UNSERE REZENSION

 

OLYMPUS

STÄDTEBAU MIT GÖTTERGUNST

 

Wieder einmal sind wir im antiken Griechenland, am Höhepunkt der Ära der Stadtstaaten und die Spieler stehen an der Spitze einer antiken griechischen Polis (Stadt) und brauchen die Hilfe der Götter um ihre Stadt zu entwickeln.

 

Endlich habe ich, als italienischer Spieler, die Gelegenheit, ein Spiel aus Italien für ein Spielemagazin aus Österreich in englischer Sprache zu besprechen; das ist wirklich etwas besonderes, und für auch ein wenig schwieriger als sonst, unparteiisch zu bleiben, aber das Spiel ist GUT und daher wird es mir nicht schwerfallen.

 

Die Autoren – Andrea Chiarvesio und Luca Iennaco – sind in unserem Hobby schon als die Autoren von Kingsburg und den diversen Erweiterungen dazu bekannt, aber sie haben auch noch weitere Spiele auf ihrer Erfolgsliste, also dürfen wir uns ein gut ausgetestetes Spiel erwarten.

 

Ich möchte mit der Feststellung anfangen, dass Olympus ein Strategiespiel ohne jeden Zufallsfaktor ist, auf der Basis des bekannten Worker Placement Mechanismus, man muss die beste Art finden, seine Ressourcen zu managen um durch das Errichten von Spezialgebäuden möglichst viele Siegpunkte zu erzielen. Klingt kompliziert? Nun, das ist sicher kein Spiel für Familien oder für Gelegenheitsspieler, man muss sich schon ordentlich anstrengen, wenn man dieses Spiel gewinnen will. Zum Glück ist Olympus auch sehr interaktiv, so dass man nie einfach dasitzen und warten wird, dass die anderen ihren Zug beenden. Alles in allem ist Olympus ein sehr herausforderndes „Kartenspiel“ für erfahrene Spielexperten.

 

Wenn man die Schachtel aufmacht, findet man einen Plan mit 10 Göttern und ihren Eigenschaften samt ihrer Heimat, dem namensgebenden Berg Olymp. Dazu kommen noch drei Sätze von bunten Holzwürfeln als Ressourcen Getreide, Wild und Fisch.

 

Jeder Spieler bekommt einen kleinen Plan, seine Polis, mit sechs verschiedenen Leisten um den Fortschritt in Kultur, Bevölkerung, Armee und den erwähnten Ressourcen zu markieren. Dazu kommen 5 Priesterfiguren, ein Satz Karten mit verschiedenen Gebäuden, die man in der Polis bauen kann, und 7 farbige Scheiben mit denen man die Fortschritte in der Stadt markiert. Die Leisten für Kultur, Bevölkerung und Armee haben Barrieren eingebaut, die man nur mit den nötigen Gebäuden überwinden kann, zum Beispiel muss man die Schule gebaut haben, um Level 5 in Kultur zu erreichen, und die Kasernen, für Level 4 der Armeen.

12 spezielle Gebäudekarten liegen am Olymp, diese stehen allen Spielern zur Verfügung und liefern spezielle Möglichkeiten für die Besitzer.

 

Ein Startspieler wird bestimmt und los geht’s!

 

Ein Zug besteht aus zwei Phasen:

ANBETUNG, man setzt seine Priester zu den Göttern und nutzt dann die Gunst, die diese Götter der Stadt erweisen.

Verwaltung, man überprüft den Zustand der Stadt, kassiert Tribut, erwirbt neue Priester und nutzt die Eigenschaften mancher Gebäude.

Danach beginnt ein neuer Zug und ein neuer Startspieler wird bestimmt.

 

Offensichtlich ist die Anbetungsphase das Herzstück des Spiels, jeder Spieler beginnt mit 3 Priestern, aber 2 zusätzliche können unter bestimmten Bedingungen erworben werden. Jedem Gott sind zwei FELDER zugewiesen. Das erste heißt Alpha und kann nur einen Priester aufnehmen und nur eine Art Gunst erweisen, das zweite namens Beta kann mehr als einen Priester aufnehmen, aber die Gunst fällt geringer aus.

 

Der aktive Spieler beginnt eine Anbetungszeremonie und schickt einen seiner Priester aus der Polis in die Alpha Zone seiner Wahl. Möchten die anderen Spieler denselben Gott anbeten müssen sie das sofort tun darauf verzichten, denn jeder Gott kann nur einmal pro Runde angebetet werden, sie setzen ihn in den Beta-Bereich des Gottes. Danach erhalten alle Spieler, die den Gott anbeten, sofort dessen Gunst.

 

Die Gunst der Götter ist sehr unterschiedlich:

RESSOURCEN: Man kann DEMETER (Getreide) oder ARTEMIS (Wild) oder POSEIDON (Fisch) wählen. Wer in Beta steht, kann man seinen Marker ein Feld auf der entsprechenden Leiste vorwärts ziehen ODER die auf der Polis angezeigte Anzahl Ressourcen produzieren, das heißt aus dem Vorrat nehmen. Steht der Priester in Alpha, macht man beides, markieren und produzieren.

