Unsere Rezension

 

Mit der TransSib durch Russland

 

Russian Railroads

 

Alle Wege kommen aus Moskau

 

Die Spieler schlüpfen in die Rolle eines Eisenbahnlinienbesitzers. Als solcher versuchen sie das eigene Gleissystem so auszubauen, dass es ihnen am meisten bringt und somit am lukrativsten ist. Die Geschichte zeigt, dass mit der Eisenbahn auch die Industrialisierung zunimmt und diese führt wiederum zu Wohlstand. In diesem Sinne unterstützen den Eisenbahnlinienbesitzer Ingenieure, Industrielle sowie Hilfsarbeiter.

Das Streckennetz, das während des Spiels die meisten Siegpunkte erwirtschaftet, ist am erfolgreichsten. Das Ziel ist es also möglichst viele Siegpunkte zu bekommen. Doch bevor man die Arbeit an seinem Streckennetz aufnehmen kann, müssen noch einige Dinge hergerichtet und geklärt werden.

Der Spielplan kommt in die Mitte, so dass alle Mitspieler ihn gut sehen können und jeder Spieler erhält in seiner Farbe ein Spielertableau, fünf der sieben Hilfsarbeiter sowie zwei Anzeigefiguren, die beide am Spielplan platziert werden, der eine auf der Siegpunkteleiste und der andere auf der Übersicht für die Spielerreihenfolge. Dies lässt schon vermuten, dass sich die Reihenfolge während des Spiels ändern kann. Neben diesen sind noch weitere Vorkehrungen zu treffen, bevor man sich in das Geschäft mit der Eisenbahn stürzen kann, doch diese kann man gut in der Regel nachlesen.

 

Kurz erklärt werden sollte der Spielplan sowie die Spielertableaus. Beginnen wir mit dem Spielplan, dieser ist in vier unterschiedliche Bereiche geteilt. In den Bereichen können die Spieler unterschiedliche Aktionen nutzen, um ihr Streckennetz zu verbessern.

Es gibt einen Bereich für Gleisbau, der, ja, einem hilft seine Gleise weiter zu verlegen, ebenso gibt es einen Bereich für Lokomotiven oder Industrien. Lokomotiven legen fest, wie weit auf einer der drei Strecken gefahren werden kann und Industrien bringen einem Spieler verschiedene zusätzliche Vorteile. Zu diesen Bereichen gehört auch der sonstige Bereich, der Aktionen umfasst, die man bei keinem der anderen Bereiche unterbringen konnte, die aber trotzdem sehr nützlich und hilfreich sind. Der dritte Bereich ist wichtig für die Spielerreihenfolge, damit man diese verändern kann, muss man hier eine Aktion setzen. Ebenso gibt es einen Bereich für Ingenieure auf dem Plan. Ingenieure sind vorteilhafte Helfer, die einem bestimmte Spielzüge exklusiv ermöglichen.

Das Spielertableau liegt so vor einem Spieler, dass die Transsib-Strecke von Moskau nach Wladiwostok am oberen Ende ist. Sonst zeigt es noch zwei weitere Strecken, die man bauen kann. Eine davon ist die Strecke von Moskau nach St. Petersburg sowie eine von Moskau nach Kiew. Die wichtigste Strecke dieser drei ist die Transsib, denn diese bringt nach den schwarzen Gleisen, die anders farbigen Gleise ins Spiel, die immer mehr Siegpunkte einbringen. Aus diesem Grund darf man bei dieser Strecke und aufgrund ihrer Länge im Gegensatz zu den anderen beiden Strecken auch zwei Lokomotiven liegen haben.

Auf dem Tableau ist auch eine Industrieleiste zu sehen. Der Marker für diese Leiste befindet sich zu Beginn auf null und mit jeder Stufe, die man auf der Industrieleiter nach oben steigt, erhält man Siegpunkte in der Wertung. Jedoch gibt es einen Punkt, ab dem Industrien benötigt werden, damit man seinen Marker weiter nach vorne ziehen kann. Die Industrien haben Effekte, die beim Ausbau des eigenen Streckennetzes hilfreich sind.

