Pharao

 

"Die Wiedergeburt des 5000 Jahre alten Brettspieles aus den Grabkammern der Pharaonen." Das ist der Text auf einer gelben Rolle, der auf den Rolleninhalt neugierig machen soll.

"Nun, was ist der Inhalt?" Das Spielfeld besteht aus einem Linoleum-Stück, das in 30 gleichgroße Quadrate (10x3) geteilt ist, 3 dieser Quadrate beinhalten noch Zeichnungen symbolhafter Natur (Wasser-, Rettungs- und Glücksfeld). Weiters sind noch 4 hellbraune und 4 dunkelbraune zylinderförmige Spielsteine und 2 dunkelbraune und 2 hellbraune Würfel vorhanden. Diese Würfel haben 2 Leerflächen und auf den anderen 4 Seiten 1-4 Zylindersymbole. Einer der beiden Würfel bestimmt die eigene Bewegung, der zweite die des gegnerischen Steines.

Das Spiel läuft so ab, daß aus einer vorgegebenen Grundaufstellung heraus jeweils gemäß dem Würfelergebnis zweier

Würfel zunächst ein eigener und dann ein gegnerischer Stein bewegt wird.

Bringt man einen Gegner auf das Wasserfeld und der Gegner kann in seinem nächsten Zug keinen seiner Steine auf das Rettungsfeld plazieren, ist der Stein auf dem Wasserfeld verloren und wird, aus dem Spiel genommen. Man gewinnt wernn wenn man entweder alle gegnerischen Steine elimiert hat, oder selbst nur mehr einen Stein im Spiel hat und diesen auf das Glücksfeld plazieren kann.

Das wirklich Sensationelle an diesem Spiel ist jedoch die beiliegende Spielanleitung, deren Inhalt mich besser unterhielt als es dieses Spiel jemals könnte und den ich auszugsweise wiedergeben muß: "Eine einzigartige Kombination von Strategie- und Würfelspiel mit einem Höchstmaß an Spielvarianten!'' Dies

kann man wohl nur dann schreiben, wenn einem außer Pharao nur mehr "Mensch ärgere dich nicht" bekannt ist. "Pharao ist in jeder Beziehung ein außergewöhnliches Spiel". Das würde ich

auch sagen; jedoch wahrscheinlich aus anderen Motiven als der Verfasser der Spielanleitung.

"Es können die beiden Spielpartner je nach Belieben nebeneinander oder gegenüber sitzen". Das hebt das Spiel natürlich in den Spieleolymp. Wieviele Generationen von Spielern haben vergeblich darauf gewartet und nun ist dieser uralte Traum von der freien Wahl des Sitzplatzes endlich Wirklichkeit geworden??? "Pharao verliert auch nach jahrelangem

Gebrauch nichts von seiner Faszination!" Dies kann ja nur mehr als ganz entzückendes Beispiel von Selbstironie verstanden werden.

M

an kann das Spiel jedoch nicht in Bausch und Bogen verdammen, denn a) eignet sich das Linoleum hervorragend zur extravaganten Ausgestaltung eines Vorzimmers, wenn man 246 Spiele kauft und b) eignet sich die Spielrolle selbst zur Aufbewahrung von Tennisbällen. Vielleicht war das Spiel deshalb in den Grabkammern verschollen, weil die Pharaonen keine Vorzimmer hatten und nicht Tennis spielten. So sei dem Autor, der offensichtlich ein Faible für das alte Ägypten hat, ins Stammbuch geschrieben: "Schuster, bleib bei deinen Leisten!"

WIN-Wertung: PHARAO ???