FISCHMARKT – Feilschen und Handeln

 

 

„Wollen wir heute wieder einmal ein neues Spiel versuchen?“, fragt Dagmar, während Maria und ich schon wieder einmal mit Corsari liebäugeln.

Sofort stimmt Walter Dagmar zu: „Ja ich würde zum Beispiel gerne das neue von Clementoni versuchen, dieses FISCHMARKT.“

Sofort starte ich los um Fischmarkt zu holen, während die anderen den Tisch abräumen.

Als ich mit dem Spiel zurückkehre, ist der Tisch schon frei und alle sehen mir erwartungsvoll entgegen. Also stelle ich die orange-braune Schachtel auf den Tisch und setze mich zu den Anderen.

Dagmar schnappt sich sofort die Spielregel und beginnt laut vorzulesen: „ Die Spieler schlüpfen in die Rolle von Fischhändlern. Vier Tage lang handeln sie mit Fischen und hoffen darauf, dass die Ware, die sie erworben haben, jeden Abend einen Abnehmer findet und einen guten Preis erzielt. Vorbereitung…“

Während Dagmar weiter vorliest teilen Walter und ich das Spielmaterial aus. Jeder Mitspieler bekommt einen Sichtschirm, eine Tafel mit den Fischerbooten, zwei Eisblöcke und Münzen im Wert von 50. Außerdem die beiden Kontostandsanzeiger in seiner Farbe, die sofort auf die Wertungstafel in der Mitte gelegt werden um dort einen Kontostand von 50 anzuzeigen.

Der Anleger für die Fischerbote und die drei Kartenstapel mit verschiedenfarbigen Rückseiten kommen ebenfalls in die Mitte.

Nachdem Dagmar mit dem Vorlesen der Regel fertig ist, kann das Spiel beginnen.

Schnell lege ich zu jedem der sechs Fischerboote auf dem Anleger drei Karten dazu, als Maria mich plötzlich unterbricht: „Bei vier Spielern laufen nur fünf der Boote zum Fischfang aus, das letzte Boot kommt nur bei fünf Spielern zum Einsatz.“

Da Maria Recht hat, entfernen wir die Fische vom ganz rechten Boot und decken das Boot zu, um einen späteren Irrtum auszuschließen. Danach werden vier Nachfragekarten aufgedeckt, und jeder Spieler bekommt noch verdeckt eine Preistafel die ihm sagt, um welchen Preis er die Fische am Ende des Tages verkaufen kann.

„Warum stehen da zwei verschiedene Beträge drauf?“, will Maria wissen.

Sofort klärt Walter sie auf: „Es gibt braune und graue Fische, die braunen sind immer zwischen 10 und 20 wert, die grauen immer von 20 bis 30. Aber die Gesamtsumme der beiden ergibt immer 40. Das heißt, wenn ein brauner Fisch 10 wert ist, bekommst du für eine grauen 30.“

Nachdem das geklärt ist, kann das Spiel beginnen.

Nun muss jeder entscheiden, auf welche Fänge er bieten will. Dazu verteilt er das Geld auf die Boote seiner Tafel. Geschützt vor den neugierigen Blicken seiner Mitspieler, nur durch einen völlig unzureichenden Sichtschirm.

Nachdem wir alle unser Geld verteilt haben, werden die Sichtschirme beiseite genommen und die Geldbeträge verglichen.

Wie nicht anders zu erwarten, haben alle für den Fang von August geboten. Denn Augusts Fang besteht aus zwei Hummern, die man immer für 30 verkaufen kann, und einem Wolfsbarsch, der auf drei der vier Nachfragekarten vertreten ist.

Walter erhält den Zuschlag, denn er hat 41 dafür geboten. Wir anderen bekommen unser Geld wieder zu unserem Vorrat zurück.

Danach wird der höchstbietende bei Bertrams Fang ermittelt. Diesmal bin ich mit 19 der Meistbietende. Und bekomme so zwei Seezungen und einen Lachs.

Der Fang von Clemens geht auch an mich, für lächerliche 9 habe ich damit zwei Lachse und einen Kabeljau ersteigert.

