Anno 1701 Das Brettspiel

Tabak und Rum von den Inseln

 

Das neue Spiel von Klaus Teuber ist „Anno 1701 – Das Brettspiel“. Der Erfolg der Computerspielreihe wurde ja von Klaus jetzt bereits einige Male für das Brett adaptiert. Wobei diese Adaptierungen teilweise sehr gut, teilweise aber auch nicht so gut waren. „Anno 1701 – Das Brettspiel“ ist wieder ein Spiel in der Reihe der CATAN-Spiele von Kosmos.

Das Spiel präsentiert sich in der kosmostypischen großen quadratischen Schachtel. Das Titelbild zeigt den Hafen einer Stadt, aus dem gerade ein Schiff segelt.

In der Schachtel befinden sich der Spielplan, 4 Siedlungstableaus, 1 Gunstpunkttafel, Inselplättchen, 4 Einwohnerplättchen, Ausbauplättchen, 8 Schiffe in 4 Farben, 32 Häuser in 4 Farben, 12 Markierungssteine in 4 Farben, 20 Gunststeine in 4 Farben, 2 Würfel, Warenkarten, Begegnungskarten, Ereigniskarten und Goldmünzen.

 

Der Spielplan wird ausgelegt, darin sind 8 Inseln ausgestanzt, in welche die Inselplättchen verdeckt gelegt werden. Die Ereigniskarten werden gemischt und verdeckt neben den Spielplan gelegt. Ebenso wird mit den Begegnungskarten verfahren.

Jeder Spieler erhält ein Siedlungstableau, seine beiden Schiffe, 8 Häuser, 3 Markierungssteine, 5 Gunststeine und die 4 Einwohnerplättchen in der Farbe seiner Wahl. Weiters erhält jeder Spieler Gold im Wert von 7.

In „Anno 1701 – Das Brettspiel“ gibt es wieder 6 Waren, diese sind Holz, Tuch, Werkzeug, Ziegel, Tabak und Rum.

 

Die Siedlungstableaus der Spieler zeigen 17 sechseckige Felder. Es gibt auf jedem Siedlungstableau 2 Holz-, 2 Tuch-, 2 Werkzeug- und 2 Ziegelfelder. Die Siedlungstableaus sind so konzipiert, dass beim Würfeln einer Zahl von 3 bis 6 oder 8 bis 11 jeder Spieler eine andere Ware erhält. Tabak und Rum kann man nur durch Besiedeln von Inselplättchen oder im Tauschwege erwerben, auf den Siedlungstableaus sind keine Felder für diese beiden Waren vorhanden

Vielen wird hier aufgefallen sein, dass ich die 2 und 12 ausgelassen habe, diese werden bei diesem Spiel anders genutzt, dazu später.

 

Das Feld in der Mitte ist bei allen Siedlungstableaus gleich und ermöglicht den Spielern den Kauf einer Ware für 3 Gold. Weiters gibt es auf allen Siedlungstableaus ein Feld mit einer I, dieses ermöglicht allen Spielern den Tausch von 3 gleichen Waren gegen eine andere Ware.

Drei der Einwohnerplättchen zeigen auf der Rückseite eine II (Bürger), III (Kaufmann) und IV (Aristokrat). Diese Plättchen werden auf die dafür bestimmten Felder auf dem eigenen Siedlungstableau gelegt.

Nachdem die 3 Einwohnerplättchen auf das Siedlungstableau gelegt wurden, bleiben 4 leere Felder mit einem grünen Hintergrund über, welche ohne Nachteil von einem Spieler mit einem Ausbauplättchen überbaut werden können.

