BUUREJAHR
Buurejahr
3-5 Spieler
1987, Edition
Als ich im April in der Schweiz gute Freunde, die
ebenfalls begeisterte Spieler sind, besuchte, zeigten sie mir ein mir bis dato
unbekanntes Spiel eines kleinen Schweizer Alternativverlages, eben Buurejahr,
mit der Bemerkung, ihnen gefiele es sehr gut und sie würden es mir gerne
zeigen. Alter Spielefreak, der ich bin, sagte ich sofort zu.
Der erste Eindruck von diesem Spiel war ein zwiespältiger:
Ein Spielplan mit einer Laufbahn, die die verschiedenen Jahreszeiten darstellt
und mit Ereignisfeldern gespickt ist, massenhaft Counter die
landwirtschaftliche Güter repräsentieren (die Counter haben etwa
"Kreml-Qualität"), ein Steckbrett aus Kork mit farbigen Stecknadeln
als Punktezähler (wenn schon alternativ, dann gründlich), Spielpläne, die die Höfe
der Spieler mit der landwirtschaftlichen Nutzfläche darstellen, noch einen
Spielplan, der den Dorfladen, den die Spieler mit ihren Waren beliefern sollen,
darstellt, Ereigniskärtchen (Zeitungsmeldungen und Briefe), Spielgeld, sowie
eine Spielfigur, eine Sonne darstellend, die für alle Spieler gilt - alleine
das Spielmaterial gibt bereits Anlaß zu Vergleichen mit Spielen wie Durchs
Gartenjahr, DKT etc. Aber ich sollte mich
getäuscht haben.
Die Spielregel ist übersichtlich gestaltet und
leicht verständlich geschrieben, wenngleich sich auch diese Firma den
"running gag" der weiblichen Bezeichnungen nicht verkneifen kann. Die
Spielerinnen bilden eine Landwirtschaftliche Genossenschaft (LG), die sich
verpflichtet hat, den zur LG gehörenden Dorfladen möglichst bedarfdeckend zu
beliefern. Zu diesem Behufe besitzt jede Spielerin einen Hof mit 15ha Land und
sFr 100.000,-. Vor Spielbeginn kauft nun jedefrau Obstbäume und Milchkühe.
Diese blockieren zwar bereits einige ha Kulturland, bringen aber ständig Geld
(Verkauf von Milch und Obst an den Dorfladen). Danach beginnt die Spielerin,
die die höchste Augenzahl gewürfelt hat (wie unoriginell und konservativ!) und
reihum bewegt frau die Spielfigur vorwärts. Landet die Figur auf einem weißen
Feld, so betrifft der Text auf dem Feld alle Spielerinnen gleichermaßen; gelbe
Felder betreffen nur die Spielerin, die am Zug ist.
Frau kann Feldfrüchte in beliebiger Zusammenstellung
anpflanzen, falls man auf dem entsprechenden Anbaufeld steht, das Saatgut muß
allerdings gekauft werden. Nach der Ernte der Pflanzen ist der Platz frei für
den Anbau anderer Sorten von Feldfrüchten. Schweine und Kälber kann frau kaufen
und mästen, um ebenfalls gute Gewinne zu erzielen. Kälber erhält frau aber auch
gratis von den eigenen Milchkühen.
Der Verkauf der Produkte erfolgt zunächst zum
aktuellen Preis an den Dorfladen. Dafür erhält frau das Geld und außerdem
Punkte für die Wertung. Hat der Dorfladen an diesem Produkt bereits seinen
Bedarf gedeckt, so verkauft frau an andere Kundinnen. Dafür erhält sie zwar das
Geld, aber keine Punkte (wäre ja noch schöner, wenn Genossenschafterinnen an
die nächstbeste Kundin zuerst verkaufen würden).
Selbstverständlich fehlen auch die üblichen
Katastrophen, wie etwa Hagel, nicht. Sollte trau dadurch totale Ernteausfälle
an bestimmten Feldfrüchten erleiden, so wird das Feld umgepflügt und die Sache
ist erledigt. Erleidet frau aber nur Teilausfälle an Erträgen, so bleibt zwar
einiges für den späteren Verkauf erhalten, jedoch ist die gesamte Anbaufläche
bis zur Ernte blockiert. Hat frau eine Versicherung abgeschlossen, so geht
das Gemüse zwar nach wie vor tschari, jedoch wird
der finanzielle Verlust sofort von der Versicherung voll abgedeckt (es handelt
sich dabei um eine Schweizer Versicherung, wohlgemerkt).
Zum Jahreswechsel muß frau die Lebenshaltungskosten
für's nächste Jahr bezahlen (sFr 70.000,-) und der Dorfladen wird geleert. Kann
eine Spielerin die Lebenshaltungskosten nicht bezahlen, so scheidet sie aus.
Nach einer vorher vereinbarten Anzahl von Jahren ist das Spiel zu Ende. Die
Spielerin mit den meisten Punkten gewinnt.
Nachdem die Kurzinformation über die Spielregeln nun
beendet ist, möchte ich wieder zur üblichen Diktion zurückkehren. Das Spiel
finde ich sehr unterhaltsam, wenn mir auch die Interaktion zwischen den
Spielern abgeht. Der Glücksfaktor ist - zugegebenermaßen - hoch, aber ich bin
nicht einer jener Freaks, die Würfel - außer bei Duell und Chase - generell
ablehnen. Buurejahr ist für mich trotz bekannter Elemente ein eigenständiges
Spiel, das im Familienkreis sicher Anklang findet.
WlN-Wertunq:
Buurejahr WWW S UU AA 4 (3-5) h
PS: Acht ja - ''Buurejahr'' ist schwyzerdütsch und
heißt übersetzt 'Bauernjahr'.