Die Säulen der Erde

Baumeister und Handwerker bauen eine Kathedrale

 

Es ist Samstag 9 Uhr Vormittag als mein Handy läutet. „Hallo Christoph, hier ist Maria. Kommst du heute Abend raus? Ich möchte DIE SÄULEN DER ERDE spielen.“

Diese Bitte kann ich natürlich nicht ablehnen. Zumal ich auch neugierig bin, auf die Herbstneuheiten von Kosmos.

Also sitzen am Abend Maria, Walter und ich um den Tisch, zwischen uns der imposante Plan von DIE SÄULEN DER ERDE.

Walter, der als einziger von uns das Spiel schon einmal gespielt hat, beginnt sofort mit der Erklärung, während Maria und ich nach seinen Anweisungen das Spielmaterial vorbereiten.

Jeder Mitspieler bekommt einen großen und sieben kleine Arbeiter in seiner Farbe. Die blauen landen gleich wieder in der Schachtel, ebenso die drei blauen Baumeister-Figuren. Die restlichen neun Figuren geben wir gleich in den Stoffsack. Außerdem erhält jeder von uns seine drei Karten mit den Start-Handwerkern und eine Kurzspielregel in seiner Farbe.

Danach setzt Maria je Farbe eine Markierungsscheibe auf die 2 der Siegpunkteleiste und die andere auf die Goldleiste. Wobei Walters als Startspieler auf die 20 kommt, die von Maria auf die 21 und meine auf 22.

Währenddessen habe ich die 36 Handwerkerkarten nach Nummern sortiert und verdeckt so neben den Plan gelegt, dass die Einser als oberste liegen. Außerdem habe ich von den 16 Vorteilskarten die beiden für die letzte Runde vorgesehenen herausgesucht und verdeckt neben den Plan gelegt. Die übrigen 14 werden nun gemischt, nach Zufallsprinzip auf 10 reduziert und auf die für die letzte Runde draufgelegt.

Auch die Ereigniskarten werden gemischt und um 4 reduziert. Die übergebliebenen 6 Karten kommen verdeckt auf das entsprechende Feld auf dem Plan.

Jetzt werden die Rohstoffe auf dem Plan verteilt. Die braunen Holzwürfel (Holz) kommen auf den Wald, die grauen (Stein) auf den Steinbruch und die beigen (Sand) auf die Kiesgrube.

„Du musst noch je vier Rohstoffe auf den Baustoffmarkt legen“, macht mich Walter aufmerksam, „und ein Metall, das sind die blauen Würfel, kommt auf das Königszelt.“

„Und die restlichen blauen?“

„Die kannst du auf den Fluss legen.“

Nachdem auch das erledigt ist, kommen noch die 4 grauen Arbeiter auf die „Burg von Shiring“ und der schwarze Kostenstein neben das Feld 7 der Kostenleiste.

Der schwarze Arbeiter, der Steuerwürfel und 5 der 6 Kathedralen-Bausteine bleiben neben dem Spielplan liegen. Den großen Kathedralen-Baustein bekommt der Startspieler.

Inzwischen ist Walter mit dem Erklären fertig und übernimmt die Aufgabe des Startspielers. Er legt 2 der Vorteilskarten offen auf die entsprechenden Felder auf dem Plan. Dann nimmt er die 4 mit einem Einser markierten Handwerker-Karten. Zwei kommen offen auf die entsprechenden Felder am Spielplan, die anderen beiden werden offen auf die hellen Markierungen unter dem Spielplan gelegt. Auf die 7 dunklen Felder daneben, kommen 7 Baustoffkarten. (ebenfalls offen und nach Sorten sortiert) Die übrigen 2 werden zur Seite gelegt.

Jetzt kann das Spiel beginnen.

„Jetzt haben wir die Möglichkeit, immer abwechselnd Karten aus der Auslage zu nehmen“, erklärt Walter während er sich die 3er Holzkarte nimmt, „Die Kosten stehen links oben. Rohstoffkarten kosten Arbeiter, Handwerker kosten Geld. Man kann passen, aber wer passt kann nicht wieder einsteigen.“

Walter stellt 6 Arbeiter auf die Karte als Beweis, dass er sie sich leisten kann und Maria darf eine Karte aussuchen. Sie nimmt den Werkzeugmacher und zieht ihren Markierungsstein auf der Goldleiste um zwei Felder nach unten. Ich sichere mir die 4er Holzkarte, das kostet mich 9 Arbeiter. Walter nimmt nun die 2er Holzkarte um 3 Arbeiter.

Damit darf wieder Maria eine Karte aussuchen, diesmal nimmt sie die 4er Steinkarte. Das kostet sie 10 Arbeiter. Da nun keiner mehr genug Arbeiter hat um noch eine Karte zu nehmen und auch niemand den noch ausliegenden Handwerker möchte, passen wir alle und setzen unsere übrig gebliebenen Arbeiter in die Wollmanufaktur.

Die zweite Phase beginnt.

