Unsere Rezension

 

Karawanen und Patriarchen

 

Kashgar

 

Händler der Seidenstrasse

 

Kashgar Händler der Seidenstraße ist ein Spiel, bei dem man als Gewürzhändler mit seinen Karawanen Handel betreibt.

Dabei nutzt man die Karawanen um weitere Personen anzuwerben, den eigenen Bestand von Waren zu erhöhen und ausreichend für Mulis zu sorgen, damit der Transport gesichert werden kann.

Vom Spielprinzip her handelt es sich eigentlich um ein Kartenspiel, jedoch aufgrund der vielen Waren die jeder Spieler verwalten muss, und aufgrund der dazugehörigen Warensteine wird das Kartenspiel zu einem richtig gut gelungenen Brettspiel.

 

Das Titelbild der quadratischen Schachtel zeigt eine Karawane die sich auf einem Bergrücken entlang bewegt, die Mulis sind offensichtlich schwer beladen.

Nach dem Öffnen der Schachtel präsentiert sich folgender Inhalt: 165 Karten, davon 125 Personen- und 40 Auftragskarten, 4 Spielertableaus, 4 Mulimarker, 4 Goldmarker und 20 Gewürzmarker in je 4 in 5 Farben, sowie die Spielregel.

Die 125 Personenkarten unterteilen sich in 13 Patriarchen, 12 Startkarten, 12 Sonderkarten, 12 Zusatzkarten und 76 Standardkarten.

Auf dem Spielertableau befinden sich 7 Spalten für die 5 Gewürze Ingwer, Nelken, Pfeffer, Stern-Anis und Zimt, weiters eine Spalte für Gold und eine für die Anzahl der Mulis die ein Spieler besitzt.

Jeder Spieler erhält ein Spielertableau, einen Mulimarker, einen Goldmarker und je einen Marker für die 5 Gewürzsorten; jeder dieser Marker wird zu Spielbeginn auf dem Spieletableau auf den Wert 3 der entsprechenden Spalte gesetzt.

Weiters bekommt jeder Spieler 3 Patriarchen die er getrennt mit der Seite des Patriarchen vor sich in 3 getrennte Bereiche ablegt. Die Rückseite der Patriarchen zeigt als Person immer eine Matriarchin.

Nun werden die 12 Startkarten gemischt und jeder Spieler zieht 3 und reiht je eine davon, versetzt, hinter einen seiner Patriarchen. Damit hat jeder Spieler 3 Karawanen gebildet.

Alle Startkarten zeigen eine Rangzahl, der Spieler mit der Startkarte mit der kleinsten Rangzahl wird Startspieler.

Die Auftragskarten werden gemischt, 4 Auftragskarten werden offen ausgelegt, die übrigen werden als Nachziehstapel bereit gelegt.

Die Zusatzkarten werden bei der Standardversion nicht benötigt und verbleiben in der Schachtel, sie kommen nur bei der Variante „Hauen und Stechen“, auf die ich hier nicht eingehen werde, zum Einsatz.

Die 76 Standardkarten und 12 Sonderkarten werden jeweils getrennt gemischt und als eigene Nachziehstapel bereit gelegt.

Alle Startkarten, Standardkarten und Sonderkarten zeigen Personen die verschiedene Aktionen ermöglichen.

Damit sind die Vorbereitungen abgeschlossen und das Spiel kann beginnen.

 

Spieler können in ihrem Spielzug passen oder eine Aktion einer der obersten Karten einer ihrer 3 Karawanen ausführen. Die Karten können zwei verschiedene Arten von Aktionen zeigen Karawanenaktion oder Abschiedsaktion.

Bei Abschiedsaktionen zeigt der Text auf den Karten einen rosafarbenen Hintergrund.

Es gibt Karten die nur eine Karawanenaktion zeigen oder die beide Aktionsarten anbieten, dann muss der Spieler entscheiden welche Aktion er benutzt.

Sonderkarten haben die gleichen Aktionsarten wie Standardkarten, jedoch gibt es Sonderkarten welche auch nur eine Abschiedsaktion ermöglichen. Standardkarten bieten Abschiedsaktionen immer nur als zweite Möglichkeit neben einer Karawanenaktion.

Bei der Durchführung einer Karawanenaktion führt der Spieler die auf der Karte angeführte Aktion aus und nach Durchführung der Aktion reiht er die Karte ans Ende seiner Karawane ein.

