UNSERE REZENSION

 

Von Chichen Itza bis Palenque

 

Tzolk’in

 

Der Maya Kalender

 

Achtung, dies wird die kürzeste Rezension aller Zeiten: Wer dran kommt, muss mindestens einen (oder mehr) seiner Arbeiter auf den niedrigsten freien Platz bei einem der 5 Zahnräder einsetzen und die dort abgedruckten Einsetzkosten in Mais und je nach Anzahl eingesetzter Arbeiter laut Tabelle noch zusätzlich Mais bezahlen oder es muss mindestens ein eigener Arbeiter (oder mehr) von den Zahnrädern zurückgenommen und dafür der entsprechende Rohstoff bzw. Mais genommen werden oder es kann die dort abgedruckte Aktion durchgeführt werden. So, das waren jetzt 95 Prozent der Grundregeln. Phänomenal mit welch simplem Grundablauf ein Spitzenspiel auskommt.

 

Da der prophezeite Weltuntergang im Dezember 2012 nun doch nicht eingetreten ist, muss ich wohl noch etwas ausführlicher auf das neue Spiel von CGE eingehen. Auf dem Spielplan sind außen 5 Zahnräder mit den bereits erwähnten Rohstofferträgen und Aktionsmöglichkeiten (rundherum abgedruckt) vorhanden, in der Mitte ist ein großes Zahnrad montiert, welches nach jedem Durchgang einen Zahn (von 26) weiter gedreht wird und dadurch die 5 anderen Räder mit dreht. Durch diese geniale Vorgangsweise haben wir es hier mit einem Worker Placement Spiel mit einem völlig neuen Mechanismus zu tun. Die auf den Zahnrädern verbliebenen Arbeiter werden jede Runde mehr wert, da die Rohstofferträge und möglichen Aktionen (z.T. mit Siegpunkteertrag) in ihrer Wertigkeit kontinuierlich ansteigen. Außerdem gibt es noch 3 Göttertempelleisten, die je höher man dort die Stufen hinaufsteigt, Siepunkte bzw. ebenfalls Rohstoffe bringen, und drei Technologieleisten, die diverse Zusatzmöglichkeiten bieten bzw. bestehende Zahnrad-Aktionen verbessern oder billiger machen. Ebenfalls vorhanden sind Ablageflächen für genau 6 Monumente (mehr werden pro Spiel nicht verwendet, da aber 13 Monumente vorhanden sind, ist also für ausreichend Abwechslung gesorgt) und 6 Gebäude. Die Gebäude gibt es bis zur Halbzeit des Spiels (Zahnradposition) in Stufe 1 und danach in Stufe 2. Die Gebäudeauslage wird - im Gegensatz zu der der Monumente, nach einem Kauf vom Nachziehstapel ergänzt.

 

Etwas genauer möchte ich auf die 5 Zahnräder eingehen. In Palenque gibt es durch das Zurücknehmen eines Arbeiters nur Mais bzw. Holz zu holen. Mais ist wie schon erwähnt zum Einsetzen der Arbeiter unbedingt erforderlich, aber auch zum Ernähren der eigenen Arbeiter, was viermal im Spiel beim sogenannten Erntefest der Fall ist. Pro Arbeiter müssen zwei Mais zu bezahlt werden. Wer das nicht kann verliert gleich 3 Siegpunkte pro nicht ernährten Arbeiter. Ganz wichtig ist es hier zu wissen, dass man auf der Siegpunkteleiste auch unter Null fallen kann, worauf in der Spielregel nicht explizit hingewiesen wird. Außerdem kommt man in Palenque noch zu Maisernteplättchen (nicht zu verwechseln mit Mais) und Abholzplättchen (kein Holz), welche mit dem entsprechenden Monument, so es denn im Spiel ist, bei der Endabrechnung ganz schön viele Siegpunkte bringen können.

 

Beim Zahnrad Yaxchilan kann ebenfalls Mais und Holz aber auch Stein, Gold und einer der begehrten Kristallschädel lukriert werden. Die Schädel sind unbedingt zum Siegpunkte generieren auf dem 5. Zahnrad (Chichen Itza) erforderlich. Sie müssen dort abgelegt werden, andernfalls kann dort keine Aktion durchgeführt werden. Wer hier die hochwertigen Aktionen am Ende dieses etwas größeren Zahnrades durchführt, wird mit enorm vielen Siegpunkten und auch wertvollen Vorwärtsbewegungen auf den Göttertempeln belohnt.

 

In Tikal (das Zahnrad, nicht das Spiel!) können neben einer Göttertempelbewegung auf gleich zwei verschiedenen Tempeln hauptsächlich Schritte auf den 4 Technologieleisten bzw. Gebäude- und Monumentaktionen durchgeführt werden. Man muss sich also sozusagen das Nehmen eines Gebäude- oder Monumentplättchens erst mit einer Aktion erkaufen, natürlich benötigt man dafür auch noch eine zum Teil ziemlich große Menge an Holz, Stein bzw. Gold.