 

Walter nimmt den Stoffsack mit den Baumeistern und beginnt blind zu ziehen. Als erstes erwischt er einen roten Baumeister, damit hat Maria die Möglichkeit, für 7 Gold den Baumeister zu nutzen. Sie verzichtet.

Als nächstes zieht er einen gelben Baumeister. Doch auch 6 Gold sind zuviel, ich verzichte ebenfalls.

Danach zieht Walter wieder einen gelben Baumeister, jetzt zahle ich die 5 Gold und stelle den Baumeister auf das Feld unter einer der beiden Handwerker-Karten und sichere mir damit den Maurer.

Der vierte Baumeister ist ein grüner, Walter zahlt die 4 und setzt sich auf den Baustoffmarkt.

Nun zieht er wieder einen roten, dieser kostet jetzt nunmehr 3, die Maria bereitwillig bezahlt, um sich das erste Feld am „Königshof“ zu sichern.

Als sechsten zieht Walter wieder gelb, also zahle ich die 2 und besetze eine der Vorteilskarten.

Walter zahlt 1 für den nächsten, da aber nun die Vorteilskarte die er wollte weg ist, besetzt er stattdessen das erste Feld der „Priorei“ um sich zwei Siegpunkte zu holen.

„Ab jetzt sind die Baumeister gratis. Sollte ich jetzt nicht meinen eigenen ziehen, nutze ich natürlich das Privileg des Startspielers einmal einen Baumeister zurückzuwerfen um es noch einmal zu versuchen.“

Tatsächlich zieht er den roten, wirft ihn zurück und versucht es noch einmal. Jetzt hat er seinen letzten Baumeister und setzt ihn auf den „Bischofssitz“ um sich vor der Ereigniskarte zu schützen.

 Danach kommt Marias letzter Baumeister aus dem Sack und sie nutzt ihn um „Burg von Shiring“ zu besetzten.

„Das bringt dir nächste Runde zwei zusätzliche Arbeiter“, möchte ihr Walter erklären, doch Maria weiß Bescheid.

Nun kommen die Baumeister ins Spiel die vorher nicht bezahlt wurden, jetzt aber gratis.

Die erste ist Maria, sie setzt ihren Baumeister in die „Priorei“.

Danach ist mein letzter Baumeister an der Reihe und der sichert mir auch noch die zweite Vorteilskarte.

 

Nun werden die Spielplanaktionen der Reihe nach durchgegangen.

Als erstes wird die oberste Ereigniskarte aufgedeckt. Eine böse Überraschung, jeder muss einen seiner Handwerker abgeben.

Walter hat Glück, er hat einen Baumeister auf dem „Bischofssitz“. Damit ist er vor dem Ereignis geschützt. Er könnte auch stattdessen einen beliebigen Rohstoff aus dem Markt nehmen, doch in diesem Fall ist der Schutz natürlich wichtiger.

Das war Aktion zwei, es folgt die Dritte.

Nun bekommt jeder Spieler pro Arbeiter in der Wollmanufaktur ein Gold gutgeschrieben.

Nummer vier sind die Vorteilskarten. Die gehen beide an mich. Damit bekomme ich ab sofort jede Runde ein Stein und ein Sand gratis.

Das Nächste ist die „Priorei“, die bringt Walter 2 und Maria 1 Siegpunkt.

Jetzt kommen die Rohstoffe, nun kann jeder seine Rohstoffkarten gegen die entsprechenden Rohstoffe tauschen.

Nachdem jeder sein Holz, Stein und Sand die ihm zustehen kassiert hat kommen wir zum „Königshof“.

Walter würfelt mit dem Steuerwürfel.

Eine 3, damit müssen Walter und ich unsere Goldleiste um 3 reduzieren, denn nur Maria sitzt im Königshof und ist damit nicht nur von der Steuer befreit, sondern bekommt für ihren Baumeister auf dem ersten Platz auch noch ein Metall.

Weiter geht’s in „Shiring“, dort bekomme ich meinen Maurer.

Auf „Burg von Shiring“ hat sich Maria eingenistet. Damit bekommt sie zwei Arbeiter zusätzlich in der nächsten Runde.

Der „Baustoffmarkt“ ist nur von Walter besucht. Der nutzt ihn auch sogleich um ein Holz für 4 zu verkaufen, und stattdessen zwei Mal Stein für je 3 einzukaufen.

Nun sind wir bei der Kathedrale angelangt und jeder kann entsprechend seiner Handwerker Rohstoffe gegen Siegpunkte eintauschen. Da ist mein Maurer ein großer Vorteil, denn mit ihm bekomme ich pro Stein 1 Siegpunkt. Mit dem Schreiner kann ich 2 Holz gegen 1 Siegpunkt tauschen. Das heißt für vier Holz und einen Stein bekomme ich 3 Siegpunkte. Den Sand hebe ich mir für die nächste Runde auf.

Walter bekommt für vier Holz und zwei Steine 3 Siegpunkte und Maria für vier Steine 2 Siegpunkte, außerdem hat Maria den Werkzeugmacher, der für sie 2 Gold verdient wenn sie ein Metall im Lager hat.

