UNSERE REZENSION

 

Flughäfen bauen und Passagiere transportieren

 

Aeroplanes: Aviation Ascendant

                  

Eisenbahnspiel mit Flugzeugen

 

Einmal mehr ein Spiel von Martin Wallace. Von ihm sind schon einige Spiele bei diversen Verlagen erschienen. Dieses hier bei Mayfair Games. Auch in dieser Konstellation nicht neu, man denke z.B. an Steam oder Automobile in den letzten Jahren.

Bei Aeroplanes versuchen die Spieler eine Fluggesellschaft in der Anfangszeit der kommerziellen Fliegerei aufzubauen.

Der Plan erinnert grafisch an Wallace-Spiele aus der Treefrogreihe, obwohl sich diesmal nicht deren Haus-und-Hof-Grafiker Peter Dennis verantwortlich zeigt, sondern Patricia Raubo. Er ist zwar nicht besonders hübsch, dafür aber klar strukturiert und übersichtlich. Zu sehen sind Teile der Welt, neben einer Wertungsleiste und ein paar weiteren Feldern und Tabellen. Überproportional groß ist Europa mit einigen wichtigen Städten und jeweils 2 bis 3 Feldern für Flughäfen. Darunter, deutlich kleiner in der Relation sind Afrika, Asien und Australien, wieder mit einigen ausgewählten Städten beziehungsweise Ländern oder Regionen mit jeweils 2 Feldern für Flughäfen. Links daneben sind noch jeweils zwei Flughafenplätze für Nord- und Südamerika als Ferndestinationen eingezeichnet. Zwischen den verschiedenen Städten, Ländern, Regionen und Kontinenten sind farbige Linien eingezeichnet, die für das Bauen neuer Flughäfen wichtig sind, dazu später mehr.

Das Spiel wird über 3 Zeitalter gespielt, die im Grunde gleich ablaufen, nur dass in jedem Zeitalter unterschiedlich viel Geld an die Spieler verteilt wird, im ersten nur 12, im zweiten schon 22 und im dritten gar 32.

Jeder Spieler wählt einen Heimatflughafen, wofür 6 Städte in Europa (Paris, Amsterdam, London, Zürich, Rom und Berlin) zur Verfügung stehen. Dann beginnt das Zeitalter beim Startspieler. Während eines Zeitalters werden reihum Aktionen durchgeführt. Jeder Spieler wählt immer eine aus fünf möglichen Aktionen, dann kommt der nächste, bis das Ende des Zeitalters ausgelöst wird.

Die 5 möglichen Aktionen sind:

 

1. Flugzeug kaufen

Neben dem Spielplan liegt immer eine Auslage von Flugzeugkarten. Diese Flugzeugkarten haben unterschiedliche Preise, bringen 1 oder 2 Flughäfen der Ausbaustufen I, II oder III, bringen 0 oder 1 Siegpunkt für das Spielende, haben eine Transportkapazität von 1 bis 6 Passagieren und sind langstreckentauglich oder auch nicht.

Wer die Aktion Flugzeug kaufen wählt nimmt sich eine Flugzeugkarte seiner Wahl, bezahlt den Preis und legt die Karte mit den entsprechenden abgebildeten Flughafenplättchen seiner Farbe vor sich ab.

Danach wird die Auslage der Flugzeugkarten wieder aufgefüllt. Da die Karten immer aufsteigend sortiert sind, ist die Reihenfolge in der die Karten ins Spiel kommen immer gleich.

 

2. Flughäfen bauen

Die Flughäfenplättchen können mit dieser Aktion auf der Weltkarte platziert werden, wobei es natürlich auch einige Regeln zu beachten gilt. Ausgehend vom Heimatflughafen, oder anderen, eigenen schon am Plan liegenden Flughafenplättchen, können beliebig viele Flughafenplättchen, die auf Flugzeugkarten vor dem Spieler liegen, auf benachbarte Städte gelegt werden. Wobei als benachbart gilt, was mit einer Linie verbunden ist.