Jeder Spieler hat noch ein viertes Einwohnerplättchen erhalten. Dieses Plättchen muss ein Spieler sofort offen auf das Feld in der Mitte seines Siedlungstableaus legen, wenn er weniger als 3 Gold besitzt. Solange dieses Plättchen auf seinem Siedlungstableau liegt, kann er also nicht für 3 Gold Waren kaufen. Dies wäre ja nicht so schlimm, aber für alle gewürfelten „6“ und „8“ erhält er keine Waren. Weiters kann er nicht gewinnen, solange dieses Plättchen auf seinem Siedlungstableau liegt. Sobald der Spieler jedoch wieder mehr als 3 Gold besitzt, darf er das Plättchen sofort entfernen und gelten wieder die normalen Regeln. Wenn dieses Plättchen auf einem Siedlungstableau liegt, ist es manchmal extrem schwierig, wieder auf 3 Gold zu kommen.

 

Es gibt Ausbauplättchen der Stufen 1 und 2. Zu Beginn dürfen Spieler nur Ausbauplättchen der Stufe 1 erwerben. Vor Spielbeginn erhält jeder Spieler jedoch 2 Ausbauplättchen der Stufe I kostenlos.

Diese sieht sich der Spieler an und legt sie verdeckt auf 2 der vier leeren grünen Felder. Theoretisch darf der Spieler die Ausbauplättchen auch auf die 8 Warenfelder seines Siedlungstableaus legen, dies wäre jedoch taktisch unklug, da er dann bei einem entsprechenden Wurf diese Ware nicht erhalten würde. Gegen Ende des Spiels kommt es jedoch immer wieder vor, dass Spieler solche Warenfelder mit Ausbauplättchen überbauen.

Die Ausbauplättchen werden nach Stufen getrennt jeweils als ein verdeckter Stapel neben dem Spielplan bereit gelegt.

Ausbauplättchen bringen keine Waren, sondern ermöglichen unter anderem bessere Handelsaktionen, leistungsfähigere Schiffe, Einwohner oder Gunstpunkte.

 

Apropos Gunstpunkte, worum geht es bei dem Spiel überhaupt? Jeder Spieler hat vor Spielbeginn 5 Gunststeine erhalten. Die Aufgabe des Spielers klingt einfach, er muss diese 5 Gunststeine auf dem eigenen Siedlungstableau oder der Gunstpunkttafel platzieren. Leider hört sich das einfacher an, als es wirklich ist.

Die Gunstpunkttafel enthält je eine Spalte für „zufriedene Einwohner“, „Handelssäcke“ und „Kanonen“.

Durch Ausbauten oder Besiedeln von Inseln, steigen auch die Anzahl der Einwohner, Kanonen und Handelssäcke jedes Spielers. Erreicht oder übertrifft ein Spieler in einer der drei Spalten den Wert 3, so darf er sofort einen Gunststein auf der entsprechenden Spalte platzieren.

Weiters sind auf der Gunstpunkttafel Plätze für das Platzieren von Gunststeinen vorhanden. Es gibt 2 Felder, welche nur beim Spiel zu viert gültig sind. Auf diese Felder darf ein Spieler einen Gunststein setzen sobald er sein siebentes Haus gebaut hat.

Es gibt 5 weitere Felder für das Platzieren von Gunststeinen. Um auf diesen Feldern einen Gunststein platzieren zu können, muss man Gold bezahlen. Das erste Feld kostet 7, das Zweite 9, das Dritte 10, das Vierte 11 und das Fünfte 12.

Auf das Feld 0 jeder der drei Spalten der Gunstpunkttafel legt jeder Spieler einen Markierungsstein.

Auf den Spielplan stellt jeder Spieler eines seiner Schiffe auf das Startfeld. Die Schiffe starten immer von diesem Feld aus ihre Entdeckungsfahrten.

 

Das Spiel wird reihum gespielt. Der Zug eines Spielers unterteilt sich in 3 Phasen - 1. Würfelphase, 2. Aktionsphase und 3. Schiffe bewegen.

Der Spieler würfelt mit 2 Würfeln, für eine 3, 4, 5, 6, 8, 9, 10 oder 11 erhalten die Spieler entsprechend ihrer Siedlungstableaus bzw. in späterer Folge für die von ihnen besetzten Inseln die entsprechenden Waren.

