Elasund

 

Ich glaube, dass es wenige Spielbegeisterte gibt, welche Siedler von Catan nicht kennen. Bestimmt haben auch Sie bereits gesiedelt, aber wissen Sie, was wirklich passierte, als die ersten Siedler die Küsten von Catan erreichten? Diese Pioniere waren Wikinger und sie gründeten die erste Stadt auf der Insel Catan. Diese Stadt wurde ihre Heimat und von ihnen mit viel Liebe und Energie zu einer blühenden Metropole ausgebaut.

 

Hier beginnt das neue Spiel der „Siedler von Catan“ Familie, es heißt ELASUND – DIE ERSTE STADT. In diesem Spiel bauen 2 bis 4 Spieler die Stadt. Gleich mal vorweg: Im Gegensatz zu Candamir ist Elasund vom Ablauf her wieder viel näher am Siedler.

Bei der gelb-orange Spielschachtel handelt es sich um das typische quadratische KOSMOS Format. Das Titelbild zeigt ein frühmittelalterliches Dorf, in der Mitte sind Bewohner gerade mit dem Bau einer Kirche beschäftigt.

Nach dem Öffnen der Spielschachtel findet man 40 Siegpunktsteine, 4 Zählsteine, 2 Würfel, 1 Handelsschiff, 37 Gebäudeplättchen, 9 Kirchenplättchen, 36 Stadtmauerplättchen, 39 Macht- und 51 Goldkarten, 2 Stadttore, 4 Kurzanleitungskarten (Zugübersicht), 20 Baubriefe, 1 Spielplan und eine Spielanleitung.

Machtkarten gibt es in den Farben rot, blau oder grün. Jede Karte ist nur 1 Machtpunkt Wert. Genauso ist es bei den Goldkarten, jede stellt nur 1 Goldstück dar. Baubriefe gibt es mit den Werten 0 bis 4, wobei diese Zahl die Anzahl der Goldkarten darstellt, die zu bezahlen sind, um den Baubrief zu platzieren.

Das Spielmaterial ist wie fast immer bei Kosmos sehr hübsch und dem Zweck entsprechend gut gestaltet.

Vor Spielbeginn erhält jeder Spieler seine 10 Siegpunktsteine, Stadtmauerteile und Baubriefe sowie die 4 Gebäude in seiner Farbe. Zwei dieser Gebäude platziert er auf den dafür vorgesehenen Plätzen auf dem Spielplan, der seinerseits in der Mitte des Tisches platziert wird. Die Mauerteile sind von 1 bis 9 nummeriert und werden nun von jedem Spieler sortiert, so dass das Mauerplättchen mit der Zahl 1 oben liegt.

Die 21 neutralen Gebäudeplättchen sollen für alle Spieler gut sichtbar neben dem Spielplan gelegt werden. Die 9 Kirchenplättchen werden verdeckt gemischt und als verdeckter Stapel neben dem Spielplan bereitgelegt.

Jeder Spieler erhält als Startkapital 1 Macht- und 3 Goldkarten. Die restlichen Macht- und Goldkarten werden als Nachziehstapeln neben den Spielplan gelegt. Nun wird entsprechend der Anzahl der Mitspieler die Größe der Stadt festgelegt. Nur bei 4 Spielern steht der komplette Bereich der Stadt zur Verfügung, bei 2 oder 3 Spielern ist der Stadtbereich kleiner. Die Größe des Stadtbereiches wird mit den beiden Stadttoren festgelegt. Auf den Stadttoren sind Pfeile abgebildet, die blauen Pfeile müssen immer Richtung Wasser zeigen. Nun stellen die Spieler noch ihren Zählstein auf die Handelsleiste.

Das Spiel wird in Runden gespielt eine Runde gliedert sich in 4 Phasen:

Phase 1 „Erträge erwürfeln“. Phase 2 „Bauphase“ - hier kann gebaut werden. Die Phase 3 ermöglicht das Platzieren eines Baubriefes oder man darf 2 Goldkarten nehmen. In der letzten Phase „Bonusaktion“ darf man einen von vier möglichen  Bonuszügen machen.

In der Phase 1 „Erträge erwürfeln“ würfelt der Spieler mit den beiden Würfeln und stellt das Handelsschiff auf die Reihe des Spielplanes, die seinem Würfelergebnis entspricht. Alle Spieler, die in dieser Reihe ein oder auch mehrere Gebäude besitzen, welche Einnahmen ermöglichen, erhalten die entsprechende Anzahl an Macht- oder Goldkarten. Gebäude, die Einnahmen ermöglichen, zeigen links oben auf dem Plättchen die Einnahme in Form eines Macht- oder Goldsymbols.

