Urland

 

von Doris Matthäus & Frank Nestel

Ein Spiel für 3 bis 5 Spieler ab 12 Jahren,

60 bis 90 Minuten

doris & frank, 2001

 

Win Wertung:

* WW S(S) I(I) M U AA  h 90 Minuten

 

Urkontinent vor einigen Jahren: Es gab noch keine Menschen, keine Umwelt-verschmutzung und auf den Landteilen unseres Planeten gab es noch Plätze die es zu erforschen galt. Alle Tiere befanden sich noch im Wasser und es tummelten sich dort unzählige Arten von Fischen. Just zu diesem Zeitpunkt war die Evolution der Meinung, das es an der Zeit wäre, dass die Lebewesen aus dem Wasser gehen und die netten, freundlichen, grün bewachsenen Inseln bevölkern sollten. Das war vor ungefähr 350 Millionen Jahren. Eines dieser Wesen, das da an Land kroch, nennt man Ichtyostega.

 

Essen Oktober 2001: Mittlerweile sind aus den Ichtyostega andere Lebewesen geworden und der Mensch hat auf den Planeten schon vor langer Zeit Einzug gehalten. Wir befinden uns im Ruhrgebiet, genauer in Essen, auf dem Messegelände und es findet die „Spiel 2001“ statt. Auf unserem Weg durch die Hallen kommen wir natürlich auch am Stand von Doris & Frank vorbei und fragen uns, nachdem sie voriges Jahr kein neues Spiel heraugebracht haben, ob sie wohl heuer eines haben. Unsere geschulten Spielernasen haben schon aus weiter Entfernung die Witterung aufgenommen, dass es dort ein neues Spiel gibt. Zielstrebig hingeeilt und siehe da, da liegt es in seiner ganzen Pracht. Urland wird es genannt, ein Strategiespiel, bunt, schön anzusehen, das 10. Spiel von Doris & Frank, so steht es auf der Schachtel. Mit der Überzeugung des Experten, konnte ich es nicht lassen, zu erklären, dass dies offensichtlich der zweite Teil von Ursuppe ist. Ich möchte an diese Stelle ausblenden, da ich niemanden genauer erzählen möchte, welch vernichteten Blick ich von Doris Matthäus eingefangen habe, weil sie natürlich meinen Kommentar gehört hat. Ein berechtigtes schnippisches, „Das ist ein eigenständiges Spiel!“, lies mich verstummen und eine murmelnde Entschuldigung aussprechen. Nun widmen wir uns diesem Spiel mit dem Namen „Urland“.

 

Die Schachtel ist wie bei allen Doris & Frank Spielen sehr eindrucksvoll. Alleine dafür möchte man dieses Spiel schon kaufen. Doris Matthäus hat es wieder einmal in ihrer unnachahmlichen Art des Zeichnens geschafft, die Schachtel grafisch so zu gestalten, dass man am liebsten alle Tiere als Plüsch- und Kuscheltier zu Hause haben möchte. Die Spielidee ist es, die Ichtyostega, kurz Ichtos, aus dem Wasser an Land zu führen und mit Hilfe der verschiedensten Gene die Ichtos aufzuwerten und auf den einzelnen Landteilen bei den Wertungen die Mehrheit zu haben.

 

Der Spielplan besteht aus 5 Wassergebieten, die unteranderem auch durch 3 Inselgruppen voneinander getrennt sind. Die Gruppen bestehen einmal aus 3 Inseln, markiert mit der Zahl 1 bis 3, einmal 4 Inseln, mit der Zahl 9 bis 12 und einmal 5 Inseln mit der Zahl 4 bis 8. Dabei ist noch zu erwähnen, dass 2 Wassergebiete auf je 3 Inseln und 3 Gebiete auf 4 Inseln Zugriff haben und das jede Insel einen Vulkan hat. Jeder Spieler erhält 28 Ichtos seiner Farbe und legt je 3 in jedes der 5 Wassergebiete. Zusätzlich erhält jeder noch 2 Extrazug Chips und die Kärtchen mit der Kurzspielanleitung. Warum bei einem Spiel das bis zu 5 Spieler zulässt nur 4 Anleitungen vorhanden sind, dies können uns wohl nur Doris & Frank erklären.

