BRITISH RAILS

 

BRITISH RAILS

Great Britain Railbuliding Game

Jim Griffin, Mayfair Games, Inc. 1984

 

Wo liegt denn Stokes? - In der Mitte! und Perth? - ganz im Norden! Und wo, zum Kuckuck, gibt's denn Jute?, Und wo Schweine?, in Schottland, in Dundee, und nur dort das ist teuer, Schweine natürlich in Lancaster! Und wo ist bloß der

Fluß Avon?? Wenn man in einer Spielrunde Fragen und Antworten dieser Art hört, dann weiß der geschulte Spieler sofort: hier wird BRITISH RAILS gespielt! (Für den Kundigen: inklusive Ereigniskarten, sonst müßte man den Fluß nicht suchen - man wird ihn auch nicht auf der Karte finden - soviel englische Geographie muß man schon kennen!)

Doch nun vom Anfang an: in der (übrigens recht kompakten und relativ kleinen) Schachtel findet sich ein Plan von England, inklusive dem südlichen Teil von Schottland und Wales (in 6 Teilen, in Puzzleweise Zusammensetzbar), 6 Ölkreidenstifte zum Zeichnen (und später Abwischen) auf diesem Plan, Geld (wie üblich), Auftrags- und Ereigniskarten (dazu später), und kleine Plättchen, die die Waren darstellen, sowie 6 Züge (und Aufwertungskärtchen für diese).

Der Plan ist mit einem Dreieckpunktraster überzogen, wobei diese Punkte entweder einfache Punkte sind, oder kleine Dreiecke (Berggebiet), oder Städte (Kleinstädte = etwas größerer runder Punkt, Städte = Quadrat, oder Großstädte = Zusammenfassung von einigen Punkten) - diese Unterschiede werden beim Bau von Bahnlinien Bedeutung erlangen: der Bau zu einem simplen Punkt kostet 1 GE (Geldeinheit, wie üblich eine Million). zu einem Berg 2 GE, in eine Kleinstadt oder Stadt 3 GE, in eine Großstadt 5. Außerdem gibt es auch noch Flüsse (zusätzlich 2 GE für die Brücke) und Meerengen (+3 GE). Die Städte haben zusätzlich neben ihrem Namen meist auch noch ein

oder mehr Symbole.

 

Worum geht es nun eigentlich? Bis jetzt sehen wir nur viele Punkte, und viele Möglichkeiten, diese mit viel Geld (davon hat man doch wohl nicht so viel?) zu verbinden?

Am Anfang erhält jeder Spieler (am besten spielt sich BRITISH RAILS zu sechst, doch geht es auch ganz gut mit 4 oder 5 Spielern) 60 GE, sowie 3 Auftragskarten. Auf diesen stehen jeweils 3 mögliche Aufträge, von denen einer erfüllt werden soll. Aufträge beinhalten immer eine Ware, einen Ort, wohin diese Ware gebracht werden soll und den Preis, den man dafür erhalten wird. Und jetzt beginnt das große Suchen: Beginnend von einer beliebigen Stadt (für die kein Anschluß bezahlt werden muß) soll man versuchen, von jeder der 3 Karten einen Auftrag zu erfüllen, d.h. die gewünschte Ware von einem Ort, der dieses Warensymbol trägt, zu ihrem Zielort zu transportieren. Sobald ein Auftrag erfüllt ist, erhält man das entsprechende Geld und eine neue Karte.

 

Ziel des Spieles ist es, eine (vorher festgelegte) Menge an GE zu erreichen. Nun etwas genauer zum Ablauf des Spieles (ich werde nicht alle Regeln im Detail erläutern, und auch nicht alle Varianten, z.B. ohne Aktionskarten, oder gleichzeitiges Ziehen wie beim Postspiel, usw.): die ersten 3 Runden bestehen nur aus Linienbau (pro Runde darf jeder Spieler höchstens 20 GE verbauen, das gilt für jede Baununde. Das Liniennetz jedes Spielers muß zusammenhängen, man darf dabei aber in einer Bausphase auch an mehreren Enden anstückeln). Ab der 4. Runde besteht jeder Spielzug aus zwei Phasen: der Fahrphase (der Zug bewegt sich 9 (maximal) Felder, unabhängig davon, ob Berg, oder Fluß, oder Stadt, er darf dabei Waren aufnehmen oder abgeben, auch in Städten umkehren, er darf auch auf fremden Linien fahren, muß dafür für jede Runde an den Besitzer Linie 4 GE bezahlen, jedoch darf er höchstens 2 Waren gleichzeitig geladen haben; oder man kann (falls diese unerfüllbar oder unrentabel scheinen) alle 3 Auftragkarten gegen neue tauschen), danach kommt die Bauphase (wie vorhin beschrieben; anstatt zu bauen kann man auch seinen Zug zu einem Schnellzug (dieser fährt bis zu 12 Felder), später zu einem Superzug (der fährt 12 Felder und kann maximal 3 Waren befördern) ausbauen; das kostet jeweils 20 GE).

