Rezension

 

ConquistadoreN und Missionare

 

Santa Maria

 

Gold und Religion

 

Der Spielename ist wohl eher als Andeutung auf die Entdeckung, Eroberung und Besiedelung Mittel- und Nordamerikas gemeint, hat doch Christoph Columbus‘ Flaggschiff namens Santa Maria, das bei seiner ersten Überfahrt 1492 dabei war, rein gar nichts mit dem Spiel selbst zu tun. Viel eher sind die nachfolgenden Jahre gemeint, in denen die Konquistadoren wie Pizarro und Cortez auf der Suche nach Gold mit den Eingeborenen wie z.B. den Inkas Krieg geführt und ihr Gold geplündert haben, aber auch die mitgereisten Missionare versuchten, die Einheimischen zum katholischen Glauben zu bekehren.

 

Wir spielen die Ereignisse dieser Zeit nun über drei Runden (Jahre) mit der Aufgabe möglichst viele „Zufriedenheits“-(Sieg)punkte am Ende zu haben, nach.

 

Zentral ausgelegt wird der Spielplan auf dem wir neben der Konquistadoren- und der Religionsleiste noch Platz für drei Gelehrten- und drei Bischofs-Plättchen, vier Missionsstationen, vier Start-Seehandelsplättchen, fünf Rückzugs-(Pass)Feldern und auch noch die Aktionsübersicht mit den vier möglichen Hauptaktione, finden. Ganz unten sind noch weiße Würfelsymbole abgebildet, zu denen auch gleich die weißen Würfel (3 je Spieler) ihrem Wert entsprechend passend hingelegt werden, nachdem sie alle einmal geworfen wurden.

 

Jeder Spieler bekommt ein Kolonie-Tableau bestehend aus 6x6 Feldern über die oben ebenfalls weiße und links davon blaue Würfelsymbole von 1 bis 6 abgebildet sind, außerdem bereits einen blauen Würfel, den jeder für sich selbst würfelt und der auch gleich passend auf das entsprechende blaue Würfelsymbol gelegt wird. Auf den Tableaus gibt es neben vielen freien Feldern bereits einige vorgedruckte Felder, die mit diversen Ressourcen-Symbolen, wie Holz, Getreide, Zucker, Juwelen und anderen Symbolen wie Münzen, Schifffahrt, Religion, Konquistador, Zufriedenheitspunkte und div. Tauschhandel, versehen sind. Außerdem bekommt noch jeder sechs Mönche seiner Farbe, diverses Startgeld von drei bis sechs Münzen und zwei Holz.

 

Es geht mit den vier Hauptaktionen so lange im Kreis, bis alle Spieler mit der Passaktion aus dem aktuellen Jahr aussteigen.

 

A) Vergrößere deine Kolonie: Kaufe von den zu Beginn je 5 ausgelegten Zweier(Landschafts)-Plättchen bzw. Dreierplättchen (in L-Form) eines um 2 Holz bzw. 2 Holz und 1 Getreide. Auf diesen sind natürlich die zuvor erwähnten Symbole (auch Landschaften genannt) und auch Straßenkreuzungssymbole mit 0 bis 2 Kolonisten abgebildet. Dieses Plättchen kann man dann auf seinem Tableau auf freie Felder legen ohne dabei etwas zu überbauen, um somit die Symbole und damit die Möglichkeiten und Ressourcen-Erträge deiner Kolonie weiter ausbauen. Diese Plättchen werden erst im nächsten Spieljahr wieder aufgefüllt, gehen daher also schon mal im aktuellen Jahr aus.

 

B) Aktiviere eine Landschaft (beliebiges Symbol) deiner Kolonie, die weder mit einer Münze noch mit einem Würfel belegt ist, mit 1 Münze und erhalte den entsprechenden Ertrag oder führe die damit verbundene Aktion aus. Im nächsten Durchlauf im selben Jahr eine weitere Landschaft zu aktivieren, kostet bereits 2 Münzen, usw., wird also recht schnell sehr teuer.

