PERLEN DER SPIELKUNST

 

FREYA’S FOLLY

 

DIE HALSKETte der Fruchtbarkeitsgöttin

 

Liebe Leserin, lieber Leser! Eine zauberhafte Halskette, der Freya, die nordische Göttin der Fruchtbarkeit und Leidenschaft ihre Schönheit verdankt, ist das Thema, das diesem Spiel aus der Hand des Australiers Don Bone zugrunde liegt. Der Legende nach schenkte Freya jedem der Zwerge ihre Gunst, sofern er ihr einen Teil dieser Halskette brachte. Und die Rolle eines der Zwerge müssen in diesem Spiel Sie in alleiniger Verantwortung übernehmen. Gesagt sei auch noch, dass diese Abmachungen zwischen der Göttin und den Zwergen letztlich Tod und Verderben über das Land brachten. Lassen Sie sich bitte von diesen einleitenden Worten nicht täuschen, „Freya’s Torheit“ (so die deutsche Übersetzung) ist keinesfalls ein in der Welt der Sagen und Märchen angesiedeltes Fantasyabenteuer, sondern hat vielmehr stark taktisch geprägte Elemente, die es eher zu einem Denkspiel werden lassen. Zu einem sehr guten, wohlgemerkt. (aus: WIN 352, April 2006) Wenn Ihnen also das Thema Freya, Zwerge, Brisingamen, Rubine, Smaragde, Tarnungstrank und dergleichen zusagt, dann auf ins Österreichische Spielemuseum nach Leopoldsdorf. Und glauben Sie ja nicht, dass Sie ein typischer nordischer Märchenabend erwartet. Das wäre ein unverzeihlicher Irrtum ... www.spielen.at

 

Schon der Spielaufbau führt im Lichtkegel des Betrachters schnell zu einer optisch reizvollen Auslage, werden doch zunächst Bernsteinjuwele (auf gelb markierte Plätze), sowie Rubine, Smaragde, Saphire und Amethyste (nach Zufall verteilt auf graue Plätze) in den Schächten und Stollen eines weit verzweigten Minensystems verteilt. Was übrig bleibt, bildet einen eigenen Schwarzmarkt, an dem man sich später bedienen kann. Nun sind Sie, die Zwergenmeister, an der Reihe, mit Ihren Schubkarren Juwelen zu fördern. Daraus wertvolle Schmuckstücke zu gestalten, und letztlich das Brisingamen (die Halskette) für Freya zu vollenden, muss Ihr erklärtes Spielziel sein. Der eigentliche Zugmechanismus lässt für alle Zwergenmeister eine Wahl aus sieben Möglichkeiten offen, aus denen im aktiven Teil des Stollenlebens jeweils zwei gewählt werden dürfen: Eindringen in die Minengänge, Horten von Juwelenkarten, Tauschen des Klunkers, Handeln am Schwarzmarkt, Ausspielen von Fähigkeiten, Nützen einer Diebskarte oder Einsetzen von Gratismarkern für Sonderaktionen. Bei all dem Treiben darf ein Ziel nie vergessen werden: Schmuckstücke für Freya anzufertigen. Wehe jedoch dem Zwergenmeister, der Schmuckvorhaben unvollendet lässt. Er verliert wertvolle Siegpunkte und damit auch die Gunst der Göttin. Die einzelnen Handlungen der Zwerge scheinen auf den ersten Blick sehr einfach, fast ohne Herausforderung, zu sein. Aber dies täuscht, wie Sie spätestens dann erkennen, wenn sich vier, fünf Zwerge plötzlich gegenseitig behindern, wenn Ihnen eine Mitspielerin die sicher geglaubten Juwelen vor der Nase wegschnappt, wenn völlig unerwartet mit der vierten vollendeten Brisingamenkarte die Wertung ausgerufen wird, wenn eine Fähigkeit, die dringend benötigt wird, gerade nicht zur Verfügung steht, oder, noch schlimmer, dem falschen Zwerg zugeordnet wurde. Kein Spielzug kann so ganz ohne Überlegung durchgeführt werden, denn je weiter das Graben fortschreitet, desto tiefer müssen die immer spärlicher werdenden Zwerge in die Schächte und Stollen vordringen. Hier hilft nur bedächtiges und kluges Timing. Mit Brachialgewalt lässt sich Freya nicht zufrieden stellen. Dabei gilt es stets auch, die anderen Spielerinnen und deren Zwerge im Auge zu behalten. Wie oft bei taktischen Elementen in einem Spiel, wirkt auch bei „Freya’s Folly“ die Drohung stärker als die Ausführung. Wer dabei am Ende bei all diesen Mühen am besten abschneidet, wird die Gunst der Göttin gewinnen. Gibt es schönere Siege als diese der Liebe und Leidenschaft?

 

Rückmeldungen an: hugo.kastner@chello.at               

Homepage: www.hugo-kastner.at


EMPFEHLUNG # 81

Spieler: 3-5

Alter: 10+

Autor: Don Bone

Gestaltung: Catherine Eadie, Barbara Chies

Dauer: 60+

Preis: vergriffen

Jahr: 2005

Verlag: Sagacity Games

    

Taktik: 4 von 9

Info±: 2 von 0

Glück: 3 von 9

 

„Freya’s Folly“ mag zunächst während der Aufbauphase wie ein nettes Kinderspiel aussehen, doch wird den Spielerinnen bei der Plackerei um die Gunst der Göttin bald bewusst, welch starkes taktisches Zusammenspiel der Mechanismen Sie in den Tiefen der Stollen erwartet. Ein wenig Glück ist schon dabei, doch überwiegt zweifellos das spielerische Geschick. Dennoch eignet sich gerade dieses „Zwergenspiel“ durchaus auch für Familienrunden.

 

Hugos EXPERTENTIPP

 

Ein gut gemeinter Rat: Betrachten Sie das erste Spiel als Sondierungsmatch. Es bedarf einiger Erfahrung, alle Mechanismen wirksam ineinander übergreifen zu lassen. Genau diese Vielfalt ist es jedoch, auf die ich meine Empfehlung zum Kauf baue – so Sie dieses Spiel auf dem Second-hand-Markt überhaupt noch bekommen können. 

 

Hugos BLITZLICHT

„Drive and Swing“ – „Spannung und Wahlmöglichkeit“: Beide Anforderungen an ein gutes Spiel, wie sie der Vater der Spielrezensionen, Eugen Oker, schon vor Jahrzehnten formulierte, werden bei der Jagd der Zwerge durch die Minenschächte und Bergwerksstollen bereits ab dem ersten Spielzug mehr als erfüllt. Lassen Sie sich also ein auf die Jagd nach den Juwelen – mit dem für wahre Spielfreunde ewig typischen „Drive and Swing“ der Spielerinnenherzen. 

 

VORANKÜNDIGUNG

 

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