Unsere Rezension

 

Kolonialisierung von Afrika

 

Mombasa

 

Aktienspiel einmal anders

 

Auf der Brettspielmesse in Essen 2015 war es schwierig um Spiele von Alexander Pfister herumzukommen. Zu viele gute Spiele trugen seinen Namen. Das Highlight darunter, zumindest aus meiner Sicht: Mombasa von eggertspiele und Pegasus Spiele.

 

Die Spieler schlupfen in die Rollen von Investoren, als welche sie in Handelskompanien investieren um reich zu werden. Diese werden im Laufe des Spiels um Einfluss Afrika ringen. Wir befinden uns im Zeitalter des Kolonialismus, wobei im Spiel nur der wirtschaftliche Aspekt betrachtet wird. Die damit unweigerlich verknüpften dunklen Aspekte wie Krieg, Ausbeutung und Sklaverei werden nicht thematisiert. Zum Spiel gab es einige Diskussionen um die moralische Vertretbarkeit des Themas Kolonialismus, die an anderen Stellen nachgelesen werden können. In dieser Rezension möchte ich auf diese Diskussion nicht eingehen sondern das Spiel als Spiel, mit dem Fokus auf Spielmechanik und Spielspaß bewerten.

Mombasa läuft über sieben Runden. Kern einer jeden Runde ist die Planungsphase. Die Spieler haben Aktionskarten auf der Hand. Anfangs kann nun jeder Spieler drei dieser Aktionskarten verdeckt auslegen, im weiteren Spielverlauf können bis zu zwei weitere Aktionsslots freigeschaltet werden wodurch dementsprechend mehr Aktionskarten ausgespielt werden können. Was zunächst sehr einfach klingt hat es in sich, denn die Entscheidungen die hier getroffen werden, haben es in sich. Nicht nur wird die komplette aktuelle Runde geplant, auch in den folgenden Runden können kleine Fehler in der Planung noch bereut werden, dazu später mehr.

Nach der Planungsphase, die alle Spieler parallel und gleichzeitig durchführen, kommt die Aktionsphase.

Reihum, beginnend beim Startspieler führen nun alle Spieler Aktionen oder Bonusaktionen durch. Die Aktionen werden durch die gespielten Aktionskarten bestimmt, die Anzahl der Bonusaktionen ist spielerzahlabhängig. Im Grunde stehen die Bonusaktionen allen Spielern zur Verfügung, wer sie zuerst durchführt bekommt sie, allerdings erfordern einige Bonusaktionen gewisse Bedingungen, etwa Mehrheiten bei gewissen ausgelegten Aktionskarten, ausreichen Investment in einer der vier Kompanien oder auch nur das bezahlen von Geld.

 

Grob umrissen können durch die Aktionen und Bonusaktionen auf verschiedene Art und Weise folgende Dinge bewirkt werden:

 

Wer keine Aktion mehr ausführen kann oder will, muss seine Aktionsphase beenden. Dabei darf man einen seiner Ablagestapel zurück auf die Hand nehmen und danach die diese Runde gespielten Aktionskarten auf die ihrem Aktionsslot entsprechenden Ablagestapel legen. Wichtig dabei ist dass die Wahl des Aktionsslot in der Planungsphase bestimmt auf welchen Ablagestapel die Karte gelegt wird. Da jede Runde nur ein Ablagestapel zurück auf die Hand kommt, kann es mehrere Runden dauern bis eine Karte wieder auf der Hand und damit ausspielbar ist.

 

In der Endwertung, nach etwa zwei Stunden Spielzeit werden die jeweiligen Anteile in den Kompanien mit deren Wert multipliziert, die Punkte für Diamanten- und Buchhaltungsfortschritt sowie Bargeld addiert. Wer die meisten Punkte hat gewinnt.

 

Nicht eingegangen bin ich in dieser Rezension darauf wie verschachtelt die verschiedenen Aktionen teilweise sind, denn das würde den Umfang deutlich sprengen. Darin liegt aber ein großer Teil des Reizes des Spiels, wie bei so vielen anderen vergleichbaren Spielen auch. Hinzu kommt die schon angesprochene quasi notwendige weit vorausschauende Planung in der Planungsphase. Dies zusammen führt dazu dass Mombasa am oberen Ende der Komplexitätsskala für Brettspiele einzuordnen ist. Für Gelegenheitsspieler ist Mombasa daher nur bedingt empfehlenswert und auch Vielspieler sollten damit rechnen dass sie mehrere Partien spielen müssen bis sie Mombasa durchschaut haben.

 

Ist die Spielmechanik mal gemeistert kommt einer weiterer Aspekt hinzu, denn Mombasa ist hoch interaktiv. Die Mitspieler und ihre Möglichkeiten müssen stets im Auge behalten werden. Der Kampf um Mehrheiten, hierzu schadet es nicht zu wissen welche Aktionsarten die Mitspieler auf der Hand halten. Der ständige Angst beim Ausführen Aktionen: Welche Aktion mache ich zuerst damit sie mir niemand wegschnappt? Solche Details können viele Punkte in der Endwertung ausmachen. Mombasa verspricht also auch langfristig interessant und abwechslungsreich zu bleiben, zumal es verschieden Strategien zu probieren gilt.

Bei Spielmaterial und Gestaltung haben Verlag und Grafiker gute Arbeit geleistet, einzig zwölf falsch gestanzte Münzen führen zu Abzügen in der B-Note. Die Spielregel ist gut verständlich und vorbildlich gestaltet.

 

Markus Wawra

 

Spieler: 2-4

Alter: 12+

Dauer: 150+

Autor: Alexander Pfister

Grafiker: Klemens Franz, Andreas Resch

Preis: ca. 40 Euro

Verlag: eggertspiele / Pegasus 2015

Web: www.pegasus.de

Genre: Aktien- und Aufbauspiel

Zielgruppe: Für Experten

Version: de

Regeln: de en fr it

Text im Spiel: nein

 

Kommentar:

Innovativer Kartenmechanismus

Viele ineinander verschachtelte Aktionsmöglichkeiten

Sehr interaktiv

Sehr komplex

Schönes Spielmaterial

 

Vergleichbar:

Imperial, Tzolk'in, Dungeon Lords

 

Andere Ausgaben:

Gigamic, R&R Games, uplay.it; angekündigt: Lacerta, LudoSentinel, The Game Master

 

Meine Einschätzung: 7

 

Markus Wawra:

Ich bin immer froh ein Spiel in Händen zu haben das mit einem neuen Mechanismus aufwarten kann. Bei Mombasa habe ich dieses Gefühl, jedenfalls wäre mir kein direkt vergleichbares Spiel bekannt. Der innovative Kartennachziehmechanismus erfordert jedenfalls eine langfristige Planung und da zudem die Aktionen sehr stark ineinandergreifen, erfüllt Mombasa auch meine Ansprüche an eine komplexes abendfüllendes Strategiespiel. Aus meiner Sicht sollte Mombasa in keinem Spielregal fehlen.

 

Zufall (rosa): 1

Taktik (türkis): 2

Strategie (blau): 2

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 2

Kommunikation (rot): 0

Interaktion (braun): 3

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0