Bei einer Abschiedsaktion wird die Aktion wie auf der Karte vermerkt durchgeführt und anschließend kommt diese Karte aus dem Spiel, sie wird im Spiel nicht mehr benötigt und kommt am besten in die Schachtel zurück.

Die Aktionen sind sehr vielfältig und können darin bestehen die Anzahl der im Besitz des Spielers befindlichen Güter, das heißt, Gewürze und Gold zu erhöhen sowie seine Mulis zu vermehren, weiters ermöglichen bestimmte Personenkarten weitere Karten zu erhalten.

Neue Karten werden ans Ende der Karawane eingereiht, mit deren Kartenaktion sie erworben wurden. Dabei wird zuerst die Karte eingereiht die man für den Erwerb der neuen Karte nutzt und anschließend als letzte die neuerworbene Karte.

Es gibt jedoch auch Personenkarten die dafür sorgen, das Karten anders eingereiht werden, dies ist jedoch auf den entsprechenden Karten erklärt.

 

Der zentrale Punkt im Spielablauf ist also, wann man die oberste Karte welcher seiner Karawanen nutzt, vor allem zum Erfüllen von Aufträgen gegen Abgabe der entsprechenden Güter und Nutzen der benötigten Mulis.

Personenkarten bringen teilweise auch direkte Siegpunkte, es gibt jedoch auch Personenkarten die einem 1 Minussiegpunkt bringen, diese nehmen die Spieler jedoch oft trotzdem da sie einem meistens das Erfüllen von Aufträgen ermöglichen und mit Aufträgen kann man mehr Siegpunkte bekommen.

Es gibt 3 Arten von Aufträgen, Kleinaufträge diese bringen 2 bis 3 Siegpunkte, Großaufträge 4 bis 6 Siegpunkte und Spezialaufträge.

Es gibt die Spezialaufträge „Getreidefeld“, „Sofort-Ertrag Pfeffer“ und „Sofort-Ertrag Gold“. Spezialaufträge bringen 1 bis 3 Siegpunkte. Im Fall der Erfüllung eines „Sofort-Ertrags Pfeffer“ darf der Spieler sein Gewürz Pfeffer um 6 erhöhen. Ebenso darf ein Spieler bei Erfüllung eines Spezialauftrages „Sofort-Ertrag Gold“ sein Gold um 6 erhöhen.

Die Spezialaufträge „Getreidefeld“ bringen neben den auf der Karte angegeben Siegpunkte zunächst keinen zusätzlichen Ertrag. Jedoch erhöhen sich für jede von dem Spieler erworbene Personenkarte „Bauer“ für jeden von ihm erfüllten Spezialauftrag „Getreidefeld“ um 1 Siegpunkt. Damit kann ein Spieler sehr viele Siegpunkte machen. Hier ein Beispiel, ein Spieler besitzt 3 Personenkarten „Bauer“ und hat 4 Spezialaufträge „Getreidefeld“ erfüllt, somit sind dies 12 Siegpunkte.

Zur Info die Personenkarten „Bauer“ bringen ohne Getreidefeld keine Siegpunkte.

 

Wenn ein Spieler nach Beendigung seines Spielzuges 25 oder mehr Siegpunkte besitzt wird die laufende Runde noch zu Ende gespielt, danach ermitteln alle Spieler ihre Siegpunkte, der Spieler mit den meisten Siegpunkten gewinnt. Interessant ist das bei Gleichstand jener Spieler gewinnt, der seine Siegpunkte zuletzt erreicht hat.

Mit der Spielvariante „Hauen und Stechen“ wird der Interaktionsanteil höher und mit den zusätzlichen Personenkarten kann man nun auch gezielt gegen Mitspieler vorgehen und deren Planung beeinträchtigen.

 

Kashgar ist ein tolles Deckaufbauspiel mit zahlreichen taktischen aber auch strategischen Möglichkeiten. Die Interaktion in der Standardvariante beschränkt sich darauf, dass einem die Mitspieler Aufträge vor der Nase erfüllen, sonst ist kaum Interaktion gegeben, erst in der Variante „Hauen und Stechen“ erhöht sich der Interaktionsanteil erheblich.

Natürlich benötigt man eine Menge Glück beim Nachziehen der Karten, wenn man Personenkarten blind erwerben muss. Dadurch dass der Spieler immer die Wahl zwischen den obersten Karten seiner drei Karawanen hat, kann man eigentlich sehr gezielt planen. Auch längere Strategien für den Ausbau seiner Karawanen sind gut umsetzbar.