Würfelt der Spieler jedoch eine 2, 7 oder 12, wird die oberste Ereigniskarte aufgedeckt. Ereigniskarten zeigen immer 2 Ereignisse. Beide Ereignisse werden vom aktiven Spieler vorgelesen und dann von den Spielern ausgeführt. Wobei immer zuerst das obere Ereignis und dann das untere Ereignis abzuarbeiten ist.

Es gibt die Ereignisse „Feuer“, „Königin“, „Steuer“ und „Kartenstapel neu mischen“.

Feuer entspricht dem Räuber bei „Siedler von Catan“, wenn man mehr als 7 Warenkarten auf der Hand hat, muss man die Hälfte der Karten abgeben.

Das Ereignis „Königin“ bewirkt, dass alle Spieler, die 2 Gunststeine gesetzt haben, 1

Gold bezahlen müssen, alle Spieler die mehr als 2 Gunststeine gesetzt haben, müssen sogar 2 Gold bezahlen.

Beim Ereignis „Steuer“ erhält jeder Spieler 1 Gold. Für jeden zufriedenen Einwohner den ein Spieler besitzt erhält, man 1 weiteres Gold. Insgesamt kann man jedoch nur maximal 5 Gold erhalten.

 

In der Aktionsphase kann ein Spieler Ausbauten auf seinem Siedlungstableau vornehmen.

Für 1 Gold darf sich der aktive Spieler das oberste Ausbauplättchen ansehen und muss es verdeckt auf sein Siedlungstableau legen, auch wenn er es später nicht bauen möchte. Für 2 Gold darf sich der Spieler die obersten 3 Ausbauplättchen ansehen und eines davon aussuchen und dieses verdeckt auf sein Siedlungstableau legen. Die beiden anderen Ausbauplättchen legt der Spieler verdeckt unter den Stapel der Ausbauplättchen.

Ein Spieler darf jedoch Ausbauplättchen die verdeckt auf seinem Siedlungstableau liegen, durch neue Ausbauplättchen austauschen.

Bereits gebaute Ausbauplättchen, kann man nicht mehr überbauen.

Jeder Spieler darf nur Ausbauplättchen der Stufe 1 ansehen und vor sich legen. Damit ein Spieler auch Ausbauplättchen der Stufe 2 erhalten kann, muss er das Einwohnerplättchen II (Bürger) bauen. Sobald er dieses Plättchen aufgedeckt hat, darf er auch Ausbauplättchen der Stufe 2 ansehen und nehmen.

Die Einwohnerplättchen II, III und IV ermöglichen einem Spieler auch das Platzieren eines Gunststeines auf diesen Plättchen.

In der Phase Schiffe bewegen stehen dem Spieler für jedes Schiff 4 Aktionspunkte zur Verfügung. Das Bewegen des Schiffes um 1 Feld kostet 1 Aktionspunkt. Wenn das Schiff auf einem Feld mit einem Anker steht, darf sich der Spieler die beiden angrenzenden Inselplättchen ansehen, dies kostet ebenfalls nur 1 Aktionspunkt. Wenn er an dieser Stelle nicht siedeln will, legt er die Inselplättchen verdeckt zurück und kann, wenn er noch Aktionspunkte über hat, mit dem Schiff weiterfahren.

Das Besiedeln der Insel - sprich Setzen eines Hauses - auf das Hafensymbol kostet keinen Aktionspunkt, dafür muss jedoch der Spieler sein Schiff vom Spielplan nehmen.

Man kann in einem Hafen auch Siedeln, ohne sich vorher die beiden Inselplättchen anzusehen.

Um ein Schiff wieder benutzen zu können, muss ein Spieler praktisch ein neues Schiff bauen, dies kostet 1 Holz, 1 Tuch und 1 Werkzeug.

