Rezension

 

Nachfolger für König Thedorius

 

Crown of Emara

 

Fürsorge für Bürger auf zwei Plänen

 

In dem Spiel wird wieder einmal der Nachfolger eines Königs gesucht.

 

Dazu hat sich der Rat des Landes gemeinsam mit seinem König eine Aufgabe ausgedacht, bei der die Bewerber versuchen müssen, eine möglichst große Befriedigung der Bewohner von Emara zu erreichen.

 

Bei Crown of Emara handelt es sich um ein Kennerspiel im mittelalterlichen Gewand.

 

Schon während des Spielaufbaus zeigt Emara einen optischen großen Unterschied zu vielen klassischen Brettspielen. Es verfügt nämlich über zwei getrennte Spielpläne, dabei gibt es einen Spielplan für die Stadt und einen für das Land.

Generell werden in dem Spiel Aktionen und Bewegungen von Arbeitern kombiniert, dabei ist eine genaue Planung der Züge und die Reihenfolge, in der die Aktionen gemacht werden von eminenter Bedeutung.

 

Jeder Spieler verfügt über zwei Ratsmitglieder. Wobei sich ein Ratsmitglied auf dem Spielplan "Stadt" und der andere auf dem Spielplan "Land" im Kreis bewegt.

Beide Spielpläne sind in jeweils vier Bereiche (Orte) unterteilt.

Orte auf dem Spielplan "Stadt" sind Kirche, Burg, Markt und Baustelle.

Orte auf dem Spielplan „Land“ sind Wald, Acker, Steinbruch und Weberei

Eine weitere Besonderheit besteht in der Wertungsleiste, die über zwei Wertungsmechanismen verfügt, dazu später mehr.

 

Nach dem Öffnen der Spielschachtel zeigt sich umfangreiches Spielmaterial, was bereits hier, ohne das Spiel bis dahin gespielt zu haben, den Schluss vermuten lässt, welcher sich im Spiel bestätigt, dass es sich um kein klassisches einfaches Familienspiel handelt.

 

Zur Spielvorbereitung werden die beiden Spielpläne nebeneinander in die Tischmitte gelegt. Jeder Spieler wählt eine Farbe und stellt jeweils einen seiner Ratsmitglieder auf die beiden Spielpläne auf das dafür vorgesehene Feld seiner Farbe.

Weiters bekommt man einen Satz von neun Aktionskarten, die man mischt, und dann nehmen alle Spieler ihre obersten drei Aktionskarten auf die Hand.

 

Das Spiel geht über 6 Runden, in jeder Runde verfügen die Spieler über 3 Spielzüge.

 

Ein Spielzug umfasst in beliebiger Reihenfolge folgende 3 Aktionsmöglichkeiten:

 

·         Aktionskarte ausführen

·         Bewegungsaktion ausführen und

·         eventuell Zusatzaktionen durchführen

Das Ausspielen der Aktionskarte bestimmt nicht nur, welche Kartenaktion ein Spieler ausführt, sondern legt auch fest um Wie viele Bewegungsschritte einer der beiden Ratsmitglieder auf seinem Spielplan bewegt werden darf.

 

Dabei kann der Spieler entscheiden, welche der drei Aktionen er zuerst ausführt.

Durch die Bewegung seines Ratsmitgliedes auf dem Stadtplan "Land" hat der Spieler die Möglichkeit verschiedene Ressourcen zu bekommen. Auf dem Stadtplan "Stadt" kann er durch Bewegen seines Ratsmitgliedes verschiedene Aktionen ausführen.

 

Bevor ich diese Aktionen näher beschreiben kann, muss ich kurz auf die Wertungsleiste eingehen, in dieser werden Bürgerpunkte und Baupunkte vergeben bzw. angezeigt.

 

Im Laufe des Spiels erwirbt man sowohl immer wieder Bürger- als auch Baupunkte. Am Ende des Spieles ist jedoch für jeden Spieler nur der niedrigere Wert der beiden Punkte wichtiger, dieser niedrige Wert bestimmt die echten Siegpunkte des Spielers.

 

Spielplan Stadt:

Auf dem Spielplan "Stadt" kann man in der Kirche Spenden durchführen und dafür Bücher erwerben mit denen man in weiterer Folge Bau- und/oder Bürgerpunkte erwerben kann, weiters bekommt man eine Gunst der Kirche, welche man entweder sofort oder in späterer Folge einlösen kann.

In der Burg erhält man einen Siegelring gegen Abgabe einer Ressource; der Siegelring wird in der Zusatzaktion Adelstitel erhöhen benötigt. Weiters kann man hier 1 Buch in 5 Baupunkte umwandeln.

Im Markt kann man einen Rohstoff in eine Goldmünze tauschen, weiters kann man hier durch Abgabe von Büchern sehr viele Bürgerpunkte erwerben.

Die Baustelle gibt Dir verschiedene Möglichkeiten, Bau- und Bürgerpunkte zu erwerben.

 

Spielplan Land:

Durch Bewegen des Ratsmitgliedes auf dem Spielplan "Land" erhalten die Spieler die Rohstoffe Holz, Tuch, Getreide oder Stein. Auf dem Spielplan Land gibt es für jedes der 4 Orte, jeweils 3 Plätze, um dort Handwerker zu platzieren, diese erhöhen das Einkommen oder ermöglichen die Umwandlung von Getreide in Brot, womit man in der Baustelle sehr viele Bürgerpunkte erwerben kann.

 

Es gibt in dem Spiel 3 Zusatzaktionen, "Adelstitel erhöhen", "Handwerker einstellen" und "Berater anwerben".

Adelstitel erhöhen bringt ebenfalls viele Bürgerpunkte, aber sonst keine weiteren Vorteile.

