Rezension

 

Jean de Vallette

 

Valetta

 

Malteser Grossmeister baut Festung

 

Für diejenigen für die in der Schule Geografie nicht so ganz das Richtige war – Valletta liegt in Malta und ist die kleinste Hauptstadt in der EU. Ihren Namen hat sie von Jean de Vallette dem 49. Großmeister des Malteser Ritterordens der Johanniter, welcher 1566 die Verteidigungsanlagen der Stadt geplant hat, nachdem diese ein Jahr zuvor über 3 Monate durch die Türken belagert wurde. Diese Befestigungen zählen auch heute noch zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Um diesen Hauptsitz der Malteser Ritter geht es bei diesem Spiel des Hans im Glück Verlags. Zum Verlag brauche ich wohl nichts sagen. 9 Deutsche Spielpreise und 6 Spiele des Jahres neben unzähligen weiteren Auszeichnungen sprechen eine deutliche Sprache.

 

Wenden wir uns also dem Autor Stefan Dorra zu. Seit 1992 hat er über 50 Spiele auf den Markt gebracht. Fast jeder von uns hat eines seiner Spiele in der Sammlung oder hat es zumindest mal auf dem Tisch gehabt. Zum ganz großen Triumph hat es bis jetzt leider nicht gereicht. 1995 hat sein „Linie 1“ beim deutschen Spielepreis nach den „Siedlern von Catan“ den 2.Platz erreicht und 2001 erlitt sein „Medina“ gegen “Carcassonne“ das gleiche Schicksal. Also jedes Mal knapp vorbei geschrammt. Dafür war er aber mit den Titeln „Alles in Eimer“, „Intrige“, „Razzia“, „Gum Gum Machine“, „Yucata“ und vielen anderen oft auf der Nominierung bzw. Empfehlungsliste für das Spiel des Jahres.

 

Kommen wir zu seinem Spiel.

Der Spielaufbau geht folgendermaßen: Eine Straße - unterteilt in 25 Abschnitte - dient als Siegpunkteleiste. Sie wird in der Tischmitte platziert und wird außerdem oberhalb mit 25 Fass-Plättchen bestückt, die an ihrer Rückseite Gold, Stein, Ziegel und Holz aufweisen, Materialien, die wir im späteren Spielverlauf dringend benötigen. Ober- und unterhalb werden jetzt je nach Spieleranzahl nach Mischung 20 bis 30 von 37 vorhandenen Gebäudekarten mit der Vorderseite in 5er Reihen ausgelegt. Diese Karten sind zweiseitig bedruckt und haben auf der linken Seite die Anzahl der Güter abgebildet, die für den Kauf der Karte erforderlich sind. Rechts unten sind die Siegpunkte vermerkt, welche am Spielende zum Tragen kommen. Die Rückseite dient der Aufwertung und weist die doppelte Siegpunkteanzahl auf. Ein kleiner Buchstabe signalisiert welche Personenkarte mit dem gleichen Buchstaben auf die jeweilige passende Gebäudekarte gelegt werden muss, ein etwas mühsamer Spielanfang.

 

Zu Beginn erhält jeder Spieler acht persönliche Personenkarten in seiner Spielfarbe, einen Siegpunktmarker auf der Straße sowie je eines der Güter, die ich bereits bei den Fassplättchen erwähnt habe. Die überzähligen Güter werden als allgemeiner Vorrat neben dem Plan zur Seite gelegt. Insgesamt gibt es je 30 Baumaterialien und 42 Goldstücke. Jetzt bekommt noch jeder Teilnehmer acht Holzhäuser seiner Farbe und eine Spielablage. Diese hat Platz für einen Nachzieh- und Ablagestapel und für 3 Aktionskarten. Eine Holzfigur stellt Jean de Vallette dar und steht zu Beginn neben der Fässerreihe. Man beginnt also mit den 8 persönlichen Karten die für alle die gleichen Möglichkeiten bieten. Zuerst mischt man diese und nimmt 5 auf die Hand. Die restlichen legt man auf den eigenen Nachziehstapelplatz.

