Formula Dé

 

Formula De (Formule De)

von Laurent Lavaur und Eric Randell

Eurogames (Ludodelire), 1997

 

Anläßlich der Neuauflage dieses Spiels bei Eurogames ist Dagmar

aufgefallen, daß zu diesem Spiel noch nie eine Besprechung im WIN erschienen ist. Nun habe ich mir in letzter Zeit einige der Erweiterungsspielpläne von ihr ausgeborgt, und daher habe ich jetzt die Ehre, Versäumtes nachzuholen.

 

Formula De ist ein Sportspiel, das die Formel 1 zum Thema hat, d.h. es geht um Autorennen. Außerdem ist es auch noch ein Würfelspiel, da die Zugweite der Rennwagen durch Würfeln bestimmt wird. Aber ganz so einfach ist es auch wieder nicht, wie ihr gleich lesen werdet.

 

Bevor wir zu sehr ins Detail gehen, sollten wir uns einmal anschauen, was uns erwartet, wenn wir die Schachtel öffnen. In der alten Ausgabe von Ludodelire war ein zwanzigseitiger Würfel, 1 Spielplan (Monaco/Monte Carlo in der französischen Originalausgabe bzw. Hockenheim in der deutschen Ausgabe), 10 Rennwagen in 5 Farben, 10 Spielfiguren in den entsprechenden Farben (als Schaltknüppel), 5 kleine Aufkleber, um die Autos eines Teams unterscheiden zu können und eine größere Anzahl von Formularen, auf denen der Zustand der Rennwagen notiert wird. Da Ludodelire aber, wie den meisten von euch sicher bekannt ist, in Konkurs gegangen ist, wird diese Ausgabe wohl nur noch auf Flohmärkten zu bekommen sein.

 

Öffnet man die Schachtel der neuen Auflage von Formula De, fallen einem sofort die sieben in Form und Farbe verschiedenen Würfel auf (ein schwarzer Zwanzigseiter mit den Zahlen 1 - 20 als Schadenswürfel und jeweils einer für die Gõnge 1 bis 6). Der Spielplan wurde in der neuen Auflage kleiner gefaltet und ist jetzt außerdem doppelseitig bedruckt (auf der einen Seite mit Holland/Zandvoort, auf der anderen Seite eine Überarbeitung von Monte Carlo). Die Autos haben in der neuen Ausgabe leuchtendere Farben, und die Spoiler sind umsteckbar, so kann man sie in beliebigen Farbkombinationen zusammenbauen. Für Rennen über 1, 2 oder 3 Runden gibt es jeweils eigene Verwaltungsformulare. Auch die Spielregel wurde überarbeitet

und ist um einiges präziser als die des Originals. Von Ludodelire gab es außerdem noch einige der bekanntesten Formel 1 Rennstrecken als zusätzliche Spielpläne zu Formule De. Das Endziel war wohl, den Spielern die Möglichkeit zu geben, eine komplette Rennsaison der Formel 1 mit ihrem Spiel nachvollziehen zu können. Auch Eurogames hat angekündigt, regelmäßig zusätzliche Pläne (beidseitig bedruckt; jeweils eine neue Rennstrecke auf der einen Seite und ein Nachdruck einer schon von Ludodelire veröffentlichten auf der anderen Seite) auf den Markt zu bringen.

Die Rennstrecken auf den Spielplänen sind, den Streckenverlauf betreffend, sehr naturgetreu abgebildet. Auch die Grafiken rund um die Strecken geben die Landschaft, in die sie eingebettet sind, sehr gut wieder.

Einige Spielpläne sind durch witzige, landesspezifische Karikaturen aufgelockert. Die Rennstrecken sind immer dreispurig, und die Kurven sind besonders gekennzeichnet, da in den Kurven und Schikanen eine bestimmte Anzahl von "Stops" eingelegt werden muß. Außerdem sind in den Kurven alle Felder mit Pfeilen versehen. Diese Pfeile schränken die Möglichkeit des Spurwechselns in den Kurven ziemlich ein. Nachdem wir nun einen Überblick über das Spielmaterial haben, sehen wir uns nun an, wie Formula De gespielt wird: Bis zu 10 Spieler können sich an einem Rennen beteiligen, sollten weniger Spieler anwesend sein, kann auch mit mehr als einem Auto pro Spieler gefahren werden. Jeder Spieler bekommt also ein oder mehrere Autos und entsprechend viele Schaltknüppel und Formulare für die Buchführung während des Rennens. Auf dem Formular sind die sogennanten Verschleißpunkte (Benzin, Karosserie, Motor, Bremsen, Reifen) bei Verbrauch abzustreichen, und mit dem Schaltknüppel wird der gewünschte Gang angezeigt.