 

Die Aktion (Symbol) Seehandel erlaubt es, sich ein Schiffs-Plättchen zu nehmen und gegen Abgabe der geforderten Ressourcen es dann auf die rechte Seite seiner Kolonie zu legen, und zwar genau passend zum Symbol, wo man es weggenommen hat (Münzen, Konquistador, Religion, Zufriedenheit), weil diese Schiffe werden nämlich beim Passen wieder relevant.

 

Mit der der Aktion Konquistador fährst du genau 1 Feld auf der Leiste weiter, solltest du dabei auf oder über ein Goldfeld fahren, bekommst du ein Gold, eine Joker-Ressource, die für alle anderen Ressourcen verwendbar ist. Außerdem ist es wichtig am Jahresende auf dieser Leiste möglichst weit vorne zu sein, da am Jahresende dafür eine nicht unerhebliche Anzahl Zufriedenheitspunkte vergeben werden, und zwar in jedem Jahr mehr.

 

Mit der Aktion Religion kannst auf der Religionsleiste ein Feld (bzw. gegen Abgabe von 1 Getreide sogar zwei Felder) vorwärts fahren. Damit kann man sich den zweiten und dritten eigenen blauen Würfel holen. Außerdem natürlich alle paar Felder einen Mönch einsetzen, entweder als Gelehrten (diverse dauerhafte Vorteile), als Bischof (Punkte am Spielende, je nachdem wie gut die Bischofs-Bedingung erfüllt wurde) oder als Missionsgebäude (sofortiger einmaliger Effekt div. Gold, Juwelen, Zucker oder Zufriedenheitspunkte).

 

C) Aktiviere alle nicht belegten Landschaftssymbole mit einem eigenen blauen Würfel in einer Zeile oder mit einem weißen Würfel aus dem allgemeinen Vorrat (und daher begrenzt) in einer Spalte bis zu einem Maximum von jeweils drei Würfeln. Aktiviert kann natürlich nur die Zeile/Spalte des Würfelwertes werden, wobei man gegen Abgabe jeweils 1 Münze den Würfelwert um eines nach oben und unten ändern darf und das auch mehrfach (ja, Geld regiert die Welt und ändert die Würfelaugenanzahl). Es werden damit alle freien Symbole (also ohne Würfel und Münzen) von oben nach unten bzw. von links nach rechts aktiviert und entsprechend abgehandelt. Ein umsichtiges Planen bei der Positionierung der Landschaftsplättchen ist daher sehr wichtig, um den Ertrag möglichst zu optimieren. Der dabei verwendete Würfel wird danach auf das letzte Symbol der Reihe/Spalte gelegt und blockiert es somit für das aktuelle Jahr. Auch die Reihenfolge der Würfelaktivierung will daher gut überlegt sein. Wäre doch dabei nicht das Problem, dass die weißen Würfel allen zur Verfügung stehen und der gewünschte Wert vielleicht eher weg ist als einem lieb ist, vor allem dann wenn er evtl. nur ein oder zweimal gefallen ist.

 

D) Passen: Auch das ist wichtig, bringt es ja ebenfalls diverse Aktionen wie Gold, Religion, Zufriedenheit und Seehandel. Außerdem werden deine zuvor gelegten Schiffe jetzt ebenfalls entsprechend ihrer Anzahl aktiviert, was insbesondere im dritten Jahr enorme Auswirkungen haben kann.

 

Am Jahresende werden die zuvor erwähnten Konquistadoren-Punkte vergeben, die Marker auf dieser Leiste wieder auf Null gesetzt und diverse Vorbereitungen für das nächste Jahr getroffen.

 

Am Spielende nach drei Jahren gibt es noch Punkte für Ressourcen, Geld, Kolonisten auf Straßenfeldern in komplett verbauten Zeilen/Spalten, die Punkte für die gelegten Mönche, die Bischofsplättchen und die Anzahl Sätze an gelegten Schiffen je Anlegestelle (ein Schiff je Symbol ist ein kompletter Satz).