Wichtig ist es ein ausgewogenes Verhältnis seiner Aktionskarten und einen ausreichend hohen Stand seiner Gewürze bzw. Gold und Mulis zu erreichen, damit man einen entsprechenden Handlungsspielraum hat.

Die optische Gestaltung ist gelungen, vor allem die grafische Gestaltung der Karten  ist hervorragend und sorgt für ein angenehmes Spielgefühl.

Spieleautor Gerhard Hecht und dem Verlag Kosmos ist es gelungen ein interessantes Thema mit einem zwar bekannten Mechanismus zu einem tollen Spiel zu verbinden. Vor allem das Zusammenspiel der Personenkarten und der möglichen Aktionen sorgen für einen immer wieder abwechslungsreichen Spielablauf für jeden Spieler, auch wenn es bei der Standardversion eigentlich fast einem Solitärspiel entspricht, da ja nur durch das Erfüllen der Aufträge wirkliche Interaktion gegeben ist. Daher gibt es in der Wertung den Wert „1“ für Interaktion nur aufgrund der Variante „Hauen und Stechen“.

Den Spielmechanismus von Kashgar hat man schnell erlernt, jedoch dauert es doch einige Spiele bis man das Zusammenspiel der verschiedenen Personenkarten und Aktionen optimieren und noch mehr zielgerichtet einsetzen kann.

Durch die immer wieder abwechslungsreichen Spielabläufe, die unterschiedlichen Kombinationsmöglichkeiten der Personenkarten macht Kashgar immer wieder neu großen Spaß und liefert daher einen sehr hoher Wiederspielreiz.

Am Beginn ist der Glücksfaktor sehr hoch da man zusätzliche Personenkarten durch Nachziehen vom verdeckten Stapel bekommt. In weiterer Folge jedoch kann man immer gezielter Karten erwerben, um somit eine optimale Balance zwischen seinen Personenkarten und Aktionsmöglichkeiten zu finden.

Die doch sehr hohe Anzahl an verschiedenen Personenkarten und Aktionen bietet eine Vielzahl an taktischen und strategischen Möglichkeiten, daher wird es vor allem Vielspielern und Experten ans Herz gelegt. Diesen sollte das Spiel sehr gut gefallen.

Normale Familien und nicht so erfahrene Spieler können das Spiel zwar erlernen, da es von den Spielregeln her einfach ist, jedoch aufgrund des komplexen Zusammenspiels der Karten und Aktionsmöglichkeiten wird der Reiz des Spiels vermutlich den meisten Personen dieser Zielgruppen verschlossen bleiben, da man im Spiel für zielführende Strategien passende Kartenkombinationen bilden sollte, was vermutlich für nicht so erfahrene Spieler einen zu hohen Schwierigkeitsgrad darstellt. Spieler mit weniger Erfahrung sollten daher nur zu dem Spiel greifen, wenn sie gewillt sind, sich einem längeren Lernprozess auszusetzen um geeignete Siegstrategien zu entwickeln. Wenn dies jedoch jemand tut erwartet ihn ein Spiel mit dem er extrem lange sehr viel Spaß haben kann.

 

Maria Schranz

 

Spieler: 2-4

Alter: 12+

Dauer: 60+

Autor: Gerhard Hecht

Grafik: Dennis Lohausen

Preis: ca. 30 Euro

Verlag: Kosmos 2013

Web: www.kosmos.de

Genre: Deckbau

Zielgruppe: Mit Freunden

Version: de

Regeln: de

Text im Spiel: Ja

 

Kommentar:

Einfache Regeln

Viel Varianz durch große Anzahl an Personenkarten und Aktionsmöglichkeiten

Gute Gestaltung

Mehr-Personen-Solitärspiel in der Standard-Version

 

Vergleichbar:

Trains, Dominion

 

Andere Ausgaben:

Derzeit keine

 

Meine Einstufung: 6

 

Maria Schranz: Ein hervorragendes Deckaufbauspiel mit zahlreichen taktischen und strategischen Möglichkeiten, das für erfahrene Spieler unbedingt zu empfehlen ist und auf Grund der einfachen Regeln wird es von mir noch als Spiel für Freunde klassifiziert.

 

Zufall (rosa): 2

Taktik (türkis): 3

Strategie (blau): 2

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 0

Kommunikation (rot): 0

Interaktion (braun): 1

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0