Der Herr der Ringe Die großen Abenteuer der kleinen Hobbits

 

Die großen Abenteuer der kleinen Hobbits

Jean Vanaise

Queen Games 1994

 

J.R.R. Tolkien und seine Geschichten aus Mittelerde haben mich schon seit meiner Jugend fasziniert. Klar, daß mich jedes Spiel zu diesem Thema besonders interessierte. Das neueste Produkt ist das bei Queen Games erschienene "Die großen Abenteuer der kleinen Hobbits" und baut auf Bilbo Beutlins Abenteuer mit dem Drachen Smauug, beschrieben in dem Buch "Der kleine Hobbit" auf. Vier kleine Hobbits, angespornt durch Bilbss Erzählungen am Kamin, wollen sich auf die Suche nach ihrem Drachen begeben.

 

Wer aber Hobbits und Drachen kennt, der weiß, daß dies wohl nicht ganz so einfach sein kann, denn wohl sind Hobbits erfahren im Anschleichen und Stehlen, aber damit allein wird man einen Drachen kaum zur Strecke bringen. Und so versuchen die vier zunächst kleinere Abenteuer in Mittelerde zu bestehen, um so Erfahrungen und andere nützliche Dinge zu sammeln.

 

Bevor ich aber weiter davon berichte, möchte ich kurz das Spielmaterial erwähnen. Neben einem großen Spielplan, der den Nordwesten von Mittelerde zeigt - allein des Spielplans wegen muß ein echter Tolkienfan das Spiel schon kaufen - findet man vier Spielfiguren aus Zinn, die man natürlich selber bemalen kann, einige Würfel, eine Menge von Countern und sehr viele Karten. Diese sind überhaupt das Herz des Spiels, denn sie steuern das Schicksal der Hobbits.

 

Ausgehend von Hobbingen ziehen diese in die weite Welt, auf der Suche nach dem Drachen. Dazu würfeln sie und entscheiden nach dem Wurf, ob sie sich bewegen wollen - meist zwischen ein und drei Felder weit - oder lieber stehen bleiben und eine Runde verweilen. Was immer sie aber auch tun, nach dem Zug muß eine Karte gezogen werden, abhängig davon, wohin sie gezogen sind.

 

Da gibt es Siedlungsfelder, wo man verschiedene Dinge erstehen kann. Allerdings ist nicht jeder Gegenstand überall erhältlich. So kann man ein Schwert nur bei Menschen kaufen, während Zwerge auf Äxte ein Monopol haben. Und die bei Hobbits so beliebte Pfeife gibt es natürlich nur bei diesen.

 

Man sieht zu Beginn zwar nicht ganz ein, wozu man Dinge wie etwa eine Pfeife überhaupt bei einer Drachenjagd benötigt, doch spätestens dann, wenn man auf einem Abenteuerfeld die Mithrilrüstung, die fahrende Zwerge dabeihaben, nicht geschenkt bekommt, nur weil man keine Pfeife mithat, wird es einem leid tun, daß man sich keine bei Zeiten angeschafft hat. Überhaupt kann man auf diesen Abenteuerfeldern einiges erleben und vielen Dingen begegnen, die einem aus dem Herrn der Ringe bekannt sind.

 

Die Wagnisfelder sind schon wesentlich gefährlicher, doch auf keinen Fall mit den Gefahrenfeldern zu vergleichen, wo Ungeheuer wie die Spinne Kankra lauern. Wer auf einem Feld ein solches Ungeheuer trifft, muß es bekämpfen und sollte es nach Möglichkeit auch besiegen, da er sonst einige seiner 12 Lebenspunkte verliert. Das Kampfsystem ist recht originell und fand meines Wissens bisher nur in dem nicht sehr verbreiteten "Kalahen" von Jean Vanaise, der übrigens auch der Autor des hier vorgestellten Spiels ist, Verwendung.

