UNSERE REZENSION

 

ANTIKE FUNDSTÜCKE

 

PERGAMON

 

SCHMUCK, VASEN, MASKEN

 

Auf der Suche nach einem interessanten Spiel fällt mir das Spiel Pergamon vom Verlag eggertspiele auf. Das Titelbild der braunen Spielschachtel ziert eine in zwei Hälften geteilte goldene Maske.

Die Spielidee lautet wie folgt: „Im Auftrag der Königlichen Museen zu Berlin beginnen im Jahr 1878 die Ausgrabungen im antiken Pergamon. Die Stadt, die in der heutigen Türkei liegt, erlebte ihre Blütezeit etwa 200 vor Christus.“

Die Spieler verkörpern also Archäologen, die wertvolle antike Vasen, Kannen, Armreifen und goldene Masken suchen.

Nach dem Öffnen der Schachtel präsentiert sich folgender Inhalt: 1 Spielplan, 60 Fundstückplättchen, 40 Münzen, 24 Forschungsgeldkarten, 36 Siegpunktplättchen, 1 schwarzer Grabräuber, sowie jede der vier Spielfarben 1 Spielfigur, 1 Erinnerungskarte, 3 runde Markierungsplättchen für Sammlungen (mit den Werten 1, 2 und 3) und 3 eckige Markierungsplättchen für Sammlungen (mit den Werten 1, 2 und 3).

Der Spielplan ist in 3 Bereiche gegliedert, links der Ausgrabungsbereich für 5 Ausgrabungen mit jeweils 4 Feldern, in der Mitte der Kalender, ersetzt Rundenzähler und rechts mit dem Pergamonmuseum.

Vor dem eigentlichen Spielbeginn muss man wie immer einiges vorbereiten: Der Spielplan wird in die Tischmitte gelegt, die 24 Forschungsgeldkarten werden gemischt und als verdeckter Stapel neben den Spielplan gelegt.

Auch die 60 Fundstückplättchen werden gemischt und je 5 werden verdeckt auf jedes der 12 Felder auf den Kalender in der Spielplanmitte gelegt.

Die 36 Siegpunktplättchen werden in 1, 2 und 5 Siegpunkte getrennt und offen auf die entsprechenden Felder auf dem Spielplan gelegt.

Nun erhält noch jeder Spieler das Spielmaterial in seiner Wunschfarbe.

 

Das Spiel dauert insgesamt 12 Runden. Jede dieser Runde besteht aus den Phasen

  1. Fundstücke auslegen
  2. Forschungsgelder verteilen
  3. Fundstücke ausgraben

 

1. Fundstücke auslegen:

Zu Beginn der ersten Spielrunde werden 5 Fundstückplättchen des ersten Kalenderfeldes auf die 5 Ausgrabungen verteilt. Hierfür werden die fünf Fundstückplättchen nach ihrem Alter sortiert. Dabei kommt das älteste Fundstück in die Ausgrabung 5 und das jüngste Fundstückstück in die Ausgrabung 1.

Die Fundstücke werden immer auf das erste freie Feld der entsprechenden Ausgrabung gelegt.

Dies erfolgt generell jeweils zu Beginn jeder neuen Spielrunde- Sollten jedoch aus den Vorrunden in einer Ausgrabung bereits 4 Fundstücke liegen, wird in dieser Grabungsrunde kein weiteres Fundstück dazu gelegt und das daher nicht benötigte Fundstückplättchen in die Spielschachtel zurückgelegt, es wird in diesem Spiel nicht verwendet.

 

2. Forschungsgelder verteilen:

Die obersten beiden Forschungsgeldkarten des Nachziehstapels werden verdeckt neben den Spielplan gelegt. Das Deckblatt der Forschungsgeldkarten kann einen Geldsack oder eine Truhe zeigen. Dies gibt den Spielern einen Hinweis wie viel Geld für diese Runde zur Verteilung kommen könnte. Dabei steht der Geldsack für Forschungsgeldkarten mit 1 bis 4 Münzen und die Truhe für 5 bis 8 Münzen.

Der Startspieler setzt seine Spielfigur auf ein freies Feld auf die Ausgrabungsleiste am oberen Rand des Spielplans. Auf jedem Feld ist angegeben wie viele Münzen der Spieler erhalten kann und in welchen Ausgrabungen er später Fundstücke ausbuddeln darf.

Auch die anderen Spieler setzen nun reihum ihre Spielfigur auf ein Feld der Ausgrabungsleiste.  Das besondere bei diesem Setzmechanismus ist: je weiter links man setzt desto besser können die Grabungsergebnisse und das Einkommen sein, aber als erster darf der Spieler beginnen, dessen Spielfigur auf der Leiste am weitesten rechts steht.