 

Wer an der Reihe ist, hat drei Aktionen und muss drei Karten aus seiner Hand wählen und sie von der Hand auf den vorgesehenen Platz der eigenen Ablage legen und den auf der Karte angegebenen Effekt ausführen. Gespielte Karten kommen auf den eigenen Ablageplatz und es wird die Hand wieder auf fünf Karten aufgefüllt. Ist der Nachziehstapel erschöpft wird der Ablagestapel gemischt und zum Nachziehen verwendet.

 

Nun die Erklärung zur Funktion der acht persönlichen Karten, die man zum Start erhält. „Krämer, Holzfäller, Steinhauer und Ziegelstreicher“ erlauben einem je nach Profession ein passendes Gut aus dem Vorrat zu nehmen.

 Die „Magd“ lässt die Auswahl zwischen den vier Produkten zu.

Der “Lehrling“ kopiert die vorangegangene Funktion, ist also sinnvoll nur als 2. oder 3. Karte einzusetzen.

Der „Baumeister“ ist eine wesentliche Karte. Durch ihn kann man Gebäude errichten bzw. kaufen und dadurch Siegpunkte für die Endwertung zu sammeln. Dazu sind allerdings die auf der linken Seite des Gebäudes verlangten Güter als Preis zu entrichten. Ein fehlendes Gut kann durch drei andere ersetzt werden. Hat man genug „Materialien“ und Gold für sein Wunschprojekt gehamstert, dann nimmt man die darauf liegende Personenkarte auf die Hand und stellt eines seiner Häuser auf die Gebäudekarte. Dadurch kann man sein Kartendeck erweitern. Wählt man dasselbe eigene Gebäude nochmals wird es aufgewertet. Für die Aufwertung bezahlt man die verlangten Materialien nochmals, dennoch sind Aufwertungen billiger da der ursprünglich verlangte Goldpreis wegfällt. Es gibt zwar keine Personenkarte aber die Gebäudekarte wird umgedreht und bringt am Ende, wie bereits erwähnt, doppelt so viele Siegpunkte. Befindet sich das neue Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft eines weiteren der eigenen Farbe sinken die Kosten um ein Gold. Das gilt aber nur für das Gebiet ober oder unterhalb der Straße.

 

Die letzte der acht Startkarten zeigt Jean de Valette persönlich. Mit ihrem Ausspielen zieht man die Figur oberhalb der Straße vorwärts und nimmt das entsprechende Fassplättchen mit dem auf der Rückseite abgebildeten Gut auf. Zusätzlich kann man eine Person aus der Hand entweder entlassen oder eine neue Person einstellen. Zu Beginn liegen vier neutrale Baumeister neben dem Plan zur Verfügung. Dies ermöglicht einem sein Kartendeck zu verbessern, indem man schwächere Karten abwirft. Die Personenkarten welche man von den Gebäuden erhält bieten nämlich weit bessere Chancen als die am Start zugeteilten Karten. Es gibt hier zusätzliche Baumöglichkeiten durch z.B. „Dachdecker“ oder „Maurer“ etc. Auch ein mehrfacher Erhalt von Gütern ist vorgesehen. Mit Karten wie „Bettelmönch“ oder „Wirt“ kann man den Mitspielern Güter oder Gold abknöpfen. Hier sind auch vier mit Valletta verbundene Persönlichkeiten zu erwähnen, die den Bezug zur Stadt verdeutlichen sollen. Ansonsten wäre ja jede beliebige Stadt als Thema geeignet. Bei der Figur des Jean de Vallettes ist noch Folgendes zu beachten. Steht er nämlich genau ober oder unterhalb einer Gebäudekarte in Sichtweite, bringt der Kauf derselben zwei Siegpunkte. Man rückt auf der Straße mit seiner Figur um diese voran.