Diese Linien haben unterschiedliche Farben und diese Farben symbolisiert die Schwierigkeit der neuen Flugroute. Will man über eine andere als eine weiße Linie bauen, diese weißen findet man nur in Europa, muss man Würfel werfen um zu sehen ob das neue Ziel erreicht wurde und gebaut werden darf.

Dazu wirft man 3 Würfel. Diese 3 Würfel haben die normalen Augenzahlen 2 bis 6, statt der 1 aber ein Motorschadensymbol. Die Summe der gewürfelten Augen muss nun einen bestimmten Schwellwert übersteigen, welcher abhängig von der Schwierigkeit der Strecke ist, um den Flughafen bauen zu dürfen. Sollte die Gesamtaugenzahl zu niedrig sein, darf noch mit Geld oder Pilotenplättchen dazugezahlt werden um trotzdem bauen zu dürfen. Kann oder will der Spieler nicht aufzahlen, darf das Flughafenplättchen nicht platziert werden, muss zurück auf die Flugzeugkarte gelegt werden und die Bauaktion ist sofort beendet.

Die Motorschadensymbole entsprechen 0 Augen und bringen dem Spieler zudem noch Motorschadenplättchen. Wenn ein Spieler beim Bauen sein 4. Motorschadenplättchen erwürfelt, muss er seine Bauaktion sofort beenden und das Flughafenplättchen das er gerade legen wollte zusammen mit den 4 Motorschadenplättchen abwerfen.

Flughafenplättchen auf langstreckentauglichen Flugzeugkarten gelten als Langstreckenflugzeuge.

Langstreckenflugzeuge erlauben es Städte auszulassen, wofür dann aber zusätzlich gewürfelt werden muss, auch innerhalb Europas. Außerdem sind manche Strecken, z.B. in die beiden Amerikas, grundsätzlich nur mit Langstreckenfliegern zu bewältigen.

Grundsätzlich werden Flughafenplättchen immer auf freie Flughafenfelder gelegt, sollte aber eine Stadt schon voll sein, kann auch ein schon vorhandener Flughafen aufgewertet werden, also durch ein Plättchen höherer Ausbaustufe ersetzt werden. So können Spieler auch wieder verdrängt werden.

 

3. Passagiere transportieren

Um kommerziell erfolgreich zu sein müssen Fluglinien natürlich Passagiere transportieren. Dafür gibt es eine, zufällig gezogene, Auslage an Passagierplättchen. Diese Passagierplättchen sind immer einem der 6 Startflughäfen (Paris, Amsterdam, London, Zürich, Rom oder Berlin) zugeordnet, haben ein Ziel und eine Anzahl von 1 bis 3. Als Aktion kann eines dieser Plättchen genommen werden. Dazu muss man aber sowohl in Start, als auch Zielstadt einen Flughafen besitzen, sowie ein Flugzeug dass noch genug Transportkapazität frei hat. Das Passagierplättchen wird dann auf die entsprechende Flugzeugkarte gelegt und belegt dann die ihrer Anzahl entsprechende Kapazität des Flugzeugs.

 

4. Bonusplättchen kaufen

Für jeweils 1 Geld können Bonusplättchen gekauft werde, z.B. Pilotenplättchen die auf den Würfelwurf aufaddiert werden dürfen, oder Wartungsplättchen die das Abwerfen aller Motorschadenplättchen erlaubt. Für alle Bonusplättchen gilt dass sie einmal benutzt wieder zurück in den Vorrat kommen.

 

5. Subventionen nehmen

Am Anfang jedes Zeitalters werden 8 Geldmünzen und eine schwarze Spielfigur in das Subventionsfeld gelegt. Als Aktion kann man sich eine der Münzen nehmen, oder, falls schon alle Münzen weg sind, die Spielfigur, was das Zeitalter sofort beendet.

Am Ende jedes Zeitalters gibt es eine Wertung. Es finden Mehrheitswertungen für die Anzahl an Flughäfen in Europa, Afrika, beziehungsweise Asien und die Profitabilität der Fluglinien statt.

