MarraCash

 

Wirtschaftsspiel über 1 Stunde

für 3-4 Spieler

von Stefan Dorra

Kosmos, 1996

 

Dieses Wortspiel im Titel und dazu die Abbildung eines Orientalischen Basars lassen schon ahnen, worum es bei diesen Spiel geht. Nämlich, möglichst viel Geld zu machen, indem man möglichst viele Touristen schröpft. Ein an sich im Orient angeblich weitverbreitetes Hobby und wer schon einmal das Vergnügen hatte durch solche Basare zu schlendern, weiß, daß man sehr aufpassen muß um nicht ein echtes Stück "made in Taiwan" oder ähnliches zu erwischen, welches man zu Hause um die Ecke beim Kaufmann billiger hätte haben können. Aber das ist eine andere Geschichte.

 

Das Spielmaterial selbst, d.h. der Spielplan, die Regel und die Schachtelsind solide und in jeder Hinsicht an das Erfolgsspiel "Die Siedler von Catan" angelehnt. Was beleibe kein Fehler ist. So wie beim großen Vorbild gibt es auch einen kleinen Almanach mit Beispielen, Erläuterungen und einer Spiellvariante, den sogenannten Reiseandenken. Auch die Spielfiguren sind keine Unbekannten mehr. Sie wurden in dem Spiel "Die verbotene Stadt" schon vorstellig. Aber, auch das ist eine andere Geschichte.

 

Zunächst einmal zum Spielplan. Er zeigt eine Stadt mit Gassen und 25 Geschäften in fünf Farben umgeben von einer Stadmauer. In dieser Mauer sind drei Tore und durch diese strömen die Touristen (45 an der Zahl in fünf verschiedenen Farben) in die Stadt. Neun dieser fürwitzigen Touristen haben sich schon vorgewagt und bereiten sich darauf vor, die Altstadt zu erobern. Das ist der Punkt, an dem das Spiel beginnt. Das heißt noch nicht ganz, denn zuvor muß man sich natürlich einen echt orientalischen Namen zulegen und bekommt 1200 Dirhham Spielkapital und ist damit mitten im Geschehen.

Der Rundenablauf sieht mit Ausnahme der ersten Runde wie folgt aus: entweder zwei Auktionen (Versteigerung von Läden) oder

zwei Bewegungen (das Führen von Touristen von einen Brunnen zum anderen) oder eine Bewegung und eine Auktion (in dieser Reihenfolge, nicht erlaubt Auktion/Bewegung).

Tatsache ist, bei diesem Spiel ist man Auktionär, Fremdenführer und Händler (Ladenbesitzer). Wie aber kommt man zu cash? Nun, wie überall in der Wirtschaft. Man investiert Geld und hofft, daß es sich rentiert und lebt von Provisionen und Verkauf.

 

In der ersten Runde darf jeder Spieler nur einen Laden versteigern. (Touristen herumzuführen hätte noch keinen Sinn.) Der Anbieter darf natürlich auch mitsteigern. Bei Zuschlag muß das Geld an die Bank bezahlt werden. Je nachdem ob der Anbieter ihn selbst erwirbt oder ein anderer Spieler, zahlt die Bank Provision. 100 Dirham Provision bei Verkaufspreisen bis 500 Dirham, ab 525 Dirham Verkaufspreis 200 Dirham Provision. Also ist es durchaus auch lohnend, einen Laden zu vermitteln. Ab der zweiten Runde darf man auch Touristen führen. Dazu wird eine Gruppe von Touristen von den Anfangsfeldern genommen und als geschlossene Gruppe bis zum nächsten Brunnen geführt. Treffen sie dabei auf eine andere Gruppe, so bilden sie eine größere Gruppe. Zusammengeführte Gruppen bleiben zusammen und dürfen nicht mehr getrennt werden. Sollte ein Tourist dabei, mehr oder minder zufällig, an einem geöffneten Laden gleicher Farbe vorbeikommen, so wird er von dem unheimlichen Drang beherrscht einkehren und kaufen zu müssen. Nun endlich rollt der Rubel, Verzeihung Dirham. Jeder Kunde bringt sofort eine Prämie, die sich mit der Anzahl der Kunden steigert. Der erste Kunde bringt 100 Dirham, der zweite Kunde 200 Dirham bis zum fünften Kunden der 500 Dirham bringt. Ab dann bringt jeder weitere Kunde nur noch 500 Dirham. Abgerechnet werden alle Kunden einzeln und auch eventuelle Provisionen werden einzeln abgerechnet. Provisionen bekommt man natürlich nur, wenn man Kunden anderen Ladenbesitzern zuführt. Und zwar von deren Gewinn. 50 Dirham pro Kunde wenn die Einnahmen nicht höher als 300 Dirham sind und 100 Dirham pro Kunde wenn die Einnahmen höher als 300 Dirham sind. Am Ende seines Zuges (zwei Aktionen) muß der Spieler leere Eingangsfelder mit 2-4 Touristen nachbesetzen. Sobald sich alle Touristen innerhalb der Stadmauer aufhalten, beginnt die letzte Runde. Das heißt, derjenige Spieler, der die letzten Besucher hereingeführt hat, ist der letzte Spieler. Danach zählt nur mehr das Bargeld.

 

Eine Besonderheit ergibt sich, wenn ein Laden versteigert wird, vor dem sich schon Touristen gleicher Farbe befinden. Diese treten sofort ein und der Besitzer erhält die Einnahmen.

 

Ein Spiel, das am Anfang leicht erscheint, aber das man doch einige Male spielen sollte, um auf die Feinheiten zu kommen. Besonders aufpassen sollte man auf Monopole oder Anhäufungen von Touristen, da fünf Touristen einer passenden Farbe in einem Geschäft meist schon eine Vorentscheidung auf den Sieg sind. Bei allen Spielen hat es sich für mich ausgezahlt, sofort zu kassieren und nicht noch eine Runde zuzuwarten.

 

Wie gesagt, es ist schwer, als Spiel nach den Siedlern zu bestehen, aber MarraCash schafft es bravurös und von Spiel zu Spiel interessanter.

 

WIN-Wertung:

* MarraCash AA III W SS 3-4 h