 

In der einfachsten Variante des Spiels wird die Startaufstellung ausgewürfelt, und die Autos werden entsprechend der gewürfelten Reihenfolge auf ihre Startplätze gestellt. Haben sich die Spieler geeinigt, über wieviele Runden das Rennen geführt werden soll, kann es auch schon losgehen. Der Fahrer des Autos auf dem ersten Startplatz beginnt. Am Start muß jeder Fahrer zuerst überprüfen, ob sein Motor abstirbt. Das wird mit dem schwarzen Schadenswürfel gemacht, bei einer 1 bleibt der Wagen liegen und kann erst im nächsten Zug losfahren. Bei einem höheren Ergebnis gelingt der Start, und der Fahrer kann in den ersten Gang schalten. Das wird mit der entsprechenden Spielfigur auf dem Formular des jeweiligen Autos angezeigt. Dann nimmt der Fahrer den Würfel für den ersten Gang zur Hand (der 4seiter mit den Zahlen 1 und 2) um festzustellen, wie weit sein Auto fährt. Nacheinander versuchen nun alle Fahrer ihre Wagen entsprechend ihrer Startreihenfolge zu starten und zu bewegen. Fahrzeuge die am Start liegengeblieben sind, können im nächsten Zug automatisch im ersten Gang weiterfahren, es muß nicht noch einmal mit dem

Schadenswürfel gewürfelt werden.

 

Hat auch der letzte in der Startaufstellung sein Auto gestartet oder es zumindest versucht, kommt als nächstes das in Führung liegende Fahrzeug zum 2. Mal an die Reihe. Entsprechend der Position im Rennen kommen auch die anderen Wagen wieder zum Zug. Die Geschwindigkeit der Fortbewegung wird durch den gewählten Gang bestimmt (1. Gang: 1 - 2 Felder, 2. Gang: 2 - 4 Felder, 3. Gang: 4 - 8 Felder, 4. Gang: 7 - 12 Felder, 5. Gang: 11 - 20 Felder, 6. Gang: 21 - 30 Felder), und es darf immer nur in den nächsthöheren Gang hinaufgeschaltet werden. Da es auf den Rennstrecken aber nicht immer nur geradeaus geht, sondern auch Kurven vorhanden sind, muß zwangsläufig auch gebremst bzw. heruntergeschaltet werden. Das Herunterschalten auf den nächstniederen Gang ist immer möglich. Ist man dadurch noch immer zu schnell, kann man durch Streichen entsprechender Verschleißpunkte um bis zu vier Gänge herunterschalten. Wie schon weiter oben erwähnt, muß in den Kurven eine bestimmte Anzahl an "Stops" eingelegt werden.

 

Diese Zahl ist für jede Kurve am Spielplan extra angegeben. Als "Stop" gilt das Ende der Bewegung. Gelingt es nicht, die erforderlichen Stops in einer Kurve einzuhalten, verliert man Verschleißpunkte (Reifen oder Bremsen). Sollten die vorhanden Verschleißpunkte nicht ausreichen, fliegt das Auto aus der Kurve und scheidet aus.

Die Verschleißpunkte für Benzinverbrauch werden für das Hinunterschalten um mehr als einen Gang benötigt, sollten diese aufgebraucht sein, ist ein Hinunterschalten um mehr als einen Gang nicht mehr möglich. Beendet ein Auto seine Bewegung direkt hinter oder neben einem anderen Wagen, kann es zu einer Kollision kommen, das wird mit dem schwarzen Schadenswürfel festgestellt. Bei einer Eins verliert das gegnerische Fahrzeug einen Verschleißpunkt Karrosserie. Würfelt einer der Fahrer im 5. Gang 20 bzw. im 6. Gang 30, besteht die Gefahr, daß der Motor zu sehr beansprucht wird. Auch das wird wieder mit dem Schadenswürfel festgestellt. Bei 1 - 4 verliert das entspechende Fahrzeug einen Verschleißpunkt Motor. Gleichzeitig müssen auch alle anderen Rennwagen, die sich im fünften oder sechsten Gang befinden, überprüfen, ob sie einen Motorschaden erleiden. Muß während des Rennens der letzte Verschleißpunkt für Motor oder Karrosserie gestrichen werden, scheidet das entsprechende Auto sofort aus.

 

Bei Rennen über mehrere Runden können Boxenstopps eingelegt werden, um die verbrauchten Reifen und je nach Zusatzregel auch andere Verschleißpunkte zu erneuern. Obwohl Formula De eigentlich nur ein Würfelspiel ist und damit der Glücksfaktor sehr hoch, ist es ein spannendes Spiel, das ich sehr gerne spiele. Durch die große Anzahl verschiedener Rennstrecken (14 Stück, davon sind 12 bei Ludodelire erschienen, einer bei Eurogames, und einen habe ich im Internet gefunden, unter www.gamecabinet.com [Nürburgring]) ist es gut möglich, eine Meisterschaft über mehrere Rennen zu fahren. Zusätzlich zu den offiziellen Regeln gibt es einige Varianten (hauptsächlich im Internet), die sich mit der Austragung von Meisterschaften beschäftigen und die noch mehr Realismus ins Spiel bringen sollen.

 

Formula De hat es zwar bis jetzt noch nicht geschafft, in die Hall of Games zu kommen, und die Chancen stehen für ein Spiel dieser Art, vor allem wegen dem Thema, auch nicht besonders gut, aber da es den Konkurs eines Spieleverlages überlebt hat und jetzt bei einem anderen Verlag neu aufgelegt wurde, sollte man es doch zu den besseren Spielen zählen.

Bei Formula De stehen nicht aufwendige strategische oder taktische Überlegungen im Vordergrund, sondern der Nervenkitzel ob man sein Auto trotz aufgebrauchter Verschleißpunkte doch noch ins Ziel bringen kann. Möglichst noch unter die ersten Drei.

WIN-Wertung:

* Fomula De AA UU WWW 2-6 1-2h