UNSERE REZENSION

 

STATUEN, MARMOR UND STÄDTEBAU

 

Die Paläste von Carrara

 

Der König kommt, der König kommt!

 

Noch schnell eine Statue aufgestellt, ein Wappen montiert und den Marmor poliert. Weißer Marmor in der Morgensonne beeindruckt den König am meisten…

Wir Spieler sind italienische Fürsten, die vom König beauftragt wurden, prunkvolle Gebäude zu errichten, ab und zu laden wir den König ein, den Baufortschritt zu begutachten. So erhalten wir von ihm weiteres Geld und steigen in seiner Gunst.

Mit dem Geld kaufen wir auf dem Marmormarkt wieder neue Bausteine. Der frisch gelieferte Marmor aus Carrara hat hohe Preise, je länger er von den Käufern unbeachtet bleibt, desto geringer werden die Kosten. Oft bekommt man sogar ganze Lieferungen minderwertiger Marmorblöcke geschenkt.

Mit den schönsten Marmorblöcken, je heller desto teurer, dürfen wir in den attraktivsten Städten bauen. Die lukrativsten Bauaufträge sind aber rasch vergeben, wenn man nicht schnell zugreift.

 

Aber kurz der Reihe nach:

Das ansprechende Spielmaterial ist für 2 bis 4 Spieler gedacht, für die je ein Sichtschirm in Form eines Palazzos, 7 Wertungssteine und ein eigenes Spielertableau zur Verfügung stehen.

30 Gebäudeplättchen mit den Kosten von 1 bis 5 Bausteinen zeigen die 6 unterschiedlichen Gebäudearten. Je 7 hölzerne Bausteine in 6 Farben repräsentieren den Marmor in den unterschiedlichen Qualitätsstufen. 36 Holzmarker in 6 Formen stellen die Prestigeobjekte dar. 40 Karton-Münzen mit dem Wert „1“, „5“ und „10“ und ein Säckchen für das Nachziehen der Bausteine runden den Umfang des Spielmaterials des Grundspiels ab. Ein „versiegelter“ Umschlag mit einer Erweiterung liegt noch dabei, aber dazu später noch mehr.

Auf dem Spielplan ist Platz für 9 Bauvorhaben, das sind Gebäudeplättchen und für die käuflich erwerbbaren Prestigeobjekte, die in der Spielregel etwas lieblos als Objekte bezeichnet werden. Die Abbildung der Städte für die gebaut wird, dient zur Markierung einer Stadtwertung. Der Marmormarkt wird durch die dominierende Drehscheibe dargestellt, die die aktuellen Preise anzeigt. All das ist umgeben von einer „Kramerleiste“ auf der die Prestigepunkte abgetragen werden.

Das eigene Spielertableau zeigt die 6 Städte in denen gebaut (angelegt) wird und die 6 Gebäudearten für die eine Wertung ausgelöst werden kann.

Eine „Kartenleiste“ gibt die Siegbedingungen für das Grundspiel (Mindestanzahl der Wertungen, der erhaltenen Prestigeobjekte, Gesamtkosten der gebauten Gebäude) und die Prestigepunkte für die Schlusswertung an.

 

Die Spieler die nacheinander an der Reihe sind, müssen eine der folgenden drei Aktionen ausführen:

BAUSTEINE vom Markt KAUFEN: soviel wie man sich leisten kann und will, aber nur aus einem Sektor! Zuvor wird aber das Rad noch um einen Sektor weiter gedreht (das vergünstigt den Preis für verbliebene Bausteine) und es wird wieder auf 11 Steine aufgefüllt.

GEBÄUDE BAUEN: aus den 9 ausliegenden Bauvorhaben eines auswählen, entsprechende Bausteine in das Säckchen zurückgeben und an das eigene Spielertableau anbauen. Je nach Stadt kann man dafür nur Bausteine der besten Qualität bis zu Bausteinen jeder Qualität verwenden.

WERTEN einer Stadt oder eines Gebäudetyps: das Werten einer Stadt ist nur einmal im Spiel möglich und wird daher auf dem Spielplan angezeigt. Dabei muss der wertende Spieler aber die Mindestanzahl der auf dem Spielplan angegebenen Gebäude in dieser Stadt gebaut haben. Gebäudearten kann jeder Spieler einmalig für sich auf seinem eigenen Spielplan werten. Bei der Wertung gibt es als Belohnung Prestigeobjekte, Prestigepunkte oder Geld. Das bekommt aber immer nur der Spieler der wertet!

Zu Geld kommt man übrigens nur über Wertungen, wenn Gebäude in den Städten errichtet wurden, die auch Geld bringen!

Nach den drei Aktionen darf man zusätzlich noch ein Prestigeobjekt kaufen, falls man es sich leisten kann und falls überhaupt noch welche übrig sind. Jedes Prestigeobjekt bringt am Ende 3 Prestigepunkte!

 

Der Spielablauf wird meist folgendermaßen aussehen: Die Spieler kaufen mit ihrem Startkapital von 20 Münzen Bausteine vom Marmormarkt (Drehscheibe), bis sie genug besitzen um ein Bauvorhaben zu realisieren. Dann nehmen sie ein Gebäudeplättchen vom Spielplan, bauen es in dem sie die benötigten Bausteine in das Säckchen zurückgeben und legen das Gebäude an das eigene Spielertableau. So wird gekauft und gebaut, bis genug Gebäude für Wertungen von Gebäudearten oder Städten vorhanden sind. Hat man noch genug Geld übrig, können noch Prestigeobjekte gekauft werden.

