Pecunia non olet

 

Der Verlag Goldsieber und die Spieleautoren Christian Fiore und Knut Happel laden uns ein, im alten Rom eine öffentliche Toilettenanlage zu betreiben. Dabei versuchen die Spieler mit allen Mitteln, zahlungswillige Kundschaft auf die eigenen Latrinen zu bringen. Kunden welche nur kleine Beträge bezahlen und dafür aber unnötig lange die Kloanlage blockieren, versucht jeder Spieler so schnell wie möglich wieder los zu werden oder - noch besser - anderen Mitspielern anzuhängen. Getreu dem Motto von Kaiser Vespasian „Geld stinkt nicht“ versuchen die Spieler reich zu werden.

Wer hat das notwendige Glück und das erforderliche Geschick um als Erster die für den Sieg notwendigen 20 Sesterzen zu erwirtschaften?

 

Das Spiel präsentiert sich in einer dunkelbraunen ca. 25 x 18 cm großen Schachtel. Das Titelbild zeigt einen Mann in einer weißen Toga der mit heruntergelassener Unterhose auf einer Latrine sitzt. Nach Öffnen der Spielschachtel präsentiert sich folgender Inhalt: 6 Latrinen, 70 Römer- und 40 Aktionskarten, 60 Rundenmarker, 18 Stück Sesterzen mit dem Wert 5 und 25 Sesterzen mit dem Wert 1, sowie eine Spielanleitung.

Die Spieler legen je eine Latrine vor sich. Eine Latrine bietet 3 Römern die Möglichkeit, die Toilette zu benuten. Die Römer- und die Aktionskarten werden gut gemischt und als getrennte Nachziehstapel bereit gelegt. Nun zieht reihum jeder Spieler 2 Römerkarten und legt die erste Karte auf den linken Latrinenplatz und die zweite Römerkarte auf den rechten Latrinenplatz; somit sind zu Beginn bei jedem Spieler 2 Latrinen besetzt.

Jede Römerkarten zeigt links oben die Anzahl der Spielrunden an, die vergehen müssen bevor der Spieler für diesen Latrinenbenutzer Geld erhält. Auf jede Römerkarten kommen so viele Rundenmarker wie in der linken oberen Ecke der Karte angegeben sind. In der rechten oberen Ecke steht der Betrag, den der Spieler erhält, wenn der Latrinenbenutzer diese Runden abgesessen hat.

 

Römerkarten unterteilen sich in 4 Kategorien von Karten: Bürger, Römerinnen, Sklaven und Senatoren. Grundsätzlich darf auf jeder Latrine nur 1 Römer Platz nehmen. Zwei Römerinnen können sich jedoch einen Latrinenplatz teilen, da die Frauen gerne tratschen. In diesem Fall werden die Frauen übereinander gelegt. Ein Senator und ein Sklave dürfen niemals auf Latrinenplätzen nebeneinander gesetzt werden.

Nun zieht jeder Spieler 5 Römerkarten vom Nachziehstapel und legt sie in der Reihenfolge in der er sie aufnimmt, unter die Latrine – ohne dabei die Reihenfolge zu ändern. Auf der Latrine steht links die Aufschrift „Start Warteschlange“ – hier kommt die erste Römerkarte zu liegen. Daran anschließend werden die restlichen 4 Römerkarten gelegt, diese 5 Karten stellen die Warteschlange dar. Jeder Spieler erhält noch2 Aktionskarten und schon kann das Spiel starten.

Der Spieler der an der Reihe ist, führt im Rahmen seines Spielzuges folgende Aktionen aus:

  1. Aktion Rundenmarker entfernen – Von jeder auf der Latrine befindlichen Römerkarte wird 1 Rundenmarker entfernt und zum allgemeinen Vorrat der Rundenmarker gelegt.
  2. Sesterzen kassieren – Wenn auf einer Römerkarte nun keine Rundenmarker mehr sind, kassiert der Spieler, den in der rechten oberen Ecke der Karte angeführten Betrag.
  3. Latrinenplätze neu besetzen – Wenn ein Latrinenplatz freigeworden ist, muss der Spieler, wenn dies nach den Spielregeln erlaubt ist, die erste Karte aus der Warteschlange auf diesen Latrinenplatz setzen.
  4. Aktionskarte nachziehen – Der Spieler zieht genau eine Aktionskarte nach und beendet somit seinen Spielzug.

