UNSERE REZENSION

 

StraSSen, Häuser, Märkte

 

Milestones

 

Zwischen Handelshaus und Burg

 

Wir Spieler sind doch immer wieder auf der Suche nach etwas Neuem. Ich versuche auch immer wieder meiner Frau zu erklären wie dankbar sie sein sollte, dass sich meine Neugier nur auf Spieleneuheiten erstreckt anstatt … - aber das ist eine andere Geschichte.

 

Wenn eine Firma wie Eggertspiele einen großen Erfolg mit Village als Kennerspiel eingefahren hat ist man natürlich besonders neugierig was nun in Folge kommt. Besonders dann, wenn dieses Haus doch fast ein Garant für interessante Spiele ist. Dazu kommt noch ein Autorenduo mit Ralf zu Linde (u.a. Finca) und Stefan Dorra (Linie 1, Marracash u.v.a.), das schon sein Können unter Beweis stellen konnte. Mal sehen, ob ihr „Milestones“ zu einem Meilenstein im Spielangebot von 2012 wird.

 

Worum geht es? Man baut Straßen, Häuser, Marktplätze und erzielt damit unter Zuhilfenahme von Bonusplättchen und Mehllieferungen Siegpunkte. (Welch Überraschung!). Dies ist nun wirklich nicht der letzte Schrei und wer jetzt „Nicht schon wieder“ von sich gibt, sollte sein Vorurteil ablegen und sich überzeugen lassen, dass den beiden Autoren ein paar nette Gags eingefallen sind, die eine unterhaltsame Runde versprechen.

 

Der vorerst leere Spielplan weist eine Punkteleiste auf und ist sonst mit einem Dreiecksraster versehen. Am linken oberen Ende gibt es einen einsamen Marktplatz von wo aus die Erschließung der Landschaft mit Straßen erfolgt. An den Eckpunkten der Dreiecke stehen verschieden große Zahlen von 1 bis 5 welche für die spätere Punktevergabe wesentlich sind. Außerdem werden 15 Bonusplättchen verdeckt an bestimmten Punkten platziert, die jeden Spielverlauf ein wenig anders gestalten können. Auf ihnen sind verschiedene Arbeiter abgebildet. Auf ihre Bedeutung komme ich noch zurück.

 

Jeder Spieler erhält ein eigenes Aktionstableau, auf dem seine Aktions-Möglichkeiten während seiner Zugfolge festgehalten sind. Für das Bauen bzw. Liefern der verschiedenen Güter wie Stein, Holz, Sand, Getreide und Münzen stehen jeweils passende Arbeiter zur Verfügung von denen jeder für ein spezifisches Material verantwortlich ist. Diese Handwerder sind jeweils zu zweit  auf einem Arbeiterplättchen zu sehen. Während des Spiels existiert eine offene Auswahl von 5 Plättchen, die stets vom restlichen Stapel (insgesamt 35 Plättchen) ergänzt wird. Zu Beginn wird diese Auslage je nach Spieleranzahl erweitert, sodass jeder Spieler 2 Plättchen (also vier Arbeiter) als Startguthaben erhält. Außerdem gibt auch eine Münze pro Nase (der Spieler – nicht der Arbeiter). Die Auswahl beginnt der Spieler rechts von dem Startspieler und dann gegen den Uhrzeigersinn bis zum Startspieler, der zwangläufig als letzter die kleinste Auswahl hat. Damit wird der Startvorteil etwas ausgeglichen. Da jeder Arbeiter mit einer Zahl versehen ist, sollte man die Plättchen aufsteigend nach Zahl platzieren, denn dafür wird man beim Handelshaus mit einer Extramünze belohnt.

 

Zu den Aktionstableaus:

Sie weisen 8 Felder auf. Oben 4, die maximal 8 Arbeitern Platz bieten und unten ebenfalls 4, die sich auf verschiedene Häuser mit diversen Möglichkeiten aufteilen:

 

Das Handelshaus. Es belohnt wie erwähnt die aufsteigende Zahlenfolge der Arbeiter mit einer Münze und bietet die Möglichkeit, weitere Arbeiter für 2 Münzen pro Plättchen zu erwerben. Außerdem findet eine unbegrenzte Tauschmöglichkeit statt. 2 Münzen gegen ein Gut bzw. 2 Güter gegen eine Münze.

 

Das Bauamt. Hier kann man die gesammelten Güter einsetzen und Siegpunkte lukrieren. Stein und Sand für Straßenbau, Holz und Stein für Hausbau, Holz und Sand für Marktplätze. Für die Straße bedeutet das, dass 2 Straßenstücke gelegt werden (á la Trans America) und man sich die Punktezahl, die zwischen den beiden Streckenteilen aufscheint, als Siegpunkte gutschreiben kann. Die Zahl wird dann durch einen Meilenstein abgedeckt. Selbstredend, dass man die Straße immer ausschließlich am Ende bereits bestehender Straßen fortsetzen muss. Abzweigungen sind nur bei Marktplätzen erlaubt. Für den Hausbau gilt, dass ein jedes Haus nur in einem Dreieck an einer bestehenden Straße liegen darf. (Irgendwie logisch!) Hier gibt es Punkte für jede freie Zahl im besetzten Dreieck. Es ist daher wohl zu überlegen wo man eine entsprechend hohe Punktezahl erreichen kann. Ein Marktplatz darf nur erstanden werden, wenn man ihn am Ende bestehender Straßen oder zwischen Straßen mit noch freier Zahl  errichten kann. Die Punkte ergeben sich aus der Zahl, die er dann verdeckt. Alle Baumaßnahmen sind unbegrenzt möglich, sofern die dafür notwendigen Güter vorhanden sind. Befindet sich ein Bonusplättchen im dem Dreieck, dessen Eckpunkt mit einem Meilenstein oder einem Marktplatz belegt wird oder in dem ein Haus gebaut wird, so wird es zu dem passenden Arbeiter am Tableau gelegt und bringt bei jeder Nutzung dieses Arbeiters einen Siegpunkt. Gibt es zurzeit keinen entsprechenden Arbeiter am Tableau, so darf es nicht genommen werden. Bei der Erstaufnahme wird sofort ein Punkt gutgeschrieben.

