KLEIN, ABER OHO!

LITTLE FACTORY

Erneut dürfen wir die paradiesisch anmutende Landschaft von „Little Town“ (Empfehlungsliste „Spiel des Jahres“ 2020) besuchen. Haben wir dort mittels Worker-Placement die begehrten Ressourcen gesammelt, dreht sich hier alles um Karten, wobei uns Holz, Stein, Weizen, Lehm & Baumwolle grundsätzlich sogar „gratis“ zur Verfügung stehen – sofern diese auch tatsächlich gerade verfügbar sind; wertvollere Ressourcen müssen jedoch erst „ertauscht“ werden!

Aus Holz werden Bretter, aus Lehm werden Ziegel, aus Baumwolle wird Garn – leicht verständlich geht es hier zu und durchaus vergleichbar mit dem „Hans im Glück“-Märchen: Aber natürlich wollen wir am Ende der diversen Tauschvorgänge nicht mit leeren Händen dastehen, sondern uns vielmehr die „Produktionskette hinaufknüpfen“. Der erste Clou: Für manche Produkte muss die Karte gar nicht abgegeben werden; etwa erzeugt ein Schaf das Garn „einfach so“, auch die Kuh gibt gerne Milch – nicht so gerne erzeugt die Kuh jedoch Fleisch oder Leder (traurig, aber wahr). Der zweite Clou: Karten müssen nicht unbedingt über ihre jeweilige Produktionskette erworben, sie können auch über den (alternativen) Münzwert (einer oder mehrerer) beliebiger Karten gekauft werden, sodass eine gewisse Flexibilität geboten wird, allerdings mit einer wichtigen Einschränkung: Mehrere Karten dürfen nämlich nur mittels einer einzigen Karte eingekauft werden!

Der dritte Clou: Liegt die gewünschte Karte gerade nicht in der Auslage, gibt es natürlich auch kein Eintauschen – besonders ärgerlich, wenn diese Karte(n) von den Mitspielern gehortet werden und dies vielleicht sogar noch bewusst! Denn anders als sonst oft, wo parallel und eher solitär bloß nebeneinander gesammelt wird, wird hier durchaus gerne gegeneinander (!) gesammelt – sofern man ein Auge auf die Pläne der Mitspieler hat. Erfreulicher Weise wird damit eine höhere (jedoch auch frustrierend sein könnende) Interaktion bewirkt.

 Letztlich dient das wiederholte Tauschen dem Erwerb von Gebäudekarten; voller Glück (bzw. Gier) über deren Erwerb sollten hierbei aber besser nicht alle eigenen Ressourcenkarten weggetauscht werden, damit man in der Folgerunde nicht doch noch wie Hans im Glück dasteht. Zwar darf (nur) eine Basisressource (= „Level I“ bzw. gelb) auch stets "gratis" genommen werden, doch geht das mit einem Tempoverlust einher. Zum einen sorgen diese Gebäudekarten für Siegpunkte, zum anderen bieten sie – als wichtiger Bonus – weitere Tauschmöglichkeiten (zusätzlich zu der nur einen Hauptaktion); mit manchen können sogar weitere Siegpunkte „hergestellt“ werden. Allerdings wandert das dafür benötigte z.B. Brot, Fleisch oder Milch auf den Ablagestapel und wird somit erst wieder zeitverzögert ins Spiel kommen (und dann vielleicht von einem Mitspieler weggeschnappt).

 Anders bei der Solovariante: Hier spielt man gegen die Zeit, was sehr elegant dadurch umgesetzt ist, dass nach jeder Runde eine Gebäudekarte abgeworfen werden muss (bzw. sollte man in 25 Zügen auf die geforderten mindestens zehn Punkte kommen). Zwar stehen dabei nur fünf der neun höchstwertigen (= „Level III“ bzw. lila) Ressourcenkarten zur Verfügung, doch gelangen diese nach der jeweiligen Nutzung (bzw. ihrem Tausch) sofort wieder in die Auslage. Bei manchen Gebäudekombinationen – z.B. Kuh/Schaf zu Fleisch kombiniert mit Fleisch zu Siegpunkte, oder Kuh gibt Milch kombiniert mit Milch zu Siegpunkt – ist das Erreichen dieses Zieles viel zu einfach. Hier sollte man also „sportlich“ bleiben und auf die Errichtung der entsprechenden Siegpunktegebäude verzichten.

Little Factory ist ein etwas repetitives, taktisches Kartensammel- und -tauschspiel (mit einem leichteren "Engine Building"-Mechanismus); geeignet für (spieleerfahrene) frustrationstolerante Familienspieler (ab Teenager-Alter) und für Freunde, aber auch für Kenner- & Vielspieler. Die „knuddelige“ grafische Gestaltung wirkt stimmig und macht das Spiel sehr zugänglich.

 

Harald Schatzl: 5

 

Spieler: 1-4

Alter: 10+

Dauer: 45+

Autor: Shun & Aya Taguchi

Gestaltung: Sabrina Miramon

Verlag: Iello / Hutter Trade 2021

Web: www.hutter-trade.com

Genre: Karten sammeln, -tauschen, „-draften“

Zielgruppe: Mit Freunden

Spezial: 1 Spieler

Version: de

Regeln: de en fr

Text im Spiel: nein

 

Harald Schatzl: 5

 

Zufall (rosa): 1

Taktik (türkis): 2

Strategie (blau): 1

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 1

Kommunikation (rot): 0

Interaktion (braun): 1

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0