Das bedeutet je weiter rechts man setzt desto weniger Münzen bekommt man und man darf auch nur in den oberen Ausgrabungen buddeln. Dies ist zwar ein Nachteil, aber dafür hat man diese Einkommen eher sicher. Je weiter man links seine Spielfigur stellt, desto größer kann die Ausbeute in Münzen sein, aber genauso kann man hier völlig ohne Münzen zurückbleiben und auch bei den Ausgrabungen kann es passieren, dass ein anderer Spieler bereits die gewünschte Ausgrabung ausführt und man somit nicht die gewünschten Fundstücke erhält.

Nachdem alle Spieler ihre Spielfigur gesetzt haben, werden die beiden Forschungsgelderkarten umgedreht und die beiden darauf abgebildeten Ziffern addiert und diese Summe an Münzen unter den Spielern verteilt.

Dabei nimmt sich der Spieler, dessen Spielfigur am weitesten rechts steht, die Anzahl an Münzen, die der Standort seiner Spielfigur anzeigt. danach nimmt der Spieler, links neben ihm, die entsprechende Anzahl Münzen, danach der dritte usw. Wenn für einen Spieler nicht mehr so viele Münzen vorhanden sind wie sein Standort angibt, erhält er nur die noch vorhanden Münzen, dabei können ein oder mehrere Spieler auch völlig leer ausgehen.

Wenn der letzte Spieler an die Reihe kommt, kann es aber auch dazu kommen dass mehr Münzen übrig bleiben als auf seinem Feld angegeben sind. Er darf sich in diesem Fall alle Münzen aus dem Rundenvorrat nehmen.

 

3. Fundstücke ausgraben:

Nach dem die Münzen verteilt wurden, beginnt wieder der Spieler dessen Spielfigur am weitestes rechts steht. Das Feld auf der Ausgrabungsleiste, auf dem seine Spielfigur steht, gibt vor, in welchen Ausgrabungen er tätig sein darf.

Er darf alle Fundstückplättchen aus der von ihm gewählten Ausgrabungen nehmen, dafür muss er die Kosten bezahlen. Dabei ist nur wichtig um welche Ausgrabung 1 bis 5 es sich handelt. Für die oberste Ausgrabung 1 bezahlt man 1 Münze, für die unterste Ausgrabung 5 bezahlt der Spieler 5 Münzen. Dabei ist es unerheblich ob in diesen Ausgrabungen 1, 2, 3 oder 4 Fundstückplättchen liegen.

Die Fundstückplättchen legt man offen vor sich ab.

Aus mehreren passenden Fundstücken kann der Spieler nun eine Sammlung machen.

Eine Sammlung könnte zum Beispiel aus einem Funkstückplättchen bestehen das auf der rechten Seite den linken Teil einer Kanne zeigt, das zweite Fundstückplättchen muss dann auf der linken Seite den rechten Teil einer Kanne zeigen. Damit die Sammlung aus mehreren Fundstückplättchen bestehen kann, müsste dieses zweite Fundstückplättchen nun rechts zum Beispiel den linken Teil eines Armreifens zeigen. Das dritte Fundstückplättchen müsste links den rechten Teil eines Armreifens zeigen.

Auf den Fundstückplättchen befindet sich rechts unten immer eine Zahl zwischen 1 bis 5.

Wenn so eine Sammlung zum Beispiel aus den oben beschriebenen 3 Fundstückplättchen bestünde und unter dem linken Kannenteil des ersten Fundstückplättchens, eine 3 und vor dem linken Armreifenteil des zweiten Fundstückplättchens eine 4 steht, so könnte der Spieler die Fundstücke in einer Ausstellung im Pergamonmuseum präsentieren und diese hätte einen Wert von 7.

Durch Abgabe von bis zu 3 Münzen könnte der Spieler diesen Wert der Sammlung um 1 Punkt pro Münze erhöhen. In der zwölften Spielrunde darf ein Spieler den Wert seiner neuen Sammlungen mit beliebig vielen Münzen erhöhen.

Der Spieler setzt sein rundes Markierungsplättchen für Sammlungen ins Pergamonmuseum, und zwar auf den Wert, den seine Sammlung inklusive der Münzen erzielt hat.

Bereits vorhandene Sammlungen, die den gleichen oder einen niederen Wert haben, werden durch diese neue Sammlung in ihrem Wert um 1 reduziert.

