UNSERE REZENSION

 

Magische Kampfkunst, fantastische Wesen

 

Die Arena von Tash Kalar

 

Jubelndes Publikum, starke Gegner

 

Als ich die ersten Bilder von Tash-Kalar sah, war ich nicht gerade begeistert. Nur der Autor, Vlaada Chváti, animierte mich überhaupt das Spiel etwas näher zu betrachten, das auf der Spielemesse in Essen und bei BGG gute Kritiken bekam. Die Bilder zeigten ein schachbrettähnliches Spielfeld mit ein paar roten und grünen Feldern, ein paar Pappmarker und einen Stoß Karten.Von einem strategischen Positionsspiel war immer wieder zu hören, oder ein Karten-getriebenes Schach. Na ja, nix für mich, dachte ich…

 

Ein paar Wochen später hielt ich ein Spiel mit wunderschönem Cover in den Händen auf dem zwei imposante miteinander kämpfende Fantasy Figuren in einer Arena abgebildet waren, der Arena von Tash-Kalar!

 

Im Spiel sind wir Magier, die Steine aus Kalarit, konzentrierter magischer Energie, in der Arena so zu platzieren versuchen, dass sie bestimmte Muster ergeben. Damit können fantasievolle Wesen wie Greifenreiter, Feuerdrachen oder Zentauren beschwört werden. Diese können dann auch noch ins Geschehen eingreifen. Nach ihren Aktionen verschwinden sie wieder und hinterlassen ihre Spuren in der Arena als weitere Kalarit-Steine.

Die Begeisterung des Publikums steigert sich mit jeder imposanten Kreatur, die wir erscheinen lassen, und mit jedem Kalarit-Stein des Gegners den wir zerstören. Das Publikum tost wenn wir den Gegner so geschwächt haben, dass ihm als letzte Hilfe nur mehr übrig bleibt ein magisches Leuchtfeuer zu zünden, um überhaupt noch magische Energie in der Arena zu haben.

Aber wir müssen aufpassen! War das nicht nur ein taktischer Zug sich soweit schwächen zu lassen um mit Hilfe seines Leuchtfeuers nur noch mächtigere Kreaturen zu beschwören? Schlägt er jetzt voll zurück und wir haben dem nicht mehr viel entgegen zu setzen? Es ist schon zu oft passiert, dass ein schon besiegt geglaubter Gegner durch ein geschickt gezündetes Leuchtfeuer die Entscheidung doch noch umgedreht und sich die Lorbeeren geholt hat.

So wogt der Kampf hin und her, bis es am Ende doch nur einen Sieger gibt…

 

Spielmaterial

Ja, ich muss sagen das Spiel macht mir Spaß. Obwohl das Spielfeld auf den ersten Blick wie ein angepatztes Schachbrett aussieht. Obwohl die magischen Kalarit-Steine nur Pappmarker sind. Aber die Karten sind genial gezeichnet, das Spielmaterial ist qualitativ in Ordnung und funktionell. Außerdem sind ja noch Punktezählleisten und ein Zieltableau mit dabei. Die Spielregel ist, wie gewohnt von Czech Games Edition, wieder ein Lesevergnügen. Aber durch die unterschiedlichen Farben für die verschiedenen Spielformen ist sie manchmal auch sehr unübersichtlich.

Das Spiel ist für 2-4 Spieler gedacht. Die Pappmarker, unsere Kalarit-Steine, gibt es in vier verschiedenen Farben und sie werden mit einem einfachen Waffensymbol als Rekruten, mit einem doppelten als Helden bezeichnet.  Spezielle Marker mit einem zusätzlichen Legendensymbol stellen die Kalarit-Steine der beschworenen Legenden dar.

Bei den Karten gibt es vier Sets zu je 18 Karten mit ebenso vielen unterschiedlichen Kreaturen, die vier Magierschulen zugeordnet sind. Auf den Karten ist ein Muster abgebildet, wie die Kalarit-Steine liegen müssen, um diese Wesen herbei zu zaubern. Sozusagen unsere Beschwörungsformeln für unsere Kreaturen.

Die Legendenkarten werden für die Einführungsspiele nicht benötigt, funktionieren aber wie die Kreaturenkarten, sind nur komplexer aufgebaut und schwieriger zu beschwören.

Die Leuchtfeuerkarten bieten bis zu zwei zusätzliche Aktionen, wenn ein Spieler zu sehr von den Gegnern dominiert werden sollte. Das kann vom Setzen eines zusätzlichen Steines bis zum Ausführen einer weiteren Aktion reichen.

 

Einfacher Zugang

Die Grundregeln sind recht einfach und schnell erklärt. Jeder Spieler erhält einen Satz Karten „seiner“ Schule, mischt sie und zieht drei Karten. Er erhält auch die Marker seiner Farbe und im vollständigem Spiel eine Leuchtfeuerkarte und zwei Legendenkarten.

Jeder Spieler hat in seinem Zug zwei Aktionen, wobei er aus folgenden Möglichkeiten beliebig wählen und kombinieren kann: einen einfachen Stein (oder Rekruten) setzen, oder eine Kreatur beschwören.

