UNSERE REZENSION

 

Roboterfest in Roboburg

 

Steam Park

 

AuCH Roboter brauchen Vergnügungsparks

 

Family Park Tycoon, so hieß mein erste Aufbausimulation am PC Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Wie sich das schon anhört, uralt! Wie auch immer, wir haben Vergnügungsparks gebaut, Publikum angelockt, unsere eigenen Hochschaubahnen kreiert, die Ersten waren ein Desaster, ständig flogen Wagen raus und zu guter Letzt den Garten gepflegt und darauf geachtet dass der Müll den die Menschenmassen verursachten auch beseitigt wird.

 

Ich mochte die kleinen Männchen die ständig mit einem Besen bewaffnet, Sisyphus gleich, hinter den Müllmassen her wuselten und ständig nach Verstärkung schrien. Als tüchtiger Geschäftsmann habe ich sie ihnen natürlich nicht gewährt, die konnten ja schlecht kündigen.

 

Vergnügungspark bauen und den Müll beseitigen das waren die Punkte die mich veranlassten mich näher mit diesem Spiel auseinanderzusetzen. In diesem Fall baut man einen Park für Roboter, zumindest sind die Besucher Roboter. Vor dem ersten Spiel sollte man sich ein wenig Zeit nehmen, denn es sind einige Vorbereitungsarbeiten von Nöten. Es gibt 6 verschiedene Attraktionen in drei verschiedenen Größen, 5 verschiedene Stände je 4-mal und diese sind dreidimensional und müssen noch zusammengebaut werden.

 

Jeder Spieler bekommt ein Startgelände mit einem Raster 4 x 4, sechs Würfel und ein Schwein, das ist ein Plättchen wo ein Schwein abgebildet ist auf dem man die geworfenen Würfel ablegt. Von dem Stapel der Bonuskarten bekommt man sechs Stück und darf sich davon drei behalten.

 

Danach wirft man von den Besucherbots noch je einen von den sechs Farben in einen Stoffbeutel und schon kann es losgehen. Das Spiel wird in sechs Runden zu je vier Phasen gespielt.

 

Die erste Phase ist die Würfelphase. Dazu nehmen alle Spieler ihre 6 Würfel auf und würfeln gleichzeitig und versuchen so rasch wie möglich das für sie richtige Ergebnis zu erreichen. Wenn sie einen Würfel behalten wollen legen sie ihn auf das Schwein. Wichtig ist, liegt ein Würfel einmal auf dem Schwein dann darf er nicht nochmal gewürfelt werden. Liegen alle 6 Würfel auf dem Schwein nimmt man sich einen Reihenfolgemarker.

 

Auf den sechs Seiten der Würfel befindet sich je ein Symbol für Attraktionen bauen, Besucherbots anlocken, sauber machen, Bonuskarte spielen, Stände bauen und eine Leerseite. Die Reihenfolgemarker von 1 bis 4 durchnummeriert haben je höher die Zahl wird umso schlechtere Eigenschaften. Wenn die ersten drei Marker genommen wurden hat der vierte Spieler noch genau drei Würfe und muss danach die geworfenen Würfel auf das Schwein legen.

 

Danach kommt die Schmutzphase. Drei der sechs Symbole auf den Würfeln tragen zusätzlich ein Schmutzsymbol. Jeder Spieler bekommt pro Symbol auf seinen Würfeln einen Schmutzmarker, einen für jeden Besucherbot in seinem Park und zu guter Letzt werden die Reihenfolgemarker verrechnet. Der Erste darf 4 Schmutzmarker abgeben, der Zweite zwei Stück, der Dritte keine und der Vierte bekommt 2 Schmutzmarker. In dieser Phase ist besonders Aufmerksamkeit geboten, denn man vergisst immer wieder auf den Schmutz der Besucherbots.

 

Die 3. Phase ist die Aktionsphase in der man die geworfenen Würfel entsprechend einsetzt. Die Reihenfolge bestimmen die Reihenfolgemarker wie man sie in der vorherigen Phase genommen hat. Jeder Würfel kann nur einmal eingesetzt werden und Würfel stellen sozusagen Ressourcen dar. Einmal benutzt, entfernt man den Würfel vom Schwein.

 

Jede der 6 Aktionen, ja es sind 6 obwohl es nur 5 Symbole gibt, kann in einem Zug nur einmal durchgeführt werden, innerhalb der Aktion aber mehrmals, solange Würfelsymbole zur Verfügung stehen. Es gibt auch keine Vorgaben in welcher Reihenfolge man sie durchführen darf. Man kann drei verschiedene Größen von Attraktionen bauen, ein bis drei Felder groß. Pro Feld benötigt man einen Würfel.

