PERLEN DER SPIELKUNST

 

MR. JACK

 

Whitechapel kurz vor Morgengrauen

 

Liebe Leserin, lieber Leser! Mr. Jack! Der Name erinnert an den mutmaßlichen Serienmörder Jack the Ripper (der Aufschlitzer), der 1888 im Londoner East End fünf Prostituierte ermordete und bestialisch verstümmelte. Legenden ranken sich um die Identität dieses Schlächters, die nie aufgedeckt werden konnte. Verschwörungstheorien wurden aufgestellt, und volkstümliche Erklärungsversuche sind auch heute, mehr als einhundertdreißig Jahre nach der Tat, nicht verstummt. Filme, Bücher, Comics, Spiele – alle Genres der Kunst haben sich mit Jack the Ripper auseinandergesetzt. Und auch das exzellente, asymmetrische Deduktionsspiel von Bruno Cathala und Ludovic Maublanc reiht sich fast nahtlos in die Faszination von diesem Verbrechen ein. Damit nicht genug, „Mr. Jack“ war ein „instant success“ und das Verlagshaus entschloss sich fast umgehend, eine Erweiterung mit neuen Charakteren nachzuschießen. In diesem Fall sehr begrüßenswert, denn damit wird die ewige Jagd nach dem Ripper noch abwechslungsreicher und spannungsgeladener. Nach weiteren zwei Jahren folgte mit „Mr. Jack in New York“ ein thematisch atypischer Ableger, der jedoch im taktischen Verständnis noch größere Anforderungen stellt. Und außerdem wurden in dieser Ausgabe die Chancen des Mr. Jack auf ein Entkommen auf ca. fünfzig Prozent erhöht. Die Lobeshymnen der Kritiker bestätigten einmal mehr das Kreativitätspotenzial des Autorenduos. 2010 wurde auch noch eine Pocket-Version auf den Markt gebracht, die überraschenderweise ebenfalls hohe Eigenständigkeit, viel Stimmung und Top-Materialqualität brachte. Zudem erlaubt „Mr. Jack Pocket“ einen leichten Einstieg in das enge „Whitechapel kurz vor Morgengrauen“. Sie wollen diese Verbrecherjagd miterleben? Dann auf nach Leopoldsdorf zum Österreichischen Spielemuseum.  www.spielen.at

 

Unser Lichtkegel fällt auf ein düsteres Stadtviertel des Londoner East Ends: Whitechapel. Hier tummeln sich acht Charaktere, von denen einer das Böse verkörpert. Sein Name: Mr. Jack. Allerdings verbirgt sich dieser Verbrecher geschickt unter den übrigen Figuren, die teils literarisch oder historisch verbriefte Persönlichkeiten darstellen: Sherlock Holmes, John H. Watson, John Smith, Polizeiinspektor Lestrade, Miss Stealthy, Sergeant Goodley, Sir William Gull und Jeremy Bert. Jeder dieser Charaktere hat seine ganz spezifischen Fähigkeiten, und diese können von beiden Spielern, Inspektor und Verbrecher, geschickt genutzt werden. Das Ziel des Jägers ist es, Mr. Jack vor Ablauf der acht Runden dingfest zu machen, die Hoffnung des Verbrechers diametral dazu, dem Häscher im dichten Straßengewirr Whitechapels zu entkommen. Runde für Runde muss Mr. Jack Hinweise an den Inspektor geben, und Runde für Runde wird der Kreis der Verdächtigen kleiner. Das Netz zieht sich langsam zusammen, doch gleichzeitig erlöschen immer mehr der Gaslaternen – und der Weg zur Flucht aus Whitechapel gelingt vielleicht doch noch „kurz vor Morgengrauen“. Voraussetzung ist, dass Mr. Jack die Runde zuvor von keinem Zeugen gesehen wurde, also dem fahlen Schein der Gaslaternen geschickt ausweichen konnte. In weniger als einer halben Stunde ist die Jagd vorbei, und egal wer dieses Katz-und-Maus-Spiel als Sieger beendet, der Wunsch nach einer Revanche mit vertauschten Rollen ist unumgänglich. Eine Erfahrung aus zahlreichen Jagdstunden in Whitechapel sei erlaubt: Die Rolle des Mr. Jack ist die schwierigere, vor allem im Originalspiel, doch kommt diebische Freude auf, wenn es gelingt, den Inspektor ständig an der Nase herum zu führen. Dies gelingt teils durch geschicktes Hinlenken der Figuren in das Laternenlicht, teils durch Bluff, wie etwa ein absichtliches Abseitsstellen eines Hauptverdächtigen. Der Inspektor wird zur Reaktion gezwungen, verliert viel Zeit und muss schließlich hilflos zusehen, wie sich Jack aus dem Staub macht. Das Schicksal des realen Jack the Ripper wiederholt sich auf dem Spielbrett. Fall ungelöst!   

 

Rückmeldungen an: hugo.kastner@chello.at               

Homepage: www.hugo-kastner.at

 

EMPFEHLUNG # 79

Spieler: 2

Alter: 9+

Autor: Bruno Cathala, Ludovic Maublanc

Dauer: 30+

Preis: ca. 25 Euro

Jahr: 2006

Verlag: Hurrican

    

Taktik: 3 von 9

Info±: 4 von 0

Glück: 2 von 9

 

Infos werden bei dieser Verbrecherjagd nur scheibchenweise an den Inspektor weitergegeben, und mit ein wenig Glück so spät, dass ein Entkommen des Mr. Jack nicht verhindert werden kann. Dennoch ist vor allem in der New York-Ausgabe einiges an taktischem Geschick verlangt, will man alle Möglichkeiten des Stadtplans voll ausnutzen

 

Hugos EXPERTENTIPP

 

Zum Kennenlernen sollten Sie mit der Pocket-Ausgabe oder der Originalversion von „Mr. Jack“ beginnen. Hier sind die taktischen Möglichkeiten nicht ganz so vielfältig wie auf dem New York Stadtplan. Außerdem empfiehlt es sich, die acht Charaktere, die jeweils zum Einsatz kommen, vorab genauestens auf ihre Fähigkeiten zu analysieren.         

 

Hugos BLITZLICHT

Im Laufe des Spiels wird es in Whitechapel immer düsterer, da die spärlichen Laternen sukzessive vom berüchtigten Stadtviertel verschwinden. Und sollte sich kein Zeuge gefunden haben, kann Jack the Ripper die Gunst der Stunde zur Flucht nutzen. Exzellentes Spielmaterial, eine reich illustrierte Anleitung, lockeres Artwork, ein hoher Spannungsbogen und abwechslungsreiche Szenarien – „Mr. Jack“ ist wahrlich ein Knüller für Zwei. Herz was willst du mehr!     

 

VORANKÜNDIGUNG

 

ORBIT

Kreisen um ein Schwarzes Loch