El Grande

 

von Wolfgang KRAMER und Richard ULRICH

2-5 Spieler

Hans im Glück, 1995

 

Spanien im 15. Jahrhundert. Ein zerrissenes Land. Es gab 12 verschiedene Königreich sowie eine Grafschaft, 1 Fürstentum und die baskischen Provinzen. Spanier, Basken, Galicier Katalanen und Mauren, also fünf Volksstämme besiedelten dieses Gebiet. Der Adel, insbesondere die Granden, also der Hochadel, beeinflusste wesentlich das Geschehen in Spanien. Aber auch der mittlere Adel, die Caballeros, waren im Besitz ausgedehnter Vorrechte. Alle Regionen wollten überdies ihre Eigenständigkeit ausbauen. Dabei spielten die Burgen, die sogenannten Castillos eine wesentliche Rolle.

 

In dieses Szenario werden nur die Spieler teleportiert. Jeder Spieler ist ein Grande einer Region, dem 30 Caballeros unterstellt sind. Jeder Grande versucht nunmehr zum Nutzen von Spanien und selbstverständlich vor allem zu seinem eigenen Nutzen seinen Einfluss auf ganz Spanien auszudehnen und in möglichst vielen Regionen die Mehrheit an Caballeros zu besitzen. Vor allem gilt es auch seinen Einfluss am Königshof zu verstärken. Wem dies alles gelingt, der rückt auf dem Erfolgspfad vorwärts. Wer dort bei Spielende (nach 6 oder neun Runden) vorne liegt, gewinnt das Spiel.

 

Thematisch sprach mich dieses Produkt natürlich sofort an. Der Inhalt schien zu halten was die schön gestaltete Schachtel versprach. Nebst einer sehr schönen alten Landkarte von Spanien = Spielplan, erfreuten ein hölzernes Kastell und Spielsteine aus Holz nebst sehr kunstvoll gestalteten Spielkarten das Auge. Ansonsten gehören noch Einstellscheiben mit den Namen der Provinzen zum Spielumfang.

 

Jeder Spieler erhält einen großen Holzstein (Granden) und je nach Mitspieler eine bestimmte Anzahl kleinerer Holzsteine (Caballeros) einer Farbe und einen Satz von Karten mit Zahlen von 1- 13, die sogenannten Machtkarten, ebenfalls der Farbe des Spielers gehalten. Auf diesen Karten sind auch eine unterschiedliche Anzahl von Caballerobildchen aufgedruckt, je niedriger der Kartenwert, desto mehr Bildchen. Der Aktionskartensatz steht allen Mitspielern zur Verfügung. Nachdem nun noch das Kastell an seinen Platz gestellt wird kann es auch schon losgehen....

 

Jeder Spieler bekommt eine Heimatprovinz zugelost und der König wird ebenfalls in eine Provinz gelost. Die Spieler setzen nun ihre Machtkarten ein, um die Zugreihenfolge zu bestimmen. Der höchste ausgespielte Wert kann sich als erster eine der 5 aufgelegten Aktionskarten wählen und diese durchführen. Unter den Aktionskarten gibt es allerlei Einflussmöglichkeiten, die von Versetzen des Königs bis zur Herausnahme oder Versetzung gegnerischer Caballeros reichen. Jeder Spieler hat ja nur eine Anzahl seiner Caballeros an seinem Hof verfügbar. Der Rest ist in der Provinz, einem zentralen Ablagestapel in der Tischmitte. Jeder verfügt also nur über ein gewisses Reservoir an einsatzfähigen Caballeros. Nachschub an den Hof erhält man ebenfalls mittels der Machtkarten. Je geringer der Wert der Karte, desto mehr Caballeros bekommt man an seinen Hof, desto später kommt man aber auch zum Zug und muss mit den verbliebenen Aktionskarten vorlieb nehmen. Durch die Aktionskarten wird auch der Einsatz der Caballeros am Spielplan geregelt. Auch hier findet man ein ähnliches Prinzip. Im allgemeinen kann man sagen, je weniger Einflussnahme die Karte gestattet, um so mehr Caballeros können neu in die Provinzen oder ins Kastell verteilt werden, im allgemeinen aber nur in die an den König angrenzenden Provinzen und in das Kastell, es sei denn, die entsprechende Aktionskarte gestattet eine Regelausnahme.

 

Wie man leicht sehen kann, gilt es also bei jedem Zug eine Menge an taktischen Entscheidungen zu treffen und auch das Verhalten der Mitspieler möglichst genau einzuschätzen. Bei den Aktionskarten gilt nämlich das Prinzip, dass man Aktionen durchführen kann, aber nicht muss. Damit noch nicht genug, gilt es auch genau mitzuzählen wie viele seiner Caballeros jeder Mitspieler im Kastell, einem hohlen schwarzen Holzturm, versenkt. Diese versenkten Caballeros können nämlich mittels der erwähnten Provinzdrehscheibe geheim auf eine Provinz versetzt werden, wenn es alle drei Runden zur Abrechnung kommt, und dort natürlich gehörig das Kräfteverhältnis verschieben. Außerdem wird das Kastell ebenso wie eine Provinz noch separat abgerechnet und man kann auch dort noch schöne Gewinnpunkte einheimsen.

 

Damit aber noch nicht genug, gibt es auch noch weitere Feinheiten wie z.B. die unterschiedliche Wertigkeit der Provinzen, welche aber noch dazu durch auflegbare Plättchen verändert werden können. Außerdem ist die jeweilige Königsprovinz tabu und es können dort keine Änderungen vorgenommen werden. Damit dies aber nicht zu einfach wird, kann jede Aktionsrunde der König mittels einer entsprechenden Aktionskarte in eine andere Provinz versetzt werden. Da sowohl der König wie auch der eigene Grande bei den Wertungsrunden (3, 6 und eventuell 9) zusätzliche Punkte einbringen, ist dies hauptsächlich bei diesen Runden sehr interessant. Ein wesentlicher Faktor ist auch, dass Machtkarten im Spiel nur einmal benützt werden können, es sei denn man bekommt sie durch eine entsprechende Aktionskarte wieder zurück. Dem Ausspielen der Machtkarten und der damit verbundenen Wahlmöglichkeit der Aktionskarte kommt also schon einige Bedeutung zu. Andererseits wiederum muss man auch seinen Caballerovorrat im Auge behalten, um nicht hier ins Hintertreffen zu geraten. Exaktes Timing der Aktionen ist also sehr gefragt.

 

EL GRANDE besticht also nicht nur durch seine sehr gute Ausstattung sondern auch durch ein gut überlegtes Konzept, welches spannendes Spiel bei geringem Glücksfaktor garantiert. Irgendwie erinnert mich EL GRANDE an eine gelungene Mischung aus MEDICI und CONDOTTIERE, zwei ebenfalls sehr erfolgreichen und guten Spielen. Somit kann gesagt werden, dass Hans im Glück mit diesem Produkt weiterhin das Glück guter Verkaufszahlen lächeln dürfte. Nicht zu Unrecht hat sich EL GRANDE auch in kurzer Zeit einen Stammplatz in den Spielecharts des SPIELE KREISES WIEN erkämpft. Auch in unserer Runde wurde EL GRANDE seit seinem Erscheinen bereits verhältnismäßig oft für ein Spiel ausgewählt und hat gute Chancen sich zu einem unserer Favorits zu mausern.

  

Win Wertung:

** EL GRANDE SSS TT III AA UUU 3-5 (1-2) h