Natürlich gibt es noch einige Regeln, die den Bau der Linien regulieren, z.B. dürfen nie 2 Spieler die gleichen Punkte verbinden (das kann bei manchen Städteverbindungen sehr wesentlich sein, da oft die billigen Strecken - durch die Ebene - schon vergeben sind, und man nun den teuren Umweg über die Berge nehmen muß), Kleinstädte und Städte dürfen höchstens von 2 Spielern angeschlossen werden, Städte höchstens von 3 Großstädte können von beliebig vielen Spielern benützt werden - ihr innenstädtisches Netz muß niemand bauen, usw. (Fritz verzeih mir, wenn ich wesentliches vergessen habe!)

 

Es gibt auch nur eine bestimmte, manchmal kleine, Menge an einzelnen Waren (das kann, allerdings glücklicherweise nur selten, zu einem Engpaß führen). Und dann gibt es auch noch die Ereigniskarten, gut gemischt unter die Auftragkarten. Wenn eine solche Karte auftaucht, muß der betroffene Spiler diese Karte offen auflegen und (ie nach Text) muß er oder alle Spieler sich danach halten. Das kann sein: alle Brücken in Wales sind zerstört (müssen später, wenn benötigt, neu gebaut werden), oder, alle Züge in Küstennähe bewegen sich mit halber Geschwindigkeit, usw. Wenn der Spieler, vor dem die Karte liegt, wieder an der Reihe ist, wird die Karte und damit ihre Wirkung, entfemt. Dennoch muß jeder Spieler stets 3 Auftragskarten vor sich liegen haben.

 

BRITISH RAILS ist einer der "Klassiker" des Spielekreises, und es ist auch eines der Spiele, das seit einigen Jahren zu, meinen Lieblingsspielen gehört. Es ist auch, meiner Ansicht nach, ein sehr typisches Beispiel für ein Gesellschaftsspiel, das man interessierten Menschen vorstellen kann, denen vielleicht Mensch, ärgere Dich nicht zu simpel, Schach zu abstakt, Civilization zu kompliziert und Diplomacy zu lang ist. Die Regeln sind noch Überschaubau, die Spieldauer auch (ca. zwei Stunden, für Beginner - das Suchen dauert! - etwas länger), Glück spielt natürlich eine Rolle (nicht nur bei den Ereigniskarten - die könnte man leicht aus dem Spiel nehmen - sondern auch bei der Zuteilung der Auftragskarten), jeder kann seine Strategie wählen (entscheide ich mich dafür, Schottland oder Wales teuer auszubauen mit dem Risiko später keine Aufträge dafür zu bekommen? Oder beschränke ich mich auf die billigeren Aufträge in Mittelengland?, bzw.wann stocke ich den Zug auf? Nehme ich bestimmte (seltene) Waren auf Verdacht mit? (solange die Kapazität des Zuges nicht überschritten wird, darf man beliebige Waren transportieren, in der Hoffnung, irgendwann den entsprechenden Auftrag zu bekommen - man darf Waren ja auch wieder abgeben! - das führt dazu, daß z.B. Touristen kreuz und quer herumgeführt werden, um dann nach langer Irrfahrt in Birmingham zu stranden, oder Fische nach 10 Runden doch einen Abnehmer finden!)), jeder erkennt schnell die Fehler, die er gemacht hat. Der Beginner hat keinen wesentlichen Nachteil gegenüber dem erfahrenen Spieler. Das Spiel zeigt relativ wenig Interaktion (obwohl man doch andere Spieler stark behindern kann, was bei diesem Spiel eigentümlicherweise als unfair betrachtet wird), aber, obwohl dies nicht notwendigerweise sein müßte, doch viel Kommunikation. Die Aufteilung der Aufträge fordert oft dazu heraus, sich gegenseitig, zumindest bei derSuche nach Städten und Waren zu helfen.

WlN-Wertung:

*** BRITISH RAILS W SS I K U AA 6(4-6) h