 

Von den Aktionsmöglichkeiten in Uxmal möchte ich nur auf eine näher eingehen, nämlich das Nehmen eines weiteren Arbeiters zum eigenen Vorrat. Maximal 3 zusätzliche Arbeiter (zu den anfänglichen 3) hat man zur Verfügung. Bei jedem Worker Placement Spiel ist es normalerweise Pflicht, sich durch zusätzliche Arbeiter mehr Aktionsmöglichkeiten zu erkaufen. Bei Tzolk’in ist das nicht unbedingt so, da ja diese Arbeiter auch ernährt werden müssen (insgesamt 4 Mal). Ich habe schon Partien erlebt, die von einem Spieler mit nur 4 Arbeitern gewonnen wurden, wobei der 4. Arbeiter erst im letzten Drittel des Spiels geholt wurde. Aber mit mehr Arbeitern habe ich natürlich mehr Möglichkeiten diese länger auf den Zahnrädern stehen zu lassen, um so zu den hochwertigen Ertragsfeldern zu kommen.

 

In Chichen Itza sind wie schon gesagt unbedingt Kristallschädel notwendig, um Punkte zu machen. Die Schädel sind übrigens auf genau 13 Stück limitiert, hier heißt es also rechtzeitig dabei zu sein, um nicht den anderen Spielern die hochwertigen Positionen auf diesem Rad zu überlassen.

 

Nach jeweils einer Viertel-Umdrehung des Hauptzahnrades in der Mitte gibt es entweder weitere Rohstofferträge bzw. Siegpunkte, je nach Position seiner Wertungssteine auf den 3 Götterleisten. Auch die Erntefeste werden genau jetzt als erstes durchgeführt.

 

Fazit: Genauso wie die Zahnräder ineinander greifen, greifen auch die Mechanismen in Tzolk‘in ineinander. Die Gewinnstrategien sind vielfältig. Das beginnt schon bei den unterschiedlichen Ausstattungen der Spieler durch zufällig gezogene Startvermögensplättchen. Auf viele Details wie Brandrodung, um Mais betteln, das Zahnrad gleich um zwei Zähne vorwärts drehen, mit einem Arbeiter von einem Zahnrad herunterfallen, den angesammelten Startspielermaisertrag nehmen, die Schlusswertung, usw. bin ich gar nicht erst eingegangen. Ständig ist man mit z.B. folgenden Überlegungen (nur eine kleine Auswahl) konfrontiert: „Wie komme ich nur möglichst schnell (am besten als Erster) zu einem wertvollen Kristallschädel; auf dem entsprechenden Rad muss ich ja auch noch als Erster sein, um die meisten Punkte zu machen, oder mach ich es gar umgekehrt, setze ich zuerst in Chichen Itza ein ohne überhaupt einen Schädel zu haben. Verdammt, Mais brauch ich ja auch noch, um überhaupt meine Arbeiter einsetzen zu können; ein weiterer Arbeiter wäre auch nicht schlecht; auf der ein oder anderen Technologieleiste vorwärts zu kommen wäre auch super; um Himmelswillen, die Göttertempelleisten habe ich ja völlig vergessen, gerade da kann man in führender Position wirklich viele Punkte einheimsen. Sich einmal den Startspieler zu holen, um billiger Arbeiter einsetzen zu können, wäre auch von Vorteil. Und dieses Gebäude, mit dem ich einen Arbeiter nicht mehr ernähren muss, hat es mir auch angetan, her damit. Das Monument dort wäre auch der Hammer, da kann ich mit 6 Arbeitern gleich 18 Siegpunkte holen, nur die Rohstoffe dafür sind ja soooooo schwer zu kriegen.“

 

Wir sehen also, es gibt wahnsinnig viel zu tun bei diesem Spiel, wenn da nur die anderen Spieler nicht wären, ständig kommen sie mir dazwischen. Eines ist auf jeden Fall noch zu erledigen, ein Tzolk’in muss umgehend gekauft werden, denn dieses Highlight eines abgewandelten Worker Placement Spiels darf in keinem Spielekasten eines Vielspielers fehlen. Leute, macht schon mal Platz dafür. Hoffentlich gibt’s bald mehr von den italienischen Autoren Daniele Tascini und Simone Luciani zu sehen, und wenn es nur eine Erweiterung zu Tzolk’in ist, denn die kommt bestimmt. Ich freue mich darauf.

 

Gert Stöckl

 

Spieler: 2-4

Alter: 13+

Dauer: 60 - 90 min

Autor: Daniele Tascini & Simone Luciani

Grafik: Simone Luciani, Daniele Tascini, Milan Vavroň

Preis: ca. 40 Euro

Verlag: Heidelberger / CGE 2012

Web: www.hds-fantasy.com

Genre: Worker Placement

Zielgruppe: Für Experten

Version: de

Regeln: de + en fr nl pl

Text im Spiel: nein

 

Kommentar:

Neuer Mechanismus mit Zahnrädern

Tolle Ausstattung

Simple Grundregeln mit vielen Details

 

Vergleichbar:

Andere Worker placement Spiele wie Caylus, Stone Age

 

Andere Ausgaben:

Rio Grande / CGE, USA; Rebel.pl

 

Gesamt: 6/7

 

Gert Stöckl:

Ein raffiniertes Worker Placement Spiel, das mit seinen Zahnrädern immer wieder zu faszinieren weiß

 

Zufall (rosa): 1

Taktik (türkis): 2

Strategie (blau): 3

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 0

Kommunikation (rot): 0

Interaktion (braun): 1

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0