Für Dieter haben Maria und Dagmar je 11 geboten, damit wird dieser zurückgestellt und als letztes nochmals zwischen den beiden versteigert.

Als fünftes und letztes Boot geht das von Eberhart in die Versteigerung. Erneut erhalte ich für 13 den Zuschlag. Das sind jetzt ein Lachs, ein Kabeljau und eine Seezunge.

Nun stellen Dagmar und Maria ihre Sichtschirme wieder auf, um ihr Gebot für Dieters Fang zu verbessern.

Jetzt geht der Fang an Maria für 25, während Dagmar ihr Gebot nur auf 17 erhöht hatte.

„Maria, das hast du jetzt viel zu teuer eingekauft. Die beiden Heringe kannst du für je fünf verkaufen und Aal ist nicht gefragt“, versucht Walter seine Frau zu überzeugen.

„Lass mich so spielen wie ich will“, murrt Maria sofort.

Jetzt wird zu den Nachfragekarten eine verdeckte vom Stapel dazugemischt und jeder bekommt eine verdeckt, damit er weiß, was er diese Runde verkaufen kann und dann beginnt die Handelsphase.

Nach Marias zufriedenen Lächeln zu urteilen, ist auf der zusätzlichen Nachfragekarte ein Aal abgebildet.

Ich kann Lachs und Seezunge verkaufen, also habe ich nur zwei Kabeljau anzubieten, also frage ich gleich: „Möchte jemand zwei Kabeljau haben?“

Sofort ist Dagmar zur Stelle: „Ich kann sie brauchen; Ich gebe dir 6 dafür.“

„Pro Stück?“, will ich sofort wissen.

„Nein insgesamt natürlich, du müsstest sie sonst einfrieren, was dich einen Eiswürfel kostet, oder sie vernichten, und das kostet 5 pro Fisch.“

„3 pro Stück ist mir zu wenig. Braucht sonst noch jemand Kabeljau?“

„Ich gebe dir 6 pro Fisch“, meldet sich da Maria.

„Ich zahle 7.“

„8“

„9“, erhöht Maria erneut.

„Dann passe ich“, stellt Dagmar fest.

Da Walter seinen Wolfsbarsch selbst verkaufen kann, ist die Handelsphase damit abgeschlossen und wir können verkaufen. Alle decken nun ihre Preistafel und ihre Nachfragekarte auf.

Walter bekommt 60 für die beiden Hummer und 25 für seinen Wolfsbarsch.

Maria bekommt 10 für ihre Heringe, 23 für ihren Aal und die beiden Kabeljau bringen ihr je 17.

Dagmar hat keinen einzigen Fisch ergattert und geht somit leer aus.

Doch den höchsten Gewinn in dieser Runde mache ich. Denn ich kann sowohl die drei Seezungen als auch die vier Lachse für je 20 verkaufen, macht insgesamt 140.

Jetzt reduziert jeder sein Bargeld wieder auf 50, der Rest kommt auf die Bank.

Walter kann damit auf der Wertungstafel um 44 Felder weiterziehen, Maria zieht um 42 Felder auf 92, ich besitze nun ein Vermögen von 149, also kann ich meinen Zählstein um 99 Felder weiterziehen. Beziehungsweise den Einserzählstein um eins zurück und den zweiten Zählstein auf 100.

 

Damit beginnt die zweite Runde wie gehabt, doch diesmal machen Dagmar und Maria das große Geschäft.

Ab der dritten Runde besteht dann jeder Fang aus vier Fischen. Und auch diesmal hat Maria das meiste Glück und überwindet die 300 Punkte-Marke auf der Zählleiste.

In der vierten Runde erbeutet Walter wieder einige Hummer, was ihm eine rasante Aufholjagd ermöglicht. Doch das große Geschäft macht Dagmar, indem sie uns anbietet für eine geringe Aufwandsentschädigung von 3 pro Fisch unsere ganzen unverkäuflichen Fische zu übernehmen.

So bekommt sie inklusive ihrer eigenen Fische 2 Kabeljau, 5 Thunfisch, 2 Doraden und 3 Makrelen zusammen.

