Aquädukt

 

aquae ductus“ – „Die Führung des Wassers“ davon abgeleitet Aquädukte, das waren die ausgeklügelten Wassertransportwege der Römer, die damit über mehrere Kilometer Wasser zu den verschiedenen Siedlungen und Niederlassungen brachten. Die Entfernungen dieser Wasserleitungen waren im Schnitt 15 km lang, einer der längsten, der Pont du Gard hatte sogar 50 km Länge.

 

Man stelle sich bloß vor mit welcher Präzision diese Bauwerke errichtet wurden. Im Normalfall hat ein Aquädukt auf einem Kilometer ein Gefälle von 25 cm, der Pont du Gard in Frankreich hatte überhaupt nur 7 cm Gefälle. Nicht nur eine architektonische Meisterleistung, hatten doch die Römer auch schon einen Art Beton in Verwendung. Dieses Wissen ging leider lange Zeit verloren. Die Meisterwerke der antiken Baukunst kann man mancherorts noch bewundern und auch die 1. Wiener Hochquellenwasserleitung war auf Aquädukten errichtet.

 

Die Schachtel hat das Format von Carcassonne und Diamant. in weinrot gehalten mit einem Bild über den Bau eines Aquäduktes. In der Schachtel finden wir 112 Häuserplättchen in vier Farben. wobei jede Farbe 8 x 1er, 8x 2er, 8x 3er und 4 x 4er Häuser hat. 5 Quellen (durchsichtige blaue Steine), 36 Kanäle (blaue Holzstäbchen), 8 Berge (Plättchen in der Größe der Häuserplättchen) und ein Spielplan, damit ist das Spielmaterial schon aufgezählt.

 

Bei den Vorbereitungen wird je nach Spieleranzahl eine verschiedene Anzahl an Häusern genommen. Wie viele der 8 Bergeplättchen man auf dem Spielplan beliebig verteilt. hängt ebenfalls von der Spieleranzahl ab. Das Spielziel ist es. seine Häuserplättchen zu bauen und mit Wasser zu versorgen. Die versorgten Häuserplättchen bringen dann Punkte je nach dem wie viele Häuser darauf abgebildet sind.

 

Zuerst sei aber noch der Spielplan erklärt. Die 92 Felder. auf denen man die Häuserplättchen aber auch die Bergplättchen platziert. sind in einem Rechteck angeordnet, wobei die 4 Eckfelder fehlen. Das entspricht einem Raster 8x12. Eine weitere Unterteilung gruppiert diese Felder in 2x2 oder 3x2 oder in den Ecken in Flächen mit 5 Feldern. Diese sind mit Linien umrandet und in ihrer Mitte steht eine Zahl von 1 bis 20.

 

Der Spieler, der am Zug ist, hat 3 Möglichkeiten:

1. Er würfelt und stellt ein Häuserplättchen mit beliebigem Wert in die Fläche wo die Zahl des Wurfes steht. Hat er ein Plättchen gesetzt, kann er ein zweites Mal würfeln und - so er wieder ein Plättchen setzt - auch ein drittes Mal. Er hat aber auch die Möglichkeit, schon nach dem ersten oder zweiten Wurf das Setzen zu verweigern, dann ist allerdings sein Zug sofort beendet. Es sei hier eine Regel erwähnt die zu diesem Zeitpunkt noch ein wenig verwirrt, da sie erst mit der Erklärung der Kanäle Sinn macht, aber sie ist sehr wichtig. Möchte man ein Haus auf ein Feld platzieren, das bereits mit Wasser versorgt ist, dann darf man nur das Plättchen nehmen das die wenigsten Häuser zeigt.

 

 

Die 2. Möglichkeit die der Spieler besitzt, ist es eine Quelle freizulegen. Dazu nimmt er einen der 5 Steine und legt ihn auf einen beliebigen Kreuzungspunkt. Dabei sind 5 Kreuzungen Abstand zu anderen Quellen zu halten.

 

Die 3. Möglichkeit ist es, bis zu 2 Kanäle zu bauen, aber erst wenn mindestens eine Quelle gebaut wurde. Die Kanäle werden zwischen die Felder und damit auch zwischen die Häuser gebaut. Somit ist jedes Plättchen links und rechts des Kanals mit Wasser versorgt und der Spieler, dem es gehört, bekommt dafür Punkte am Ende des Spiels. Beim Bauen gibt es folgende Regeln: Von jeder Quelle können nur 2 Kanäle abgehen. Ein Kanal kann nicht in die Landschaft gebaut werden, sondern muss immer Verbindung zu einer Quelle haben. Zwei Quellen dürfen nicht zusammenwachsen und man darf die Quelle nicht im Kreis laufen lassen, es muss somit immer 2 Enden geben.