Die Gleise haben unterschiedliche Farben und bringen unterschiedliche Punkte. So erhält man für schwarze Gleise keine Punkte, während die grauen Gleise einen Punkt wert sind usw. Damit die Gleise den Eisenbahnlinienbesitzer auch tatsächlich Siegpunkte bringen, müssen zwei Bedingungen erfüllt sein. Die Gleise mit niedrigeren Werten müssen auf der jeweiligen Strecke weiter bewegt werden, damit anschließend höherwertige Gleise gebaut werden dürfen, da auf dem gleichen Feld nicht zwei Gleise stehen dürfen, weshalb Gleise mit niedrigerem Wert auch nicht überholt werden können. Grau darf schwarz also nicht überholen, man muss dementsprechend, um grau bewegen zu können, immer zuerst Platz schaffen und schwarz weiter bewegen.

Die zweite Bedingung ist, dass die Gleise nur bis zu dem Punkt gewertet werden, bis zu dem die Lok fährt. Eine Lok kann abhängig von ihrer Stärke bis zu neun Felder weit fahren. Hat man also auf einer Strecke eine 3er-Lok eingesetzt und das graue Gleis steht schon auf dem vierten Feld der jeweiligen Strecke, so wird trotzdem nur bis zum Feld drei gewertet.

Doch jetzt noch einmal zurück zum Spielablauf. Das gesamte Spiel wird in acht Runden gespielt, was sich sehr kurz anhört, doch in Wirklichkeit aufgrund der zahlreichen Möglichkeiten sehr lang werden kann. Damit man den Überblick nicht verliert, in welcher Runde man sich gerade befindet, kann man im Ingenieursbereich die jeweilige Runde ablesen. In diesem Bereich können pro Runde immer zwei Ingenieure aktiv von allen genutzt und ein weiterer von einem der Spieler angeworben werden. Am Ende jeder Runde werden die Ingenieure eine Position nach vorne geschoben, wodurch ein Feld frei wird, das Auskunft darüber gibt, wie viele Runden noch zu spielen sind.

Eine sehr nützliche Funktion, denn auf diese Weise hat man immer im Blick, wie lange das Spiel noch dauern wird. Dies hilft gerade Spielern, die gerne ein, zwei Runden vorausplanen. Aber auch Spielern, die nicht so weit vorausplanen, ist dies eine Hilfe, denn so haben sie immer im Kopf, dass sie ihre Runde optimal nutzen müssen, um einen Vorteil daraus ziehen zu können. Dieser Mechanismus ist für mich ein großer Pluspunkt.

Eine jede Runde wird in Spielerreihenfolge gespielt, wobei die Spielerreihenfolge in der ersten Runde zufällig ausgewählt wird und ab dann aktiv von den Spielern verändert werden kann. Ist man der aktive Spieler kann man seine Arbeiter einsetzen um Aktionen auszuführen. Manche Aktionen kosten nur einen Arbeiter, während andere zwei kosten und manche sogar drei Arbeiter. Da man zu Beginn nur fünf Arbeiter zur Verfügung hat, sollte man bei der Auswahl der Aktionen immer gezielt vorgehen.

Es gibt einiges, das man beim Setzen der Aktionen beachten muss. Man darf nur eine Aktion wählen, die nicht schon von einem anderen Spieler mit seinen Arbeiter genutzt wurde. Das heißt, man kann womöglich nicht jede Runde alle wichtigen Züge selbst nutzen. Ebenso darf man nur solche Aktionen nutzen, die man auch vollständig ausführen kann. Man darf also keine Aktion wählen und sie dann verfallen lassen, jede muss aktiv genutzt werden.

Dies ist sehr gut, denn so zwingt man manche Spieler, die manchmal zu überhastet einen Zug machen, länger über ihre Züge nachzudenken und diese entsprechend zu setzen. Im Besonderen verhindert man auf diese Weise auch eine allzu destruktive Spielweise, bei der man einfach den anderen etwas wegnimmt, nur damit er es nicht bekommt.

Die Aktion wird, sobald man sich für sie entschieden und seine Arbeiter darauf platziert hat, sofort ausgeführt. Danach ist der nächste Spieler an der Reihe, man macht also immer nur einen Zug, wenn man an der Reihe ist. Es lassen sich aber auch Dominoeffekte auslösen. Diese begreift man aber erst während des Spielens und sie helfen einem sehr, wenn man sie gezielt nutzen kann.