 

Die 12 Gebietschips, für jede Insel einer, werden gemischt und einer wird gezogen. Auf dieser Insel bricht ein Vulkan aus und die ausfliessende Lava verbindet diese Insel mit der Nachbarinsel. Dies dokumentiert man mit einem eigenen Vulkanplättchen. Der Gebietschip wird aus dem Spiel genommen, er wird nicht mehr gebraucht, da die Insel auf Grund der Verbindung nicht mehr existiert. Von den verbliebenen Chips erhält jeder Spieler 2 und setzt auf jedes Gebiet einen Ichto. Der Spieler mit der höchsten Nummer wird Startspieler und er setzt ein Ichto auf die Zählleiste auf Platz 1, alle anderen nehmen sich die nachfolgenden Plätze, sodass auf jeden Feld nur 1 Ichto steht. Alle mischen ihre Gebietschips und schieben einen zum linken Spieler und einem zum rechten und platzieren auf die soeben erhaltenen ebenfalls einen Ichto. Die Genkarten werden gut gemischt und vier werden offen auf den Tisch gelegt. Alle Chips der noch bestehenden Inseln werden gut gemischt, der Startspieler zieht drei dieser Chips. Danach wird der Panikchip unter die anderen gemischt.

 

Der Spieler mit den drei Chips nimmt sich einen davon und bestimmt damit wo diese Runde gewertet wird. Die beiden anderen werden an den linken Spieler weitergegeben. Der Startspieler und sein linker Nachbar nehmen an diesen Zug nicht aktiv teil, sondern nur die anderen haben die Möglichkeit Ichtos zu platzieren oder zu ziehen. Da jede Runde der Startspieler wechselt, sind immer andere 2 Spieler am Geschehen nicht beteiligt. Die beteiligten Spieler können in ihrem Zug 2 Aktionen ausführen. Man kann ein eigenes Ichto von einem Wassergebiet in ein angrenzendes Landgebiet ziehen. Um seine Ichtos zu vermehren, müssen in dem bestimmten Wassergebiet mindestens 3 vorhanden sein. Für 3,4 oder 5 Ichtos erhalten alle Spieler in diesem Gebiet einen dazu, für 6 oder mehr bekommen sie 2. Es besteht auch die Möglichkeit beliebig viele eigene Ichtos von einem Wassergebiet in ein benachbartes zu ziehen und man kann auch Ichtos von einem Landfeld zurück in seinen Vorrat legen. Durch Einsetzen eines Extrazug Chips kann der Spieler gleich noch zwei Aktionen ausführen. Nachdem alle beteiligten Spieler ihre Aktionen ausgeführt haben wird der Chip des Startspielers aufgedeckt und auf dieser Insel findet eine Wertung statt. Wenn sich auf der Insel verschiedenfarbige Ichtos aufhalten, dann werden die verdrängt = vom Spielplan entfernt, die in der Minderzahl sind. Der Spieler der danach die meisten auf der Insel hat bekommt 3 und die anderen 2 Punkte. Sind vor der Wertung von allen Spielern gleich viele Ichtos vorhanden, dann bekommen alle 2 Punkte und sind überhaupt nur Ichtos einer Farbe vorhanden dann bekommt der Spieler 3 Punkte.

 

Auf der Zählleiste wird immer zuerst der an vorderster Stelle Platzierte bewegt. Besetze Felder werden übersprungen und nicht mitgezählt. Der Chip des soeben gewerteten Gebiets wir auf den Vulkan der Insel gelegt. Der Startspieler wechselt nach links und dieser ergänzt seine Chips, die er vorige Runde erhalten hat, auf 3. Wenn dabei der Panik Chip gezogen wird, fliehen alle Ichtos von der Insel wo die insgesamt meisten vorhanden sind, in ein angrenzendes Wassergebiet. Wenn es mehrere Gebiete mit den meisten Ichtos gibt oder mehrere Wassergebiete als Fluchtmöglichkeit existieren so entscheidet immer der am schlechtesten platzierte Spieler wo die Aktionen stattfinden. Wann immer ein Spieler auf 3 Chips nachziehen möchte und hat nicht die Möglichkeit dazu, weil keine mehr vorhanden sind, dann finden auf den letzten beiden Gebieten Vulkanausbrüche statt. Von den beiden verbleibenden wird eines zufällig bestimmt indem noch einmal gewertet wird und danach brechen beide Vulkane aus. Die Inseln verschmelzen und man entfernt auf dieser Insel, alle Ichtos bis auf eines jeder Farbe. Die beiden Chips kommen aus dem Spiel, die anderen werden vom Spielbrett genommen, gemischt und der Startspieler dieser Runde zieht 3 neue Chips.

