Tom Tube

 


Das Spiele-Autoren-Treffen in Göttingen ist eine besuchenswerte Veranstaltung. Nicht nur bekannte Namen - aus der Autoren-Szene - findet man dort, sondern immer

wieder neue Autoren mit neuen Ideen. So kam eine quadratische Schachtel

mit der Nummer 022 von 200 (limitierte Auflage, handsigniert von den Autoren, mit zwei

dreidimensionalen Figuren zusätzlich zu den Pöppeln) zu den mitgebrachten Neuheiten.

Wirklich professionell produziert und ausgestattet. So kam ein Spiel aus einem kleinen Verlag mit neuen Autoren auf den Markt, das mit Produktionen der großen Verlage

wirklich mithalten kann. Öffnet man die Schachtel, findet man einen gefalteten, dicken Spielplan, der jene Fläche definiert, auf der die Raumstation aufgebaut werden soll

(siehe Grafik auf Seite 4).

 

Der Auftrag an Tom Tube (nach ihm wird das Spiel benannt) und Drifting Dave besteht im „gemeinsamen Bau“ einer Raumstation. Basis und Solar-Module sind fertig montiert und am Spielplan schon eingezeichnet. Abwechselnd bauen Tom und Dave neue Röhren oder sie bewegen sich. Es gewinnt der Astronaut, der schneller wertvolle Spielsteine

einsammelt und mit seinen 2 Solar-Steinen in seine Basis zurückkehrt. Hier zeigt sich schon, dass es nicht um den Aufbau alleine geht, sondern auch um das Einsammeln von Spielsteinen. Endgültig für die Wertung zählen dann nicht nur die Spielsteine, sondern auch um wie viele Züge man schneller als der Mitbauer fertig ist.

 

Um fertig zu sein, muss man aber sein eigenes Basis-Modul wieder erreichen. Bevor wir mit dem Spiel beginnen können, müssen wir zuerst einige Vorbereitungen treffen.

Wir trennen die Spielsteine in Rauten und in Dreiecke. Auf jeder Raute gibt

es vier Eclken und jede dieser Ecke stellt einen Teil einer Kugel dar. Diese Kugeln verbinden die Röhren. Diese Kugeln sind silbrig und neutral, sie haben keine Farbe eines Spielers. Auf der Raute selbst sind Kugeln und unterschiedliche Röhren aufgedruckt.

Diese Röhren können in der Farbe eines Spielers sein, oder zweifärbig, dann gehören sie beiden Spielern. Bei den Dreiecken gibt es nur Teile von Kugeln an den Ecken und Röhren der eigenen Farbe, falls sie nicht ganz leer - ohne Röhren - sind.

 

Zu Spielbeginn sortieren die Spieler die 18 Dreiecke so auseinander, dass jeder Spieler 6 mit Röhren seiner Farbe und 3 leere erhält. Wozu diese gebraucht werden, folgt später. Alle 40 Rauten werden gemischt und verdeckt neben den Spielplan gelegt. Es gibt 4 große Solarsteine, je 2 pro Spieler in der entsprechenden Farbe. Diese müssen auf die entsprechenden Solarmodule gelegt werden. Im Laufe des Spieles muss jeder Spieler zu diesen zwei Modulen ziehen und dabei seine zwei Solar-Steine einsammeln. Weiters gibt es 24 Energiesteine, 8 Kontrollsteine und 6 Aliensteine, die erst im Laufe des Spieles auf den Plan kommen. Nun wird Tom Tube (gelb) und Drifting Dave (rot) auf die entsprechenden Basis-Module gesetzt. Ich kann, wenn es mein Zug ist, meinen Astronauten ziehen oder eine Raute auf den Plan legen. Das Bauen der Raute - noch ohne Rücksicht auf die strategische Bedeutung - ist ganz einfach. Das Spielfeld ist in Raum-Dreiecke geteilt.

 

Eine Raute wird einfach auf zwei Raum-Dreiecke gelegt, auf denen keine andere Raute liegt und auch der Spielplan dort unbedruckt ist (Röhren und Stationen). Entsteht nun durch das Legen der Raute ein isoliertes Raum-Dreieck, in das keine Raute mehr gelegt werden kann, muss der Spieler sofort eines seiner Dreiecke legen und somit den Spielplan auffüllen. Dies ist besonders wichtig, denn beim Ziehen darf nur auf volle Kugeln gezogen werden und wenn noch ein Teil fehlt ist sie unpassierbar. Würden diese Dreiecke nicht gelegt werden, käme man dort nicht weiter.