 

Es wird solange gesetzt bis alle Spieler ihre Arbeiter eingesetzt und anschließend gepasst haben. Dies ist notwendig, weil die Möglichkeit besteht, dass man eine Münze statt einem Arbeiter setzt. Das Geld entspricht dann einem Arbeiter und man kann auf diese Weise noch eine Aktion machen. Es ist nur fraglich, wie nützlich diese weitere Aktion ist. Man sollte nämlich sparsam mit dieser Methode umgehen, denn am Beginn des Spiels hat man nur eine Münze zur Verfügung und es gibt nur eine Aktion mit der man regulär Münzen bekommt.

Sobald man gepasst hat, dreht man seine Reihenfolgekarte um und erhält entsprechende Siegpunkte. Wobei der Startspieler der Runde nie Siegpunkte erhält, schließlich ist er als Erster in der Runde dran. Sobald alle gepasst haben, kommt es zu einer Wertung. Gewertet werden alle Gleise, die man gebaut hat und die mit einer Lok erreichbar sind, sowie die Punkte auf der Industrieleiste.

 

Ein kleiner Hinweis: Auf der Strecke Moskau-Kiew erhält man auch für die schwarzen Gleise Punkte bis zum Feld vier, wenn man die Bedingungen erfüllt. Dabei werden die Werte, der einzelnen Felder, die man mit den Gleisen erreicht, addiert und nicht nur die Punkte, die direkt unter dem erreichten Feld stehen. Diese Punkte erhält man in jeder Wertung und eine Wertung findet nach einer jeden Runde statt. Also kommt es insgesamt zu acht Wertungen.

Das Spiel hat viele Facetten und Möglichkeiten, die man beachten muss um das Spiel zu gewinnen. Ein zentraler Punkt, der dabei sehr wichtig ist, man darf sich nicht zu sehr auf eine Sache konzentrieren, sondern muss versuchen auf allen Wegen Punkte zu bekommen. In zwei Partien habe ich mich auf das Vorantreiben der Industrie konzentriert, das zwar sehr viele Punkte bringt, doch nur dann gut ist, wenn man es mit anderen Elementen kombiniert, da dieser Weg alleine nicht ausreicht.

In der ersten Partie hatte ich den Streckenbau einigermaßen im Griff, während ich ihn beim zweiten Mal fast ganz vergessen habe und mich nur auf die Industrie fokussiert hatte. Bei der ersten Partie habe ich aber keine Ingenieure gehabt, was mich trotz meiner Führung über Runden schließlich den Sieg gekostet hat.

Bei der zweiten Partie war ich ebenso lange Zeit weit vorne, doch bin ich dann noch knapp auf den dritten Platz gerutscht, weil mein Streckennetz nicht gut ausgebaut war. Der Sieger dieser Partie hat sich voll auf die bei den Strecken zu holenden Bonuspunkte konzentriert und hat die Industrie nur nebenbei laufen lassen.

Es zeigt sich also, dass man bei diesem Spiel vieles beachten muss, auf das man erst im Laufe des Spielens kommt. Trotzdem macht es sehr viel Spaß und gerade deshalb spielt man es gerne wieder, da sich noch dazu jede Partie aufgrund der vielen Möglichkeiten völlig anders entwickelt.

 

Isabella Schranz

 

Spieler: 2-4

Alter: 12+

Dauer: 120+

Autor: Helmut Ohley, Leonhard Orgler

Grafiker: Claus Stephan, Martin Hoffmann

Preis: ca. 37 Euro

Verlag: Hans im Glück 2013

Web: www.schmidtspiele.de

Genre: Eisenbahn, Worker placement

Zielgruppe: Für Experten

Version: de

Regeln: de en fr nl pl

Text im Spiel: nein

 

Kommentar:

Vielfältige Strategien möglich

Gute Mischung nötig, Punkten aus nur einem Teilbereich führt nicht zum Ziel

Gute Regeln

Hoher Wiederspielwert

 

Vergleichbar:

Stone Age

 

Andere Ausgaben:

999 Games, Bard Centrum Gier, Filosofia, Z-Man Games

 

Meine Einstufung:

 

Isabella Schranz:

Man sollte manchmal die Reihenfolge manipulieren um dadurch bestimmte Aktionen zuerst ausführen zu können, denn wer zuerst kommt, der mahlt zuerst.

 

Zufall (rosa): 1

Taktik (türkis): 3

Strategie (blau): 3

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 0

Kommunikation (rot): 1

Interaktion (braun): 2

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0