Wenn eine 7 gewürfelt wurde, hat der Pirat zugeschlagen, in diesem Fall erhält niemand Einnahmen, im Gegenteil, dieser stiehlt sogar Macht- oder Goldkarten. Der aktuelle Spieler stellt das Handelsschiff auf eine Reihe seiner Wahl, hier tritt der Pirat in Aktion. Wenn ein oder mehrere Spieler in dieser Reihe Siegpunkte haben, müssen diese Spieler für jeden Siegpunkt 1 Macht- oder 1 Goldkarte abgeben.

 

In der Bauphase kann ein Spieler, wenn er will, bis zu zweimal bauen. Entweder 1 oder 2 Gebäude, 1 oder 2 Stadtmauernteile oder je 1 Gebäude und 1 Stadtmauer. Während man Stadtmauern immer bauen kann, wenn man über genügend Goldkarten verfügt, kann man Gebäude nur bauen, wenn man bereits einen oder mehrere Baubriefe ausliegen hat. In der ersten Spielrunde ist somit der Bau eines Gebäudes nicht möglich, da man ja noch keine Baubriefe ausliegen hat.

 

In der dritten Phase kann man in der Reihe, in der das Handelsschiff steht, einen Baubrief platzieren. Wenn in dieser Reihe kein Bauplatz mehr frei ist, darf man ausnahmsweise auch in der darüber- oder darunter liegenden Reihe einen Baubrief legen. Wenn man keinen Baubrief in dieser Phase platzieren will, darf man stattdessen 2 Goldkarten vom Nachziehstapel nehmen.

 

In der letzten Phase kann der Spieler eine Aktion ausführen. Entweder einen Baubrief aufwerten, einen Baubrief auf eine andere Position legen, einen zusätzlichen Baubrief beliebig legen oder 2 Goldkarten nehmen. Jede dieser Aktionen kostet Machtkarten, Wie viele Machtkarten der Spieler abgeben muss, ist von der jeweiligen Aktion abhängig.

 

Anfangs hat jeder Spieler 2 Gebäude in der Stadt. Das kleinere Gebäude sorgt für Nachschub an Machtkarten, das größere Gebäude verschafft einem Goldkarten. Alle Gebäude bringen jedoch nur Einnahmen in Phase 1 und müssen sich daher in der Reihe befinden, die der aktuelle Spieler erwürfelt hat.

Da dies natürlich nicht immer oder eher sogar selten der Fall ist, werden die Spieler zu Beginn alle in Phase 3 kaum Baubriefe legen, sondern Goldkarten nehmen. Zu Beginn des Spieles werden von den Spielern auch kaum Bonuszüge vorgenommen. Mit Fortdauer des Spieles wird diese Phase jedoch immer wichtiger.

Wenn ein Spieler in der Bauphase ein Gebäude bauen will, muss er die auf dem Gebäude angeführte Anzahl an Baubriefen in den Feldern liegen haben, in denen er das Plättchen legen will. Wenn ein anderer Spieler auch über Baubriefe in diesen Feldern verfügt, muss er diesem Spieler die Kosten des Baubriefes ersetzen. Er zahlt in diesem Fall an den Besitzer des Baubriefes den Wert des Baubriefes in Goldkarten. Wenn ein anderer Spieler in diesen Feldern Baubriefe besitzt, welche einen höheren Wert haben als die Baubriefe jenes Spielers der bauen will, darf dieser das Gebäude nicht bauen. Dieser Spieler wird versuchen, entweder einen seiner Baubriefe aufzuwerten oder einen weiteren Baubrief in diesen Bereich zu legen.

Das Kernproblem beim Bauen beziehungsweise beim Platzieren der Baubriefe ist der mit Fortdauer des Spieles permanente Platzmangel. Dies erfordert, dass immer wieder Gebäude überbaut werden. Kleine Gebäude können mit größeren Gebäuden ohne Zusatzkosten überbaut werden, durch Abgeben von 3 gleichfarbigen Machtkarten kann man auch gleich große Gebäude überbauen. Warum will man überhaupt weitere Gebäude bauen? Auf neutrale Gebäude kann man einen oder auf die großen sogar 2 Siegpunktsteine setzen. Weiters kann man mit neuen Gebäuden zusätzliche Einnahmen erhalten.

 

Das Bauen der neutralen Gebäude bringt uns nun zu einem weiteren wichtigen Punkt, dem Spielziel. Jeder Spieler hat zu Spielbeginn 10 Siegpunktsteine erhalten, jener Spieler dem es zuerst gelingt, seinen 10. und damit letzten Siegpunktstein auf dem Spielplan oder einem Gebäude zu platzieren, gewinnt das Spiel. Neben den Gebäuden kann man auch an der Stadtmauer oder an der Kirche mitbauen. Zwischen Wasser und Stadttoren kostet ein Mauerteil immer 2 Goldkarten, der Bau eines Mauerteils zwischen den Stadttoren kostet 4 Goldkarten.

