Für Familien

 

Die Mumien bewachen den Schatz

 

Ramses Pyramid

 

Wer erringt die Krone?

 

Kid                       

Family          ein    

Adult                    

Expert                           

 

Alter            8       

Spezial                 

 

Lego – Zauberwort aus Kindertagen und Erinnerung an endlose Stunden mit den genoppten Steinen, nicht nur aus meiner eigenen Kindheit, sondern auch mit meinen Kindern. Also greife ich natürlich mit besonderem Interesse nach der attraktiven weißen Schachtel, deren Titel mir ein Abenteuer im alten Ägypten verspricht.

 

Auf den ersten Blick hält der Inhalt, was die Assoziationen zum Namen Lego versprochen haben – Bausteine und eine Bauanleitung! Hurra, ich darf Lego bauen!

Vergnügt packe ich die einzelnen Säckchen mit Steinen aus und fange an – die Grundplatte, vier Dachsteine als Zelte in den Spielerfarben in die Ecken, dann 8 dunkelbraune Felder und ein langes Feld, das sind später die Bewegungsfelder, und schon fangen wir an das Fundament für die Pyramide zu legen und wechseln dann zu den bunten Steinchen, später Juwelen genannt, die in der Pyramide, den Tempelkuppeln und auf den Bewegungsfeldern verteilt werden. Dann kommen die Tempelkuppeln auf einige der Bewegungsfelder und dann bauen wir die einzelnen Stufen der Pyramide. Diese sitzen nicht fest aufeinander, sondern lassen sich einzeln als Stufe abnehmen, warum, erfahren wir später in der Spielregel. Das Hantieren mit den bunten Steinen macht viel Spaß und schnell entsteht die Stufenpyramide, gekrönt von Ramses und seinen Mumien, den Eingang bewacht ein Skorpion. Das sind eigentlich auch die einzigen Spezialteile, alles andere ist Standard-Material, das in vielen Legokästen vorkommt. Und so wie früher bin ich stolz auf das Bauwerk, obwohl ich es in diesem Fall nicht selbst entworfen habe, Aber es schaut toll aus und ich bin gespannt, wie es weitergeht.

 

Die Pyramide ist fertig, Ramses und seine Mumien stehen an der Spitze, und mir sind noch ein Legostein im Gummirahmen und sechs Plättchen übriggeblieben. Ein Blick in die Spielregel und ich weiß, dass dies der Würfel ist. Also stecke ich schnell die sechs Plättchen auf das Grundgerüst und habe einen sehr großen, aber dennoch leichten und durch den Gummirahmen erstaunlich gut rollenden Würfel vor mir. Es gibt auch ein kleines Spezialwerkzeug, mit dem man einzelne Seiten des Würfels lösen und durch andere Plättchen ersetzen kann, aber dazu später mehr.

 

Wir können gleich anfangen zu spielen, denn die Regeln sind sehr einfach: Alle Abenteurer versammeln sich am Eingang. Wer dran ist würfelt und zieht seinen Abenteurer die erwürfelte Anzahl Schritte. Zuerst muss jeder Abenteurer einmal die Pyramide umrunden und darf nur die dunkelbraunen Felder betreten. Steht auf diesem Feld eine Tempelkuppel, hat man nun zwei Möglichkeiten: Man nimmt entweder das farbige Juwel neben der Tempelkuppel und setzt es neben das eigene Zelt am Spielfeld oder man schaut unter die Kuppel und merkt sich die Farbe des Juwels unter der Kuppel. Natürlich sollen die Mitspieler das Juwel möglichst nicht sehen. Ist auf dem Würfel zusätzlich zu den Punkten noch ein schwarzes Dreieck sichtbar, stiehlt man ein Juwel von einem Mitspieler. Ist eine Pyramide zu sehen, dreht man vor dem eigenen Zug eine Ebene der Pyramide beliebig weit, Ebenen über der angehobenen Ebene drehen sich dabei natürlich mit. Ist der Mumienkopf zu sehen, zieht man eine Mumie von der obersten Stufe und alle anderen Mumie auf ihrer jeweiligen Seite eine Stufe nach unten.

 

Ist die Pyramide umrundet und der Eingang wieder erreicht, zieht der Abenteurer jetzt die Pyramide hoch. Dazu sucht er sich eine Seite der Pyramide aus, und hier kommen nun die vorher gesammelten oder gemerkten Juwelen ins Spiel. Man darf nämlich nicht so mir nix dir nix einfach die Pyramide hochkraxeln, sondern muss auf für jede Stufe das passende Juwel besitzen oder eine Tempelkuppel mit der gesuchten Farbe öffnen und das Juwel darin den Mitspielern zeigen. Nur wenn man eine diese Bedingungen erfüllt, darf man die Stufe betreten. Das Juwel neben dem eigenen Zelt darf man behalten. Hat man eine Tempelkuppel geöffnet, versetzt man nach dem Schließen der Kuppel den Tempel auf ein beliebiges freies Feld. Hat man sich geirrt und eine falsche Farbe aufgedeckt, muss man den Abenteurer um ein Feld zurück nach unten versetzen.

