Cosmic Encounter

 

SciFi-Spiel

2-4 Spieler ab 12 Jahren

Avalon Hill / Hasbro

2001

 

Die Besprechung:

Dagmar de Cassan

office@spielen.at

 

Win-Wertung:

*** II UUU AAA

 

Cosmic Encounter ist wieder da! Neben Bazaar, Acquire und Twixt ist Cosmic Encounter eines der am öftesten wieder aufgelegten Spiele. Ursprünglich ist es bei Eon erschienen, und es gab dazu insgesamt neun Erweiterungen. Danach gab es eine etwas veränderte Ausgabe bei Mayfair und eine deutsche Ausgabe bei Hexagames. Seine neueste Auflage erlebt das Spiel nun bei Avalon Hill / Hasbro, sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache.

 

Hier zunächst einmal eine Beschreibung des Grundspiels:

Es geht um die Besiedlung von Planeten außerhalb des Heimatsystems, wer zuerst Kolonien auf 5 fremden Planeten – egal in welchem System -  errichtet, hat gewonnen.

 

Jeder Spieler beginnt mit einem Planetensystem seiner Farbe, in der Mitte findet sich das Schwarze Loch, dort starten die Mutterschiffe, die 20 Raumschiffe werden auf die 5 Planeten des Heimatsystems verteilt, 4 pro Planet, das Trägerschiff beginnt neben der Sonne des Heimatsystems. Weiters bekommt jeder Spieler 7 Begegnungskarten und jedem Spieler wird dann noch eine Völker-Karte zugeteilt, jedes Volk hat Sondereigenschaften, die meist dazu dienen, die Spielregel in irgendeiner Form außer Kraft zu setzen. Vor Spielbeginn werden nun reihum die Spezialeigenschaften vorgelesen, „Amöben“ können z.B. unbegrenzt Raumschiffe bewegen, „Die Schrecklichen“ können sich bei Angriffen vervielfachen.

 

Wie kommt man aber nun zu einer Kolonie auf einem fremden Planeten? Das schafft man nur durch Begegnungen mit anderen Spielern, der Ablauf dieser Begegnungen ist grundsätzlich immer gleich:

 

In Schritt 1 nimmt der Spieler am Zug – der offensive Spieler – eventuell dort vorhandene Raumschiffe aus dem Schwarzen Loch und verteilt sie in seinem Heimatsystem.

 

Dann befragt er den Schicksalsstapel und dreht die oberste Scheibe des Stapels um, sie zeigt die Farbe des Planetensystems, in dem die Begegnung stattfindet, wird die eigene Farbe aufgedeckt kann man entweder weiter umdrehen oder – so vorhanden – eine fremde Kolonie im eigenen System angreifen.

 

Der offensive Spieler setzt 1-4 Raumschiffe von beliebigen Planeten als Stapel ins Mutterschiff, es muss immer ein Raumschiff auf einem Planeten zurückbleiben, um die Kolonie zu erhalten. Dann wird das Mutterschiff so ausgerichtet, dass es auf den gewählten Planeten zeigt. Der Besitzer dieses Planeten ist der defensive Spieler und versucht den Planeten zu verteidigen und darf dazu weder Raumschiffe abziehen noch dorthin verlegen. Ein Heimatplanet muss verteidigt werden, auch wenn er ohne Raumschiffe sein sollte.

 

Nun lädt der offensive Spieler Verbündete ein, danach der defensive Spieler, es werden immer die gewünschten Partner direkt angesprochen und eingeladen. Danach entscheiden sich die Spieler, mit wem sie sich verbünden und platzieren dementsprechend 1-4 Raumschiffe aus ihren Kolonien auf den Seitenflügeln des Mutterschiffes des offensiven Spielers oder auf ihr eigenes Trägerschiff, wenn sie den defensiven Spieler unterstützen. Ein Spieler kann auch alle Einladungen ablehnen.

 

Danach spielen beide Spieler Begegnungskarten – eine Angriffs- oder eine Verhandlungskarte. Diese Karten werden gleichzeitig aufgedeckt und das Ergebnis ermittelt: Spielen beide Angriffskarten, addiert jeder die Kartenzahl zur Zahl der eigenen und verbündeten Raumschiffe, die höhere Summe gewinnt, bei Gleichstand der defensive Spieler. Gewinnt der offensive Spieler, landen alle Raumschiffe aus dem Mutterschiff auf dem Planeten, der Spieler und seine Verbündeten errichten je eine Kolonie auf dem Planeten. Die Raumschiffe des Verteidigers und der Verbündeten landen im Schwarzen Loch. Gewinnt der defensive Spieler, landen alle Angreifer im Schwarzen Loch, die Schiffe der Verbündeten gehen zurück in die eigenen Systeme, die Verteidiger bekommen keine Kolonie, dürfen aber pro eingesetztem Raumschiff ein eigenes aus dem Schwarzen Loch oder zieht eine Karte vom Stapel, man kann die Belohnung beliebig kombinieren.

