Kaffeesäcke lukrativ werten

 

Guatemala Café

 

Lagerhäuser und Arbeiter in die Plantage

 

Als mein Mann und ich im Österreichischen Spiele Museum wieder mal auf der Suche nach einem neuen Spiel sind, findet er das Spiel „Guatemala Cafe“ und fragt mich, ob ich das Spiel ausprobieren möchte. Da es sich um ein Produkt von Eggertspiele handelt und das Spiel „Imperial“ dieses Verlages mir und anderen im Spiele Kreis  ausgezeichnet gefallen hat, stimmte ich zu.

Als mir mein Mann weiters erklärt, das man in diesem Spiel als Plantagenbesitzer Kaffee anbaut ist es um mich geschehen. Als totaler Kaffeefreak – laut meinem Mann bin ich Kaffeesüchtig – muss ich dieses Spiel nun testen.

Das Spiel befindet sich in einer quadratischen Schachtel. Das hübsch gestaltete Titelbild zeigt 2 Frauen die Kaffeesäcke tragen.

Nach dem Öffnen der Schachtel fallen vor allem gleich die beiden großen Spielpläne „Anbaugebiete“ und „Plantagen“ auf. Außerdem enthält die Schachtel 35 Kaffeesäcke, 20 Besitzplättchen in 4 Farben, 45 Arbeiterinnen, 50 Wege, 15 Lagerhütten, 15 Schiffe, 4 Siegpunktanzeiger, 1 Einkäufer, 48 Spielgeldmünzen (in Form von 1, 3 und 5 Centavos) und 1 Beutel.

Im Beutel befinden sich echte Kaffeebohnen, welche für das Spiel nicht benötigt werden, aber für einen leichten Kaffeegeruch sorgen und somit bei Leuten wie mir einen permanenten Kaffeedurst auslösen. Daher gleich vorweg hier ein Tipp der Spieleautoren Inka & Markus Brand, welchen ich bei allen Testspielen angewendet habe. Stellt euch eine Tasse Kaffee bereit, der Geruch könnte auch bei Euch eine entsprechende Entzugserscheinung auslösen.

 

Aber nun zurück zum eigentlichen Spiel. Aufgrund der Größe beider Spielpläne ist zum Spielen ein größerer Tisch erforderlich.

Das Spiel verläuft im Uhrzeigersinn, Startspieler wird der Spieler der am liebsten Kaffee trinkt. Da dies laut meinem Mann immer ich wäre, haben wir in unseren Testspielen den Startspieler immer ausgelost.

Es gibt 2 Spielvarianten. Je nach dem mit welcher Seite man den Spielplan „Anbaugebiete“ offen auf den Tisch legt, spielt man entweder „Ohne Vorgabe der Startaufstellung“ oder „Mit Startaufstellung“.

Die Variante „Ohne Vorgabe der Startaufstellung“ ergibt eine zufällige Verteilung der Lagerhäuser, Arbeiterinnen, Schiffe und Kaffeesäcke.

Bei der Variante „Mit Startaufstellung“ sind die Positionen fixiert. In dieser Rezension werde ich die Variante „Mit Startaufstellung“ beschreiben, für den eigentlichen Spielablauf ist dies jedoch ohne Bedeutung.

Der Spielplan „Plantagen“ wird neben dem Spielplan „Anbaugebiete“ gelegt.

Jeder Spieler wählt eine Farbe und erhält die 5 Besitzplättchen, 15 Centavos und seinen Siegpunktanzeiger, diesen stellt er auf das Feld 0 der Siegpunktleiste auf dem Spielplan „Plantagen“.

1 Kaffeesack wird auf das letzte markierte Feld des Anbaugebietsplanes gelegt, 5 Kaffeesäcke kommen unbesehen in den Beutel, die restlichen Kaffeesäcke werden unter den Spielern verteilt. Die Spieler dürfen ihre eigenen Kaffeesäcke anschauen, für die Mitspieler ist deren Farbe jedoch geheim.

Die Kaffeesäcke stellt jeder Spieler für die anderen Spieler verdeckt vor sich ab.

Auf dem Spielplan „Anbaugebiete“ werden Arbeiterinnen, Lagerhütten, Schiffe und Kaffeesäcke in entsprechenden Farben auf die dafür vorgesehenen Plätze gelegt.

Der Spielplan „Anbaugebiete“ ist in Art einer Tabelle in Spalten und Reihen gegliedert, um diese Tabelle läuft der Einkäufer und steht entweder in einer Reihe oder Spalte der Tabelle. Vor Spielbeginn wird in jedem Feld des Spielplans „Anbaugebiete“ der entsprechende Gegenstand (1 Schiff, 1 Arbeiterin, 1 Lagerhaus oder 1 Kaffeesack) in der vorgesehenen Farbe abgelegt.

Der Spielplan „Plantagen“ ist in 4 Zonen – Hafen und 3 Plantagenbereiche (Grau, Grün und Gelb) unterteilt.

