Das Spiel:

ORCz

 

2-4 Spieler

ab 12 Jahren

ca. 30 min

 

Fantasy Flight Games

 

Die Besprechung:

Bernhard Petschina

 

Die WIN Wertung:

* S P III U A 4 (2-4) m

 

Die Autoren:

Christian T. Petersen

Greg Benage

 

ORCz

 

Es gibt keine bösen Orks! Es gibt nur liebe, arme, unschuldige Orks, die durch ungünstige Umstände zufällig in schlechte Gesellschaft geraten sind. Das war schon bei Tolkien´s Herr der Ringe so, wo sich der Oberschurke Sauron der mutigen und tapferen Kämpfer bediente, und so ist es auch wieder bei ORCz, wo der Darklord Llovar 3-4 Ork-Stämme in einen Kreig gegen die Menschen, Zwerge und Elfen führt.

 

ORCz erlaubt uns allerdings einen Blick hinter die Fassade des Bösen zu werfen. Llovar, der einzig wirklich Böse hier, hat auf den 4 Schlachtfeldern je nach Stärke der Feinde eine Prämie für den Ork-Stamm ausgesetzt, der die meisten Krieger in die Schlacht führte. Außerdem darf der Sieger noch eine kleine Prämie für die beste Unterstützung vergeben. Da Gold und Reichtum nur für die wirklich Bösen von Bedeutung ist (und wir haben ja schon festgestellt, dass Orks nicht wirklich böse sind) und da auch gerade ein kleineres Überangebot an Goblin-Sklaven herrscht, wird von Llovar die Prämie in Form von Sklaven ausbezahlt.

 

Viel wichtiger aber als die Sklaven ist es den Orks den Mut und die Ehre des eigenen Stammes unter Beweis zu stellen, und das mit allen Mitteln. So etwas geht natürlich am Besten in einem fairen Wettkampf! Und weil sie gerade wegen diesem bösen Llovar beim Kämpfen sind und kämpfen zufälligerweise ihre Lieblingsbeschäftigung ist (abgesehen vom Häkeln von Tischdecken – aber das ist nur ein unbestätigtes Gerücht), werten sie deshalb 4 Runden auf den Schlachtfeldern, so dass jeder mal vorne weg gehen darf. Weil sie ja so fair sind! Und mutig! Und tapfer!

 

Da es nicht leicht ist eine Horde von mutigen und tapferen Kämpfern in die Schlacht zu führen herrschen bei den Orks strikte Regeln, wie sie zur Schlacht schreiten: Reihum stellen sich immer je zwei Einheiten von einem Stamm (jeder Stamm verfügt über 4 Fußtruppen, 3 Kavalleristen und 3 Bogenschützen.) in einer ordentlichen, geraden, sauberen Zweierreihe bei einem der 4 Schlachtfeldern an. Und da die Orks auch erfahrene Kämpfer sind, tarnen sie immer eine der zwei Einheiten, so dass niemand weiß, was das für ein Trupp ist. Ja, und traditionsbewusst sind die Orks auch, denn es ist ihnen seit jeher nicht erlaubt 2 Bogenschützen oder 2 Reiter nebeneinander in die Schlacht zu führen. Wieso, das weiß niemand mehr, es wird schon irgendeinen Grund haben.

 

Sie stellen sich also für die Schlacht in einer geordneten Zweierreihe an, aber die ganz vorne wissen leider nicht, ob schon alle da sind und wann es wirklich losgeht. Und so liegt es an den hintersten Truppen das Zeichen für den Angriff zu geben. Habe ich schon erwähnt, dass Orks wirklich mutig und tapfer sind? Und habe ich schon erwähnt, dass Orks wirklich alles tun würden um die Ehre des Stammes in einer Schlacht erfolgreich unter Beweis zu stellen? Kaum dass also alle für die Schlacht Aufstellung genommen haben passiert es, dass das Zeichen für den Anfang der Schlacht, ein freundschaftlicher Klaps mit dem Knüppel, etwas stärker ausfällt und es so zu einem ersten Scharmützeln in der hintersten Reihe kommt (Orks sind ja nicht dumm! Sie und wir wissen ja schon, dass der Stamm mit den stärksten Einheiten die Sklaven als Belohnung bekommen und es ist hier unauffällig möglich die Stärke der anderen etwas zu dezimieren).

 

Diese kleinen Auseinandersetzungen in den hintersten Reihen laufen sehr schnell ab. In der Zweierreihe greift jeder (aber nur wenn er will) die Einheit direkt vor sich an und hier gewinnen Fußtruppen über Reiter, Reiter über Bogenschützen und Bogen über Fußtruppen. Bei gleicher Art entscheidet die Stärke. Bei gleicher Stärke steht es unentschieden. Alle besiegten Truppen müssen das Schlachtfeld verlassen und dürfen so auch an der Schlacht gegen die Menschen nicht mehr teilnehmen! Wenn beide Kämpfe für eine Seite erfolgreich waren, so bekommt sie von der anderen Seite einen Sklaven und kann sich entscheiden ob das nächste Truppenpaar angegriffen wird.