 

Auf bestimmte Kugeln, die beim Röhren-Bauen entstehen, müssen nun Spielsteine gelegt werden, die dann von den Astronauten eingesammelt werden können und dann Punkte bringen. Kugeln, die mit einem Kreuz markiert sind, erhalten einen gelben Energie-Stein. Eine Kugel, von der nur eine Röhre wegführt, bekommt einen blauen Kontroll-Stein. Eine Kugel, die ohne Röhrenanschluss entsteht, wird mit einem grünen Alien-Stein belegt.

 

Beim Bewegen des eigenen Astronauten werden nun diese Kugeln eingesammelt. Gezogen wird immer von Kugel zu Kugel. Kann ein Spieler in seinem Zug in der nächsten Kugel gerade in eine weitere Röhre weiterziehen, muss er nicht bei der Kugel halten und kann seinen Zug fortsetzen. Trifft er auf einen Spielstein, muss er dort seinen Zug unterbrechen. Das Ziehen in eigenen oder neutralen (beide Farben) Röhren ist kostenlos. Das Ziehen in Röhren aller Farben (auch fremden) kostet einen blauen Stein. Der Sprung von Kugel zu Kugel entlang einer Raumkante ohne Röhre kostet einen gelben Energie-Stein.

 

Das ist das Grundprinzip des Spieles, einfache Regeln, übersichtlicher Plan, die Herausforderung ist groß. Zuerst muss ich daran denken, jeder Zug, den ich vor meinem Mitspieler fertig bin (also mit den beiden Solar-Steinen zurück bei der Basis-Station), bringt mir einen Punkt. Daher ist es wichtig, nicht zuviel Rückstand an Zügen zu haben.

Gleichzeitig muß ich das Netz der Kugeln und Röhren aufbauen, ohne diese kann ich ja nicht zu den beiden eigenen Solar-Stationen ziehen. Und das sollte auf den kürzesten Weg gehen, aber was ich baue, kann mein Mitspieler verwenden und umgekehrt. Zuletzt muss ich daran denken, zusätzliche Spielsteine einzusammeln, denn diese bringen Punkte in der Endabrechnung:

Energie-Steine je 1 Punkt, Kontroll-Steine je 2 Punkte, Aliensteine sogar 5 Punkte und jeder Solar-Stein 5 Punkte. Das Sammeln der Steine sollte nicht übersehen werden, denn meine ersten Spiele habe ich überlegen an Zügen gewonnen, aber verloren, da ich beim Zählen der Spielsteine nicht mithalten konnte. Das Sammeln von Spielsteinen kostet Zeit, bringt aber wertvolle Punkte.

 

Nun sieht man das Dilemma, das man ständig lösen soll. Wie baue ich die Röhren richtig auf, um meinen Spielstein schnell zu den Solar-Stationen zu bringen. Dabei muss jede Kugel vollständig sein, das bedeutet, dass ich Rauten legen muss, die ich eigentlich nicht brauche und vielleicht dem Mitspieler helfe, aber anders geht es nicht. Und wie schnell soll ich ziehen? Denn ohne das Einsammeln von Spielsteinen kann ich noch so schnell sein – jeder Alienstein bringt 5 zusätzliche Punkte! Diese Punkte sind schwer aufzuholen. Es nettes, kurzweiliges und neuartiges Spiel, das vom Spielwert und der

netten Ausstattung her immer wieder zum Spielen einladet. Ich bin gespannt, welche neuen Spiele aus der Feder von Roland und Tobias Goslar zu finden sein werden.

Zuletzt sei noch darauf hingewiesen, dass es den Autoren gelungen ist, eine kurze und doch übersichtliche Regel zu schreiben. Bei Autorenspielen eine Seltenheit.

 

 

Das Spiel

Tom Tube

für 2 Spieler

ab 10 Jahren

ca. 30 Minuten

Kronberger 2003

 

Die Besprechung:

Ferdinand de Cassan

ferdinandqdecassan.org

 

Die WIN-Wertung:

* AA SSS III KK

 

Die Autoren:

Roland & Tobias Goslar