 

Beim Bauen dürfen sich Attraktionen fremder Farbe und Stände niemals berühren, auch nicht an den Ecken, womit das Startplättchen sehr klein wird denn man hat nur die 4 Ecken zur Verfügung. Attraktionen gleicher Farbe müssen sich an einer Längs- oder Breitseite eines Feldes berühren und gelten ab diesem Zeitpunkt als eine Attraktion. Das Bauen mehrerer Attraktionen derselben Größe ist im selben Zug untersagt. Somit ist gesichert das ein Spieler nicht alle kleinen Attraktionen auf einmal baut.

 

Natürlich muss eine Attraktion zur Gänze am Startgelände gebaut werden und darf nicht über den Rand ragen. Ist sie einmal gebaut kann sie auch nicht mehr versetzt werden. Auf diese Art und Weise wird auch mit den Ständen verfahren die allerdings ein eigenes Symbol besitzen. Auch hier dürfen nicht mehrere Stände derselben Sorte ein einem Zug gebaut werden.

 

Pro gewürfeltem Besucherbot nimmt man sich einen der Bots und wirft die gewürfelte Anzahl in den Stoffbeutel. Welche der 6 Farben man wählt bleibt jedem Spieler selbst überlassen. Danach zieht man die gleiche Anzahl an Bots aus den Beutel, die man zuvor eingeworfen hat. Somit verbleiben immer 6 Bots im Beutel.

 

Es wird überprüft ob die gezogenen Bots farblich zu den Attraktionen passen und stellt sie entweder zu ihren Attraktionen, so dort Platz ist, oder legt sie zurück in den Vorrat. Pro Feld das eine Attraktion am Gelände abdeckt kann sie einen Besucher aufnehmen.

 

Danach wird auf die Sauberkeit des Parks geachtet. Pro gewürfelten Symbol kann ein Spieler 2 Schmutzmarker zurückgeben. Mit dem letzten Symbol kann man Bonuskarten spielen um Geld zu bekommen. Die Karten beziehen sich auf Attraktionen, Stände, Farben oder andere Kombination im Park des jeweiligen Spielers. Es ist Vielfalt gefragt aber es gibt auch einige Karten die auf Monotonie abzielen.

 

Als 6. Aktion kann man einen beliebigen Würfel wählen (keine Leerseite) und diesen gegen ein Zusatzgelände mit den Maßen 2 x 2 eintauschen. Dies darf man maximal 2-mal in einem Zug durchführen. Dieses Gelände muss in seiner gesamten Länge oder Breite an ein Bestehendes angebaut werden. Diese Erweiterungen sind sehr wichtig, denn man stößt sehr schnell an die Grenzen des Bauens und sie ist bei Weitem nicht das Trostpflaster als das sie in der Regel angeführt ist.

 

Die Stände haben wichtige Zusatzfunktionen. Jeder gebaute Stand bezieht sich immer nur auf einen Würfel. Die Toilette verdoppelt das Symbol „Sauber machen“, man kann also 4 statt 2 Schmutzmarker zurückgeben. Die Werbeagentur verdoppelt die Besucher, die Information erlaubt es Besucherbots auf nicht farblich passende Attraktionen zu stellen. Diese müssen aber nach der Einkommensphase in den Vorrat gelegt werden. Das Casino erlaubt es einen Würfel auf eine gewünschte Seite zu drehen und für den  Sicherheitsdient kann man einen geraden gezogenen Besucher, diesen wieder in den Beutel werden und neu ziehen.

 

Die vierte Phase ist die Einkommensphase in der man pro Besucherbot in seinem Park 300 Danari, die Währung im Roboterland, bekommt. Besitzt ein Spieler weniger als 3 Bonuskarten bekommt er pro fehlender Karte 2 neue, von denen er eine wählt und die andere abwirft. Am Ende sollte man wieder 3 Karten besitzen. Somit geht es in die nächste Runde.

 

Das Spiel endet nach der 6. Runde und man zählt an dieser Stelle seine Schmutzmarker und sieht auf der Tabelle nach wie viele Danari man bezahlen muss um seinen Park wieder sauber zu bekommen. Sollte ein Spieler mehr als 30 Schmutzmarker zu diesem Zeitpunkt besitzen, verliert er das Spiel auf jeden Fall. Wer jetzt das meiste Geld besitzt hat gewonnen. Die Gleichstände werden folgendermaßen aufgelöst: Wer mehr Besucher in seinem Park hat und danach witziger Weise wer zuerst das Cranio Logo auf der Rückseite der Schachtel berührt.

