UNSERE REZENSION     

 

Piraten der Karibik

 

TORTUGA

 

Schmuggel und Schiffe

 

Ile de la Tortue, auf deutsch Schildkröteninsel oder besser bekannt unter dem spanischen Namen Tortuga. Gelegen ist sie an der Nordküste der Insel Hispaniola und gehört zum Inselstaat Haiti. Berühmtheit hat sie durch die Erlaubnis der Gouverneure im 17. Jhdt. erlangt, dass sich Piraten und Bukaniere nieder lassen durften um von dort aus anfänglich der Piraterie und in weiterer Folge dem Freibeutertum nachzugehen. Sie diente für fast 50 Jahre als zentraler Umschlagplatz für Schmuggelgut und gestohlene Ware.

 

Der wohl berühmteste Pirat und Freibeuter war Francois LÓllonais der es an Brutalität mit den Berühmtheiten Blackbeard, Francis Drake oder Bartholomäus Roberts jederzeit aufnehmen konnte. In unseren Köpfen ist der Name Tortuga aber sicher mit einer Person des aktuellen Kinos verbunden, Jack Sparrow, Captain Jack Sparrow aus den Filmen „Der Fluch der Karibik“.

 

Dieser historischen Fakten und Tortuga als Schmuggelumschlagplatz nimmt sich das Spiel Tortuga von Queen Games an. Über Kickstarter finanziert, findet es sich auf unseren Spieltischen wieder.

 

Jeder Spieler bekommt sein Spielertableau. Dieses besteht aus mehreren Bereichen um die Flotte auszubauen, Crew anzuheuern, auf Schatzsuche zu gehen, zu entern und einen Bereich zu überfallen. Im unteren Bereich des Tableaus findet man den Insel-, Crew- und Flottenbereich sowie Tortuga. Diese 4 Bereiche sind für die Schatztruhen gedacht.

 

Jede Runde besteht aus drei Phasen, die in gegebener Folge gespielt werden. Als Erstes nimmt man seine 5 Würfel und würfelt. Jede Würfelseite zeigt ein anderes Symbol und jedes Symbol eine Zahl von 1-5. Die sechste Seite ist ein Totenkopf mit einem Buchstaben von A bis E. Einen Sichtschirm, den jeder Spieler erhält, zeigt die Übersicht aller Symbole und Zahlen um sich besser zurecht zu finden.

 

Nach dem Würfeln wählt man einen oder mehrere Würfel mit dem gleichen Symbol und legt sie auf den Bereich des Spielertableaus wo die Symbole passend sind. Danach wird solange weiter gewürfelt und ausgelegt, bis alle Würfel platziert sind. Bei den Bereichen Entern und Überfallen liegt darunter ein Schiff auf einer Zähleiste, das angibt wie viele Würfel man dort maximal platzieren darf.

 

Tritt der Fall ein, dass ein Spieler bereits alle Würfel platziert hat und andere noch würfeln müssen, darf sich dieser Spieler für jedes Mal Würfeln ein Vorteilsplättchen nehmen und dieses auf einen der fünf Bereiche am Tableau legen. Diese Plättchen erhöhen den Wert des jeweiligen Bereichs um einen oder zwei Punkte.

 

Alle Totenköpfe sind Joker und können auf zwei Arten genutzt werden: Entweder man würfelt nur Totenköpfe , dann entscheidet sich der Spieler beim Heben des Sichtschirmes, auf welches Symbol er die Würfel drehen möchte; oder der Totenkopf wird mit einem Symbol eines anderen Würfels gemeinsam gewürfelt, dann wird er auf das jeweilige Symbol gedreht und in beiden Fällen auf dem Tableau platziert.

 

Welche Aktionen kann man damit nun ausführen und wer darf sie ausführen? Auf jedem der 5 Aktionsfelder werden die Würfelzahlen addiert und evtl. Bonuspunkte dazu gerechnet. Nur der Erste und der Zweite dieser Wertung bekommen die Möglichkeit die Aktion auszuführen.

 

Flotte ausbauen bedeutet dass man seinen Schiffmarker auf der 8 Felder umfassenden Leiste nach rechts versetzt, also verbessert. Der Erste darf zwei Felder, der Zweite ein Feld weit ziehen. Die Leiste wiederum gibt vor, wie viele Schatzkisten man im Flottenbereich lagern darf. Zu Beginn startet man auf Feld Drei.