 

Ja, und wenn das Zeichen für den Kampf irgendwann in der vordersten Reihe angelangt ist, dann kann die Schlacht auch losgehen, aber das ist für die Orks nur eine kleine Formsache: Sie sind ja mutige und tapfere Kämpfer, und wenn ihre Stärke 4 Mal die Stärke der Menschen und ihre Freunde erreicht hat, dann besiegen sie diese auch am Schlachtfeld. Wenn allerdings die Anzahl der Orks etwas zu gering ist (Infolge der kleineren Scharmützeln in den eigenen Reihen), dann ist die Schlacht für sie aussichtslos und sie stehlen sich unauffällig davon. Llovar sieht diese Situation natürlich nicht sehr gerne und so müssen die Stämme bei einer Niederlage ihm etliche Sklave wieder zurückgeben.

 

Orks sind nicht nur eine anonyme Masse an Krieger, jeder Stamm verfügt auch über drei individuelle, hervorragende Einzelkämpfer. Die Namen von diesen sind zwar den Orks bekannt, sie werden aber trotzdem nur ehrfurchtsvoll „Held“, „Schamane“ und „Spion“ genannt. Bei dem Wettkampf um die Ehre des Stammes darf jeder von ihnen allerdings nur einmal eingesetzt werden. Es geht ja auch um die Ehre der Stämme und nicht die Ehre von einzelnen Orks!

 

Der Held und der Schamane mischen sich (meist getarnt) in die Zweierreihe vor einem Schlachtfeld. Sollten sie im Zuge des Kampfbeginnes angegriffen werden, so regelt der Held eine Meinungsverschiedenheit immer gütlich. Er greift natürlich auch nicht die vor ihm stehenden Truppen an. Das macht der Schamane auch nicht und sollte er angegriffen werden, so tritt er freundlicherweise mit seinem Truppenpartner zur Seite, so dass die Truppen vor ihm angegriffen werden (Auch wenn das Truppen vom angreifenden Stamm sind). Der Held ermöglicht es auch weiters einmal auf einem Schlachtfeld unabhängig von der Stärke der Menschen einen Sieg über diese zu erringen. Der Schamane kämpft selber zwar nicht, aber er spornt seinen Truppenpartner in der Zweierreihe zu doppelter Leistung an. Natürlich können Held und Schamane nicht gemeinsam nebeneinander sich bei einer Schlacht anstellen. Ja und der Spion darf einmal sich einen getarnten Trupp ansehen.

 

Das ganze Geschehen ist für die Orks natürlich eitler Sonnenschein, weil sie ja mutig und tapfer sind und so gerne kämpfen, aber leider ist das Wetter nicht immer eitler Sonneschein und so tritt am Beginn jeder der vier Runden noch ein Ereignis ein: So kann es vorkommen, dass infolge von Unwetter Bogenschützen nicht über Infanterie siegen oder dass infolge vom zerklüftetem Gelände die Reiter die Bogenschützen nicht erfolgreich angreifen können. Es kann aber auch vorkommen, dass Llovar infolge von Gemütsschwankungen die Prämie für die ein oder andere Schlacht verändert, oder dass Schamanen an einem Schlachtfeld nicht teilnehmen wollen, oder, oder, oder, es kann ja so viel passieren! Auf jeden Fall wird durch diese Ereignisse jeder Wettkampf doch etwas anders als der vorherige.

 

Etwas habe ich noch vergessen zu erwähnen: Orks können es einfach ums Verrecken nicht ausstehen, wenn sie in die Schlacht ziehen wollen und sie müssen lange warten, nur weil der Anführer eines anderen Stammes sich nicht entscheiden kann, welche Truppen er einsetzt. Und so passiert es ihnen immer wieder, dass folgender Fluch über ihre Lippen kommt: „Gnorish vor kladden imtach, hadick vor lotten, ab zamock vor nuamsh!“ - frei übersetzt bedeutet das so etwas wie „Du bist so langsam wie ein Zwerg, so feige wie ein Elf und so unbeholfen wie ein Mensch!“ Sollte ein Ork-Führer diesen Fluch zur Gänze ausgesprochen haben und der andere Anführer hat noch immer keine Truppen in die Schlacht geschickt, dann verlangt es die gute Sitte, dass dieser langsame, feige und unbeholfener Anführer dem verärgerten einen Sklaven zahlt!

 

So schaffen es diese mutigen und tapferen Orks immer wieder in kurzer Zeit den ehrenhaftesten Stamm unter ihnen zu küren. Es ist nicht leicht für uns Menschen, sich in die Denkweise eines Orks hineinzuversetzen. Ich hoffe ich habe ein möglichst deutliches Bild über die Gemütswelt der Orks hier entworfen. Man muss sich wirklich wie ein Ork fühlen um diesen Wettstreit um die Ehre des Stammes verstehen und leben zu können, aber dann ist es auch so, dass es nicht bei einem einzigen Wettkampf bleibt. Ja und Orks sind wie gesagt nicht wirklich böse, sie geraten nur viel zu oft in schlechte Gesellschaft!