 

Man kann seine beiden Kanäle auch an 2 verschiedenen Quellen anbauen. Von der Quelle abgehend kann man einen Kanal doppelt legen, damit versorgt man auch noch ein Feld in der Tiefe, somit zwei Felder auf jeder Seite des Kanals. Aber auch hier sei nochmals darauf hingewiesen, dass der doppelte Kanal bei der Quelle beginnen muss und auch von dort fortgeführt werden muss. Es kann nicht sein dass ein doppelter Kanal inmitten des Aquäduktes beginnt.

 

Eine sehr wichtige und immer wieder unterschätzte Regel ist folgende: Wird ein Gebiet einer Zahl mit dem letzten Hausplättchen verbaut, werden alle Häuserplättchen, die nicht mit Wasser versorgt sind aus dem Spiel genommen, und die frei gewordenen Felder können wieder bebaut werden.

 

Sobald alle Kanäle gelegt sind wird die aktuelle Runde bis zum Spieler rechts vom Startspieler zu Ende gespielt. Alle nicht versorgten Häuserplättchen werden vom Spielplan genommen und die Spieler zählen ihre versorgten Häuser. Derjenige mit den meisten Häusern (nicht Plättchen) gewinnt. Bei Gleichstand werden die gelegten Plättchen herangezogen. Es gibt auch noch eine Variante, die sich auf Abzüge und Boni bei der Berechnung der Punkte bezieht. Diese bringt allerdings noch mehr Ungewissheit in dieses sowieso schon kaum berechenbare Spiel.

 

Über die Regel kann man nur Gutes berichten, aber das sind wir mittlerweile von Schmidt gewohnt. Klar strukturiert, mit Beispielen versehen und leicht leserlich, die wichtigsten Worte fett hervorgehoben. Was ich dabei interessant fand ist der Umstand, dass die Regel in Deutsch, Italienisch und Französisch geschrieben steht aber nicht in Englisch.

 

Das Preis/Leistungsverhältnis stimmt allemal. Die Grafik ist Spiel unterstützend und die Häuserplättchen sind zwar auf einer Seite grau aber auf Grund der Skizzierungen der Häuser auch so erkennbar welchem Spieler sie gehören. Warum allerdings nicht beide Seiten bunt sind ist mir unklar, handelt sich offensichtlich um eine Sparmaßnahme.

Der Spielablauf ist reibungslos, auch Dank der einfachen Regeln. Die Geschichte passt sehr schön zum Spiel, wenn es das wäre, was auf der Schachtel steht, ein taktische Würfel- und Legespiel aber das ist es definitiv nicht. Bei Aquädukt handelt es sich vielmehr um ein Glückspiel mit Zockerelementen und das mag zu den Soldaten der römischen Legionen passen aber absolut nicht zum Bau eines Aquäduktes.

 

Um seine Häuser zu platzieren ist man auf Gedeih und Verderb dem Würfel ausgeliefert. Das mag zu Beginn nicht sonderlich stören, aber wenn sich der Plan füllt und die Felder weniger werden, dann kann es schon passieren, dass man mit dem ersten Wurf ein Gebiet erwürfelt wo man das letzte Hausplättchen legen muss und dieses sofort wieder abgerissen wird weil es nicht mit Wasser versorgt ist.

Damit kommen wir zu den 2 Strategien die dieses Spiel bietet. Sei vorsichtig und baue zuerst alle niedrigen Häuser, um dann mit etwas Glück deine 3er und 4er Häuser auf Felder legen zu können die mit Wasser bereits versorgt sind, oder riskiere etwas und baue schon zu Beginn deine hohen Gebäude wenn du Gebiete erwürfelst die zentral liegen.