 

Das Spiel endet sobald ein Spieler auf der Zählleiste 30 oder mehr Punkte hat. Ausgelöste Wertungen oder Vulkanausbrüche werden noch zu Ende gespielt. Danach bekommt der Spieler mit den meisten Ichtos auf dem Spielplan 3 Punkte und für die meisten an Land 2 Punkte. Hat ein Spieler bereits die 3 Punkte erhalten, dann wird die Landwertung nur an seine Mitspieler verteilt. Wer danach die meisten Punte hat, hat gewonnen.

 

Kommen wir aber zu einem noch sehr wichtigen Punkt, den Mutationen. Auf der Zählleiste befinden sich sogenannte Mutationsfelder. Sie befinden sich auf Feld 12, 16 und 21. Immer wenn ein Spieler eines dieser Felder erreicht oder überschreitet, werden die Gene versteigert. Zu Beginn des Spieles liegen bereits vier offen aus und diese sind nun das Objekt der Begierde. Man nimmt die Ichtos aus seinem Vorrat und verteilt sie geheim auf seine Hände und haltet die geschlossene Hand nach vorne mit der man bieten möchte. Wenn alle Spieler ein Gebot haben muss sich derjenige mit dem höchsten ein beliebiges Gen nehmen. Die Bezahlung erfolgt dadurch, dass der Spieler soviele Ichtos vom Plan zurücknimmt wie er geboten hat plus die Anzahl der Gene die er bereits besitzt. Danach darf der Bieter mit dem zweithöchsten Gebot eines der Gene an sich nehmen oder passen. So verfahren auch die restlichen Spieler. Gene werden abhängig von der Spieleranzahl nachgelegt. Die 11 verschiedenen Gene möchte ich hier nicht beschreiben, die können in der Regel nachgelesen werden.

 

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich diesem Spiel Lob oder Kritik zollen soll. Auf der eine Seite ist die Aufmachung perfekt. Die Grafik begeistert mich jedesmal wenn ich dieses Spiel zur Hand nehmen. Auch die Ausstattung ist gut und ohne Plastik. Das Spiel funktioniert und die Autoren haben den einen oder anderen neuen Mechanismus eingebaut, die das Spiel beleben. Die Regel lässt keine Fragen offen. Auf der anderen Seite, zieht es sich gewaltig. Da man am Anfang als zweiter Spieler, zwei Runden lang nicht an die Reihe kommt, langweilt man sich furchtbar und ist auch noch ein kleinwenig benachteiligt. Ich wurde in bestimmten Phasen des Spieles auch das Gefühl nicht los, das ich gespielt werde. Das Hauptproblem ist aber sicher, das man 2 Runden nicht in das Spielgeschehen eingreifen kann. Man darf sich zwar die Insel aussuchen auf der gewertet wird, das ist aber kein wirklicher Vorteil und die anderen müssen erraten welche Insel es wohl sein kann. Und so plant man das eine oder andere aber der Zufall entscheidet. Wir haben sicher den Fehler gemacht, mit einer vorgefassten Meinung in das Spiel zu gehen. Doris & Frank bürgen für eine bestimmte Qualität bei Spielen und die Aufmachung hat uns verleitet Parallelen zu Ursuppe zu suchen. Ich gebe Doris Matthäus recht, es ist ein eigenständiges Spiel und sie möge mir meine Äusserung verzeihen. Ihr solltet euch eine eigene Meinung bilden, spielt es ohne Vorurteile aber achtet darauf, das ihr eine Sanduhr dabei habt. Denn wenn Tüftler anwesend sind, dann kann aus 2 inaktiven Runden für einen Spieler rasch eine Pause werden, in der man das Abendessen einnehmen kann.