 

Nun geht es dahin. Man sammelt Güter, kauft Gebäude oder wertet die gekauften auf und verbessert seinen Nachziehstapel bis folgendes eintritt:

Jean de Valette ist am Ende der Straße angekommen und hat das letzte Fass aufgedeckt oder die eigene bzw. eine Figur der Mitspieler ist am Feld 25 der Straße angekommen oder jemand man das letzte seiner acht Häuser verbaut. Jetzt beginnt die 2. und letzte Phase.

 

Die Handkarten der Spieler kommen aus dem Spiel. Ablage- und Nachziehstapel werden zusammengemischt und als neuer Nachziehstapel durchgespielt bis die letzte Karte als Aktion verbraucht wurde. Dann kommt es zur Wertung. Es zählen die Punkte der Straße sowie die Gebäudekarten mit ihren Siegpunkten. Für je drei Güter im eigenen Vorrat gibt es noch zwei Siegpunkte.

 

Mein Fazit: Zuerst zum Material. Wie immer „bei Hans im Glück“ – Spielen ist es einwandfrei und lässt keinen Wunsch offen. Ausreichend Zipptüten und ein optisch passend gestaltetes Innenleben der Schachtel sind besonders hervor zu heben. Meine anfängliche Befürchtung die kleineren Personenkarten würden auf den Gebäudekarten umher rutschen hat sich nicht bestätigt. Es braucht nur zu Beginn ein wenig Zeit die Karten den korrespondierenden Gebäuden zu zuordnen. Spielaufbau und Regelbeschreibung sind vorbildlich. Ich weiß nicht weshalb sich andere Verlage oft nicht an diesen Vorgaben orientieren. Besser kann man es in meinen Augen nicht machen. Neu war für mich die Präsentation des Grafikers Klemens Franz und seiner Frau Andrea Kattnig auf der Innenbox. Eine verdiente Würdigung für die schöne und passende Illustration. Auch gibt es Werbung für andere „Hans im Glück Spiele“. Verblüffend die letzte Seite der Spielregel, nämlich eine Schaltung des Fremdenverkehrsamtes von Malta. Da ist anscheinend eine zusätzliche Symbiose zwischen Verlag und Touristikbüro entstanden, bei der man sich wohl zusätzliche (finanzielle?) Vorteile erhofft.

Zum Ablauf. „Valletta“ ist ein Worker Placement Spiel in Kombination mit Deckaufbau und kam in meinen Spielrunden sehr gut an. Für ein Familienspiel ist es vielleicht doch ein wenig zu fordernd besonders für Gelegenheitsspieler. Ich sehe es eher für ein Spiel unter Freunden. Die Zeitangabe mit 20 Minuten pro Teilnehmer ist zutreffend, besonders nach dem ersten Einführungsspiel. Auch die Altersangabe mit 10 Jahren passt vor allem für spielerprobte Jugendliche. Alles in allem ein Spiel, das nicht im Regal verstauben wird, sondern oft und gerne auf den Tisch kommen wird.

 

Rudolf Ammer

 

Spieler: 2-4

Alter: 10+

Dauer: 80+

Autor: Stefan Dorra

Grafik: Klemens Franz, Andrea Kattnig

Preis: ca. 35 Euro

Verlag: Hans im Glück 2017

Web: www.hans-im-glueck.de

Genre: Worker Placement, Deckbau

Zielgruppe: Mit Freunden

Version: de

Regeln: de en

Text im Spiel: ja

 

Kommentar:

Attraktive Ausstattung

Gut gemachter Mix aus bekannten Elementen

Exemplarisch gute Regel

 

Vergleichbar:

Bauspiele mit Worker Placement

 

Andere Ausgaben:

Z-Man Games (en)

 

Meine Einschätzung: 5

 

Rudolf Ammer:

Das Spiel offeriert eine attraktive Kombination von zwei Spielmechanismen, Worker Placement einerseits und Deckbau andererseits, mit einigen zusätzlichen Details.

          

Zufall (rosa):1

Taktik (türkis): 1

Strategie (blau): 1

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 0

Kommunikation (rot): 0

Interaktion (braun):1

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0