 

Spielen beide Kontrahenten eine Verhandlungskarte, so gehen die Verbündeten

leer aus und die beiden Hauptspieler müssen nun versuchen, innerhalb einer Minute einen Kompromiss zu finden, etwa: 'Ich gebe dir meine 1er Herausforderungskarte, dafür erlaubst du mir, auf einem deiner Planeten zu landen' - selbst schuld wer sich auf so etwas einlässt. Gelingt ein solcher Kompromiss aber nicht – manchmal kann es durchaus lohnen, auf stur zu schalten - verlieren beide Spieler je 3 Raumschiffe an das Schwarze Loch.

 

Wenn sich aber ein Spieler für Angriff entscheidet, während der andere über die Verhandlungskarte einen Kompromiss sucht, verliert der Kompromiss-Bereite zwar den Kampf und seine Raumschiffe genau so wie die der Verbündeten wandern ins Schwarze Loch, aber er darf vom Sieger dieses Kampfes so viele Karten ziehen wie er Raumschiffe verloren hat. Der Gewinner und seine Verbündeten werden wie oben beschrieben belohnt.

 

Einen Aspekt muss man beim Ausspielen der Karten unbedingt beachten: Es wird nicht nach jedem Zug auf 7 Karten ergänzt oder sonst wie nachgezogen, sondern man bekommt erst dann 7 neue Karten, wenn man alle ausgespielt hat! Also haushalten und nicht unbedingt gleich bei der ersten Konfrontation das ganze Pulver in Form der besten Karten verschießen.

 

Das waren in aller Kürze die Grundzüge von Cosmic Encounter. In dieser Form ist es ein gutes, gelungenes Spiel, den Pfiff und Kick bekommt es erst durch die gezielte Anwendung der Eigenschaften der einzelnen Völker und der Artefakt-Karten und die damit gegebenen Möglichkeiten, immer wieder die Spielregeln brechen zu dürfen -- endlich ein Spiel, wo dies von den Regeln her erlaubt ist! Ein Teil dieser Möglichkeiten liegt wie gesagt in den Völkereigenschaften, vom verwandeln der Angriffskarten in Verteidigungskarten über das Wiederholen einer Begegnung durch die Zeitmeister bis zu den Mutanten, die immer 7 Karten haben.

 

Aber auch die Karten haben einiges zu bieten, neben den Angriffs- und Verhandlungskarten sind darin noch Artefakte enthalten, mit der „Kosmischen Blockade“ kann man die Sonderfähigkeiten eines Volkes blockieren, mit Hilfe der 'Gefühlskontrolle' kann man sich ins Spiel einschalten und sofort eine Begegnung sprich einen Kampf herbeiführen, der vielleicht die fünfte Kolonie bringt .

 

Im Vergleich zur Originalausgabe sind es weniger Völker, dies können ihre Macht auch verlieren, wenn sie drei Heimatplaneten verlieren, aber auch wiedergewinnen, wenn sie einen Planeten zurückerobern können. Die Zusatzelemente wie Lucre sprich Geld, die Cosmic Flares, Karten, die die Eigenschaften der Völker wiederholten, und noch vieles mehr wurde nicht übernommen, aber da kann man ja immer noch auf eine Erweiterung hoffen.

 

Aussehen und Ausstattung wurden gegenüber dem Originalspiel völlig verändert, und ich muss sagen, zum Vorteil. Statt der kleinen Kartonscheibchen für die Raumschiffe gibt es nun Tetraeder, die sich stapeln lassen und wenigstens ein wenig an Raketen an der Startrampe erinnern, Mutterschiff und Trägerschiffe entsprechen im Aussehen auch ihrem Namen, die Farben sind klar unterscheidbar, einzig der Druck auf den Rückseiten der Völkerkarten ist etwas klein geraten, aber nicht wirklich ein Problem.

 

Die Regel ist hervorragend gelungen, es gibt ausführliche Beispiele, gute Erkärungen, Feinheiten, Tipps und Hinweise und auch die komplette Startaufstellung wird in einer Illustration gezeigt. Auch für die Auswahl der Völker gibt es Ratschläge, für eine erste Partie, für eine Fortgeschrittenen- und eine Profi-Partie.

 

Das Spiel selbst zählt seit seinem ersten Erscheinen, und das war immerhin 1977, zu meinen Favoriten, die immer wieder überraschenden Effekte, die man mit geschickter Kombination von Völker-Eigenschaft und Karten-Artefakter hervorrufen kann, lassen jede Partie völlig neu und überraschend verlaufen, und auch die Spielereigenschaften jedes einzelnen Spielers, wie er diese Möglichkeiten einsetzt, machen viel vom Zauber dieses Spiels aus. Cosmic Encounter ist mir die drei Sterne in der Win-Wertung wert, vielleicht auch ein wenig mit der Hoffnung, dass die Erweiterungen noch nachgereicht werden.