 

Das zweite Aktionsfeld ist für Crew anheuern und wird genau wie Flotte ausbauen abgehandelt. Die Leiste ist ident und hält fest, wie viele Schatzkisten man im Crewbereich lagern darf. Am dritten Feld  kann man auf Schatzsuche gehen. Der Erstplatzierte nimmt sich eine Truhe aus dem Beutel und legt ihn auf seinen Inselbereich. Zusätzlich zieht er 2 Schatzplättchen von den verdeckt ausliegenden, sieht sie sich an und wählt eines aus. Das andere legt er wieder zurück und mischt die Plättchen. Der Zweitplatzierte zieht ein Schatzplättchen und behält es. Die Schatzplättchen geben zusätzliche Siegpunkte.

 

Das vierte Aktionsfeld ist Entern. Der Erstplatzierte wählt einen Mitspieler aus und nimmt sich eine Schatztruhe aus dessen Flottenbereich und legt sie auf seinen Inselbereich. Zusätzlich schiebt der geenterte Spieler seinen Marker auf der Schiffleiste (Flotte ausbauen) um ein Feld nach links, d.h. er verliert eine Stufe.

 

Hat der geenterte Spieler in diesem Bereich mindestens einen Würfel liegen, muss der Angreifer ebenfalls seinen Marker um ein Feld nach links setzen. Der Zweitplatzierte kann ebenfalls einen Mitspieler auswählen, außer den bereits vom Ersten gewählten. Er bekommt eine Schatztruhe von der in der Mitte ausliegenden Schatzinsel, sofern dort welche liegen. Außerdem schiebt der geenterte Spieler seinen Marker um ein Feld nach links und der Angreifer ebenfalls, sollte sich der Spieler mit mindestens einen Würfel verteidigen.

 

Das fünfte Aktionsfeld heißt „Überfallen“ und wird genauso abgehandelt wie „Entern“. Der Spieler nimmt allerdings die Schatztruhe aus dem Crewbereich.

 

Nach dem Abhandeln der Aktionsfelder überprüfen die Spieler ob die eingelagerten Truhen im Crew- und Flottenbereich auch eingelagert werden dürfen. Dazu dient die Leiste, denn diese gibt die Menge an Truhen vor die dort lagern dürfen. Truhen, die keinen Platz finden, werden auf die Schatzinsel gelegt. Auf dieser darf aber nur eine Truhe pro Farbe liegen, die restlichen kommen zurück in den Beutel.

 

Die Würfel können die Spieler zurück nehmen. Danach bewegen die Spieler ihre Schatztruhen. Schatztruhen im Flottenbereich kommen nach Tortuga und sind sicher, Truhen aus dem Crewbereich kommen in den Flottenbereich und die Truhen aus dem Inselbereich kommen in den Crewbereich. Sind bei Flotte oder Crew zu viele Truhen, muss man die überzähligen auf die Schatzinsel oder in den Beutel geben.

 

Tritt der Fall ein, dass einer oder mehrere Spieler sechs oder mehr Truhen in Tortuga haben, endet das Spiel und es kommt zur Schlusswertung. Für jede Schatztruhe in Tortuga bekommt man 3 Punkte, für jene im Flottenbereich 2 Punkte und im Crewbereich 1 Punkt. Lila Schatztruhen bringen in jedem Bereich doppelte Punkte. Für jedes Set aus einer roten, gelben und blauen Schatztruhe, das auf dem Tableau ausliegt, erhält man 3 Punkte.

Für jedes erreichte Feld auf der Flotten- und Crewleiste gibt es einen Punkt und für die Schatzplättchen die angezeigten Punkte. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt, bei Gleichstand gibt es mehrere Sieger.

 

Für ein längeres Spiel kann man auch auf mindestens 8 Schatztruhen in Tortuga spielen. Für ein Spiel zu zweit gibt es entsprechende Modifikationen.

 

Die Autoren sind bei uns noch unbekannt, die bis dato produzierten Spiele haben den Sprung nicht über den Teich geschafft. Der Verlag Queen Games hat dieses Spiel über Kickstarter finanziert. Mittlerweile sind auch 2 Erweiterungen erschienen, Queenie 1 – Treasure Tiles und Queenie 2 – Island & Island Tiles.