In den Spielrunden 4, 7, 9 und 12 kommt es zu Wertungen und dabei erhalten die Spieler so viele Siegpunkte wie die kleine gelbe Zahl angibt, die neben jedem Wert einer Sammlung steht. Zum Beispiel erhält jeder Spieler, der eine Sammlung mit den Werten 5 bis 8 hat, 2 Siegpunkte.

Ein Spieler darf in seiner Auslage nicht mehr als 3 Fundstückplättchen liegen haben, die nicht in einer Ausstellung genutzt werden. Hat er mehr als 3 Fundstückplättchen ausliegen, muss er 1 Münze bezahlen. Eine fünfte und sechste Münze verursachen keine weiteren Kosten, aber jeweils weitere 3 unbenutzte Fundstückplättchen kosten 1 Münze.

Sollte ein Spieler seine Ausgrabung beendet haben und allfällige Sammlungen ausgestellt haben, führt der nächste Spieler seinen Spielzug durch.

 

Nach der 12. Runde erfolgt noch eine Schlusswertung. Die Besitzer der drei ältesten Fundstücke, die in einer Sammlung im Pergamonmuseum ausgestellt sind, erhalten noch Siegpunkte. Dabei erhält der Spieler mit dem ältesten Fundstück 3 Siegpunkte, der mit dem zweiten 2 Siegpunkte und der mit dem drittältesten Fundstück 1 Siegpunkt.

Der Spieler mit den meisten Siegpunkten gewinnt.

 

Pergamon ist ein wunderschönes Archäologiespiel, die schöne stimmige Grafik von Klemens Franz vermittelt ein gutes Feeling.

Der interessante Setzmechanismus und die daraus resultierende Verteilung der Münzen bringen jeden Spieler immer wieder ins Grübeln und sorgen für hohen Spielspaß. Durch das Setzen ihrer Spielfigur bieten die Spieler um die Spielerreihenfolge in Phase 2 und 3.

Stefan Dorra und Ralf zur Linde ist es mit dem Bietmechanismus gelungen, jeden Spieler in ein Setzdilemma zu zwingen, das für einen großen Spielspaß sorgt.

Obwohl die verwendeten Mechanismen nicht wirklich neu sind, sind sie jedoch sehr gut mit einander verknüpft und liefern ein spannendes unterhaltsames Spiel.

Aufgrund der gut strukturierten Spielanleitung und der übersichtlich gestalteten Spielelemente kann Pergamon auch weniger Spielgeübten gut empfohlen werden.

Nach meiner Einschätzung kann es gerade noch als gehobenes Familienspiel angesehen werden.

Strategische Überlegungen sind kaum anzustellen, der Taktikfaktor ist jedoch eher hoch anzusetzen, obwohl natürlich auch ein hoher Glückanteil im Spiel vorhanden ist.

Auch der Interaktionsfaktor ist bei diesem Spiel natürlich sehr hoch.

Das Spiel kann auch Vielspielern empfohlen werden, es muss nämlich nicht immer eine stundenlange Spieldauer geben, um ein gutes Spiel abzugeben, und daher rate ich allen sich dieses Spiel unbedingt näher anzusehen.

Fazit: Das Spiel bietet einen sehr hohen Wiederspielreiz und kann vielen als Ergänzung für ihre Spielsammlung empfohlen werden.

 

Spieler: 2-4

Alter: 10+

Dauer: ca. 60 min

Autor: Stefan Dorra, Ralf zur Linde

Grafik: Klemens Franz, Andreas Resch

Preis: ca. 25 Euro

Verlag: eggertspiele 2011

Web: www.eggertspiele.de

Genre: Biet- und Sammelspiel

Zielgruppe: Für Familien

Version: de

Regeln: de en fr

Text im Spiel: nein

 

Kommentar:

Gut strukturierte Spielanleitung * gute Mischung aus Taktik und Glück * anspruchsvolles Familienspiel

 

Vergleichbar:

Troia, König Solomons Schatzkammer / Indiana Jones Auf der Jagd nach den verlorenen Schätzen, Mykerinos

 

Andere Ausgaben:

In Englisch bei Gryphon Games, in Französisch bei iello

Meine Einschätzung:

 

Maria Schranz:

Pergamon ist ein wunderschönes Spiel zum Thema Archäologie, Thema und Mechanismen passen gut zusammen und liefern hohen Wiederspielreiz für Familien genauso wie für Vielspieler.

 

Zufall: 2

Taktik: 3

Strategie: 1

Kreativität: 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis: 0

Kommunikation: 0

Interaktion: 3

Geschicklichkeit: 0

Action: 0