichermaßen gefürchtet von Mensch und Tier.

Nur vorsichtig wagen sich daher die Eskimos aufs Eis, springen von Scholle zu Scholle, um ihr Hauptnahrungsmittel den Fisch zu fangen. Doch immer wieder taucht der gefährliche "Nanuk" aus dem weißen Nichts auf und greift sie an. Dann bleibt nur mehr die Flucht!"

 

Auf diese Weise beginnt also die Spielbeschreibung und versucht auf durchaus gelungene Art die richtige Stimmung für das Spiel zu erreichen. Die Fortsetzung findet dann sofort beim Auspacken des Spielmaterials statt. Zwar ist es ein wahres Plastik-Festival, das einem da entgegen kommt, (mit Ausnahme einer starken Kartonplatte, welche die raue See darstellt, ist doch tatsächlich alles aus dem in letzter Zeit so angefeindeten Material) aber schließlich müssen wir ja auch irgendetwas aus dem Recyclingmaterial machen und so wollen wir doch gnädig darüber hinwegsehen und uns an den massiven, unregelmäßigen, naturechten Eisschollen, den Eskimos mit ihren Parkas und einem Eisbär erfreuen, der allerdings in mancher Hinsicht eher an ein ausgefressenes Schaf oder eine weiße Bulldogge erinnert. Bei der Gelegenheit kann ich es mir auch nicht verkneifen zu fragen wo der Gestalter des eindruckvollen Covers der Schachtel seine Naturgeschichtsstunden verbracht hat? Hat er doch glatt dem "Nanuk" gleich 6 Krallen an einer Pfote verpasst. Ein Mutant vielleicht? Aber genug von dieser zoologischen Missgeburt. Versöhnt haben mich die besonders lebendig gestalteten Fische, die auf Grund ihrer Formgebung auf den Spießen der Eskimos förmlich noch zu zappeln scheinen; Außerdem gibt es noch kleine Iglus, die zwar für das Spiel total unwesentlich sind aber die gesamte Ausstattung einfach abrunden. Viel besser hatte man es wirklich kaum machen können und ich möchte da wirklich ein großes Lob aussprechen.

 

Aber jetzt zum Spielverlauf: Jeder der bis zu 4 Teilnehmer hat 4 Eskimos zur Verfügung, die von der den Iglus gegenüberliegenden Seite Fische aus einem Eisloch holen sollen. Wer zuerst 4 Stück dieser eiweißreichen Nahrung bei seinem Wigwam - Pardon - Iglu hat ist Sieger. Das Problem stellen die Eisschollen dar, die bei Spielbeginn mehr oder weniger symmetrisch angeordnet aber im Spielverlauf durchaus chaotisch herumtreiben. Die Zugbewegung der Spieler wird durch einen Würfel gesteuert, der je zwei Mal 4, 3 und 2 Augen aufweist, wobei die 2 Augen als Alternative auch eine Eisbärbewegung gestatten. Mit einem Zugpunkt kann ich entweder mit einer leeren Eisscholle oder einer Scholle auf der sich wenigstens ein Eskimo meiner Farbe befindet solange fahren bis diese an eine andere Scholle oder an die Spielbegrenzung anstößt. Ein Wechsel des Eskimos auf eine angrenzende Scholle (beide Schollen müssen sich zumindest an einem Punkt berühren!) kostet ebenfalls einen Punkt. Es können auch mehrere Schollen gleichzeitig bewegt werden wenn sie sich vor Zugbeginn bereits berührt haben. Der Punkt ist auf jeden Fall bei einem neuem "Kontakt" abgeschlossen. Und hier kommt Bewegung ins Spiel. Da gibt es doch tatsächlich Leute die mit einer derartigen Feinmotorik ausgestattet sind, daaa sie so herumrumpeln, dass es die Eskimos auf den Schollen förmlich ins Wasser schmeißt und dennoch unverfroren behaupten sie hatten überhaupt nicht berührt und ein etwaiges Zittern käme sicherlich nur von einem im Raum Wien gerade stattfindenden Erdbeben. Die Hohe Warte. würde sicherlich die Aussage durch ihre Seismographen bestätigen. Aber das sind doch die gleichen Typen mit denen man seinerzeit schon MIKADO nicht spielen konnte.

 

Nun hopst man also von Scholle zu Scholle mit seinen Eskimos und holt sich pro Figur einen Fisch auf seinen Spieß, um dann den Rückweg anzutreten. Jede Scholle hat übrigens eine begrenzte Tragfähigkeit, die maximal 3 Eskimos auf einmal zulässt. Betritt allerdings der Eisbär eine von Eskimos besetzte Scholle - Man erinnere sich, bei zwei Augen hat man die Alternative das liebe Tierchen zu ziehen - und glaubt mir, es gibt immer einen, dem die Tierliebe einschießt, wenn man gerade vom Fischfang nach Hause kommt- dann springen alle Eskimos in voller Panik ins Wasser und finden sich beim Startiglu wieder. Allerdings ohne etwaigen Fische - die haben sie natürlich in ihrer Lebensgefahr, wer möchte es ihnen verdenken, verloren.

 

Das wäre auch schon. Hinzu kommt noch dass die Regel keine Fragen offen lässt, sogar Beispiele mit Bildern zeigt und auch eine Kurzfassung beinhaltet. Herz was willst du mehr. Es ist immer etwas Besonderes ein Spiel zu beurteilen, das Eingang auf die Auswahlliste gefunden hat. Es macht es auch nicht leicht für mich, weil ich allzuoft mit den Entscheidungen der Jury nicht einverstanden war und bin. Bei dieser bin ich allerdings voll einverstanden.

 

Hier wurde ein Spiel gewählt mit einem neuen Spielmechanismus, der ein wenig Geschicklichkeit mit Würfelglück und etwas Taktik verbindet. Ein richtiges Familienspiel, das sicherlich bei der breiten Masse gut ankommt, und um diesen zu guten Spielen zu verhelfen wurde doch glaube ich diese Auszeichnung geschaffen. Spielefreaks brauchen sie ohnehin nicht.

 

WIN-Wertung:

* Im Reich des weißen Baren WW GG S I U AA