Wer HERA wählt, kann in Alpha zwei verschiedene Ressourcen markieren oder produzieren, in Beta nur eine.

KULTUR: Wer bei ATHENE steht, vermehrt seine Kultur um zwei Schritte in Alpha und um einen in Beta. Kultur ist sehr wichtig, denn man braucht sie um die besten Gebäude aus dem eigenen Vorrat oder aus dem Angebot am Olymp zu bauen, außerdem bekommt man einen weiteren Priester, wenn man Stufe 8 erreicht.

BEVÖLKERUNG: Für die Wahl von APHRODITE, der Göttin der Liebe, erhöht man nicht unerwartet seine Bevölkerung um 2 in Alpha und um 1 in Beta.

KRIEG: Wählt man Alpha bei ARES, hat man mehrere Möglichkeiten. Man kann entweder den Militärmarker zwei Schritte versetzen oder man kann in nur einen Schritt ziehen und einen Krieg erklären oder man kann zwei verschiedenen Gegnern den Krieg erklären. Steht man in Beta, kann man nur einen Schritt ziehen oder einen Krieg erklären. Hatten alle Spieler die Möglichkeit, einen Priester zu Ares zu setzen, werden resultierende Kriege erklärt und abgewickelt: Der Angreifer wählt einen Gegner. Beide addieren ihre jeweilige Militärmacht laut Polis und die Boni aus Gebäuden; erzielt der Angreifer die höhere Summe gewinnt er den Krieg und nimmt dem Verteidiger die Anzahl Rohstoffe ab, die der Differenz der beiden Summen entspricht.

GEBÄUDE: Wer bei HEPHAISTOS in Alpha steht, kann bis zu Gebäude kaufen, nur eines in Beta. Man nimmt die Gebäude aus dem eigenen Deck oder vom Olymp und bezahlt die auf den Gebäuden angegebenen Ressourcen und legt die neuen Gebäude vor sich aus. Achtung! Jedes Gebäude benötigt einen bestimmten Wert an Kultur auf der Leiste um es nutzen zu können, also immer schön die Kultur im Auge behalten!

SONNE/EPIDEMIEN: Wenn man Alpha bei APOLLO wählt, kann man sich zwei Siegpunkte notieren oder nur einen Siegpunkt notieren und eine Epidemie erklären, von der man selbst nicht betroffen ist. Auf dem Beta-Feld kann man nur entweder einen Siegpunkt nehmen oder eine Epidemie erklären. Epidemie ist eine ziemlich bösartige Sache, da sie 1/3 der Bevölkerung eliminiert, daher muss man die verfügbaren Priester der Gegner im Auge behalten und wenn man befürchtet, dass eine Epidemie kommen könnte, ist es besser sie selbst hervorzurufen und Apollo zu wählen, bevor man keine Priester mehr hat.

ZEUS: Wer ZEUS bevorzugt, kann sich im Alpha-Feld zwei und im Beta-Feld eine der vorher genannten Aktionen aussuchen.

 

Nun wird der Nächste aktiver Spieler, wählt einen noch freien Gott usw., bis alle Spieler ihren Vorrat an Priestern verbraucht haben. Danach beginnt die Verwaltungsphase. Diese ist schnell gespielt, alle Spieler müssen

- überzählige Ressourcen abwerfen, man darf nur fünf in der Polis haben

- alle Marker, die höher als der Bevölkerungsmarker stehen, auf Höhe des Bevölkerungsmarkers reduzieren

- eventuell Auswirkungen ihrer Gebäude abwickeln

- ihre Priester aus den Tempeln zurücknehmen, und bei Erreichen bestimmter Stufen einen zusätzlichen Priester aus dem Vorrat nehmen (Bevölkerung Stufe 6 oder Kultur Stufe 8)

- und schließlich noch eine RUHMESKARTE für jede Leiste nehmen, in der man als Erster das Ende erreicht.

 

Das Spiel endet, wenn die vierte Ruhmeskarte vergeben wird. Die Spieler bestimmen nun den Siegpunktwert ihrer Stadt: Der Wert jeder Leiste wird abgerundet halbiert und mit den Siegpunkten aus den ausliegenden Gebäuden summiert. Wer die insgesamt höchste Summe erreicht, gewinnt.