Durch das Einstellen von Handwerkern erhöht sich wie bereits angeführt das Einkommen in den jeweiligen Orten auf dem Spielplan Land, zusätzlich bringen sie jedoch auch einige Bürgerpunkte.

Das Anwerben von Beratern bringt Sofort-, Einmal- und Dauereffekte. Dies können Bürgerpunkte, Baupunkte, Erhöhung des Einkommens, Kostenreduktionen oder sonstiges sein.

 

Der Hintergrund der Geschichte hat mit dem Spielablauf, nur wenig oder kaum etwas gemeinsam. Das Spiel ist allgemein optisch ansprechend ist jedoch teilweise aus spieltechnischer Sicht etwas überladen.

 

Die optische Umsetzung der Karten kann man nur als gelungen bezeichnen, die sehr detailreichen Darstellungen, unterstützen die Spieler mittels guter Symbolik und machen ein einfaches Verstehen der Aktionsmöglichkeiten bzw. Ergebnisse möglich.

 

Optisch leider nicht so gut ist vor allem der Spielplan "Stadt" dieser wirkt überladen und in den einzelnen Stadtvierteln sind aus spieltechnischer Sicht die dort möglichen Aktionen zu vielfältig, wodurch das Erlernen des Spiels bzw. beim Ausführen von Aktionen immer wieder mal passieren kann, dass man Aktionsmöglichkeiten übersieht und daher vergisst.

Die im Spiel enthalten Figuren, Scheiben und Plättchen sind optisch sehr schön gestaltet und sind meistens leicht verständlich in ihrer Funktion bzw. ihrem Wert.

 

Crown of Emara ist kein Familienspiel, mit seinen 2 Spielplänen und den zahlreichen Aktionsmöglichkeiten ist es ein wirkliches Kennerspiel.

 

Natürlich können es theoretisch gute Familienspieler spielen, optimale Spielzüge oder gewinnen gegen echte Vielspieler werden sie dieses jedoch kaum, da sie dabei viel zu oft andere bessere Aktionsmöglichkeiten übersehen.

Die enge Verbindung der verschiedenen Karten, Aktionen und Bewegungen der Ratsmitglieder in die richtige zeitliche Folge zu bringen, wird die meisten nicht Vielspieler überfordern und diese daher wenig Spielspass empfinden lassen.

Allen Vielspielern und Experten und Liebhabern komplexer Spiele kann es jedoch uneingeschränkt empfohlen werden.

 

Das Glückselement ist gegeben, da man immer nur drei Karten pro Runde zur Verfügung hat und dies die Auswahlmöglichkeiten etwas einschränkt, da man nicht immer dann die entsprechenden Aktionskarten auf der Hand hat, wenn man sie wirklich braucht.

Erfahrene Spieler können dies meistens gut kompensieren, jedoch kann es schon passieren, dass das unterschiedliche Auftauchen der Aktionskarten einen großen Spieleinfluss haben kann.

 

Die Wartezeit zwischen den Aktionen der Mitspieler ist gut abgestimmt, lediglich notorische Grübler können einen die Wartezeit verleiden. Dies ist jedoch nicht so tragisch, da man meistens selbst bereits mit der Planung seines nächsten Spielzuges beschäftigt ist.

 

Meinem Mann und mir, sowie vielen Spielern in unseren Testrunden hat das Spiel sehr gut gefallen, jedoch meinten einige Vielspieler und Experten, dass Crown of Emara etwas überladen ist und sich der Spielspass durch die extremvielen Aktionsmöglichkeiten vermutlich nicht sehr gesteigert hat. Mit weniger Aktionsmöglichkeiten hätte vielleicht ein ebenso hoher Spielspaß ermöglicht oder erreicht werden können. Alles in allem ist das Spiel eine gute Mischung von verschiedenen Spielmechanismen und ist das Ineinandergreifen der unterschiedlichen Aspekte des Spiels gut gelöst.

 

Fazit: Crown of Emara ist ein Kennerspiel das vielen Experten einen vermutlich langen Spielspass garantiert. Zu den absoluten Highlights der Kennerspiele wird es unserer Meinung nach jedoch nicht gehören, wird jedoch viele Anhänger und Freunde unter den Vielspielern finden.

 

Spieler mit weniger Erfahrung sollten das Spiel vor dem Kauf in einer Spielgruppe probieren, da sie vermutlich damit überfordert sind.

 

PS. Der Spieleautor Benjamin Schwer hat für Pegasus Spiele bereits das Familienspiel "Yeti" entwickelt, welches als Familienspiel gut ankam.

 

Maria Schranz

 

Spieler: 1-4

Alter: 12+

Dauer: 45-75+

Autor: Benjamin Schwer

Gestaltung: Dennis Lohausen, Jens Wiese, Andreas Resch

Preis: ca. 39 Euro

Verlag: Pegasus Spiele 2018

Web: www.pegasus.de

Genre: Worker Placement, Kartenmanagement

Zielgruppe: Für Experten

Version: multi

Regeln: de en + es nl pt

Text im Spiel: nein

 

Kommentar:

Viele Optionen

Optimaler Spielzug nicht immer leicht zu finden

Sehr schönes Material

Gut verzahnte Mechanismen

 

Vergleichbar:

Die Tore der Welt

 

Andere Ausgaben:

999 Games (nl), Ediciones MasQueOca (es pt)

 

Meine Einstufung: 6

 

Maria Schranz:

Mir gefällt das Spiel sehr gut, und ich kann es allen Vielspielern und Experten empfehlen; jedoch würde es vermutlich mit etwas weniger Komplexität immer noch sehr viel Spaß machen.

 

Zufall (rosa): 1

Taktik (türkis): 3

Strategie (blau): 3

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 0

Kommunikation (rot): 1

Interaktion (braun): 1

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0