Unsere Rezension

 

Zahräder, Hebel, Schalter

 

GUM GUM MACHINE

 

Was zum Kuckuck ist Gum Gum?

 

Die Maschine kommt aus der Fabrik HUCH! & friends, einem Verlag der seit 2004 am Markt ist. Ist man eigentlich mit knapp 12 Jahren noch ein Newcomer? Wahrscheinlich schon im Vergleich zu den alteigengesessenen Firmen wie Piatnik oder Ravensburger. Aber wie auch immer – jedenfalls hat uns HUCH! & friends unter anderem so tolle Spiele wie CAYLUS ( 1. Platz 1995 beim Deutschen Spielepreis) und TRAJAN ( 2. Platz 2001) beschert. Auch haben sie weitere Nominierungen und Auszeichnungen eingeheimst. Die Gum Gum Maschine war zum Beispiel heuer für den Toy Award in Nürnberg nominiert.

 

Kommen wir zu den Konstrukteuren der Maschine. Es sind keine Unbekannten und es ist auch nicht die erste Zusammenarbeit der beiden. So sind bereits PERGAMON, MILESTONE und ESELSBRÜCKE unter ihrer Ägide entstanden. Aber vielleicht sollte man sie einzeln bekannt machen.

 Stefan Dorra ist seit 1992 als Spieleautor tätig und hat mit RAZZIA sein erstes Spiel veröffentlicht. Über 50 Werke gehen auf ihn zurück. Er ist sowohl im Brettspiel, bei den Karten (NJET, WIZARD EXTREM) aber auch am Kinderspielsektor (MAKE ´N´ BREAK) daheim. Letzteres kam seinerzeit bei meinen Enkelkindern besonders gut an. Es gibt fast keinen Verlag der nicht schon ein Spiel von Stefan Dorra im Repertoire hat oder hatte. An die acht Mal waren seine Spiele zum Spiel des Jahres nominiert, darunter INTRIGE, YUKATA, MARA CASH, usw. Auch wenn es bis jetzt nicht gereicht hat ganz oben zu landen sollte er doch die Hoffnung nicht aufgeben, - siehe Leonardo di Caprio. Immerhin hat es zweimal zum 2. Platz beim DEUTSCHEN SPIELEPREIS gereicht. 1995 mit LINIE 1 und 2001 mit MEDINA und nicht zuletzt beim österreichischen Spiel der Spiele mit FEUER & FLAMME:

Kommen wir zum 2. Maschinenbauer: Ralf zur Linde. Seine Spitzenspiele sind TAHITI, PUSHY und ZANKAPFEL. Sein FINCA war sogar Spiel des Jahres in Finnland. Aber jetzt zum eigentlichen Thema.

 

Was zum Teufel sind Gum Gums? In der Anleitung steht es wäre das Beste was es gibt und jeder würde es haben wollen. Nachdem mich das nicht ausreichend zufriedengestellt hat habe ich im Internet geforscht. Also in einer Manga – Serie mit immerhin 72 Bänden wird eine Gum Gum Frucht erwähnt , welche auch Teufelsfrucht genannt wird. Wer sie isst wird zu einem Gummimenschen. Apropos Teufelsfrucht, so nannte man im Mittelalter auch die Kartoffel weil die rohen Erdäpfel an grünen Stellen giftiges Solanin beinhalten. Jedenfalls war diese Erkenntnis auch nicht erfüllend – daher blieb nur das Spiel selbst zu testen.

 

Die Box im Kosmos bzw. 30 cm Quadrat-Format verspricht zum Inhalt 42 Gums ( und hier kommen wir dem Geheimnis schön langsam auf die Spur)die sich als bunte Holzscheiben in 7 Farben entpuppen, einen Stoffbeutel und 4 Zahnräder. Wer nun erwartet hat ein Spiel mit Zahnrädern a la TZOLK‘IN zu erhalten den muss ich enttäuschen. Die Zahnräder entpuppen sich als kleine mickrige Holzteile, welche zur Anzeige auf der Siegpunktleiste dienen. Nach dieser kleinen Übertreibung stellt sich heraus, dass man beim restlichen Inhalt etwas untertrieben hat. Aber darauf komme ich später zurück.

 

Legt man den Spielplan auf sieht man ein Gewirr von bunten Rohrverbindungen, unterbrochen von Schaltpositionen die sogenannten Gum-Speicher, wo im Spielverlauf die bunten Scheiben platziert werden. Es gibt auch einige gezeichnete Zahnräder, die das Bild einer Maschine verstärken sollen. Zu Spielbeginn wird das Spielbrett also die „Maschine“ mit 25 willkürlich aus dem Sack genommenen Scheiben bestückt, wobei darauf geachtet werden muss, dass unter diesen mindestens drei schwarze Gums sind, da diese unbedingt zur Fertigstellung der „Gum Gums“ erforderlich sind. Die Rohre führen quer über den Plan und enden teilweise in Kesseln und in einer Drehscheibe oder an einem Fließband. Für Kessel und Drehscheibe gibt es auswechselbare Einsätze die das Spiel variantenreich machen.