 

OLYMPUS ist ein interessantes Spiel, sehr interaktiv und voll bösartige Tricks, daher empfehle ich es nur für erfahrene Spieler. Nach mehr als 20 Partien in unserer Gruppe haben wir noch immer keine sichere Strategie für den Gewinn gefunden, und daher gefällt uns das Spiel so gut. So haben wir zum Beispiel in der ersten Partie alle versucht, so viel Bevölkerung und Ressourcen wie möglich zu kaufen, und haushoch gewonnen hat derjenige von uns, der in Kultur investiert hat und die mächtigen Olympus-Gebäude gekauft hat. Dann haben wir uns natürlich in den nächsten Partien alle auf die Olympus-Karten gestürzt, aber gewonnen hat derjenige der beharrlich und konstant seine Markier auf den Polis-Leisten vorwärts bewegt und gar keine Olympus-Karten gekauft hat! Von da an haben wir dann alle unsere eigenen Strategien ausprobiert und normalerweise ist die Entscheidung erst in der allerletzten Runde gefallen.

 

Eine “sichere” Strategie für erste Partien könnte sein, anfangs Kultur, Bevölkerung und Armeen zu sammeln, bevor man sich den Ressourcen und den Gebäuden widmet. Aber man muss immer daran denken, den Olymp im Auge zu behalten um entweder Athene für einen Fortschritt auf einer Leiste zu bekommen oder Aphrodite für zwei Ressourcen sooft man einen Priester zu ihr schickt.

 

Der Wettbewerb wird mit jeder Runde intensiver und schmutzige Tricks wie Epidemien oder Kriege kommen ins Spiel, vor allem wenn ein Spieler mehr Fortschritte macht als die anderen. Wenn es überhaupt einen negativen Punkt in Olympus gibt, dann den, dass es zu viele Gebäude gibt und dass man nur wenige davon nutzen kann; es braucht Zeit um zu planen was man tun will und man ist immer damit beschäftigt zu schauen was die Nachbarn planen und man muss sich sorgfältig überlegen welche Ressourcen man selbst braucht und auch darauf achten, was der Gegner sammelt, das gibt Information darüber, was er zu bauen plant. Und wenn man die notwendigen Ressourcen nicht zusammenbekommt, nun, warum nicht einen Priester zu Ares schicken um so viele Ressourcen wie möglich von einem unvorsichtigen Nachbarn zu erobern.

 

Die Epidemie ist ein ganz spezieller Trick – hat man als Letzter noch einen Priester übrig, kann man ihn zu Apollo schicken und eine Epidemie ausrufen, gegen die sich niemand wehren kann, weil keiner mehr einen Priester übrig hat. Man selbst ist immun, aber alle anderen verlieren 1/3 ihrer Bevölkerung und dass kann für die Ressourcen und Armeen eine Katastrophe bedeuten, da diese dementsprechend reduziert werden müssen. Geht zum Bespiel die Bevölkerung von Level 6 auf Level 4 zurück, muss man alle anderen Leisten – ausgenommen Kultur – ebenfalls auf Level 4 reduzieren. Wie schon erwähnt, die einzige Möglichkeit sich dagegen zu wehren, ist, den Apollo-Tempel vor den anderen zu erreichen; man selbst ist sicher und die meisten Spieler werden mitgehen um die Epidemie zu vermeiden und so einen wertvollen Priester verbrauchen.

 

Wenn nur erfahrene Spieler spielen, ist das Spiel wirklich ausgewogen, aber die Spielzeit erhöht sich auf 150 bis 180 Minuten. Niemand will übereilt entscheiden und jeder Gebäudekauf muss akkurat geplant und umgesetzt werden, da man eine Kette von Aktionen wählen muss bevor man jemand zu Hephaistos geht.

Nun, und hier haben wir einen anderen bösartigen Trick: Gehen Sie sofort zu Hephaistos wenn die anderen nicht genug Rohstoffe haben um ein Gebäude zu bauen – Sie werden vielleicht nur eines bekommen, aber ihre Gegner gar nichts.

 

Alles in allem ein ausgezeichnetes Spiel, das man immer und immer wieder spielen will – Rache schmeckt am besten kalt und Olympus ist eine tolle Möglichkeit, um das zu tun!

 

Spieler: 3-5

Alter: 12+

Dauer: 120+

Autor: Andrea Chiarvesio, Luca Iennaco

Grafik: Antonio Dessì

Preis: ca. 60 Euro

Verlag: Stratelibri 2010

Web: www.stratelibri.it

Genre: Ressourcen Management

Zielgruppe: Für Experten

Version: multi

Regeln: en it

Text im Spiel: ja

 

Kommentar:

Bekanntes Thema * Dauernde Planung und Beobachtung nötig * kein Zufallselement

 

Vergleichbar:

Civilization für das allgemeine Thema und Bedingungen, um eine Stufe zu überschreiten, Perikles für den Konflikt der Stadt-Staaten

 

Andere Ausgaben:

Olympus, Fantasy Flight Games

 

Meine Einschätzung: 7

 

Pietro Cremona:

Ein Spiel, das einen immer in Atem hält, eine Herausforderung für geübte Spieler, bei der man vorausplanen muss und alle Aktionen optimieren

 

Zufall: 0

Taktik: 3

Strategie: 3

Kreativität: 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis: 1

Kommunikation: 1

Interaktion: 3

Geschicklichkeit: 0

Action: 0