Die Besonderheit in dem Spiel besteht darin, dass der Spieler Aktionskarten zu jeder Zeit seines Spielzuges ausspielen kann. Der Spieler kann so viele Aktionskarten spielen wie er möchte, nachziehen darf er am Ende seines Spielzuges immer nur eine. Durch das Ausspielen der Aktionskarten kann man Änderungen in eigenen oder fremden Warteschlangen vornehmen, bei eigenen Latrinenbenutzern die Sitzungsdauer verkürzen oder bei Latrinenbenutzern der Gegner deren Aufenthalt in der Latrine verlängern.

Es gibt kein Handkartenlimit, wodurch man sehr viele Aktionskarten sammeln kann. Sehr nützlich sind jene Aktionskarten, mit denen man einen oder alle Mitspieler (auch sich selbst) zwingt, bestimmte Karten (Senatoren, Römerinnen) von der Latrine zu entfernen ohne dafür Geld zu erhalten. Ebenfall sehr nützlich ist die Aktionskarte „Villa Dixius“, die eine zusätzliche temporäre Latrine darstellt und es einem Spieler erlaubt eine weitere Latrine zu betreiben, auf die ein Römer oder sogar 2 Römerinnen gesetzt werden dürfen. Wenn der oder die Römer, die auf dieser Latrine sitzen entfernt werden, wird auch diese Aktionskarte auf den Ablagestapel gelegt.

 

Wenn während oder auch außerhalb des eigenen Spielzuges die Warteschlange der eigenen Latrine aufgebraucht ist, zieht man sofort wieder 5 Römerkarten nach und legt diese in Reihenfolge des Aufnehmens in die Warteschlange der eigenen Latrine. Wenn man während des eigenen Spielzuges Römerkarten nachzieht und ein oder mehrere eigene Latrinenplätze frei sind, sind diese sofort zu besetzen, sofern die Regel – nie ein Senator neben einem Sklaven – nicht verletzt wird. Auch eine eventuelle Römerin kann sofort zu einer bereits auf der Latrine befindlichen Römerin gelegt werden.

Das Spiel endet sofort, wenn ein Spieler 20 oder mehr Sesterzen besitzt, dieser Spieler hat gewonnen.

 

Pecunia non olet ist ein witziges, einfaches Kartenspiel, mit einem kleinem Ärgerfaktor, und bietet Spaß für die ganze Familie. Das Spiel verläuft wirklich ähnlich dem Gang zur Toilette, manchmal geht es sehr schnell, dann wieder sitzt man und wartet das sich was tut. Genauso ist es im Spiel, manchmal hat man alle Aktionen zur Verfügung, dann wiederum entfernt man nur Rundenmarker und wartet dass die Spielrunden vergehen, da die eigenen Aktionskarten derzeit nicht gebraucht werden können.

Merkwürdig ist, dass auf der Schachtel als Spielerzahl 2 bis 4 Spieler angegeben sind, sich jedoch 6 Latrinen in dieser befinden.

Wir probierten das Spiel auch zu sechst aus, um zu sehen ob es auch mit dieser Spieleranzahl funktioniert – grundsätzlich tut es das. Es zeigte sich jedoch, dass bei 6 Personen die Dauer zwischen den einzelnen Spielzügen zu lange ist und der Spielspass darunter leiden kann. Daher unsere Empfehlung, halten Sie sich an die auf der Schachtel angegeben Spieleranzahl von 2 bis 4 Spielern.

Als interessante und wirklich nützliche Information ist auf jeder Aktionskarte angegeben, wie oft es diese Karte im Spiel gibt. Diese Idee sollte von den Verlagen weiterverfolgt werden und könnte auch bei anderen Spielen als Information sehr nützlich sein.