 

Das Spiel spielt sich flüssig wenn man die Regel intus hat. Das kann aber ein wenig dauern. Bei den Regeln ist ein seltsamer Effekt aufgetreten und das bei verschiedenen Spielgruppen, die keine Verbindungen zu einander hatten: Lesefehler bei den Regeln. Woran das liegt kann ich aber nicht sagen. Meine erste Partie hat auf Grund dieser Fehler über 2 Stunden gedauert und erst nach Rücksprache mit Freunden konnten wir diese Fehler ausmerzen.

 

Was ein wenig stört ist dass Prügelknaben der ersten Stunde sich nicht mehr erholen und somit zu Statisten verdammt sind. Bei Familien habe ich aber die Erfahrung gemacht dass niemals ständig auf denselben hingehauen wird, also ist der Effekt bei der Hauptzielgruppe negierbar.

 

Das Material und die Grafik sind schön, stabil und ansprechend, aber auch hier habe ich einen Kritikpunkt. Die Würfel sind zu komplex. Da jeder Würfel andere Werte hat und man somit ständig die Tabelle checken muss, welche Möglichkeiten man beim Würfeln noch hat, ist die Sucherei manchmal mühsam. Das hätte man mit Farben besser lösen können.

 

Ich muss gestehen zu zweit habe ich es nicht gespielt, aber vom Gefühl her würde ich es besser bei 3 oder 4 Spielern sehen. Die Taktik im Spiel ist sicherlich Verteidigen im Entern und Überfallen Bereich, damit es für den Angreifer teuer wird und immer wieder ausbauen, ausbauen, ausbauen. Für die ausgebauten Felder gibt es am Ende ja auch Punkte. Niemals auf die Sets vergessen, sind nette Punkte nebenbei und nicht zu sehr in die lila Kisten verliebt sein. Der Aufwand sie zu bekommen steht oft in keiner Relation zu den Punkten.

 

Das Thema Piraten ist natürlich hoch aktuell, Jack Sparrow machte es möglich. Da es nur um die Beschaffung von Truhen geht, wurde das meuchlerische Morden, das Handwerk der Piraten, außen vor gelassen, ansonsten es sich als Familienspiel nicht eignen würde. Alles in allem ein nettes Spiel das in einer flotten Partie schon mal in 35 Minuten fertig war, ansonsten die Zeitangaben des Verlags Wunschdenken sind.

 

Schließen möchte ich mit Yoho! Ja, ich bin Fan! Soll zum Einstimmen auf das Spiel dienen.

 

„Die Königin würde vom König entführt am Ende siegte er. Es ist vollbracht ihr habt die Macht uns gehört das Meer, Yoho zu gleich hisst die Flagge zeigt sie, sollen sie uns verdammen doch wir sterben nie, Yoho steht zusammen hisst die Flagge zeigt sie, sollen sie uns verdammen doch wir sterben nie.

 

YOHO Piraten trinkt aus…“

 

Kurt Schellenbauer

 

Spieler: 2-4

Alter: 8+

Dauer: 35+

Autor: Jay Cormier, Sen-Foong Lim

Grafiker: Claus Stephan, Patrick Rennwanz

Preis: ca. 33 Euro

Verlag: Queen Games 2014

Web: www.queen-games.de

Genre: Würfelsetzspiel

Zielgruppe: Für Familien

Spezial: 2 Spieler

Version: de

Regeln: de en es fr nl ru

Text im Spiel: nein

 

Kommentar:

Schönes stabiles Material

am besten für 3+4 Spieler

Einstiegshürde bei Regel und Würfel

 

Vergleichbar:

Spiele mit Setzen von Würfeln als Aktionswahl

 

Andere Ausgaben:

Derzeit keine

 

Meine Einschätzung: 5

 

Kurt Schellenbauer:

Wenn einem die Regel ins Blut übergegangen ist, dann spielt sich Tortuga flüssig und ist ein ansprechendes Familienspiel.

 

Zufall (rosa): 1

Taktik (türkis): 1

Strategie (blau): 0

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 0

Kommunikation (rot): 0

Interaktion (braun): 2

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0