Meine Schafe Deine Schafe

 

Das Spiel

 

„Meine Schafe Deine Schafe“

von Philippe des Palliéres

für 2-4 Spieler ab 7 Jahren

Goldsieber, 2002

Dauer ca. 30 Minuten

 

Die Besprechung:

Kurt Schellenbauer

 

WIN Wertung:

* WW S II UU A  2-4 (2-4) 20-30 Minuten

 

 „La guerre des moutons“ – „ Der Krieg der Schafe“ ist der Titel, der auf der französischen Ausgabe dieses Spieles steht. Es handelt sich dabei aber um keinen Krieg, aber vielleicht verkauft es sich so in Frankreich besser. Philippe des Palliéres hat es diesem Jahr geschafft mit diesem Spiel in Frankreich den Preis für das „Spiel des Jahres“ zu erhalten. Obwohl er bereits Ende 2000 den Prototypen fertig hatte, ließ er sich Zeit mit der Produktion des Spieles. Carcassonne kam 2001 auf den Markt und schaffte die Voraussetzungen für viele Legespiele, damit sie sich gut verkaufen. Goldsieber-Noris bringt es unter dem Titel „Meine Schafe – Deine Schafe“ auf den Markt.

 

Die Spieler haben die Rolle eines Schäfers und müssen ihre Schafherden in möglichst großen Pferchen unterbringen. Wer am Ende des Spieles den größten hat und kein Wolf bedroht seinen Pferch, der hat gewonnen. Die 77 quadratischen Plättchen die sich in der Schachtel befinden, zeigen niedliche verschiedene Schafe mit roten Herzen, gelben Karos, blauen Streifen oder einem braunen Norwegermuster. Ich hatte eher den Eindruck als würden alle Pullover aus Schafswolle tragen. Auf den Plättchen können sich entweder alle vier Farben mit je einem Schaf befinden oder auch mehrere Schafe einer Farbe, aber nie mehr als 4 Stück. Auf manchen anderen Plättchen findet man auch Waldstücke und Stadtteile. Die Plättchen sind auf beiden Seiten unterschiedlich ausgeführt und auf denen, wo sich 4 Schafe einer Farbe befinden, da findet sich auf der Rückseite ein Wolf oder ein Jäger.

 

Das Startplättchen, ein Dorfplatz mit Brunnen füllt das ganze Plättchen aus, wird in die Mitte des Tisches gelegt und jeder Spieler erhält verdeckt ein Plättchen mit einem Fragezeichen. Auf der anderen Seite ist die Farbe des jeweiligen Spielers zu erkennen und es befinden sich auch 4 Schafe und ein Schäfer darauf. Dies sollte während des Spieles geheim bleiben. Die zum Spiel benötigten Plättchen kommen in einen schwarzen, viel zu klein geratenen, Beutel. Jeder Spieler zieht daraus 4 Stück und hält sie so verdeckt in seiner Hand, damit man weder Vorder- noch Rückseite erkennen kann. Da wird in der Regel auch ein netter Vorschlag mit einer Zeichnung angeboten, wie dies gut funktionieren kann.

 

Die Reihenfolge eines Zuges ist immer ein Plättchen legen, dies muss der Spieler tun, und eines oder mehrere nachziehen. Angelegt wird immer an bereits ausliegende Kärtchen und nur waagrecht oder senkrecht, also so dass sich die Kanten berühren. Die Motive die angelegt werden, müssen ident sein mit den Motiven des liegenden Plättchens. Dies ist uns ja aus Carcassonne wohl bekannt. Es gibt wie bereits erwähnt 6 verschiedene Motive, Wald, Stadt und die vier verschiedenen Schafe. Da die Zäune von Ecke zu Ecke verlaufen, können so auch nur Pferche mit gleichfarbigen Schafen entstehen. Auch Wälder und Städte sind Pferchbegrenzungen. Sollte der Fall eintreten, dass ein Spieler nicht legen kann wird er einfach übersprungen. Interessant finde ich die Ergänzung in der Regel, dass die Plättchen nicht über den Tischrand hinausragen dürfen. Das ist ein taktisches Detail, wenn man bewusst auf einem kleinen Tisch spielt, sollte jeder einmal für sich ausprobieren, wenn er das Spiel bereits kennt.

 

Danach zieht der Spieler ein Plättchen nach, ausser sein soeben gelegtes Teil grenzt an mehr als eine Kante, geschickt gelegt kann man so bis zu 4 neue Plättchen nachziehen. Spieler die übersprungen wurden, dürfen nicht nachziehen. Interessant wird das Spiel aber erst mit den Sonderaktionen. Jeder Spieler, der gerade nicht an der Reihe ist, kann den Zug eines Mitspielers unterbrechen und eine Sonderaktion durchführen. An dieser Stelle gibt es den einzigen Regelwiderspruch, denn weiter hinten in der Regel wird erwähnt, dass man auch seinen eigenen Zug für eine Sonderaktion unterbrechen kann. Aber wir müssen froh sein, dass nur eine Ungereimtheit in der deutschen Regel vorkommt. Presseberichten zu Folge soll die französische Ausführung nur so gespickt damit sein.