 

Einem Spieler stehen in seinem Zug 2 Aktionen zur Verfügung. Als erste Aktion muss ein Spieler immer den Einkäufer bewegen. Der Einkäufer kann um 1 bis 3 Felder weiterbewegt werden. Durch Abgabe von 2 Centavos darf man den Einkäufer um 4 Felder weiterbewegen.

Als zweite Aktion stehen dem Spieler zwei Spielzüge zur Auswahl – „Teile für den Plantagenaufbau erwerben“ oder „Wertung auslösen“.

„Teile für den Plantagenaufbau erwerben“: Der Spieler darf in der Reihe/Spalte, in welcher der Einkäufer nach dem Ziehen steht, 1 bis 3 Teile für den Plantagenaufbau erwerben und diese auf dem Spielplan „Plantagen“ einsetzen.

Das Einsetzen von Lagerhäusern und Arbeiterinnen muss man bezahlen. Die Höhe der Einsetzgebühr richtet sich danach in welcher der 3 Plantagenzonen man die Arbeiterin oder das Lagerhaus platziert. In der Nähe des Hafens ist das Einsetzen teurer. So kostet das Einsetzen 1 Lagerhauses in der gelben Zone neben dem Hafen 6 Centavos und das Einsetzen einer Arbeiterin 3 Centavos. In der vom Hafen entferntesten grauen Plantagenzone kostet das Einsetzen eines Lagerhauses 2 Centavos und das Einsetzen einer Arbeiterin 1 Centavo.

Wenn ein Spieler Lagerhäuser bzw. Arbeiterinnen einsetzen möchte und sein entsprechendes Besitzplättchen noch nicht auf dem Spielplan „Plantagen“ liegt, muss er dieses nun zuerst dort platzieren. Lagerhäuser können nur auf dem farblich passenden Besitzplättchens des Spielers platziert werden.

Arbeiterinnen können nur auf Feldern eingesetzt werden, die entweder senkrecht oder waagrecht an das farblich passende Besitzplättchen angrenzen oder die senkrecht oder waagrecht an ein Feld angrenzen, auf dem eine gleichfarbige Arbeiterin steht.

Schiffe darf man kostenlos im Hafen einsetzen.

Andere Spieler dürfen ihre Besitzplättchen nicht auf benachbarte Felder legen, sondern es muss ein Mindestabstand gewahrt werden. Dieser Mindestabstand wird in der Spielregel wie folgt beschrieben: „Plantagen der gleichen Farbe dürfen weder senkrecht noch waagrecht aneinander grenzen, weil die Arbeiterinnen immer eindeutig zu einer Plantage gehören müssen. Verschiedenfärbige Plantagen dürfen beliebig aneinander grenzen.“

In unseren Testspeilen führte das öfters zu Diskussionen, da es passieren könnte, dass auch bei einem Einhalten dieses Bauabstandes es ja später zu einem Zusammenschluss käme. Dieser Zusammenschluss ist in der Spielanleitung nicht verboten und in der Regel wird auch nicht auf dieses Problem eingegangen.

In unseren Spielen haben wir diesen Abstand wie folgt ausgelegt: Es muss waagrecht bzw. senkrecht mindestens 1 nicht benutztes Feld zwischen 2 gleichfarbigen Plantagen liegen. Dieses Feld darf von keinem Spieler mit Arbeiterinnen bzw. anderen Gegenständen belegt werden, somit ist ein Zusammenschluss nicht möglich.

Immer wenn ein Spieler 1 Lagerhaus, 1 Arbeiterin oder 1 Schiff von Spielplan „Anbaugebiete“ nimmt, wird ein Weg auf das dadurch freigewordene Feld gelegt. Dies passiert jedoch nur solange Wege vorhanden sind, wenn alle Wege verbraucht wurden, bleibt das Feld nach dem Nehmen eines Gegenstandes frei. Wenn der Einkäufer in einer Reihe/Spalte steht, in der sich ein oder mehrere Wege befinden können diese ebenfalls vom Spieler genommen werden. Wobei jedoch die Obergrenze von 3 Gegenständen weiter nicht überschritten werden darf.

Wege werden vom Hafen zu den Plantagen gebaut, das Bauen von Wegen ist kostenlos.

 

„Wertung auslösen“: Wenn ein Spieler als zweite Aktion einen Kaffeesack aufnimmt, löst er eine Wertung in der Farbe des genommen Kaffeesacks aus. Jedes Lagerhaus mit Arbeiterinnen bringt 1 Siegpunkt pro Arbeiterin. Arbeiterinnen ohne Lagerhaus bzw. Lagerhäuser ohne Arbeiterinnen bringen keine Siegpunkte.

Führt vom Hafen zu der entsprechenden Plantage ein Weg und ist im Hafen ein Schiff dieser Farbe vorhanden so bekommt man für jede Arbeiterin 2 Siegpunkte. Liegen im Hafen 2 Schiffe oder 3 Schiffe dieser Farbe, so steigen die Siegpunkte für jede Arbeiterin auf 3 bzw. 4.