Als alle Handel abgeschlossen sind, verkündet sie plötzlich, „Danke das war´s. Kabeljau und Doraden friere ich ein und den Rest verkaufe ich.“

Mit diesen Worten deckt sie eine Thunfisch – Makrelen Nachfragekarte auf und die 30-10 Preistafel. Damit bringt ihr alleine der Verkauf 180 und sie gewinnt das Spiel mit knapp 60 Punkten Vorsprung vor Maria.

 

Fischmarkt ist ein Versteigerungs- und Verhandlungsspiel mit extrem hohem Glücksfaktor. Es müssen die Fische in richtiger Kombination kommen, man muss die richtige Nachfragekarte ziehen, die zu den ersteigerten Fischen passt und man muss auch noch die richtige Preistafel bekommen, damit man die vorhandenen Fische zu einem guten Preis verkaufen kann. Denn es bringt nichts, die 30-10 Preistafel zu haben, wenn dann kein einziger grauer Fisch der gesuchten Sorte im Umlauf ist.

Für meinen Geschmack ist der Glücksfaktor einfach zu hoch, du wirst vollkommen gespielt. Es ist mir schon passiert, dass ich die ersten beiden Runden noch nicht einmal mitspielen konnte.

 

Die Grafik besticht mit ihrer Schlichtheit, was die Sache meiner Meinung nach wunderbar übersichtlich macht. Aber die Wertungstafel ist etwas unübersichtlich, weil die Steine aufeinander sitzen können, obwohl sie eigentlich 100 oder 200 Punkte auseinander sind.

Und die Sichtschirme sind definitiv unbrauchbar, man kann seine Tafel nur vor den Blicken des gegenübersitzenden schützen, von der Seite sieht man gezwungenermaßen wie viel der andere für was bietet. Und bei mehr als zwei Spielern, können sich nun einmal nicht alle gegenüber sitzen.

Die Sichtschirme sollten auch oben eine Abdeckung haben.

Und auch die Regel lässt einige Möglichkeiten zu Interpretation. Zum Beispiel mit den Eiswürfel, es steht nicht definitiv in der Regel, dass man jeden Eiswürfel nur einmal verwenden kann, also jeder Spieler im ganzen Spiel nur zwei Eiswürfel zur Verfügung hat. Aber nur dann hat das ganze Handeln einen Sinn.

Auch die Regel für den Handel ist ziemlich ungenau, es steht beispielsweise nicht ausdrücklich darin ob man auch mit seinen Eiswürfeln handeln kann.

 

Im Großen und Ganzen hat mir das Spiel eigentlich keinen besonderen Spaß gemacht und ich werde mir sehr genau überlegen ob ich es noch einmal spielen werde.

Aber den anderen in der Runde hat es viel Spaß gemacht, ich habe auch andere Spielrunden beobachtet, ich glaube der entscheidende Spielspaß liegt in der Handelsphase, wenn alle interessiert und aktiv beteiligt sind, kommt Fischmarkt-Stimmung auf.

 

Christoph VAVRU (g.vavru@aon.at)

 

Spieler                      : 2 - 5

Alter                        : ab 10 Jahren

Dauer                       : ca. 45-60 Minuten

Verlag                      : Clementoni

Vertrieb                    : Piatnik

Autor                       : Mario Papini

Grafiker                    : nicht genannt

Preis                        : ca. € 15,00

 

Genre                       : Versteigerungs- und Handelspiel

Zielgruppe                : Familie

Mechanismus            : Fischkarten ersteigern, tauschen und verkaufen

Strategie                   : **

Taktik                       : ***

Glück                       : *******

Interaktion                : *****

Kommunikation         : *****

Atmosphäre              : ****

 

Kommentar:             

Schlichte aber ansprechende Grafik

Etwas unübersichtliche Wertungstafel

Viel zu kleine Sichtschirme

Stellenweise ungenaue Regel

 

Christoph Vavru: “Fischmarkt ist ein Versteigerungs- und Verhandlungsspiel mit extrem hohem Glücksfaktor.“

 

Wenn sie gerne glücksabhängige Versteigerungsspiele spielen, könnte Ihnen Fischmarkt gefallen.