Die einfachen und übersichtlich gestalteten Spielregeln sorgen für ein schnelles Spielverständnis. Einige Bekannte von mir meinten, das Spiel erinnert ein wenig an das Spiel „Guillotine“ von Amigo, ich finde jedoch es hat eine Vielzahl andere Effekte.

Beim Spielen zu Zweit ist die taktische Komponente ungleich höher als bei mehr Spielern, wo man die eigene Strategie bzw. Taktik kaum oder nur sehr bedingt umsetzen kann.

Das Spiel macht sehr viel Spaß und ist deshalb uneingeschränkt zu empfehlen. Wie bei vielen Kartenspielen ist eine gehörige Portion Glück für den Sieg notwendig, großartige Strategien oder taktische Finessen sind natürlich nicht möglich, dies tut aber dem Spielspass überhaupt keinen Abbruch. Ich vermute mal, dass dieses Spiel bald zu einem klassischem Aufwärmer oder Absacker für Spielabende werden könnte.

 

Die beiden Autoren Christian Fiore und Kurt Happel betreiben unter www.spielziel.com eine gemeinsame Internetseite. Als Auszug aus ihrer Seite möchte ich hier folgende Stelle zitieren:

„Knut Happel ist als Jurist den Umgang mit Spielregeln gewohnt. Christian Fiore hat als studierter Kommunikationsdesigner ein Auge für alles Visuelle. Denn schließlich muss ein Spiel auch optisch gefallen, um „Neuspieler“ anzusprechen und „Altspieler“ zufrieden zu stellen. Dies beides in einem Spiel zu erreichen, ist das entscheidende SPIELZIEL.“ Dieser Vorsatz ist den beiden Spieleautoren mit dem Spiel Pecunia non olet sehr gut gelungen.

Beide Spieleautoren haben mit dem Prototyp „Die Säulen von Venedig“ den sie in Göttingen 2005 vorgestellt haben, bereits gezeigt, dass sie über weitere gute Ideen verfügen und man sollte den Werdegang dieser beiden Spieleautoren im Auge behalten. Übrigens - von Knut Happel ist auch das Spiel Angkor, welches heuer vom Verlag Schmidt herausgegeben wurde. Layout und Illustration stammen ebenfalls von Christian Fiore und sind hervorragend gelungen.

FazitPecunia non olet ist ein lustiges und kurzweiliges Kartenspiel, mit einem relativ hohen Glücksfaktor, das aber trotzdem sehr viel Spaß macht. Fun- und Ärgerkomponente sind in dem Spiel wunderbar umgesetzt.

Man kann den Verlag Goldsieber und den beiden Spieleautoren nur zu einem rundum gut gelungenem Kartenspiel gratulieren. Pecunia non olet kann allen Spielern als nettes Zwischendurchspiel empfehlen und ans Herz legen. Ein wirklich hübsches Kartenspiel mit ansprechender Grafik, hervorragend für die ganze Familie geeignet.

Spieler         : 2-4

Alter            : ab 8 Jahren

Dauer          : ca. 20 - 40 Minuten

Verlag          : Goldsieber

Autor           : Christian Fiore & Knut Happel

Grafik          : Christian Fiore

Preis            : ca. € 15.-

Genre                    : Kartenspiel, Fun & Ärgerspiel

Zielgruppe             : Familie und Freunde

Mechanismus         : Kartenspiel

Strategie                : **

Taktik                    : *****

Glück                    : ******

Interaktion             : *****

Kommunikation      : *****

Atmosphäre           : *****

Kommentar:          

lustiges kurzweiliges Kartenspiel

Einfach und übersichtlich gestaltete Spielregel

Beim Spiel zu 2 höheres Taktikelement

Hervorragend gelungene grafische Gestaltung

 

Maria Schranz:

„ein lustiges und kurzweiliges Kartenspiel, mit einem relativ hohen Glücksfaktor, das aber trotzdem sehr viel Spaß macht. Fun- und Ärgerkomponente sind in dem Spiel wunderbar umgesetzt.“

 

Wenn Sie Spiele mit witzigem Hintergrund und einem gewissen Ärgerfaktor mögen, werden Sie mit Pecunia non olet viel Spaß haben.