 

Wenn man sieht, dass man für die weiteren Stufen Probleme mit den Juwelenfarben bekommt, oder wenn man einer Mumie ausweichen möchte, darf man auch ohne zu würfeln die Pyramidenseite wechseln, muss allerdings das Juwel der Zielseite besitzen oder zeigen können. Den Mumien auszuweichen, ist besonders wichtig, denn die hat der Pharao ja zur Bewachung seiner Schätze eingesetzt und eine Mumie vertreibt einen Abenteurer, dem sie auf einer Stufe begegnet, zurück an den Eingang. Dabei muss sie auf die Stufe des Abenteurers ziehen, ein Abenteurer darf eine Stufe mit einer Mumie nicht betreten. Aber glücklicherweise haben die Mumien auch eine begrenzte Einsatzdauer, erreicht eine Mumie die Eingangsebene, wird sie aus dem Spiel genommen, sie setzt sich auf eines der braunen Bewegungsfelder. Wer die Ebene direkt unter König Ramses erreicht, beendet dort seinen Zug, eventuell überzählige Würfelpunkte verfallen. Im nächsten Zug muss dieser Spieler nun die Mumie würfeln. Schafft er es, bekommt er die Krone von König Ramses und hat gewonnen.

 

Soweit so gut und bis hierher eigentlich ein ganz normales Lauf/Würfelspiel mit einem großen Einfluss der Merkfähigkeit. Bemerkenswert wird Ramses Pyramid durch seine Flexibilität. Es werden schon einmal zwei Varianten in der Spielregel angeboten:

Man kann kooperativ im Team gegen König Ramses spielen und man gewinnt gegen ihn, wenn man ihn besiegt, bevor alle 8 Mumien die Eingangsebene erreicht haben.

Oder man spielt mit der Schatzkammerregel – wer Ramses besiegt und die Krone errungen hat, öffnet die Schatzkammer und schaut sich die Juwelen in der Schatzkammer an. Kann er nun die Tempelkuppeln öffnen, unter denen sich die Juwelen mit der gleichen Farbe befinden, bekommt er auch noch den Schatz des Goldenen Skorpions. Wenn nicht, hat er verloren, obwohl er Ramses besiegt hat.

 

Aber so richtig interessant wird Ramses Pyramid durch die Möglichkeiten, die die Legosteine bieten – man kann die Pyramide mit eigenem Material ausbauen, kann die Pyramide umbauen, kann weitere Schätze oder Schatzkammern einbauen, kann eigene Regeln erfinden, und selbst wenn mal ein Juwel oder ein Steinchen verloren geht, findet sich bestimmt in der Legokiste ein passender Ersatzteil, vielleicht nicht in der exakt gleichen Farbe, aber sicher verwendbar.

 

Besonders hervorheben muss man an dieser Stelle natürlich die Idee des konstruierbaren, veränderbaren Würfels, der auch in allen anderen neun Spielen der Serie vorkommt. Das ist wirklich eine geniale Idee, die ebenso genial umgesetzt wurde, der Würfel rollt gut, die Ergebnisse passen zur statistischen Streuung und man kann schon durch Bestücken des Würfels zum Beispiel mit kleinen Plättchen in den Figurenfarben einen Doppelzug für die erwürfelte Farbe einführen und und und.

 

Und so erschließt Lego sowohl den Spielern als auch den Konstrukteuren neue Spielewelten, und nicht nur das, auch die modernen elektronischen Medien werden mit eingebunden, es gibt eine eigene website, spiele.lego.de, auf der die eigenen Regelvarianten veröffentlicht werden können und wo man sich seinerseits Anregungen für Abwandlungen oder Umbauten holen kann.

 

Ganz besonders positiv finde ich, dass man mit dem Material von Ramses Pyramid und dem aller anderen Spiele dieser Serie auch einfach nur spielen und bauen kann, es wurde wie schon erwähnt vorwiegend Standard-Lego-Material verwendet, dass sich vielfältig nutzen lässt und nicht nur eine Funktion hat. Darin liegt auch der Vorteil und auch Unterschied zu den früheren Brettspielen von Lego, dort wurden die Bausteine zu spezialisiert eingesetzt und waren nur Hintergrund, und die Kombination mit gängigem Brettspielmaterial wie Kartonplättchen etc. hat von Stil und Atmosphäre her nicht gepasst. Bei Ramses Pyramid hingegen stimmt alles, die Atmosphäre, die Idee, die Mechanismen. Lego und Autor Reiner Knizia haben für diese gelungene Kombination zu Recht schon bei der Erstvorstellung des Spielkonzepts bei der Nürnberger Spielwarenmesse den Toy Innovation Award 2009 in der Kategorie Spiel + Action bekommen.

 

dagmar.de.cassan@spielen.at

 

Spieler         : 2-4

Alter            : ab 8 Jahren

Dauer           : ca. 40 min

 

Autor           : Reiner Knizia

Grafik          : nicht genannt

Vertrieb A.   : Fachhandel

Preis            : ca. 30,00 Euro

Verlag          : Lego 2009

                     games.lego.com

 

Genre                    : Laufspiel mit Abenteuerthema

Zielgruppe             : Für Familien

Mechanismen         : ziehen, Juwelen merken

 

Zufall                     : 4

Wissen                  : 5

Planung                 :

Kreativität              :

Kommunikation      : 5

Geschicklichkeit      :

Action                   : 2

 

Kommentar:

Toy Innovation Award Spiel + Action 2009

Gelungene Kombination aus Konstruktionsspielzeug und Brettspiel

Einfache Regeln

Varianten möglich und erwünscht

 

Vergleichbar:

Lauf/Würfelspiele mit Merkeffekt

Frühere Lego-Spiele für die Kombination Brettspiel/Konstruktionsspielzeug

 

Atmosphäre           : 7

 

Dagmar de Cassan:

Ramses Pyramid schlägt eine Brücke zwischen Spielzeug und Spiel, zwischen eigener Fantasie beim Bauen, dem Regelwerk eines Spiels und eigener Kreativität zu dessen Veränderung. Eine fantastische neue Spielidee!