 

Zunächst wird per Würfelwurf die Stärke des zu bekämpfenden Monsters bestimmt. Diese gilt es nun zu übertreffen. Dazu kann man zunächst Ausrüstungsgegenstände wie Schwert, Schild oder Zaubertrank einsetzen, die den anschließenden Würfelwurf modifizieren. Entschieden wird der Kampf aber erst durch das Würfeln selbst. Dazu würfelt der Spieler mit den drei speziellen Kampfwürfeln. Dabei handelt es sich um Sechsseiter, bei denen drei Seitenflächen ein, zwei und drei Augen zeigen, die restlichen drei Flächen aber die Ziffern von eins bis drei.

Nach dem Werfen werden nun die geworfenen Augen bzw. Ziffern addiert und der kleinere Wert vom gößeren abgezogen. Dies ist dann die Stärke des Angriffs, zu der noch der Beitrag der Ausrüstungsgegenstände dazugezählt wird. Ist diese Zahl größer oder gleich der Stärke des Gegners, so hat man ihm besiegt und erhält dafür Geld, das man später in weitere Gegenstände investieren kann. Sollte aber der Angiff fehlschlagen, so muß man noch nicht seine Niederlage beweinen, dennn bis zu zwei Mal darf man nachwürfeln und das Ergebnis zu seinen Gunsten zu ändern versuchen.

 

Wer im Kampf bereits sehr viele Lebenspunkte verloren hat, tut gut daran, eine Elbensiedlung aufzusuchen, denn dort werden pro Runde zwei Lebenspunkte geheilt. Außerdem erhält man dort für fünf Goldstücke einen von vier Edelsteinen, die einem im Kampf gegen den Drachen einen Bonus von insgesamt Vier, wenn man alle besitzt, gewähren. Überhaupt darf nur der gegen den Drachen ziehen, der zumindest einen dieser Steine mit sich führt.

 

Zwei Steine kann man bei Elben kaufen, die anderen beiden aber gibt es nur im Kampf zu gewinnen. Daß dabei nicht irgendwelche mickrigen Orcs zu besiegen sind, versteht sich wohl von selbst. Und da der Drache über eine Kampfstärke von 16 Punkten verfügt, tut jeder gut daran, alle vier Talismane zu erwerben.

Wer schließlich glaubt, stark genug für den Drachen zu sein, zieht nach Carn Dum und stellt das Vieh. Gelingt ihm der entscheidende Wurf, so hat er augenblicklich gewonnen. Im anderen gar nicht so unwahrscheinlichen Fall aber verliert er nicht nur sieben Lebenspunkten,sondern auch einen seiner Talismane.

 

"Die Abenteuer der kleinen Hobbits" ist nicht nur eine Überarbeitung des oben schon erwähnten "kalahen", sondern hat, wie einige wohl schon gemerkt haben, sehr viele Ähnlichkeiten mit dem Klassiker "Talisman". Doch zielt das Spiel viel mehr als "Talisman" in Richtung Familie, was durch die, im Gegensatz zu "Talisman", höchst einfachen Regeln kräftig unterstützt wird. Das angegebene Alter von 10 Jahren kann locker unterschritten werden und mit etwas Unterstützung beim Lesen einiger Karten kann sogar mein Sohn mitspielen, der erst seit einem halben Jahr die Schulbank drückt.

 

"Die Abenteuer der kleinen Hobbits" ist sicherlich nicht das Herr-der-Ringe-Spiel, das mich in seinen Bann zieht - das habe ich bisher leider noch nicht gefunden -, aber es ist nach der Pleite mit "Ringgeister" eine deutliche Steigerung und man darf mit Spannung auf den nächsten Versuch von1 Queen Games warten, die Tolkiensche Welt in ein Brettspiel einzufangen. Es bietet, auch wenn letztendlich das Glück sehr dominiert, reichlich viel Abwechslung und eine dichte Atmosphäre, sodaß ich es hin und wieder recht gerne mit meinen Kindern spiele.

 

Alles in allem und damit auch die gediegene Ausstattung berücktsichtigend, die nur noch durch einen Schachteleinsatz zum Verstauen des reichlichen Spielmaterials verbessert werden könnte, kann ich dafür, ohne auch nur ein wenig rot zu werden, zwei funkelnde Sterne vergeben - sehr gut in seiner Kategorie (der Familienspiele)!

 

WIN-Wertung:

** Die großen Abenteuer der kleinen Hobbits AAA UUU II h 4