Es gibt Ausbauplättchen die ein oder zwei Segel zeigen. Jedes Segel bedeutet, dass jedem Schiff eines Spielers ein weiterer Aktionspunkt zur Verfügung steht.

Auf dem Spielplan gibt es noch Felder mit einem „?“. Über diese Felder können Schiffe nicht ziehen, sondern müssen zunächst dort anhalten und der Spieler muss eine Begegnungskarte ziehen. Man kann „Händlern“ oder „Piraten“ begegnen oder in einem Wirbelsturm geraten. Entsprechend den Anweisungen der Begegnungskarten kann der Zug fortgesetzt werden oder ist zu Ende.

 

Das Spiel kam bei meinen Tests bei fast allen Mitspielern gut an. Das Spiel bietet hohen Spielspaß, ermöglicht verschiedene Strategien und es kommt manchmal zu überraschenden taktischen Finessen der Mitspieler.

Das Besiedeln der Inseln, welches auch den Hauptbestandteil des Computerspiels darstellt, wurde in dieser Brettspielversion sehr gut als zentrales, aber nicht allein Spiel entscheidendes Element eingebettet. Die verschiedenen Möglichkeiten, Gunstpunkte (Siegpunkte) zu erhalten, führen zu einem sehr abwechslungsreichen Spiel, das immer wieder auf andere Art enden kann. Die Regel, dass man mindestens 3 Gold haben muss um nicht einen vielleicht entscheidenden Nachteil zu erleiden, führt dazu, dass die Spieler mit ihren Ressourcen sehr geschickt umgehen müssen. Die stimmungsvollen hübschen Illustrationen und das Spielmaterial sorgen für das typische Siedlerfeeling und somit für eine angenehme Atmosphäre.

 

Einziger kleiner Kritikpunkt ist die stark schwankende Spielzeit, in unseren Testspielen variierte diese zwischen 60 und 150 Minuten. Die Spielzeit ist stark von den gewählten Strategien abhängig. Es gibt strategische Möglichkeiten, um sehr schnell zu gewinnen, wenn dies jedoch nicht gelingt, gerät dieser Spieler jedoch in weiterer Folge arg ins Hintertreffen. Doch gerade diese verschiedenen Strategiemöglichkeiten wurden in unseren Testspielen von meinen Mitspielern als gelungen empfunden.

Meine Empfehlung:  alle Spieler die an einem sehr guten Spiel interessiert sind, bei dem man eine gute Strategie mit hohen taktischen Finessen kombinieren kann, sollten dieses Spiel in ihre Sammlung aufnehmen.

Das Motto lautet daher: Lasst uns in See stechen und neue Welten entdecken.

 

Spieler         : 3 - 4 Spieler

Alter            : Ab 10 Jahre

Dauer          : circa 90 bis 120 Minuten

 

Autor           : Klaus Teuber

Grafik          : Fine Tuning

Vertrieb        : Kauffert

Preis            : circa €

Verlag          : Kosmos

                     www.kosmos.de

 

Genre                    : Entwicklung- und Aufbauspiel

Zielgruppe             : Spiel mit Freunde

Mechanismen         : Schiff bewegen, Insel besiedeln und Waren erwürfeln

 

Strategie                : *****

Taktik                    : ******

Glück                    : *****

Interaktion             : ****

Kommunikation      : *****

Atmosphäre           : *****

 

Kommentar           :

bietet hohen Spielspaß

ermöglicht viele verschiedene Strategien

Abwechslungsreicher Spielverlauf

stimmungsvolle hübsche Grafik

 

Vergleichbar:

Anno 1503, Kosmos

Elasund, Kosmos

 

Walter Schranz:

Aufgrund des abwechslungsreichen Spielverlaufs und der wirklich gelungenen Grafik kann man das Spiel allen Siedlerfans nur ganz, ganz dringend ans Herz legen.

Aber auch Spielern, die von „Siedler von Catan“ vielleicht nicht so begeistert sind, kann ich nur raten dieses Spiel auszuprobieren.