PERLEN DER SPIELKUNST

 

LA CITTÀ

 

Unter italienischen Fürsten

 

Liebe Leserin, lieber Leser! Nach Angaben der Autorenbiografie hat der Maschinenbauingenieur Gerd Fenchel mehr als fünf Jahre an diesem Spiel gearbeitet. Keine verlorene Zeit, wenn man das Endprodukt in Händen hält. Besticht dieses Schwergewicht aus der „Spiele-Galerie“ von Kosmos doch durch eine schier immense Materialfülle, mit tatsächlich optisch unterscheidbaren Männlein und Weiblein. Hier hat der Verlag wahrlich großzügig die Spielvorstellungen des Autors umgesetzt. Auch die auf dem Spieltisch ausgebreitete Landschaft überzeugt rein visuell, vor allem durch den steten Strom der Bürgerinnen und Bürger sowie den bunten Gebäudeplättchen wie etwa Palazzo, Klosterschule, Universität und vieles mehr. Die Freude am Überlegen „was wann wo“ einzusetzen ist, kommt wohltuend dazu. Ein Grund mehr für die Leserin und den Leser sich auf den Weg ins Österreichische Spielemuseum nach Leopoldsdorf im Marchfeld zu machen. www.spielen.at

 

Jedes Spiel wird neu im Lichtkegel des Betrachters erstrahlen, denn die Landstriche Italiens sind vielseitig und wandelbar. Das Ziel aber bleibt immer das Gleiche: Die Spieler als italienische Fürsten müssen versuchen, so viele Bürgerinnen und Bürger in ihren Städten anzusiedeln wie möglich und zudem ein Abwandern dieser Bürger in lukrativere Gefilde durch entsprechende Errungenschaften wie Kultur, Bildung und Gesundheit zu verhindern. Jeder Fürst wird bei Spielbeginn mit zwei Castellos und einer bestimmten Zahl von Bürgerinnen und Bürgern ausgestattet, abhängig von der Spielerzahl. In sechs Runden werden ständig neue Bürger in die blühenden Städte strömen, allerdings mit der Einschränkung, dass sie auch ernährt und durch attraktive Angebote vor Ort gehalten werden wollen. Prachtbauten können durch politische Entscheidungen errichtet werden, wobei über deren Qualität des Volkes Stimme entscheidet. Und diese bleibt immer bis zu einem gewissen Grad unberechenbar, sind doch Menschen auch in italienischen Landen wankelmütig und opportunistisch. Abwanderungen sind bisweilen unvermeidbar, doch sollten diese im Idealfall durch entsprechende Zuwanderungsströme zumindest ausgeglichen werden. Bleibt das leidige Problem der Ernährung: Viele Bürgerinnen und Bürger brauchen viel Nahrung, und diese ist ewiglich knapp in der Welt von La Città. Fazit: Das Leben und Treiben in La Città vermittelt sehr bildhaft die frühneuzeitliche Wanderbewegung auf der steten Suche nach einem besseren Leben. Einfache Entscheidungen sind es aber meist nicht, die von den Fürsten, sprich: Spielern, abverlangt werden, selbst dann, wenn die umfangreiche Regel in Fleisch und Blut übergegangen ist. Immer gibt es tausend Dinge, die man gleichzeitig tun möchte, und doch geben die knappen Aktionen einen unverrückbaren Rahmen vor. La Città stellt eine Herausforderung dar, mit großer Freude am Ende der Bemühungen, mit viel Dynamik während der gesamten fünf Politikrunden. Wie lautet doch die Übersetzung des lateinischen Spruchs auf dem Startspielersymbol? „Der Meister aber wurde reich belohnt und geehrt.“

 

Rückmeldungen an: hugo.kastner@chello.at               

Homepage: www.hugo-kastner.at

 

EMPFEHLUNG # 94

Spieler: 2-5

Alter: 12+

Dauer: 100+

Autor: Gerd Fenchel

Gestaltung: Studio Krüger

Preis: derzeit nicht erhältlich

Verlag: Kosmos

www.kosmos.de

Jahr: 2000

 

Kompetenz: 4 von 9

Info±: 2 von 9

Glück: 3 von 9

 

La Città kommt einer Gradwanderung zwischen kurz- und langfristigen Entscheidungen gleich. Ohne taktisch-strategische Spielanlage geht nicht viel, ohne ein Quäntchen Glück auch nicht. Eine wunderbare Balance, die viel Spielfreude garantiert.

 

Hugos EXPERTENTIPP

Bitte als Einsteiger unbedingt den in der Regel vorgegebenen Aufbau beachten. Der Spielfluss wird dadurch entscheidend erhöht. Ebenso hilfreich sind die Strategietipps des Autors, wie etwa auf die Ernährung zu achten, Steinbrüche früh zu bauen, Zugang zum Wasser zu sichern und zuletzt den Bonus für drei Errungenschaften im Auge zu behalten.

 

Hugos BLITZLICHT

La Città sieht auf den ersten Blick komplexer aus als es sich tatsächlich spielt. Vor allem, wenn man sich auf zwei bis drei Spieler beschränkt. In dieser Besetzung bleiben die Spielzüge planbar und die Wartezeiten im tolerierbaren Rahmen. Das Spielvergnügen wird hier groß geschrieben, folgend dem Motto: „Der Meister aber wurde reich belohnt und geehrt.“  

 

VORANKÜNDIGUNG

SCHNAPSEN

Wiener Blut