 

Bei der ersten Variante musst du im Prinzip keine Quellen bauen, nur ab und zu ein paar Kanäle legen damit das Spiel nicht zur Gänze an dir vorbei geht und natürlich hoffen, dass du im richtigen Moment die richtigen Zahlen würfelst. Man läuft dabei aber Gefahr, dass man das letzte Plättchen in einem Gebiet legt und dann kein 1er Haus sondern nur noch 3er oder 4er Häuser zur Verfügung und diese dann zu vernichten, das tut weh. Bei der zweiten Variante solltest du Quellen bauen und da ist natürlich auch der richtige Zeitpunkt gefragt. Denn jeder Quellenbau oder Kanalbau kostet einen Zug und da können die anderen wiederum bis zu 3 Häuserplättchen bauen.

 

Zu diesem Dilemma kommt auch noch, dass - sollte einer destruktiv spielen - er jedes Mal wenn eine Quelle gebaut wurde er derjenige ist der die beiden Kanäle in die falschen Richtungen lenkt. Da krankt das Spiel ein wenig, denn dagegen kann man sich nicht schützen. Man muss dann mehrere Züge aufwenden um das Aquädukt mühevoll um mehrere Felder herumzuführen oder aber den Kanal doppelt bauen um auch Wasser in der Tiefe zu besitzen. Diese Störmanöver werden natürlich immer schlimmer je mehr Häuser auf dem Plan sind und die Mitspieler sich nicht mehr getrauen zu würfeln. Da kann das Spiel schon kippen und man ärgert sich zusehend mehr.

 

Wenn also jemand zuerst hohe Gebäude baut dann sollte er raschest danach trachten die Quellen und die Kanäle für diese Gebäude auf den Plan zu bringen, zumindest  noch bevor die Mitspieler auf dumme Gedanken kommen. Ein wichtiger Punkt ist aber auch das miteinander. Da sollten sich die Spieler auf die Richtung eines Kanals einigen und vielleicht die eine oder andere Absprache treffen.

Zu zweit spielt es sich, na ja es funktioniert aber Spielspaß ist nicht wirklich gegeben. Zu dritt hat es mir am besten gefallen, denn da kann man noch ein wenig sein Spiel steuern. Zu viert hat man phasenweise das Gefühl gespielt zu werden. Aber wie ich schon sagte, schmeiß deine Strategie über Bord, wirf deine Taktik in den Mülleimer, zocke und verlass dich auf dein Glück. Bei 30 Minuten Spieldauer ist nichts verloren und als Absacker kann ich mir dieses Spiel allemal vorstellen.

 

Aquädukt ist ein Spiel für diejenigen die es nicht stört das man ein wenig zocken muss und dies einen massiven Einfluss auf das Spiel nimmt. Ein wenig erinnert mich es an Manila, Diamant oder aber auch Can´t Stop. Jetzt hat natürlich keines dieser Spiele ähnliche Mechanismen, aber der Glücks- und Zockeranteil ist in etwa gleichhoch. Ich schätze alle drei genannten Spiele vom Spielspass aber höher ein.

Eines darf man auf keinen Fall, mit hohen taktischen Erwartungen an dieses Spiel gehen oder vielleicht eine Carcassonne Variante erwarten. Es ist was es ist, es steht bloß das falsche auf der Schachtel und diejenigen die gerne ungezwungen dahinspielen werden in Aquädukt genau die richtige Unterhaltung finden.

 

kurt.schellenbauer@spielen.at

 

Spieler         : 2-4

Alter            : ab 8 Jahren

Dauer          : 30 Minuten

Autor           : Bernhard Weber

Grafik          : Claus Stephan & Mirko Suzuki

Preis            : ca. € 18,00

Verlag          : Schmidt 2006

                     www.schmidtspiele.de

 

Genre                    : Würfel- und Legespiel

Zielgruppe             : Familien

Mechanismen         : Häuser bauen und mit Wasser versorgen

 

Strategie                : *

Taktik                    : **

Glück                    : *****

Interaktion             : ****

Kommunikation      : *

Atmosphäre           : ***

 

Kommentar:

hoher Glücksanteil

einfache Regeln

zum Teil Zockerspiel

 

Kurt Schellenbauer: Vergiss jegliche Taktik, riskiere etwas aber sei auf der Hut, denn wenn jemand destruktiv spielt und seine Möglichkeiten zum Gewinnen nicht erkennt

dann kippt das Spiel.

 

Wenn Sie gerne auf Diamant, Manila oder aber auch Can´t Stop, wegen des

Zockeranteils, spielen, dann wird Ihnen auch Aquädukt gefallen.