Einen Stein kann man nur auf ein freies Feld setzen. Eine Kreatur kann dann beschworen werden, wenn die Lage der eigenen Steine der Form, egal ob gedreht oder gespiegelt, auf einer der Handkarten entspricht. Ist das der Fall, darf man meist einen Helden(-Stein) an die Stelle der Beschwörung legen und die Aktion die auf der Karte angegeben ist, ausführen. Das kann zum Beispiel ein Kampfsprung sein, bei dem ein Stein auf eine beliebige Stelle des Spielbrettes versetzt wird und gleich oder geringer wertige Steine damit vernichtet, oder eine Standardbewegung, bei der ein Stein auf benachbarte Felder zieht und nur geringer wertige Steine zerstört werden. So wird versucht die Steine in passenden Mustern zu platzieren, um möglichst viele Kreaturen damit herbei zu rufen und deren Aktionen zu nutzen.

Ein Leuchtfeuer darf gezündet werden, wenn eine oder beide auf der Karte angegebenen Voraussetzungen erfüllt sind. Das wären zum Beispiel X Helden, oder Y Steine weniger als der Gegner zu haben. Dafür dürfen eine oder zwei Zusatzaktionen ausgeführt werden. Danach wird die Karte abgelegt und am Ende des Zuges eine neue gezogen. Das ist ein treibendes Spielelement in Tash-Kalar und kann eine schon verloren geglaubte Partie noch einmal umdrehen.

 

Mehrere Spielformen und Varianten

Das Spiel kann in drei unterschiedlichen Formen gespielt werden. In der erhabenen Form versucht man möglichst schnell neun Siegpunkte zu erreichen, indem man spezielle Aufgaben erfüllt wie zum Beispiel das Mittelfeld zu kontrollieren, oder mit eigenen Steinen eine Verbindung durch die Arena zu bilden. Im Duell und in der Schlacht erzielt man Punkte durch Zerstörung von gegnerischen Kalarit-Steinen. Im Duell zu viert spielen zwei Teams gegeneinander, wobei jedes Team zwei Legendenkarten erhält. Man kann seinen Partner in den eigenen Zug mit einbeziehen, indem man ihm die Kontrolle und die beiden Legendenkarten übergibt. Dieser kann dann zwar nur mehr noch übrige Rekruten-Steine einsetzen oder restliche Effekte ausführen, damit aber eventuell den eigenen Zug besser vorbereiten. Damit könnte es auch gelingen, gleich mit der Beschwörung einer Legende zu beginnen, die verheerende Folgen für den Gegner haben kann.

Diese drei Spielformen können noch in einer einfachen Variante ohne Legenden, aber auch mit und ohne Leuchtfeuerkarten gespielt werden, wobei sich jede Form anders spielt. Das sind eigentlich drei unterschiedliche Spiele mit je drei Schwierigkeitsstufen in einer Schachtel!

Spieler, die Kampfspiele gar nicht mögen, finden in der erhabenen Form einen Zugang zu Tash-Kalar, Gelegenheitsspieler und Anfänger bleiben von den Zusatzregeln für Leuchtfeuer und Legenden verschont.

 

Das Spiel endet nach der Runde in der ein Spieler seine letzte Karte gezogen hat oder bei der erhabenen Form auch schon wenn die neun Siegpunkte erreicht wurden.

 

Unbedingt probieren

Die angegeben 30 Minuten für ein Spiel können nur in der einfachen Variante ohne Legenden erreicht werden, sonst sollte man schon eine Stunde im 2-Spielermodus und beim Team-Spiel einplanen.

Die Schlacht zu dritt oder zu viert dauert sicher länger, da eine Vorausplanung durch die Gegner rasch zunichte gemacht werden kann.

Tash-Kalar ist sicher kein Spiel für jeden Spieltyp. Wer ein Fantasyspiel  mit schönen Figuren sucht, findet diese hier nur in den Kartenabbildungen. Für Einsteiger hat es zu viel Tiefgang, für Familienspieler ist es trotz einfacher Basisregeln zu taktisch. Erfahrene Spieler und Freunde von komplexen Spielen kommen hier voll auf ihre Rechnung.

Auf jeden Fall macht das Spiel in jeder Besetzung Spaß und man sollte zumindest einmal eine einfache Variante versuchen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet.

 

Heinz Frühwirth

 

Spieler: 2-4

Alter:  13+

Dauer: 30+

Autor: Vlaada Chvátil

Grafiker: David Cochard

Preis: ca. 30 Euro

Verlag: CGE/Heidelberger Spieleverlag 2013

Web: www.heidelbaer.de

Genre: taktisches Positionsspiel

Zielgruppe: Mit Freunden

Version: de

Regeln: de en fr it

Text im Spiel: ja

 

Kommentar:

Tolle Grafik

Standardmaterial

Genaugenommen drei Spiele mit je drei Schwierigkeitsstufen

 

Vergleichbar:

Schach, Kamisado, Go und alle Spiele mit Musterbildung für Ergebnisse

 

Andere Ausgaben:

Cranio Creations, Hobby Japan, iello, Z-Man

 

Meine Einstufung: 6

 

Heinz Frühwirth:

Sehr interessantes kartengesteuertes Brettspiel mit einfachem Zugang und hoher Spieltiefe. Auf jeden Fall einen Blick wert!

 

Zufall (rosa): 0

Taktik (türkis): 3

Strategie (blau): 1

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 0

Kommunikation (rot): 0

Interaktion (braun): 3

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0