 

Fazit: Santa Maria funktioniert sehr gut, ist abwechslungsreich, passt spieltechnisch gut zum Thema und ist spannend beim Nehmen der Landschaftsplättchen und der weißen Würfel aus dem allgemeinen Vorrat. Kriege ich das benötige Plättchen oder den Würfelwert, den ich unbedingt brauche oder wird es mir doch weggeschnappt und ich muss meinen Plan noch ändern.

 

Für ein Experten-Spiel hat es mir persönlich aber einen bisschen zu hohen Würfelglücksfaktor, insbesondere beim Würfeln meiner eigenen bis zu drei blauen Würfel (die ich hoffentlich spätestens im zweiten oder dritten Jahr habe). Habe ich nämlich kein oder nur wenig Geld um den Würfelwert zu modifizieren (und Geld ist immer knapp und z.B. eine 1 zu einer 6 zu machen, kostet nun mal 5 Münzen), ist es schon ziemlich entscheidend für den Punkteertrag, ob ich den Würfel in einer meiner optimalen Zeilen einsetzen kann und somit sehr viele wichtige Symbole aktivieren kann oder ob ich doch nur die wenigen Symbole (oder gar nur eines) in einer meiner nicht so gut ausgebauten Zeilen erwische.

 

Ebenfalls erwähnen möchte ich noch, dass das Einsetzen der Mönche nur für den jeweils ersten Mönch auf einem Feld, egal von welchem Spieler, gratis ist. Sonst müssen nämlich an jeden dort bereits vertretenen Spieler 2 Münzen bezahlt werden, und genau das schränkt die Auswahl an attraktiven Mönchsfeldern schnell stark ein. Ich finde nur 1 Münze wäre angebrachter, weil insbesondere im dritten Jahr gelegentlich sogar manche Spieler die Mönche verfallen lassen, weil man sich das Einsetzen schlichtweg nicht leisten kann. Ebenfalls nicht so gut gefallen hat mir die Regel, dass bei jedem Bischofsfeld am Spielende gleich einmal 2 Siegpunkte abgegeben werden müssen und daher auch hier das Einsetzen von mehr als einem Mönch oft keinen Sinn macht, weil der Punkteertrag zu gering ist oder es sich um ein Nullsummenspiel handelt, also 2 Punkte abgeben und 2 Punkte bekommen. Hier sollte man evtl. mit Hausregeln spielen und nur 1 Münze pro vorhandenem anderen Mönch verlangen bzw. nur einen Punkt bei einem Bischofsfeld abziehen.

 

Gert Stöckl

 

Spieler: 1-4

Alter: 12+

Dauer: 90+

Autor: Eilif Svensson, Kristian Amundsen Østby

Gestaltung: Gjermund Bohne

Preis: ca. 42 Euro

Verlag: Pegasus Spiele 2018

Web: www.pegasus.de

Genre: Strategie mit Ressourcen und Würfel

Zielgruppe: Für Experten

Spezial: 1 Spieler

Version: de

Regeln: de en es fr it pl ru

Text im Spiel: nein

 

Kommentar:

Eher hoher Glücksfaktor

Mechanismen passen gut zum Thema

Eventuell Hausregeln für einige Mechanismen

(c) Bild jipipu/BGG

 

Vergleichbar:

Marco Polo, Spiele mit Ressourcen und Würfel als Arbeitern

 

Andere Ausgaben:

Aporta (en, fr ), Arrakis (es), Dal Tenda (it), Granna (pl), Lavka (ru), teils erst angekündigt

 

Meine Einschätzung: 5

 

Gert Stöckl:

Schönes Strategiespiel mit Würfeln als Arbeitern mit etwas zu hohem Würfelglücksfaktor

 

Zufall (rosa): 2

Taktik (türkis): 1

Strategie (blau): 2

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 0

Kommunikation (rot): 0

Interaktion (braun): 0

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0