Die Mauerplättchen sind unterschiedlich, einige bringen dem Spieler Machtkarten, auf andere dürfen Siegpunktsteine gesetzt werden. Der Bau eines Kirchenplättchens kostet 7 Goldkarten und ermöglicht das Setzen eines Siegpunktsteines. Auf dem Spielplan gibt es einige Felder die als Handelsplätze gekennzeichnet sind, jedes Mal wenn ein Spieler ein Gebäude auf so einem Handelsplatz baut, zieht er mit seinem Zählstein um 1 Feld nach oben und darf fallweise auch 1 Siegpunkstein auf der Handelsleiste platzieren.

 

ELSAUND ist sicher ein sehr gutes Spiel, das seine Vorgänger „Candamir“ und auch „Anno 1503“ vom Spielablauf und der Spannung weit in den Schatten stellt. Aber an das Original „Siedler von Catan“ reicht es auch nicht heran.

Schuld daran sind zwei Faktoren. Erstens, durch die Auswahl der Farbe bestimmt der Spieler, wo seine beiden Startgebäude platziert werden. Da die Startgebäude immer an den gleichen Plätzen stehen, kommt es immer wieder zu einem ähnlichen Spielablauf in der Startphase des Spiels.

Zweitens, durch die begrenzte Stadtfläche, ist jeder Spieler in weiterer Folge gezwungen bereits bestehende Gebäude zu überbauen. Viele Spieler, die das Spiel kennen werden nun sagen, darin liegt ja der Sinn des Spiels. Gegen das Überbauen bestehender Gebäude ist ja auch nichts zu sagen. Durch das Überbauen bereits bestehender Gebäude werden jedoch auch bereits platzierte Siegpunktsteine wieder an die jeweiligen Besitzer zurückgegeben. Dies mag ja noch einsichtig sein, da es für die Ablage derartiger Siegpunktsteine keine Felder gibt. Das aber durch das Überbauen von Gebäuden auf Handelsfeldern auch die Siegpunktsteine auf der Handelsleiste wieder an den Spieler zurückgegeben werden, führt zu einer lästigen Verlängerung des Spieles. Viele Spieler, mit denen ich das Spiel testete, waren der Meinung, dass dies wirklich nur ärgerlich ist und dem Spielspass nicht wirklich förderlich ist.

Ich habe das Spiel mit meinem Mann auch zu zweit gespielt. In diesem Fall kann man das Spiel auch gewinnen, ohne das man ein Kirchenteil legt, sonst ist kaum ein Unterschied zu merken. Bei Spielen zu dritt oder viert wird ein Sieg ohne das Legen eines Kirchenplättchens kaum oder nur sehr selten möglich sein.

Klaus Teuber hat mit ELASUND – DIE ERSTE STADT sicher nicht sein Meisterwerk abgeliefert. Generell ist das Spiel gut gelungen, taktisch anspruchsvoll, aber mit einem hohen Glücksfaktor. Das Spiel ist gut ausgewogen, jedoch vielleicht eine Spur zu statisch, Spielablauf und Spannung sind aber trotzdem gut. Freunden von taktisch anspruchsvollen Spielen mit einem hohen Glücksfaktor und Liebhabern der Catan Spiele kann es uneingeschränkt empfohlen werden. Anfängern, welche noch nie Siedler von Catan gespielt haben wird empfohlen, zuerst das Original zu versuchen.

Design und grafische Gestaltung können nur als gelungen bezeichnet werden.

 

Spieler         : 2-4

Alter            : ab 10 Jahren

Dauer          : ca. 60 - 90 Minuten

Verlag          : Kosmos

Autor           : Klaus Teuber

Grafik          : Fine Tuning

Preis            : ca. € 20.-

 

Genre                    : Entwicklungs-, Bauspiel und Wirtschaftsspiel

Zielgruppe             : Freunde und Siedlerfans

Mechanismus         : Setz-, Positionsspiel

 

Strategie                : ****

Taktik                    : *****

Glück                    : ****

Interaktion             : ****

Kommunikation      : ***

Atmosphäre           : ***

Kommentar:          

 

Spielablauf und Spannung sind gut

Taktisch Anspruchsvoll mit hohem Glücksfaktor

Design und grafische Gestaltung sind sehr gut gelungen

 

Wenn Sie taktisch anspruchsvolle Spiele in der Themenwelt von Catan mögen, wird Ihnen Elasund Spaß machen.

 

Maria Schranz:

Generell ist das Spiel gut gelungen, taktisch anspruchsvoll, aber mit einem hohen Glücksfaktor. Das Spiel ist gut ausgewogen, jedoch vielleicht eine Spur zu statisch, Spielablauf und Spannung sind aber trotzdem gut.

 

maria.schranz@spielen.at