 

Als Sonderaktion kann man einen oder mehrere Wölfe und/oder Jäger legen. Diese beiden befinden sich auf einem Plättchen, das zur Gänze aus Wald besteht. Wenn zu Spielende in einem Wald ein Wolf lauert, so werden alle Pferche die an diesen Wald grenzen, nicht zur Wertung herangezogen. Den Wald kann man aber mit einem Jäger bewachen. In diesen darf danach kein Wolf mehr gelegt werden. Wenn sich in einem Wald bereits ein Wolf befindet, dann kann man einen Jäger über diesen Wolf legen. Dies ist das einzige Mal, dass Plättchen übereinander gelegt werden. Der Wolf gilt dann als vertrieben und der Wald als bewacht. Nur für diesen einen Fall kann der Spieler kein Plättchen nachziehen, ansonst bedient er sich aus dem Beutel nach den Regeln für das Nachziehen. Wenn durch geschicktes Legen der Fall eintritt, dass zwei Wälder zusammenwachsen und es befinden sich danach ein Wolf und ein Jäger in diesem Wald, dann ist der Wald für weitere Wölfe sicher aber der eine Wolf muss noch vertrieben werden. An dieser Stelle sei erwähnt, dass es vier Wölfe und vier Jäger gibt, aber auf der Rückseite befinden sich vier Schafe einer Farbe und wenn es die eigene Farbe ist, dann hat man oft einen Konflikt welche Seite man wählt.

 

Ein weitere Sonderaktion ist „Farbe bekennen“. Der Spieler deckt sein Fragezeichen-Plättchen auf, legt es nach den Regeln an und zieht auch nach den Regeln nach. Damit jeder im späteren Verlauf des Spieles noch weiß, wer welche Farbe hat, bekommt der Spieler ein spezielles Farbplättchen. Danach darf der Spieler sofort noch ein Plättchen anlegen und nachziehen. Die letzte Sonderaktion ist das Aussteigen. Wenn ein Spieler glaubt, nichts mehr erreichen zu können, dann führt er diese Aktion aus und der erste der aussteigt erhält 6 Punkte, der zweite 3 Punkte und der dritte einen. Wenn mehere Spieler Sonderaktionen ausführen möchten, dann entscheidet die Sitzreihenfolge. Wenn ein Spieler in seinem Zug von einem anderen unterbrochen wird, dann darf dieser Spieler den Zug des jeweiligen Spielers nicht nochmals unterbrechen. Das Spiel endet, wenn ein Spieler sein letztes Plättchen gelegt hat. Sollten zuvor drei Spieler ausgestiegen sein, so darf der vierte so lange Plättchen legen, bis er keines mehr hat.

 

Nun zählt jeder Spieler seine Schafe in seinem größten geschlossenen und nicht durch einen Wolf bedrohten Pferch. Jedes Schaf zählt einen Punkt und dazu kommen noch die Punkte für das Aussteigen. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt und sollte Gleichstand herrschen werden die nächstkleineren Pferche gewertet, bis ein Sieger feststeht.

 

Wenn sich nur zwei Spieler zu diesem Spiel einfinden, dann gibt es die Variante, dass jeder Spieler zwei Farben bekommt. Am Ende des Spieles zählt jedoch wiederum nur der größte geschlossene Pferch und die Aktion Aussteigen findet nicht statt. Interessant, aber leider noch nicht gespielt, finde ich die Variante der Redaktion. Das Spiel endet mit dem Aussteigen des dritten Spielers sofort und die Anzahl der Schaf im größten Pferch wird mit der Anzahl aller seiner geschlossenen Pferche multipliziert. Damit kann es auch Sinn machen, kleine Pferche zu gründen, denn oft kann man im Spiel gar nichts anderes tun.

 

Auf Grund der kurzen Spieldauer und des flüssigen Ablaufs kann ich es empfehlen. Ob allerdings Siebenjährige den taktischen Hintergrund verstehen, wage ich zu bezweifeln. Allerdings kann man auch nur Pferche bauen und wer den größten hat gewinnt, das kann man aber auch mit Fünf- und Sechsjährigen spielen. Für mich hat das Spiel sehr großen Unterhaltungswert und wird sich sicherlich auf meiner „Mitbringgeschenkeliste“ einfinden.

 

Die Regel läßt mit der einen oben erwähnten Unklarkeit ansonsten keine Fragen offen, ist auch mit großer Schrift versehen und gut lesbar. Die angeführten Beispiele tun das übrige, um nicht ein Regelstudium daraus zu machen. Die am Ende der Regel erwähnten taktischen Hinweise und Tipps tragen dazu bei, dass auch die erste Partie keine Lernstunde wird, sondern ein schönes Spiel. Was man sich von diesem Spiel auf keinen Fall versprechen darf, ist ein taktisches Legespiel wie Carcassonne. Ich habe zwar einige Parallelen gefunden, aber es ist eigenständig, wenn auch nicht so anspruchsvoll. Wenn man die Regeln liest, wird einem der Eindruck vermittelt, dass hier Taktik und Strategie gefragt ist. Durch den Glücksfaktor der zu ziehenden Plättchen wird dies aber auf ein Minimum reduziert. Ein schönes Spiel für Familien, aber auch ein Einstiegs- oder Abschlußspiel für einen Spieleabend, dort kann ich mir „Meine Schafe Deine Schafe“ gut vorstellen.