UNSERE REZENSION

 

Archäologe oder Grabräuber?

 

JENSEITS VON Theben: Die Grabräuber

 

Das Streben nach Wissen und Schätzen

 

Jenseits von Theben war 2004 eine der großen Überraschungen am Brettspielmarkt. Zunächst vom Autor Peter Prinz im Eigenverlag (Prinzspiele) produziert, dann 2007 von Queen Games neu aufgelegt, beeindruckte Jenseits von Theben mit einem großartigem Mechanismus und war auch kommerziell erfolgreich. Insofern überraschend, dass es 9 bzw. 6 Jahre gedauert hat, bis Queen Games eine kartenspielähnliche Variante nachschiebt. Normalerweise warten die Verlage nicht so lange damit, günstige, abgespeckte Kartenspiele zu erfolgreichen Spielen zu produzieren.

Ein Grund mag sein, dass es schwer möglich ist, den Mechanismus in einem reinen Kartenspiel abzubilden und so ist auch Jenseits von Theben: Die Grabräuber kein reines Kartenspiel, sondern eine abgespeckte Variante in einer mittelgroßen Box mit vielen Karten, die das Spiel vorantreiben, aber auch mit einem kleinen Spielplan und ein paar Holzspielsteinen.

 

Der Grundmechanismus ist jener aus Jenseits von Theben. Wer am Zug ist, macht eine Aktion. Jede Aktion kostet Zeitschritte, mal mehr, mal weniger. Diese Zeitschritte rückt man auf einer Zeitskala vorwärts. Den nächsten Zug macht immer jener Spieler der auf der Zeitskala am weitesten hinten ist. Genial, einfach und stets fair, ein großartiger Mechanismus, wie eingangs schon erwähnt!

Die meisten dieser Aktionen bestehen darin, eine der ausliegenden Karten zu nehmen. Durch diese Karten erwirbt man dann Wissen, Siegpunkte oder diverse Sonderfähigkeiten. Erwähnt sei hier nur die namensgebenden Grabräuber, eine sehr mächtige Karte. Die genommene Karte aus der Auslage wird durch eine Karte vom Nachziehstapel ersetzt.

 

Hin und wieder macht man dann Ausgrabungen in einem der vier Ausgrabungsgebiete (Mesopotamien, Ägypten, Griechenland oder Kreta). Abhängig vom Wissen, welches man über das Ausgrabungsgebiet erworben hat, und der Zeit, die man investiert, darf man dann mehr oder weniger Karten aus dem jeweiligen Fundstückstapel ziehen und die so gefundenen Fundstücke behalten. Diese Fundstückstapel werden im Laufe des Spiels durch das Abarbeiten des Nachziehstapels immer weiter gebildet. Hier ist auch ein entscheidender Unterschied zum Original, dort waren die Fundstücke noch Kartonchips, die aus Stoffbeuteln gezogen wurden. Spielerisch ist das aber vernachlässigbar.

 

Ein weiterer Unterschied ist, dass das Reisen entfällt. Im Original musste man noch für Zeit zu den verschiedenen Städten reisen, um die dort ausliegenden Karten zu erwerben. Bei Theben: Die Grabräuber gibt es keine Landkarte mehr. Man nimmt sich einfach die Karte, die man möchte.

Der letzte erwähnenswerte Unterschied ist das Spielende. Während bei Jenseits von Theben eine feste Anzahl von Jahren (auf der Zeitleiste) gespielt wurde, endet Theben: Die Grabräuber wenn der Nachziehstapel aufgebraucht wurde. Bei beiden Spielen hat gewonnen, wer am Ende die meisten Siegpunkte in Form von Fundstücken oder zusätzlichen Karten gesammelt hat.

Im direkten Vergleich von Alt und Neu sehe ich einen klaren Sieger. Die neue Version ist etwas einfacher, geht schneller und ist schlichtweg eleganter. Das Spielgefühl bleibt voll und ganz erhalten und hat nichts von seinem Reiz verloren. Allerdings trifft so mein Hauptkritikpunkt an Jenseits von Theben auch voll und ganz Theben: Die Grabräuber. Beide Spiele werden Großteils beim Ziehen der Fundstücke entschieden. All die interessanten Überlegungen beim Kartennehmen sind nichts wert, wenn im entscheidenden Moment das Glück versagt.

 

Wer aber genau das sucht, ein schön gestaltetes, gut funktionierendes Spiel, bei dem man nicht viel falsch machen kann, weil der Zufall über Taktik und Strategie dominiert, wer sich gerne über prächtige Schätze freut und über Nieten ärgert, der darf bedenkenlos zugreifen. Fans und Besitzern von Jenseits von Theben sei ein Blick auf die neue Variante wärmstens empfohlen. Ob die elegant gestraffte Reduktion aufs Wesentliche eine Neuanschaffung wert ist, muss sich jeder selbst überlegen.

 

Markus Wawra

 

Spieler: 2-4

Alter: 10+

Dauer: 30+

Autor: Peter Prinz

Grafiker: Michael Menzel, Christoph Tisch

Preis: ca. 25 Euro

Verlag: Queen Games 2013

Web: www.queen-games.de

Genre: Sammelspiel

Zielgruppe: Mit Freunden

Version: de

Regeln: de en

Text im Spiel: nein

 

Kommentar:

Neue Variante von Jenseits von Theben

Professionelle Gestaltung

eleganter Zeitmechanismus

 

Vergleichbar:

Jenseits von Theben

 

Andere Ausgaben:

Jenseits von Theben: The Tomb Raiders

 

Gesamt: 4/7

 

Markus Wawra

Mir persönlich ist Theben: Die Grabräuber zu glückslastig. Ich habe es lieber wenn Strategie und Taktik über Sieg und Niederlage entscheiden. Daher ist schon Jenseits von Theben nicht oft auf meinem Spieltisch gelandet. Die neue Variante wird das nicht viel öfter schaffen, wenngleich ich sie deutlich eleganter finde. Dennoch gefällt mir der Zeitmechanismus sehr gut und so ist auch eine gute Bewertung gerechtfertigt.

 

Zufall (rosa): 3

Taktik (türkis): 1

Strategie (blau): 2

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 0

Kommunikation (rot): 0

Interaktion (braun): 1

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0