Für die Profitabilität wird die Anzahl der transportieren Passagiere minus der offenen Kapazität der Flugzeuge gezählt. Beides nur für das aktuelle Zeitalter, denn danach werden alle Passagierplättchen abgeräumt und die Flugzeugkarten umgedreht, wenngleich noch offene Flughafenplättchen und Passagierkapazität auch noch in den nächsten Zeitaltern verwendet werden kann.

Mit dem dritten Zeitalter endet das Spiel und nach der Schlusswertung, einige Flugzeugkarten und Passagierplättchen bringen noch Punkte, gewinnt wer am meisten Punkte hat.

 

Fazit

Strecken bauen und Passagiere transportieren um dafür Siegpunkte zu sammeln, das klingt ganz nach einem klassischen Eisenbahnspiel und so fühlt es sich auch an. Ich möchte nicht wissen wie oft ich beim Erklären Bahnhof statt Flughafen gesagt habe.

Eigentlich ein nettes Spiel, wo ständig viele kleine Entscheidungen getroffen werden müssen. Kann ich mit dem Flughafenbauen noch eine Runde warten um dann mehr zu bauen, oder bin ich dann schon zu spät dran um alle notwendigen Passagierplättchen einstreifen zu können? Kann ich noch ein Flugzeug kaufen, oder fehlen mir dann die Passagiere dafür und die offene Kapazität ruiniert meine Profitabilitätswertung?

Auch die Mitspieler müssen ständig im Auge behalten werden.

Mich Vielspieler stört aber der große Glücksfaktor beim Würfeln, auch wenn der mit fleißigem Bonusplättchen sammeln minimiert werden kann, was aber viele wertvolle Aktionen kostet.

Spieler die die sonst übliche Planbarkeit an typischen europäischen Spielen stört, werden aber genau das zu schätzen wissen. Hier wird selbst der Startspieler ausgewürfelt.

Für Gelegenheitsspieler scheint mir das Spiel deutlich zu aufwändig. Auch die Spieldauer ist recht lang, wenngleich die angegeben 2 Stunden, zumindest zu dritt, deutlich unterschritten werden können.

Sehr schlecht fand ich leider die englische Anleitung, die meines Erachtens auch einige Regellücken offen lässt. Auch sonst gibt es einige Details die mir aufgefallen sind und einen unfertigen Eindruck hinterlassen. Warum z.B. ist Zürich in Deutsch geschrieben, Rome, Vienna, Warsaw, Moscow und Copenhagen aber in Englisch? Auch bei den Flugzeugnamen habe ich einen Druckfehler entdeckt.

Die Flugzeugkarten sind aber sonst das positive Highlight des Spielmaterials. Alle Flugzeuge entsprechen historischen Modellen und sind hübsch gezeichnet. Bei 46 Karten ist da eine Menge Recherche- und Zeichenarbeit eingeflossen, ähnlich wie auch schon bei Automobile.

Markus Wawra

 

Spieler: 3-5

Alter: 12+

Dauer: 120+

Autor: Martin Wallace

Grafik: Patricia Raubo

Preis:

Verlag: Mayfair Games 2012

Web: www.mayfairgames.com

Genre: Trotz Thema ein Eisenbahnspiel

Zielgruppe: Mit Freunden

Version: en

Regeln: en

Text im Spiel: nein

 

Kommentar:

Übersichtliche Gestaltung

Einige Detailfehler im Finish

Flugzeuge mit viel Liebe zu historischen Details

lange aber unvollständige Spielregel

 

Vergleichbar:

Steam, Age of Steam, Zug um Zug

 

Andere Ausgaben:

Derzeit keine

 

Meine Einschätzung: 4/7

 

Markus Wawra:

Dem Vielspieler in mir stört der mitunter entscheidende Glücksfaktor beim Würfeln, für zwischendurch oder für Gelegenheitsspieler erscheint es mir deutlich zu aufwändig, mir fehlt also die Zielgruppe.

 

Zufall (rosa): 2

Taktik (türkis): 2

Strategie (blau): 2

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 0

Kommunikation (rot): 0

Interaktion (braun): 3

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0