Wenn ein Spieler eine Wertung auslöst, muss er auf das Feld, von dem er den Kaffeesack genommen hat, einen beliebigen eigenen Kaffeesack legen. Ein taktisches Mittel kann auch sein, eine für alle Spieler unbedeutende Wertung auszulösen und dafür einen eigenen Kaffeesack einer Farbe auf den Spielplan „Abbaugebiete“ zu bringen, damit diese Farbe später gewertet werden kann.

Wenn eine Wertung ausgelöst wurde kann ein anderer Spieler diese blockieren. Er muss in diesem Fall einen Kaffeesack der gleichen Farbe auf das leere Kaffeesackfeld legen.

 

Guatemala Café ist ein rein taktisches Lege- bzw. Positionsspiel. Eine längerfristige Strategie kann in dem Spiel nicht durchgehalten werden. In seinen Entscheidungen ist der Spieler von der aktuellen Situation abhängig und kann darüber hinaus kaum weitere Planungen vornehmen. Das einzige längerfristige Planungselement ist das Blockieren von Wertungen bestimmter Farben. Dies nimmt vor allem gegen Spielende rasant zu und es kommt dann kaum noch zu Wertungen. Alle Spieler blockieren gegen Spielende Wertungen von Farben, die anderen Spielern viele Siegpunkte bringen könnten. Es wird von fast allen Spielern solange blockiert, bis sie dazu mangels entsprechender Kaffeesäcke nicht mehr in der Lage sind, daher verkommt das Spiel gegen Ende fast zum Glücksspiel.

Das Spiel endet oft mit einem Sieg jenes Spielers, der die meisten Siegpunkte für eine nicht mehr blockierbare Wertung erhält.

Das Spiel macht zwar Spaß, ist jedoch rechenintensiv. Hat man in der Runde einen Tüftler, kann die Spieldauer ziemlich ansteigen. Auch der Spielspaß wird stark nachlassen, da der Zeitraum, insbesondere bei 4 Spielern, bis man wieder an der Reihe ist, enorm ansteigen kann.

Die Spielanleitungen der letzten Eggertspiele waren alle gut oder zumindest ansprechend. Dies kann man leider von dieser Spielanleitung nicht behaupten.

Die Spielanleitung verfügt kaum über Bilder und ist eher in einem chaotischen Stil verfasst. Leider weist sie auch einige Unklarheiten auf. Es ist zu hoffen, das Eggertspiele eine verbesserte Spielanleitung per Download zur Verfügung stellt. Für den Fall einer weiteren Auflage ist jedoch die Hoffnung auf eine neue Spielanleitung angebracht.

Warum diese Spielanleitung derart schlecht gelungen ist, verstehe ich nicht, da es sich bei dem Spiel ja keineswegs um ein extrem komplexes Spiel handelt. Im Gegenteil, das Spiel kommt meiner Meinung nach sogar eher gut für Wenigspieler in Frage. Nur kann man es auf Grund der mangelhaften Regel leider für Wenigspieler nicht empfehlen, da diese mit dem Regelstudium überfordert wären. Aus diesem Grund bleibt das Spiel der Gruppe mit Freunden vorbehalten.

Zur grafischen Gestaltung muss man anmerken, die Spielpläne, das Titelbild sind sehr hübsch und vermitteln ein gutes Kaffeefeeling. Die Wahl der Farben für die Gegenstände ist leider nicht ganz gelungen, insbesondere bei schlechtem Licht ist eine Verwechslung einiger Farben möglich.

Das Spiel belegte 2006 den zweiten Platz beim Wettbewerb des Hippodice Spieleclub e.V.

Fazit: Die chaotische Spielanleitung und das unausgewogene Spielende verhindern eine wirklich gute Bewertung. Daher ist das Spiel lediglich Kaffeefreaks bzw. Spielern zu empfehlen die eine verwirrende Spielanleitung nicht abschreckt und die eine Wartezeit durch übermäßiges Tüfteln nicht stört.

 

Spieler         : 2 - 4 Spieler

Alter            : Ab 10 Jahre

Dauer          : circa 60 Minuten

 

Autor           : Inka & Markus Brand

Grafik          : Matthias Catrein

Vertrieb        : Huch / Piatnik

Preis            : ca. € 25.00

Verlag          : Eggertspiele 2007

                     www.eggertspiele.de

 

Genre                    : Lege- und Positionsspiel

Zielgruppe             : Spiele mit Freunden

Mechanismen         : Gegenstand nehmen und passend platzieren

 

Strategie                : **

Taktik                    : ****

Glück                    : ******

Interaktion             : ****

Kommunikation      : **

Atmosphäre           : ****

 

Kommentar           :

Chaotische Spielregel

macht Spaß, ist aber rechenintensiv

Unausgewogenes Spielende

Vom Thema her Spiel für Kaffeefreaks

 

Vergleichbar:

Positionsspiele mit Wertungen

 

Maria Schranz:

Schade um ein schönes Spiel, das auch für Einsteiger geeignet wäre, wenn es eine verständliche Spielregel hätte.