Shark

 

Shark.

Für 3-6 Personen.

Von J. Vanaise.

Flying Turtle Games. 1987.

$hark.

Für 2-6 Personen.+

Design: Ralves Warns.

Flying Turtle Games bei Ravensburger. 1991.

 

Wer ACQUIRE/Hotelkönig kennt, wird bei SHARK/$HARK im ersten Moment wohl unwillkürlich an diesen Klassiker erinnert: dasselbe Thema und dieselben (oder besser: beinahe denselben) "Hotel"ketten! Und doch: Obwohl diese Ähnlichkeiten zweifellos bestehen, so ist SHARK doch ein eigenständiges Spiel, das einen ganz anderen Charakter hat:

Der Mechanismus für den Aktienhandel ist einfacher, übersichtlicher. SHARK ist unbeschwerter, es kann leichter "nur so zum Spaß" bzw. "zur Entspannung" gespielt werden, im Freundes- und Familienkreis, auch wenn nicht alle wirklich "ernsthafte" Spieler sind.

Da SHARK bereits einmal besprochen worden ist (vgl. WIN 49) mochte ich mich vor allem auf den Vergleich der beiden Ausgaben konzentrieren: Was ändert sich, wenn ein gutes Spiel von einem renommierten Verlag bearbeitet wird?

Beginnen wir mit den Regeln:

Spielmaterial:

Das Spielbrett zeigt neben Feldern für

die Spielkarten (= Aktien):

(a) ein Feld zum Plazieren der Spielsteine: 10 mal 12 Felder, unterteilt in 2 mal 3 Zonen zu je 5 mal 4 Felder.

(b) eine Skala zum Markieren der Kurswerte: 4 Reihen mit Feldern 0-15. Ferner gehören zum Spiel:

(a) Aktien: 4 Farbserien, je 15 Karten mit Wert 1 und je 5 Karten mit Wert 5;

(b) Spielsteine: 4 Farben, je 19 Steine (Shark) bzw. je 18 Steine ($hark)

(c) sowie 1 Zahlen-Würfel (1-6) und 1 Farb-Würfel (4 Farben, 2 unterschiedliche neutrale Seiten) [und 4 Steine für die Punkteskala]

 

Spielverlauf:

Es wird reihum gespielt. Ein Zug besteht aus drei Phasen:

(a) (optional): An- und Verkauf von Aktien zum momentanen Kurswert;

(b) Setzen eines Steines: durch Würfeln wird bestimmt, welche Farbe (Farbwürfel - neutrale Seiten: freie Wahl) in welche Zone (Ziffernwürfel) gesetzt werden muss. Das Setzen entfällt nur dann, wenn das Setzen eines entsprechenden Steines nicht möglich ist: Ein Stein darf nur dann auf ein Feld gesetzt werden, das (waagrecht oder senkrecht) an einen Stein ANDERER Farbe grenzt, wenn die beiden Gruppen die danach aneinander grenzen nicht gleich stark sind.

(c) Auswertung des Zuges:

(c1) Grenzen zwei zusammenhängende Gruppen aneinander, so wird die schwächere Gruppe (also eventuell auch die zum gerade gesetzten Stein gehörende Gruppe!) entfernt (= aus dem Spiel genommen). Danach werden die neuen Kurswerte der betroffenen Aktien ermittelt (also jene in der Farbe des gesetzten

Steines und - gegebenenfalls - auch jene der durch Entfernen "geschwächten" Farbe).

(c2) Berücksichtigung der Kurswert-Änderungen:

(c2.1) Der Kurswert [in 1000j einer Aktie ist gleich der (Gesamt- )Anzahl derjenigen Steine in dieser Farbe, die zu Gruppen mit mindestens 2 Steinen gehören - isolierte Steine werden also nicht gezählt. Ausnahme: Gibt es von einer Farbe NUR isolierte Steine (aber natürlich mindestens 1), so ist der Kurswert 1.

(c2.1a) Der höchste mögliche Wert einer Gruppe ist 7 - d.h. wird an eine Gruppe von 7 oder mehr Steinen ein weiterer angelegt, so steigt der Kurswert nicht.

(c2.2) Ist durch das Setzen eines Steines der Kurswert der entsprechenden Aktie gestiegen, so erhält der Spieler den Wert einer Aktie ausbezahlt. Hat er einen isolierten Stein gesetzt, der den Kurswert nicht beeinflusst [also: nicht den ersten Stein dieser Farbe, so erhält er 1000 GE als Prämie. Die anderen Spieler erhalten für jede Aktie den der Kurssteigerung entsprechenden Wert.

(c2.3) Ist hingegen als Folge des Zuges der Kurswert einer Aktie gefallen, so müssen Aktienbesitzer - mit Ausnahme des Verursachers! - für jede Aktie den der Kursminderung entsprechende Betrag bezahlen.

Verfügt ein Spieler dafür nicht über genügend Bargeld, so muss er das Geld durch Verkauf von Aktien an die Bank aufbringen. Er erhält dafür nur den halben Kurswert (Gesamtsumme abgerundet auf ganze Einheiten). Kann ein Spieler auch auf diese Art seine Schulden nicht begleichen, so muss er ausscheiden.