Der letzte Punkt auf dem Spielplan ist die Bestimmung des neuen Startspielers. Doch da niemand einen seiner Baumeister für dieses Privileg geopfert hat, wird der Startspieler einfach im Uhrzeigersinn weitergegeben.

Damit ist nun Maria neuer Startspieler und beginnt sofort damit Rohstoffe und Karten nachzulegen.

Danach darf sie die Runde beginnen und sich eine Baustoffkarte aussuchen. Zum Glück bin ich jetzt vor Walter an der Reihe und kann mir statt einer Baustoffkarte den Handwerker „Töpfer“ sichern, der mir erlaubt zwei Mal pro Runde ein Sand gegen 1 Siegpunkt zu tauschen.

Ein Zug den Walter auch gerne gemacht hätte.

Mit „Maurer“ und „Töpfer“ in meiner Auslage habe ich nun die Möglichkeit, sowohl Stein als auch Sand eins zu 1 gegen Siegpunkte zu tauschen. Zusammen mit „Prior Philip“ der mir in der „Priorei“ einen zusätzlichen Siegpunkt einbringt erhalte ich am Ende dieser Runde 7 Siegpunkte und übernehme die Führung.

Dafür hat Walter nun viel mehr Geld als ich und sich außerdem den Startspieler gesichert, was ihm in der dritten Runde ermöglicht, alle seine Baumeister freizukaufen und mit ihnen die besten Plätze zu besetzen, während Maria und ich auf unser Geld achten müssen.

Doch auch damit hat Walter große Schwierigkeiten, gegen meine Kartenkombination anzukommen. Ferdinand hat schon in der zweiten Runde aus dem Hintergrund zu sticheln begonnen: „Na Christoph, gewinnst du schon wieder.“

Eine Feststellung der ich ab der vierten Runde nicht mehr glaubhaft widersprechen kann.

In der sechsten Spielrunde erwirtschafte ich dann sogar 21 Siegpunkte, was einen Gesamtstand von 61 Siegpunkten bedeutet, auch wenn die Siegpunktleiste nur bis 60 geht.

 

Ich halte DIE SÄULEN DER ERDE für ein geniales Strategiespiel, das aber auch einen nicht zu verachtenden Glücksfaktor hat. Der Plan sieht zwar auf den ersten Blick ziemlich unübersichtlich aus, doch man gewöhnt sich sehr schnell daran und dann führt einen der Plan perfekt durch das gesamte Spiel. Und sowohl die Handwerks- als auch die Vorteilskarten sind eindeutig beschriftet und erklären sich von selbst. Dieses Spiel ist eine reine Freude, auch wenn es nicht immer einfach ist die richtige Strategie zu finden um mit der Knappheit an Geld, Arbeitern und Baumeistern zurechtzukommen.

 

Ein Mechanismus wie der des „Baumeister Einsetzens“ ist mir in dieser Form noch nirgends untergekommen. Wir haben beim Regelerklären zuerst gedacht, dass es ein reines Glücksspiel werden würde, welche Positionen am Plan man erwischt, aber man kann doch mehr entscheiden, als man auf den ersten Blick glaubt. Geld ist knapp, hat aber in dieser Phase weniger Einfluss, sehr oft hat man das Geld für den ersten Zugriff, gibt es aber trotzdem nicht aus.

 

DIE SÄULEN DER ERDE ist ein phänomenales Spiel und ein echtes Meisterwerk aus dem Hause Kosmos, auch was Ausstattung und Grafik betrifft. Die anderen Spielefirmen werden sich sehr anstrengen müssen um mit dem Spielspass und der Spannung von diesem Spiel mithalten zu können. Ich werde dieses ausgezeichnete Spiel sicher noch sehr oft zur Hand nehmen und mich in der Welt des Kathedralenbauer umtun.

 

Christoph VAVRU (g.vavru@aon.at)

 

Spieler                      : 2 - 4

Alter                        : ab 12 Jahren

Dauer                       : ca. 90 - 120 Minuten

 

Autoren                    : Michael Rieneck, Stefan Stadler

Grafik                       : Michael Menzel

Vertrieb                    : Kauffert

Preis                        : ca. € 26,00

Verlag                      : Kosmos 2006

                                 www.kosmos.de

 

Genre                       : Strategie

Zielgruppe                : Freunde

Mechanismus            : Steigern und Sammeln

Strategie                   : *******

Taktik                       : *****

Glück                       : ***

Interaktion                : ****

Kommunikation         : ***

Atmosphäre              : *******

 

Kommentar:             

Ausgezeichnete Spielregel

Übersichtlicher Spielablauf

Wunderschöne Grafik

Großer Spielspass

 

Christoph Vavru: „Die anderen Spielefirmen werden sich mächtig anstrengen müssen um mit DIE SÄULEN DER ERDE mithalten zu können“

 

Vergleichbar:

Puerto Rico, ALea

Caylus, Ystari

Keythedral, R & D Games