 

Sieben Schalterplättchen beeinflussen den Verlauf der Rohre. Fünf davon weisen eine Zahl von 1-5 auf und zwei haben eine Art Wechselschalterfunktion. Die Plättchen mit den Ziffern werden blind auf den dafür vorgesehen Plätzen positioniert von denen zwei Rohrleitungen weggehen. Welche davon zum Einsatz kommt entscheidet der Startschieber am Kopf des Plans. Aus einer verdeckten Zahlenreihenfolge der Ziffern 1 – 5 muss eine davon gewählt werden. Dies erfolgt indem man den Startschieber blind auf eine Position der Leiste bewegt und anschließend die Zahl aufdeckt. Jetzt muss der gewählte „Schalter“ allerdings noch bewegt werden um den endgültigen Verlauf der Rohre zu bestimmen. Das klingt kompliziert ist aber in der Praxis ganz einfach. Nun geht es an der erwählten Rohrleitung dahin und man nimmt die auf den „Gumspeichern“ platzierten bunten Scheiben – die Gums – auf. Das Ziel sollte sein möglichst alle 6 Farben zu sammeln und abschließend mit einer schwarzen Scheibe abzuschließen. Das Gum Gum ist fertig.

Nun passiert es leider oft, dass die fehlende Farbe – jede darf nur einmal im Gum Gum vertreten sein – auf der gewählten Linie nicht vorhanden ist oder der schwarze Abschluss fehlt. Dann endet der Spielzug am Ende der Rohrverbindung. Je nachdem wie viele Farben man deckeln konnte gibt es Punkte. Mit Hilfe eines „Gum-Meters“ wird die erzielte Punktezahl festgestellt. Erst wenn ein „Gum Gum“ fertiggestellt wurde werden die Gumspeicher wieder aufgefüllt. Nun gibt es ein zusätzliches Handicap. Wird bei Wegnahme eines Gums ein Symbol aufgedeckt – davon gibt es sechs – so wird der Zugverlauf geändert und es geht an der neuen Position weiter. Durch den Einsatz von verschiedenen Kesselabdeckungen aber auch durch 20 verschiedene Gumspeicher wird wie bereits erwähnt ein facettenreiches Spiel garantiert. Wer als erster 30 Punkte erreicht hat die Maschine erfolgreich bedient.

 

Fazit: Vorerst ein Wort zum Material. Das ist ausgezeichnet und durchdacht. Für den Wechsel der „Maschinenelemente“ sind zur leichteren Handhabung sogar auch Griffmulden vorgesehen. Dafür gibt es ein großes Kompliment an HUCH! & friends. Auch der Verzicht auf Plastik wird manche freuen. Die Robustheit verspricht große Langlebigkeit. Mit der Grafik hat Michael Menzel das Thema wunderbar getroffen. Man hat tatsächlich den Eindruck vor einer komplexen Schalttafel zu stehen. Besser kann ich mir die Gestaltung nicht vorstellen.

 

Ein äußerst unterhaltsames Familienspiel. Meine Punktewertung ist daher auf dieses Genre zugeschnitten. Durch die mehrfachen doppelt bedruckten Wechselkarten ist es auch extrem variabel zu gestalten. Man benötigt für einen Durchgang maximal 30 Minuten und wird auch sofort zu einer Revanche ermuntert. Hervorragend geeignet auch für generationsübergreifende Spielrunden. Da durch die wechselnden Einsätze eine gewisse „Memorystärke“ erforderlich ist räumt dies erfahrungsgemäß jüngeren Teilnehmern große Chancen ein. Wer sich noch an SAGALAND erinnert weiß, dass damals das einfache Spiel erst bei mehrmaliger Wiederholung das Erinnerungsvermögen strapaziert und erschwert hat. Es stellte sich bei meinen Spielrunden auch heraus, dass etliche Probleme hatten mit dem Wechsel der Schaltelemente und den sich daraus ergebenden Verlauf der Rohrleitungen. Damit war die taktische Planung um an die fehlenden Farben zu kommen im Eimer. Auch sich an die richtige gewünschte Zahl beim Startelement zu erinnern brachte einige Schwierigkeiten.

Für mich trifft es punktgenau die Zielrichtung vom Spiel des Jahres, nämlich Nichtspieler zum Spiel zu verleiten beziehungsweise Familien einen Anreiz zu bieten. Mal sehen bei Leonardo hat es ja auch erst heuer geklappt.

 

Rudolf Ammer

 

Spieler: 2-4

Alter: 8+

Dauer: 30+

Autor: Stefan Dorra, Ralf zur Linde

Grafik: Michael Menzel

Preis: ca. 36 Euro

Verlag: HUCH! & friends 2015

Web: www.hutter-trade.com

Genre: Sammeln, Memo

Zielgruppe: Für Familien

Version: de

Regeln: de en fr nl

Text im Spiel: nein

 

Kommentar:

Gelungene Grafik

Gutes Material

Hoher Wiederspielreiz

Sehr variabel durch Komponenten-Tausch

 

Vergleichbar:

Empire Builder oder Tzolk’in für die Zahnrad-Idee, ansonsten Sammelspiele

 

Andere Ausgaben:

Derzeit keine

 

Meine Einschätzung: 6

 

Rudolf Ammer:

Bekannte Grundmechanismen wurden phantasievoll und optisch wunderbar stimmig umgesetzt, die variable Vielfalt bringt hohen Wiederspielreiz.

                           

Zufall (rosa): 2

Taktik (türkis): 1

Strategie (blau): 0

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 1

Kommunikation (rot): 0

Interaktion (braun): 1

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0