(d) An- und Verkauf von Aktien zum aktuellen (neuen) Kurswert. Es dürfen allerdings in einem Zug [also (a)+(d)] insgesamt höchstens 5 Aktien gekauft werden. (Aktien mit Wert 0 können nie gekauft werden).

 

Spielende:

Das Spiel ist zu Ende, sobald entweder

(a) eine Aktie den Maximalwert 15 erreicht, oder (b) von einer Farbe alle Steine gesetzt sind.

Gewonnen hat der Spieler mit dem meisten Kapital (Aktien werden mit dem zuletzt gelten Kurs bewertet).

 

Die bis jetzt beschriebenen Regeln sind die des Originals (SHARK). $HARK führt folgende Varianten ein:

(a) Grundvariante:

Jeder Spieler erhält zu Beginn eine Aktie seiner Wahl als "Startkapital".

Regel {c2.1a) wurde gestrichen.

(b) Variante I: entspricht dem Original.

(c) Variante II: die beiden neutralen Seiten des Farbwürfels haben unterschiedliche Bedeutung. Eine Seite bedeutet weiterhin freie Farbwahl, die andere hingegen schreibt vor, dass die Farbe mit den wenigsten Steinen (oder eine der Farben mit minimaler Steineanzahl) gesetzt werden muss.

(d) Variante lll: es wird ohne Farbwürfel gespielt - die Wahl der Farbe ist immer frei.

Wie stets, wenn ein Spiel neu herausgegeben wird, besteht Grund zur Neugierde: Wurden die Regeln verändert? Wurde die Ausstattung verbessert? Ist das Spiel besser / schöner / preiswerter geworden? Wird ein Spiel aus einem kleinen Verlag - so wie hier - von einem bedeutenden Verlag übernommen, so erwartet man sich natürlich(?), dass zumindest die Ausstattung ausgereifter und gediegener ist als beim Original! Also: Wie fällt der Vergleich in diesem Fall aus?

Nun, um es gleich vorwegzunehmen:

Die Unterschiede sind gering, sehr gering. Und das ist nicht schlecht, denn schließlich ist SHARK ein gutes Spiel. Zunächst die Äußerlichkeiten: Die Schachteln sind gleich groß (viel zu groß für das wenige Material - aber wen überrascht das noch?), nur wirkt sie bei $HARK dank einer (ausnahmsweise an das Spielmaterial angepassten) Einlage wesentlich voller. Der Deckel zeigt in beiden Fällen dieselben (Hotel-)Haie in Menschengestalt, allerdings in verschiedenen Szenen. Während das Spielbrett von SHARK karg war, d.h. keinerlei Graphik aufwies, ist es bei $HARK mit den Lichtern einer Hochhaus-Skyline und einer Weltkarte ausgestattet: Beide sind graphisch eher unbeholfen - es ist reine Geschmackssache, welche Variante man vorzieht. (Mir ist das schmucklose Brett lieber.)

Aus einem 12-seitigen Regelheft bei SHARK wurde eine 16-seitige Farbbroschüre bei $HARK. Dafür enthält das Heft von SHARK neben den Regeln (in 3 Sprachen) auch noch einige instruktive Diagramme: Auch wenn nicht alles ganz glücklich formuliert ist - die Regeln werden knapp und verständlich dargestellt.

Bei SHARK hingegen ist es einigermaßen mühsam (und nur bei genauem Lesen möglich) aus vielen belanglosen Erklärungen und Beschreibungen das wirklich Wesentliche herauszusuchen! Und erst sehr spät merkt man, dass die zahlreich dazwischen gestreuten Farbfotos des Spielbretts jeweils eine andere Stellung zeigen und daher offensichtlich die Regeln illustrieren sollen - allerdings ohne dass dies aus dem Text erkenntlich ist!

 

Zumindest in diesem Fall scheint mir daher die Bemerkung von Stefan über schlechte Regeln bei Flying Turtle Games (Besprechung von Sindbad in WIN 108) nicht zuzutreffen.

 

Auch die glücklicherweise geringfügigen inhaltlichen Änderungen an den Regeln selbst sind kaum verständlich. Warum gibt es die Originalregel nur als Variante? Das Spiel ist nämlich in dieser Form sicherlich wesentlich interessanter, da der Umstand, dass der Wert einer Aktie durch Zusammenhängen zweier Gruppen (zu einer Gruppe mit mehr als 7 Steinen)( auch verringert werden kann, taktisch mehr Möglichkeiten eröffnet.

 

Und warum gibt man jetzt an, das Spiel wäre auch für 2 Spieler geeignet? Die ursprüngliche Angabe (3ö6 Spieler) war sicher korrekter und daher ehrlicher: Zu zweit verliert das Spiel stark an Reiz! Warum gibt es bei $hark einen Spielstein je Farbe weniger - vielleicht gar nur aus produktionstechnischen Gründen?

 

Und last but not least: Warum wird bei $hark der Autor nicht mehr erwähnt und durch einen Designer ersetzt?

 

Alles in allem: Ich habe nicht den Eindruck gewonnen, dass $hark besser ist als SHARK, eher im Gegenteil. Aber vielleicht gefällt es manchen ein bisschen besser.

 

WIN-Wertung:

** Shark/$hark S WW II U 3-5