Dabei ist immer darauf zu achten, wann man am besten welchen Marmor kauft, damit einem die Mitspieler nicht die passenden Bausteine vor der Nase wegschnappen, das gleiche gilt auch für die Bauvorhaben mit den begrenzt zur Verfügung stehenden Prestigeobjekten. Da die Städte ja nur einmalig gewertet werden können, ist auch zu beachten, wie viele Gebäude die Mitspieler in welcher Stadt gebaut haben, damit sie einem bei der Stadtwertung nicht zuvor kommen.

Das geht so lange, bis das letzte Bauvorhaben vom Spielplan genommen und gebaut wurde, oder ein Spieler alle drei Siegbedingungen erfüllt. Dieser kann dann das Spielende ansagen, das weitere 5 Prestigepunkte bringt. In beiden Fällen wird noch bis zum Spieler vor dem Startspieler fertig gespielt, damit jeder gleich oft an der Reihe war.

 

Die Schlusswertung ist einfach und schnell erledigt.

Die Summe der Baukosten seiner Gebäude erhält man als Prestigepunkte, für jedes gesammelte Prestigeobjekt bekommt man drei und für je 5 Geld einen Prestigepunkt.

Und wer dann, welch große Überraschung, am meisten Prestigepunkte und damit das höchste Ansehen beim König hat, der hat gewonnen.

 

Aber dem Spiel liegt ja noch dieser versiegelte Umschlag bei, auf dem Siegel steht groß:  

NICHT ÖFFNEN!

Erst öffnen, nachdem ihr mindestens 2 Partien des Grundspiels gespielt habt!

 

Wer sich überraschen lassen will, sollte diesen Absatz überspringen. Für alle anderen habe ich in den Umschlag geschaut und folgendes entdeckt:

Eine zusätzliche Regelerweiterung, 6 neue Gebäude mit Baukosten von 8, 31 Karten und 8 Kärtchen „Aufwerter“.

 

Zuerst wird aber das Spielertableau auf die Rückseite gedreht, hier gibt es 2 zusätzliche Wertungsfelder für Stadt-Gebäude (brauner Hintergrund) oder Land-Gebäude (grüner Hintergrund).

Die 6 neuen Gebäudeplättchen werden neben den Spielplan gelegt und können genau so gebaut werden wie alle anderen Gebäude. Neu ist, dass bereits gebaute Gebäude erhöht werden können. Dabei wird ein beliebiges Gebäude durch eines mit höheren Baukosten ersetzt und es muss nur die Differenz bezahlt werden.

Wird ein Gebäude mit dem Baukosten 8 gebaut, darf man sich aus den Aufwerter-Kärtchen eines aussuchen und auf das entsprechende Feld auf sein Spielertableau legen. Das gibt dann bei den Wertungen mehr Geld oder Siegpunkte oder gar beides.

6 braune, 8 violette und 9 graue Karten garantieren uns immer neue Kombinationen von Siegbedingungen, Donald X. lässt grüßen! Die 8 grünen Extrakarten bieten noch zusätzliche Siegpunkte für die Schlusswertung.

 

Hier wird nur vom Erweiterungspiel gesprochen, aber eigentlich werden hier 3 Erweiterungen geboten: man kann nur die Siegbedingungen variabel gestalten, die Sonderkarten sind ein Extrafeature, die teuren Gebäudekarten lassen sich separat verwenden. Auch die Aufwerter-Kärtchen könnte man extra dazu nehmen.

 

Das macht das Spiel lange interessant und abwechslungsreich, wenn das Thema gefällt. Die Idee mit dem Umschlag ist originell und sinnvoll, da Familienspieler mit der Fülle an Erweiterungen überfordert wären. Für Vielspieler ist die Beschäftigung mit dem Grundspiel ein leichter Einstieg, die Extrafeatures bringen mehr Spieltiefe und erfordern unterschiedliche Taktikvarianten.

Wolfgang Kramer und Michael Kiesling haben dafür gesorgt, dass alles in jeder Spielerkonstellation prächtig funktioniert und steigende Spannung ins Spiel kommt. Franz Vohwinkel hat mit seinen Illustrationen wieder dazu beigetragen, dass die richtige Stimmung aufkommen kann. Die Regeln sind nicht allzu kompliziert und durch Beispiele und Illustrationen gut erklärt. Das erleichtert auch den Zugang für Wenigspieler. Ein solides Familienspiel, welches aber auch Vielspieler begeistern kann.

 

Heinz Frühwirth

 

Spieler: 2-4

Alter: 12+

Dauer: 90+

Autor: Wolfgang Kramer, Michael Kiesling

Grafik: Franz Vohwinkel

Preis: ca. 35 Euro

Verlag: Hans im Glück 2012

Web: www.hans-im-glueck.de

Genre: Ressourcenmanagement

Zielgruppe: Mit Freunden

Version: de

Regeln: de

Text im Spiel: ja

 

Kommentar:

Gut gestaltete Regeln

schönes Spielmaterial

Erweiterungen mit enthalten

Sehr geringer Glücksfaktor

 

Vergleichbar:

Macao, Der Palast von Alhambra, Die Burgen von Burgund

 

Andere Ausgaben:

Z-Man, USA; Filosofia, Kanada;

 

Meine Einschätzung: 6

 

Heinz Frühwirth:

Keine großartigen Innovationen aber ein überraschend frisches, solides Spiel mit sinnvollen Erweiterungen, eine kleine Perle unter den vielen guten Neuerscheinungen.

 

Zufall (rosa): 1

Taktik (türkis): 3

Strategie (blau): 0

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 0

Kommunikation (rot): 0

Interaktion (braun): 2

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0