CARAMBA

 

Bei diesem Namen denkt man nun vielleicht sofort an das gleichnamige Spiel

von Rudolf Ross, das in den 70er Jahren in der E-Serie der Firma F.X.Schmid erschienen ist. Es handelt sich dabei um ein Wettiaufspiel, bei dem man nicht genau weiß, welchen seiner drei Läufer der Gegner dazu auserkoren hat, das Ziel zu erreichen. Damit hat 'Caramba' von Alex Randolph allerdings nichts zu tun, doch gibt es sehr große Ähnlichkeiten zu einem anderen Spiel und ich möchte soweit gehen und 'Caramba' als die Erwachsenenversion dieses Spiels bezeichnen, obwohl es natürlich auch schon von Jugendlichen gespielt werden

kann.

 

Vielen wird es wahrscheinlich nur vom Namen her bekannt sein, denn 'Gute Freunde', erschienen bei Selecta, ist ein Kinderspiel, vielmehr, soll ein Kinderspiel sein, doch haben meine Erfahrungen gezeigt, daß ohne einen Erwachsenen das Spiel nicht spielbar ist. Das Problem hängt kurz gesagt damit zusammen, daß es auf einem Kreis keine lineare Anordnung gibt und man daher den in einem Rennen Führenden durch bloßes Hinschauen nicht ausmachen kann. Übrigens machte ich Alex Randolph durch den Hinweis auf 'Gute Freunde' keineswegs des Diebstahls geistigen Eigentums bezichtigen, denn auch dieses Spiel stammt aus seiner Werkstatt.

 

Wie 'Caramba' von Rudolf Ross ist auch jenes von Alex Randotph ein Wettlaufspiel, doch es gewinnt nicht jener Spieler, der als erster das Ziel, die berüchtigte Mina de Plata, erreicht, sondern in alter 'El Dorado'-Tradition der Letzte, der den eintritt. Alle anderen Spieler müssen eine Strafe in den Pott zahlen - zu Beginn des Spiels erhält jeder dafür 30 Silberchips - und zwar der erste einen Chip, der zweite zwei und so weiter. Sie sehen: Es ist halt verdammt hart, der Letzte zu werden. Den Pott, sie werden es wahrscheinlich schon erraten haben bekommt natürlich der Sieger, also der Letzte des jeweiligen Rennens.

 

Ist schon der Zieleinlauf etwas eigenartig, so ist es die Startaufstellung umso mehr, denn jeder darf das Rennen beginnen, wo er will!!! 'Solch ein Unsinn !', werden sie nun denken; natürlich fang' ich ganz hinten an. Nun ja, da haben sie aber eine wichtige Kleinigkeit übersehen, besser gesagt, sie können sie ja gar nicht wissen, denn ich habe sie noch nicht erwähnt: Irgendwie scheint nämlich trotz, oder gerade wegen ihrer Gefährlichkeit die Mina de Plata eine magische Anziehungskraft auf die Spieler auszuüben, denn je weiter hinten ein Spieler liegt, desto mehr Würfel verwendet er. Im schlimmsten Fall sind das sechs, die einen bis zu 30 Felder (statt einer 6 trägt jeder Würfel eine O) vorwärtsbringen. Zum Glück aber gibt es eine Möglichkeit, sich von Würfeln 'freizukaufen'.

 

Dazu muß man für den ersten Würfel einen Chip in den Pott löhnen, zwei Würfel

kosten bereits 3 Chips, 3 Würfel sechs, und so fort. Dies gilt aber nur für das erste Rennen, denn bei jedem weiteren Rennen wird diese Anzahl mit der Nummer des Rennens multipliziert; also kosten etwa drei Würfel im vierten Rennen bereits 24 Chips. Ziemlich teuer das Ganze, und selbst wenn man das Geld hatte, um sich von allen Würfeln freizukaufen muß man mindestens einen immer verwenden. Keine Angst, sie brauchen sich das alles aber nicht zu merken, denn jeder Spieler erhält eine Caramba-Karte, auf der alle Kosten für die ersten fünf Rennen aufgelistet sind. Noch etwas Nettes hat sich Alex Randolph in diesem Zusammenhang einfallen lassen. Man kann nämlich versuchen, seine Mitspieler zu überreden vielleicht mehr Würfel zu verwenden, als sie es eigentlich mußten. Da dies aber sicher niemand freiwillig tun wird, kann man diese Aufforderung noch mit einem beliebig hohen Geldangebot versoßen.

 

Trifft man auf dem Weg zur Mine einen Konkurrenten, das heißt, kommt man auf dessen Feld zu stehen so erhält man von ihm einen Silberchip zur Begrüßung, muß dafür aber nochmals mit einem Würfel würfeln. Da dies meist ein sehr schlechtes Geschäft ist, sollte man solche Begegnungen tunlichst vermeiden;

doch leider hat man darauf gar keinen Einfluß. Und noch ein Mißgeschick kann einem passieren. Zu Beginn des Spiels darf jeder Spieler zwei Hinterhaltchips

auslegen. Kommt man nun auf einem solchen zu stehen, muß man sofort nochmals würfeln, und zwar mit drei Würfeln auf den ersten fünfzehn Feldern (den Steinfeldern) des Weges, mit zweien auf den Kiesfeldern (den nächsten dreizehn) und mit einem auf den restlichen es Lehmfeldern. Jeder Chip bleibt solange liegen, bis alle Spieler an ihm vorbei sind; dann darf er von einem beliebigen Spieler vor seinem Zug wieder neu ausgelegt werden.

 

Wie ich bereits erwähnt habe, besteht ein Spiel (zumeist) aus mehreren Runden, denn das Ende ist erst dann erreicht, wenn ein Spieler zu Beginn eines neuen Rennens keine Silberstücke mehr hat. Der reichste Spieler hat dann das Spiel gewonnen. Es dürfte wohl jedem klar geworden sein, daß bei 'Caramba' das Würfel-Glück eine sehr große Rolle spielt. Doch die freie Wahl des Startplatzes und die Möglichkeit des Überredens der Mitspieler gibt einem doch einen gewissen Einfluß. Ob einem dieser aber groß genug ist, oder ob man sich doch nur gespielt vorkommt wird wohl jeder für sich entscheiden müssen. Uns jedenfalls hat das Spiel recht gut gefallen und entgegen meinen Befürchtungen, der Gewinner des ersten Rennens werde durch seinen Chipgewinn die weiteren Rennen diktieren, haben sich (bis jetzt jedenfalls) noch nicht bestätigt, weil alles von Rennen zu Rennen teurer wird und man daher ein ständiges Freikaufen von Würfeln nicht lange durchhält.

 

Noch kurz ein Wort zum Spielmaterial. Bis auf die Caramba-Karten, die aus so dünnem Papier sind, daß sie sich schon durch's bloße Anschauen verbiegen, ist alles von ausgezeichneter Qualität. Die Sombreros sind hübsch anzuschauen, aber etwas schwer aus der Schachtel zu bekommen. Und zur Festlegung der Zugreihenfolge ist sogar ein Hutband vorhanden.

 

'Caramba' ist, vergleicht man es mit anderen Randolph-Spielen, sicherlich nicht allererste Wahl, doch sollte man es unbedingt einmal probieren. Ob man es sich dann auch wirklich zulegt, wird wohl letztlich auch davon abhängen, wieviel man bereit ist, dafür auszugeben. Für mich jedenfalls liegt der Preis (wie übrigens bei den meisten Spielen) an der absoluten Schmerzgrenze.