 

Für Anfänger oder Familien mit jüngeren Mitspielern kann man die Funktionen der Stände außer Acht lassen und bekommt am Ende pro Stand im Park 3 Danari. Die entsprechenden Bonuskarten würde ich aber aussortieren, damit hier keine Verwirrung entsteht.

 

Das Autorentrio ist ja nicht unbekannt. Sie haben mit Dungeon Fighter und 1969 schon zwei Spiele bei Cranio Creations heraus gebracht. Der italienische Verlag publiziert schon seit Jahren immer wieder interessante Spiele die er in Essen vorstellt. In Essen 2012 waren das Dungeon Fighter und deren Mitwirken bei Terra Mystica sowie Sheepland.

 

Das Spiel unterteilt sich in 2 große Blöcke, die hektische und chaotische Würfelphase und die Bauphase. In der Würfelphase ist Schnelligkeit und Übersicht gefragt und natürlich das nötige Glück. Wenn man die falschen Symbole würfelt und die nötige Übersicht hat, rasch eine andere Taktik zu wählen, dann relativiert sich der Glücksanteil. Mit dem Bau der entsprechenden Stände kann man hier viel beeinflussen. Ich spiele gerne mit 2 Casinos und ohne Toilette, so kann ich immer 2 Würfel manipulieren und bin relativ früh mit dem Würfeln fertig und bekomme so gut wie nie Schmutz durch die Reihenfolge sondern werde eher welchen los.

 

Die Bauphase ist abhängig davon was man gewürfelt hat und vor allem in weiterer Folge des Spiel, was kann man noch bauen, denn im speziellen bei 4 Spielern werden die Attraktionen und Stände immer weniger. Der Ablauf des Spieles ist sehr flüssig, vorausgesetzt das sich die Spieler schon Gedanken machen wie sie ihre Würfel einsetzen. Die Phasen sind kurz gehalten und die Durchführung der Züge ist logisch und sie gehen zügig vonstatten. Auf 4 Übersichtskarten sind die wichtigsten Züge und die Funktionen der Stände zusammengefasst, allerdings sehr klein geschrieben und da war sie wieder die Faust im Nacken als ich im Scherz zu meiner Frau sagte, „ Naja ab 40 sieht man halt schlechter!“.

 

Die Regel ist übersichtlich, mit ausreichenden Beispielen versehen und lässt keine Fragen offen. Was ich bei dieser Regel sehr schätze sind die kleinen witzigen Kommentare als Randbemerkungen und durch flotte Sprüche wirkt die Regel auch kurzweilig und liest sich besser. Die 12 Seiten schrecken nicht ab, denn die Bilder sind groß und genau genommen hätte man die Regeln auch auf eine A4 Seite gebracht.

 

In Netz finden sich die Regeln auch in anderen Sprachen, man muss nur den Verlag wechseln, denn Heidelberger vertreibt das Spiel im deutschsprachigen, IELLO im angelsächsischen und französischen Raum.

 

Das Spiel dreidimensional zu gestalten birgt natürlich Probleme beim Material, vor allem wenn man auf Karton vertraut. Mal abgesehen dass die Stanzungen Verbesserungspotential haben, reißt der Karton leicht ein und das aufgedruckte Papier löst sich an den Ecken. Beim Knicken des Kartons und beim Zusammensetzen löst sich der Karton Schichtweise und man muss sehr behutsam beim Zusammenbauen sein. Das sollten Mitspieler mit Geduld und Fingerspitzengefühl erledigen.

 

Leider erweist sich der Druck für die Geldscheine als unregelmäßig. Wenn man so viel Liebe in dreidimensionale Attraktionen legt dann sollten die Besucherbots auch wie Roboter aussehen und nicht wie die verkleinerte Ausgabe der Figuren aus "Heimlich & Co.".

 

Bei der Grafik scheiden sich die Geister. Ich habe von sensationell bis „naja könnte schöner gezeichnet sein“, alles gehört. Aber das ist die Handschrift von Marie Cardouat, deren Grafik wir schon bei Dixit bewundern konnten. Mir persönlich wirkt sie zu düster, denn auch Roboter könnten bei Tageslicht in einen Vergnügungspark gehen. Die Grafik behindert oder fördert aber nicht das Spiel.

