Rezension

 

Expedition im Regenwald

 

Costa Rica

 

Gesucht: Exotische Tiere

 

Jeder Spieler ist als Entdecker Mitglied einer Expedition auf der Suche nach exotischen Tieren im Regenwald Mittelamerikas, in Costa Rica.

Der Regenwald liegt als Mischung von Landschaftsplättchen für Wald, Gebirge/Hochland und Küste/Sumpf aus, die Auslage zu einem Sechseck mit 5 Plättchen Kantenlänge zu Beginn erfolgt zufällig. Je nach Terrain-Art finden sich auf der Rückseite der Gebirge/Hochland-Plättchen Braunrückentukans (häufig) und Jaguare (selten), auf den Küste/Sumpf-Plättchen Basilisk (häufig) und Rotaugenlaubfrosch (selten) und schließlich auf den Wald-Plättchen Kapuzineraffen (häufig) und Nashornkäfer(selten), wobei häufige Tiere doppelt so oft vertreten sind wie seltene. Manche der Plättchen sind auf der Tierseite noch mit einem Gefahrensymbol - Moskito im roten Dreieck - gekennzeichnet. Jeder Spieler nimmt die sechs Entdecker seiner Farbe und stellt je einen Entdecker an die sechs Ecken des Sechsecks.

 

Der Startspieler wird Expeditionsleiter und bekommt die Figur. Er sucht sich eine Expeditionsgruppe aus, in der noch ein Entdecker seiner Farbe vertreten ist und wählt ein der Gruppe benachbartes Plättchen - zu Beginn ist nur ein einziges möglich - und setzt die Expeditionsleiter-Figur darauf. Dann wird das Plättchen aufgedeckt und die Figur auf das offene Plättchen gesetzt. Das Plättchen zeigt ein oder zwei Tiere und eventuell ein Gefahrensymbol. Nun entscheidet der Expeditionsleiter - er hat immer den Erstzugriff auf Plättchen - ob er das Plättchen nehmen möchte oder passt. Passt der Expeditionsleiter, haben reihum im Uhrzeigersinn die anderen Spieler mit Entdecker in der Gruppe die Gelegenheit, das Plättchen zu nehmen oder zu passen. Passen alle anderen Spieler, ist der Expeditionsleiter wieder an der Reihe, wählt ein dem aufgedeckten Plättchen benachbartes Plättchen, deckt auf, entscheidet sich für Nehmen - nun aller bisher aufgedeckten Plättchen - oder Passen.

Erscheint beim Aufdecken ein Gefahrenplättchen, passiert akut gar nichts. Taucht allerdings beim weiteren Aufdecken ein zweites Gefahrenplättchen auf, endet der Zug sofort und der Expeditionsleiter muss alle aufgedeckten Plättchen einschließlich Gefahrenplättchen nehmen.

 

Wer sich für Nehmen entscheidet oder nehmen muss - Expeditionsleiter oder anderer Spieler - nimmt alle offenen Plättchen zu sich. Musste man aufgrund eines zweiten Gefahrenplättchens nehmen, gehen beide Gefahrenplättchen aus dem Spiel und man bekommt nur die übrigen, in der Runde aufgedeckten Plättchen. Nach dem Nehmen von Plättchen entfernt man seinen Entdecker aus der Expeditionsgruppe, er kann mit dieser Gruppe nicht mehr auf Entdeckung gehen. Wer genommen hat oder wegen Gefahrenplättchen nehmen musste, schiebt dann die Expeditionsgruppe - ohne seinen eigenen Forscher - an die Stelle des zuletzt aufgedeckten Plättchens, von hier aus startet dann die nächste Suche dieser Gruppe. Die Figur des Expeditionsleiters wird an den im Uhrzeigersinn nächsten Spieler weitergegeben.

 

Wird eine Gruppe vom Rest der Auslage abgeschnitten, werden alle Forscher entfernt. Als letzter Entdecker einer Gruppe kann man allein solange aufdecken bis man freiwillig aufhört oder ein zweites Gefahrenplättchen erscheint, das ist natürlich eine sehr gute Gelegenheit zu punkten.