 

Die Mühle. Hier erlangt man bei Abgabe von 2 Getreidesteinen eine Münze und ein Mehlsackplättchen, das man auf einen freien Marktplatz legt und dafür Punkte für 2 der freien Zahlen bekommt, die in den 6 Ecken rund um den Marktplatz aufscheinen. Klar, dass man sich für die größtmöglichen entscheidet.

 

Die Burg. Hier muss jeder Spieler währen seines Kreislaufs rund um das Aktionstableau anhalten. Falls seine Ressourcen mehr als 3 Stück betragen (Güter und Münzen) muss Überzähliges abgegeben werden. Und was wesentlich schlimmer ist. Ein Arbeiter wird ebenfalls kassiert. Dazu gibt es Abdeckplättchen, mit welcher eine beliebige Person überdeckt wird. Außer man hat nur noch 2 Arbeiter am Tableau, dann erweist sich der „Burgherr“ als gnädig.

 

Zum Spielablauf:

In jeder Runde kann der an der Reihe kommende Spieler 2 Stationen besuchen.  Sollte er mehrere gleiche Arbeiter in seiner persönlichen Auslage haben so erzielt er für jeden davon, an dem er im selben Zug vorbeikommt, ein Gut. Es ist also positiv viele gleiche Holzfäller, Steinhauer, etc. aufzuweisen. Ärgerlich ist nur, dass man für das Bauen leider verschiedene Güter benötigt. Dieses Dilemma optimal auszugleichen, auf die besten Möglichkeiten beim Bauen zu achten, zu beobachten was die Mitspieler planen und dies womöglich zu durchkreuzen, macht den Reiz dieses Spiels aus.

 

Das Spielende wird je nach Spieleranzahl durch eine verschiedene Punktezahl vorgegeben. Überschreitet ein Spieler diese  Grenze, so kommt der Rest der Gruppe noch einmal dran. Ein anderes Ende ergibt sich, falls alle Arbeiterplättchen verkauft wurden. Abschließend gibt es noch eine Wertung der 5 Arbeitertypen. Die Mehrheit einer Sorte bringt 5 Siegpunkte, wobei Arbeiter mit Bonus doppelt zählen. Bei Gleichstand werden die erzielbaren Punkte auf 2 reduziert.

 

Das Spielmaterial ist zweckmäßig und gut. Vielleicht hätte ich mir die Aktionstableaus etwas stärker gewünscht, aber das sind letztlich „peanuts“. In der Spielanleitung, die ansonsten vorbildlich ist, sollte es bei Punkt 12 an Stelle von „weitere Plättchen anlegen“ besser „zusätzliche Plättchen bis zu …..“ lauten. Aber das sind schon die einzigen Kritikpunkte. Besonders positiv sind die grafischen Hinweise auf den Tableaus und am Spielplan, die jede Aktion, die Kosten und die damit verbundenen Möglichkeiten aufzeigen und den Ablauf daher wesentlich vereinfachen und einen flüssigen Spielverlauf garantieren. Von mir gibt es eine uneingeschränkte Kaufempfehlung sowohl für Familien als auch für „Mit Freunden“. Bei einer 10-Punkte-Wertung würde ich eine glatte 8 vergeben. Wenn man „Milestones“ als Gradmesser für Essen heranzieht, dann kann man sich bereits heute darauf freuen, welche „Meilensteine“ wir dort noch erwarten dürfen.

 

Rudolf Ammer

 

Spieler: 2-4

Alter: 10+

Dauer: 45+

Autor: Stefan Dorra, Ralf zur Linde

Grafik: Klemens Franz, Hans-Georg Schneider

Preis: ca. 35 Euro

Verlag: Pegasus /Eggert 2012

Web: www.pegasus.de

Genre: Worker Placement

Zielgruppe: Mit Freunden

Version: multi

Regeln: de en

Text im Spiel: nein

 

Kommentar:

Gute Regel

Ansprechendes Material

Sehr schön verzahnte Mechanismen

Auch gut für Familien mit etwas Spielerfahrung

 

Vergleichbar:

Grundsätzlich Worker Placement Spiele mit Ressourcenverwaltung

 

Andere Ausgaben:

Englisch bei Stronghold

 

Meine Einschätzung: 6

 

Rudolf Ammer:

Meine Vorfreude wurde bestätigt, Milestones ist ein Meilenstein unter den bisherigen Herbstneuheiten 2012, flüssig zu spielen, und dank der ausgezeichneten Gestaltung auch leicht zugänglich

 

Zufall (rosa): 1

Taktik (türkis): 3

Strategie (blau): 2

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 0

Kommunikation (rot): 0

Interaktion (braun): 2

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0