 

Ich war überrascht über die taktischen Möglichkeiten die das Spiel bietet aber trotzdem dem taktischen Genie keine Allmacht in die Hand gibt. Die Taktiken unterscheiden sich auch durch die Anzahl der Mitspieler. Bei 4 Spielern muss man schnell bei den Marktständen und kleinen Attraktionen sein, denn die sind relativ rasch aus und die 5. und 6. Runde wird dadurch bestimmt welche Besucher man noch anlocken kann, wer welchen Mist los wird und vor allem welche Karten man noch spielen kann.

 

Die richtigen Karten zu spielen bringt unterm Strich auch das meiste Geld und oft ist es besser eine Karte die wenig Punkte bringt zu spielen und los zu werden und dafür evtl. eine besser nachzubekommen. Geld gibt es aber nur mit Besucher im Park oder mit Karten und das sind die beiden Strategien im Spiel. Taktisch ist man von den Würfeln abhängig, der eigentliche Glücksanteil liegt aber nicht bei denen, sondern beim Ziehen der Besucherbots aus dem Stoffbeutel.

 

Bei allen Partien haben wir die Erfahrung gemacht, dass man immer die falschen zieht. Da können 6 blaue drinnen sein und 5 andere, aber blaue zieht man nicht. Da sind die Stände Information und Sicherheitsdienst hilfreich, wobei ich Ersteren für besser halte. Unterm Strich funktioniert das Spiel in allen Besetzungen, aber zu viert spielt es sich am besten.

 

Ich kann hier keine Taktik vorgeben, das einzige was ich weiß, monotones bauen oder zu viel Vielfalt bringt am wenigsten. Die Aktionen muss man nach seinen Karten abstimmen. Aufpassen muss man beim Würfel, dass keine Würfel vom Schwein fallen, denn in der Regel stehen hier restriktive Vorgaben. Im Spiel zu zweit gibt es bei den Reihenfolgemarkern entweder die Nummer 1 und 4 zu nehmen oder bei weniger geübten 2 und 4. Da wird die Übersicht bei der Würfelwahl noch wichtiger.

 

Das Thema finde ich witzig, Roboter die am Rummelplatz einen drauf machen. Besucher produzieren Müll, Bauaktivität produziert Müll, jeder Besucher möchte gerne bestimmte Attraktionen ausprobieren, mit den Ständen wird geworben, beseitigt, gezockt und beeinflusst. Diese Punkte verleihen dem Spiel eine gewisse Authentizität und man dadurch entsteht ein gewisses Flair mit dem man mitgerissen wird und dann will man plötzlich doch lieber das Geisterschloss bauen oder die Hochschaubahn.

 

Den Autoren und dem Verlag kann man zu diesem spritzigen und kurzweiligen Spiel nur gratulieren, denn es ist durch und durch stimmig und ist für alle Spielergruppen spielbar und keine Partie dauert länger als 60 Minuten. Man nimmt immer wieder gerne Platz um seinen Vergnügungspark neu entstehen zu lassen und immer wieder andere Möglichkeiten auszuloten ob man damit nicht noch ein wenig mehr Geld verdient.

 

Kurt Schellenbauer

 

Spieler: 2-4

Alter: 10+

Dauer: 60+

Autor: Lorenzo Silva, Lorenzo Tucci Sorrentino, Aurélien Buonfino

Grafik: Marie Cardouat

Preis: 34,99 €

Verlag: Vertrieb Heidelberger Spieleverlag 2013

Web: www.craniocreations.com

Genre: Würfel- und Aufbauspiel

Zielgruppe: Für Familien

Version: de

Regeln: de en fr it

Text im Spiel: nein

 

Kommentar:

Leicht erlernbar

Auch für Vielspieler unterhaltsam

Schöne Ausstattung

Tolle Grafik

Hektische Würfelphase

Übersichtlicher Spielverlauf

 

Vergleichbar:

Rummelplatz, Coney Island

 

Andere Ausgaben:

Cranio Creations, iello

 

Meine Einschätzung: 6

 

Kurt Schellenbauer:

Ich fühlte mich in die 90er zurück versetzt wo wir Vergnügungsparks am Computer gebaut hatten und versuchten, so viele Besucher wie möglich anzulocken. Auch dort hatten wir unsere Schwierigkeiten mit dem Müll.

 

Zufall (rosa): 2

Taktik (türkis): 1

Strategie (blau): 1

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 1

Kommunikation (rot): 0

Interaktion (braun): 1

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 1