 

Spätestens jetzt muss man sich fragen, wann punkte ich? Womit? Die Frage ist essentiell, denn man hat genau sechs Mal und nur sechs Mal im Spiel die Möglichkeit, Plättchen zu nehmen! Gewertet wird bei Spielende, entweder wenn alle Entdecker weggenommen sind oder wenn alle Plättchen entfernt wurden. Man wertet einerseits jede Tierart, die man bei sich liegen hat, nach Anzahl der Tiere die man besitzt, von 1 Punkt für 1 Tier bis 28 Punkte für 7 oder mehr gleiche Tiere. Und andererseits gibt es noch 20 Bonuspunkte für jedes Set aus je einem der sechs Tiere, welches man aus seinen gesammelten Tieren bilden kann. Gefahrensymbole auf Tierplättchen haben bei der Wertung keine Bedeutung.

 

Natürlich ist hier viel Glück im Spiel, aber doch auch einiges an Taktik - nehme ich sofort, wenn der Nashornkäfer auftaucht, damit ich ihn sicher im Set habe, oder hoffe ich, dass ihn noch keiner nehmen will, weil die anderen ihren Entdecker nicht für ein Plättchen aus dem Spiel nehmen wollen? Mist, der Käfer ist weg, aber dafür bleibt mein Entdecker in der Gruppe! Jetzt sind wir nur mehr zwei! Mal schauen, vielleicht schaffe ich es, allein übrigzubleiben und habe dann freie Hand in meiner Ecke des Regenwalds!

 

Da gilt es also einiges zu bedenken und vor allem gut im Auge zu behalten, was die anderen sammeln, je besser man sich das merkt, desto mehr kann man taktieren - und nicht vergessen, es können immer nur jene über passen oder nehmen entscheiden, die noch einen Entdecker in der Gruppe haben.

Ein simples Aufhören-oder-Weitermachen Spiel, das durch unerwartete Spieltiefe überrascht; man kann versuchen Expeditionsmitglieder zu eliminieren, indem man die Gruppe isoliert, kann durch Terrainwahl entscheiden wohin die Gruppe geht, so nach dem Motto, ich habe genug Wald, also ab an die Küste! Und vor allem muss man sich sehr genau überlegen, ob man kurzfristig punkteträchtig nimmt und damit womöglich einem Spieler die Position des einzigen Gruppenmitglieds überlässt.

 

Ein spannendes, rundherum gelungenes Familienspiel, bei dem man ab und zu gern den letzten Entdecker für den noch fehlenden zweiten Jaguar und die damit gewonnenen 22 Punkte mehr opfert, in der Hoffnung, dass der Nächste gleich zwei Gefahrenplättchen aufdeckt und leer ausgeht. Eine besondere Erwähnung ist noch die Grafik wert, Klemens Franz hat das Thema wieder einmal wunderbar eingefangen, besonders nett finde ich den Hinweis mit den Filmnegativ-Streifen auf den Fotos und dem Forscher mit Kamera am Cover dafür, dass Tiere aufspüren nicht Tiere fangen bedeuten muss! Einer meiner Favoriten unter den Familienspielen des Jahrgangs!

 

Dagmar de Cassan

 

Spieler: 2-5

Alter: 8+

Dauer: 45+

Autor: Matthew Dunstan, Brett J. Gilbert

Grafiker: Klemens Franz

Preis: ca. 28 Euro

Verlag: Lookout / Mayfair 2016

Web: www.lookout-spiele.de

Genre: Figur setzen, Tierkärtchen sammeln

Zielgruppe: Für Familien

Version: multi

Regeln: de en

Text im Spiel: nein

 

Kommentar:

Hübsches Thema

Simpler Aufhören/Weitermachen Grundmechanismus

Tolle Grafik

Viel Spieltiefe

 

Vergleichbar:

Alle Sammelspiele mit Abräumen des Spielplans, zum Beispiel Packeis am Pol

 

Andere Ausgaben:

Mayfair Games (en)

 

Meine Einschätzung: 7

 

Dagmar de Cassan:

Ein Familienspiel par excellence - spannend, nicht zu schwer, und eine ausgewogene Mischung von Glück und Taktik und der Möglichkeit, auch mal ein bisschen gemein zu sein!

 

Zufall (rosa): 2

Taktik (türkis): 2

Strategie (blau): 0

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 0

Kommunikation (rot): 0

Interaktion (braun): 2

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0